Inhalt: Der vorliegende Diskussionsbeitrag zur Positionierung der Gender Studies befasst sich mit dem Problem ihrer transdisziplinären Einheit sowie mit ihren Zielsetzungen und Fragestellungen. Es wird gezeigt, dass die Gender Studies eine folgenreiche Verschiebung innerhalb der drei zentralen Themen vornehmen, denen sich die Geschlechterforschung in den Kulturwissenschaften auf unterschiedliche Weise widmet: dem Thema der Ungleichheit, der Komplementarität und der Differenz. Gender Studies konstituieren sich nach der These des Autors dort, wo die Kategorie "Geschlecht" von einem analytischen Instrument der Forschung zu ihrem zentralen Problem wird. Der Autor diskutiert zunächst die politische Rahmung der Geschlechterforschung, welche diese zu "gendered studies" macht und zahlreiche Folgeprobleme für die Forschung aufwirft. Er formuliert anschließend einen enger gefassten Begriff von Gender Studies, der von drei Grenzphänomenen ausgeht: den Anomalien der Geschlechtsklassifikation, der Gender Indifferenz und den Sex Studies. Er betrachtet dabei die Gender Studies als eine Differenzierungsforschung, deren Zielsetzung in Konkurrenz zu den Naturwissenschaften und in Abarbeitung eines spezifischen historischen Erbes verstanden werden muss. Er diskutiert vor diesem Hintergrund die Bedeutung der Gender Studies für die disziplinäre Organisation der Wissenschaften und für das Verhältnis zur Geschlechterpolitik. (ICI2)
Inhalt: "For many, 'Gender Studies' has become a label for a huge field, comprising women's studies, men's studies and all investigations into their differences and relations. Understood in that way 'gender studies' would be the name of any science that regards human beings under the aspect of their sex. The article pleads for a more specific notion of gender studies as an enterprise investigating the distinction between the Sexes instead of using the distinction for research (like women's and men's studies do). Gender studies in this sense get its contour through dealing with three 'margins' of gender: 1. those gender trouble makers which gave rise to the category of 'gender' in clinical research in the 60s, and who are still vital resources for theoretical innovation in the humanities; 2. the phenomenon of gender indifference which has to be taken seriously both as feature of modern societies and as a clue to understanding sexual discrimination as an unexpected re-enactment of gender; 3. the contributions of 'sex studies' in the life-sciences which have to be observed by gender studies in a science studies manner, and which have to be taken seriously as intellectual competitors, not opponents. In sum, gender studies should be regarded as 'social studies of sexual difference' aiming at a culturalist decomposition of the reifications 'man' and 'woman'." (author's abstract)
Schlagwörter:Geschlechterforschung; Frauenforschung; Forschungsansatz; Frauenpolitik; Naturwissenschaft; interdisziplinäre Forschung; Differenzierung; Forschungsgegenstand; Geschlechterverhältnis; Erkenntnisinteresse; Begriffsbildung
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Naturwissenschaft und Technik
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz