'Hegemoniale Männlichkeiten' als narrative Distinktionspraxis im Wissenschaftsspiel : wissenschaftssoziologische Perspektiven auf historische technikwissenschaftliche Erzählungen
Titelübersetzung:'Hegemonic masculinities' as a narrative practice of social distinction in the 'scientific game' : sociology of science perspectives on historical narratives in engineering
Autor/in:
Paulitz, Tanja
Quelle: Österreichische Zeitschrift für Soziologie : Vierteljahresschrift der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie, Jg. 37 (2012) H. 1, S. 45-64
Inhalt: "Der Artikel diskutiert theoretisch und methodisch die Analyse narrativer Konstruktionen von Geschlecht aus wissenschaftssoziologischer Perspektive. Er versteht sich als Beitrag zu einer Erweiterung der Diskursforschung durch Impulse aus der Praxistheorie und so zur Untersuchung wissenschaftlicher Narrative als routinisierte 'strategische Fiktionen' im Kontext geschlechtlich codierter Grenzziehungsarbeit (boundary work). Zusätzlich knüpft der Artikel an neuere Debatten zum Konzept 'hegemonialer Männlichkeit' als generatives Prinzip an und interessiert sich für Praktiken, im Zuge derer multiple, komplexe und kontext-spezifische Versionen hegemonialer Männlichkeit entworfen werden, und zwar als Resultat diskursiver Kämpfe und auch als Ergebnis des Wettbewerbs unter Männern. Die empirische Untersuchung von Narrativen rekonstruiert folglich Praktiken der symbolischen Distinktion und Situierung von vergeschlechtlichten Akteuren im sozialen Feld der Wissenschaft. Dies wird am Beispiel der Professionalisierung der modernen Technikwissenschaften im deutschsprachigen Raum in der Zeit von den 1870er Jahren bis zur Jahrhundertwende illustriert. In ihren Schriften entwarfen die Technikwissenschaftler anfangs den 'Maschinenwissenschaftler' als neutralisierte Position wissenschaftlicher Objektivität mit Hilfe eines Fortschrittsnarrativs. Später löste der 'Mann der Tat' das vorherige Konzept ab. Mit Hilfe eines Ursprungsnarrativs wurde nun technische Kompetenz naturalisiert und als besondere Gabe der Geschlechtsnatur des Mannes verstanden. Beide Narrative werden als je spezifische Art und Weise der Herstellung von Männlichkeit gedeutet, mit denen Ingenieure jeweils für eine dominante Position im Wissenschaftsspiel kämpften, nicht nur in Bezug auf Frauen, sondern auch in Bezug auf andere soziale Gruppen von Männern." (Autorenreferat)
Inhalt: "The paper focuses theoretically and methodologically on the analysis of narrative constructions of gender from the perspective of sociology of science. It contributes to discussions about extending discourse analytical perspectives by impulses from theories of social practice. Thus it suggests analyzing scientific narratives as routinized 'strategic fictions' in the context of gendered boundary work. Additionally, it draws on recent discussions on the concept of 'hegemonic masculinity' as a generative principle and asks theoretically about practices in the course of which multiple, complex and context-specific versions of hegemonic masculinity are drafted as the outcome of discursive struggles and also of the competition among men. The empirical analysis thus reconstructs narrative practices of symbolically distinguishing and situating gendered actors in the social field of science. This is illustrated at the example of the professionalization of modern German engineering in the time period from the 1870ies until the turn of the century. In their writings engineering scholars initially composed the 'scientist of machinery' as the symbolically neutralized position of objectivity by following a narrative of progress. Later the engineer as the 'man of action' displaced the former concept by now stressing a narrative of a pre-historical origin of technological man whose competence is a gift of the nature of his sex. Both narratives are interpreted as an, in each case, specific mode of masculinity construction in order to struggle for a dominant position not only with respect to women but also to other social groups of men." (author's abstract)
Geschlecht in den Strukturen, Fachkulturen und Diskursen der Technikwissenschaften
Titelübersetzung:Gender in the structures, professional cultures and discourses of technical sciences
Autor/in:
Paulitz, Tanja
Quelle: Geschlechterforschung: Theorien, Thesen, Themen zur Einführung. Barbara Rendtorff (Hrsg.), Claudia Mahs (Hrsg.), Verena Wecker (Hrsg.). Stuttgart: Kohlhammer, 2011, S. 59-72
Inhalt: Innerhalb der Frauen- und Geschlechterforschung gehört die Beschäftigung mit den Technikwissenschaften bis heute tendenziell zu den Spezialgebieten. Im Mittelpunkt des Beitrags steht die Frage nach den geschlechterbezogenen Implikationen des Technikverständnisses an sich und dem des Berufsfeldes. Zunächst befasst sich der Beitrag mit dem Begriff der Technikwissenschaften und geht auf die historische Entstehung und die aktuellen Kennzeichen der Technikwissenschaft ein. Anschließend erkundet der Beitrag den Frauenanteil in der Technik und setzt sich mit der Identitätsbildung in der Ingenieurpraxis, mit historischen Berufsbildern und den technikwissenschaftlichen Diskursen auseinander. Abschließend wird ein Blick auf zukünftige Forschungsperspektiven geworfen. (ICB2)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis, Naturwissenschaft und Technik
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Biophilosophien : Wissenschaft, Technologie und Geschlecht im philosophischen Diskurs der Gegenwart
Titelübersetzung:Biophilosophies : science, technology and gender in the discourse on philosphy in the present age
Autor/in:
Lettow, Susanne
Quelle: Frankfurt am Main: Campus Verl. (Politik der Geschlechterverhältnisse, Bd. 43), 2011. 326 S.
Inhalt: Biowissenschaften und -technologien sind seit den 1960er Jahren immer wieder Anlass einer philosophischen Reflexion geworden. Die Molekularbiologie und Genetik, seit den 1950er Jahren eng mit der Informationstheorie verbunden, werden im philosophischen Diskurs ebenso aufgegriffen wie die technologischen und biomedizinischen Entwicklungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts - angefangen von den ersten Organtransplantationen in den 1960er Jahren, über die Entstehung rekombinanter DNA-Technologien und der Reproduktionstechnologien in den 1970er Jahren, bis hin zu den Versprechen der Stammzellforschung und der Konjunktur der Hirnforschung zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Im vorliegenden Buch wird das philosophische Feld insgesamt in den Blick genommen und daraufhin befragt, welche wirkmächtigen theoretischen Strategien sich in den vergangenen Jahrzehnten herausgebildet haben. Diese Strategien werden als "Biophilosophien" bezeichnet, weil sie sich als Elemente einer Biopolitik erweisen, die nicht nur die staatliche Regulierung von Biowissenschaften und -technologien, sondern auch die Entstehung neuer Formen der Subjektivierung und Normalisierung umfasst. Untersucht wird, worin die Spezifik der biophilosophischen Artikulationen besteht, das heißt, wie in den unterschiedlichen Strategien philosophische Kompetenz eingesetzt wird, um Geschlechterverhältnisse zu artikulieren bzw. zu desartikulieren. (ICI2)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Naturwissenschaft und Technik
Dokumenttyp:Monographie
Science and Technology Studies : ein Überblick
Titelübersetzung:Science and technology studies : an overview
Autor/in:
Bammé, Arno
Quelle: Marburg: Metropolis-Verl., 2009. 238 S.
Inhalt: "Zu Beginn der 70er Jahre wurde die bis dahin dominierende Wissens- bzw. Wissenschaftstheorie (Scheler, Mannheim, Merton) in geradezu spektakulärer Weise abgelöst durch empirische Forschungsansätze (Bloor, Collins, Knorr-Cetina, Latour). In ihnen ging es nicht mehr um Selbstzuschreibungen und philosophische Fiktionen, sondern um 'Science in the Making', um die Analyse dessen, was im wissenschaftlichen Alltag tatsächlich passiert. In ähnlicher Weise entwickelte sich alsbald eine empirisch orientierte Techniksoziologie (Bijker, Pinch, Hughes). Im Verlauf der Diskussion, die im Wesentlichen im englischen Sprachraum geführt wurde, kam es zu einer Verwischung der Grenzen zwischen der Technik- und der Wissenschaftsforschung und zum heute international geläufigen, transdisziplinären Forschungsfeld der Science and Technology Studies (STS). Im vorliegenden Buch wird der Entwicklungsprozess dieser Diskussion nachgezeichnet (Edinburgh Strong Programme, Bath School, Akteur-Netzwerk-Theorie). Zwei Aspekte werden besonders hervorgehoben: zum einen die zeitgleich formulierten Ansätze des feministischen Postkonstruktivismus (Cockburn, Harding, Haraway, Keller, Wajcman), zum anderen der Entwurf einer technologisch geprägten Gesellschaftstheorie durch Bruno Latour. Abschließend wird das Diskursgeschehen auf die deutschsprachige Diskussion zurückgeführt und einer kritischen Analyse unterzogen." (Autorenreferat)
CEWS Kategorie:Naturwissenschaft und Technik, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Monographie
Wissenschafts- und Technikforschung: Multikulturelle und postkoloniale Geschlechteraspekte
Titelübersetzung:Science of science and research on technology: multicultural and post-colonial gender aspects
Autor/in:
Harding, Sandra
Quelle: Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung: Theorie, Methoden, Empirie. Ruth Becker (Hrsg.), Beate Kortendiek (Hrsg.), Barbara Budrich (Mitarb.), Ilse Lenz (Mitarb.), Sigrid Metz-Göckel (Mitarb.), Ursula Müller (Mitarb.), Sabine Schäfer (Mitarb.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. (Geschlecht und Gesellschaft), 2008, S. 305-314
Inhalt: Die Autorin beschreibt die Themen der feministischen Wissenschafts- und Technikforschung in Europa und Nordamerika anhand von fünf exemplarischen Bereichen: sexistische und androzentrische Diskriminierung durch Prozesse und Ergebnisse der Forschung, soziale Strukturen der Wissenschaft, wissenschaftliche Ausbildung, Technologiegestaltung sowie Epistemologie und Wissenschaftstheorie. In Abgrenzung dazu skizziert sie kritische feministische Sichtweisen zur modernen westlichen Wissenschaft und Technik, die in verschiedenen Projekten des "Südens" eine wichtige Rolle für die Konzeption von Modernität, Demokratie und sozialem Fortschritt spielen. Sie hebt insbesondere drei Wissenschafts- und Technikbewegungen hervor, die im Süden nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind: die "Ethnoscience"-Bewegung, die "Science and Empires"-Bewegung und die postkoloniale Kritik an Entwicklungspolitik, -praktiken und -theorien des Nordens. Die Autorin weist vor diesem Hintergrund auf zukünftige Entwicklungen und Fragen der feministischen Wissenschafts- und Technikforschung hin. (ICI)
Recodierungen des Wissens : Stand und Perspektiven der Geschlechterforschung in Naturwissenschaften und Technik
Titelübersetzung:Recodings of knowledge : current state and prospects relating to gender studies in natural sciences and technology
Herausgeber/in:
Lucht, Petra; Paulitz, Tanja
Quelle: Frankfurt am Main: Campus Verl. (Politik der Geschlechterverhältnisse, Bd. 38), 2008. 234 S.
Inhalt: "Naturwissenschaftliches und technisches Wissen sind nicht geschlechtsneutral. Die Autorinnen dieses Bandes untersuchen die Spielarten der geschlechtlichen Codierungen und Recodierungen dieses Wissens und beleuchten diese anhand historischer und aktueller Entwicklungen in den einschlägigen Disziplinen. Zunächst bieten Überblicksbeiträge eine Orientierung in diesem transdisziplinären Forschungsfeld. Exemplarische Studien entwickeln darüber hinaus erweiterte Forschungsperspektiven auf die Konstruktionen von Männlichkeit sowie die Konzepte von Kolonialismus und Globalisierung." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Petra Lucht, Tanja Paulitz: Recodierungen des Wissens. Zu Flexibilität und Stabilität von natur- und technikwissenschaftlichem Wissen - Eine Einleitung (11-28); Heike Wiesner: Bühne Natur- und Technikwissenschaften: Neuere Ansätze aus dem Gender-Diskurs (31-50); Sabine Maasen: Zwischen Dekonstruktion und Partizipation: Transdisziplinaritäten in und außerhalb der Geschlechterforschung (51-68); Karin Zachmann: Technik, Konsum und Geschlecht - Nutzer/innen als Akteur/innen in Technisierungsprozessen (69-86); Judy Wajcman: Technology as a Site of Feminist Politics (87-102); Karin Esders: Populäre Medien als "Technologien des Geschlechts" (103-120); Tanja Paulitz: Disparate Konstruktionen von Männlichkeit und Technik-Formen der Vergeschlechtlichung ingenieurwissenschaftlichen Wissens um 1900 (123-140); Wendy Faulkner: The Gender(s) of "Real" Engineers: Journeys around the Technical/ Social Dualism (141-156); Londa Schiebinger: Gender Analysis in Colonial Science (159-176); Esther Ruiz Ben: Internationalisierung der IT-Branche und Gender-Segregation (177-194); Kerstin Palm: Das Geschäft der Pflanze ist dem Weib übertragen ... die Pflanze selbst hat aber kein Leben - Zur vergeschlechtlichten Stufenordnung des Lebens im ausgehenden 18. Jahrhundert (197-212); Bärbel Mauss: Ursprung und Geschlecht: Paradoxien in der Konzeption von Geschlecht in Erzählungen der Molekularbiologie (213-230).
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Naturwissenschaft und Technik
Dokumenttyp:Sammelwerk
Recodierungen des Wissens : zu Flexibilität und Stabilität von natur- und technikwissenschaftlichem Wissen - eine Einleitung
Titelübersetzung:Recordings of knowledge : flexibility and stability of natural and technical science knowledge - an introduction
Autor/in:
Lucht, Petra; Paulitz, Tanja
Quelle: Recodierungen des Wissens: Stand und Perspektiven der Geschlechterforschung in Naturwissenschaften und Technik. Petra Lucht (Hrsg.), Tanja Paulitz (Hrsg.). Frankfurt am Main: Campus Verl. (Politik der Geschlechterverhältnisse), 2008, S. 11-27
Inhalt: Die Frage, in welcher Weise Geschlecht in der naturwissenschaftlichen Wissensproduktion und in der Technologieentwicklung im Ingenieurbereich eine Rolle spielt und mit gesellschaftlichen Geschlechterverhältnissen verwoben ist, bildete das Kerninteresse von öffentlichen, interdisziplinären Forschungscolloquien im Sommersemester 2005 und im Wintersemester 2005/06 zum Themenschwerpunkt "Wissenschaftsforschung als Geschlechterforschung" am Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung (ZIFG) der Technischen Universität Berlin. Das vorliegende Buch dokumentiert weitgehend diese Veranstaltung und zielt darauf ab, aktuelle Zusammenführungen und Weiterentwicklungen von Theorien und Analysen zur Kategorie "Geschlecht" in den Natur- und Ingenieurwissenschaften vorzustellen. Den zentralen, die verschiedenen Beiträge bündelnden Fokus bildet dabei die Frage der geschlechtlichen Codierung von Wissen als komplexes analytisches Problem, bei dem historisch und abhängig vom sozialen Kontext vielschichtige Prozesse der Recodierung, verstanden als Verschiebung und erneute Stabilisierung vergeschlechtlichter Codes, einbezogen werden. Die Beiträge bieten auf diese Weise aktuelle Forschungsperspektiven, die die Flexibilität der Geschlechtscodierungen in Naturwissenschaft und Technik historisch wie aktuell aufzeigen. (ICA2)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Naturwissenschaft und Technik
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Natur - Wissenschaft - Nachhaltigkeit : die Bedeutung ökologischer Wissenschaften im Nachhaltigkeitsdiskurs sowie deren Zusammenhang mit gesellschaftlichen Natur- und Geschlechtervorstellungen
Titelübersetzung:Nature - science - sustainability : the meaning of ecological sciences in the discourse on sustainability and their connection with social ideas of nature and gender
Autor/in:
Jungkeit, Renate; Katz, Christine; Weber, Ivana; Winterfeld, Uta von
Quelle: Sozial-ökologische Forschung: Ergebnisse der Sondierungsprojekte aus dem BMBF-Förderschwerpunkt. Ingrid Balzer (Hrsg.), Monika Wächter (Hrsg.). München: Oekom Verl., 2002, S. 475-494
Inhalt: Im Mittelpunkt des vorliegenden Sondierungsprojekts steht eine kritische Betrachtung der Naturvorstellungen ökologischer Wissenschaften, da diese insbesondere im Rahmen der Nachhaltigkeitsdiskussion zu Lösungen der globalen Umweltkrise beitragen sollen. Zugleich wird wissenschaftsintern nach geschlechtskonnotierten Grundlagen dieser Naturvorstellungen sowie nach deren Auswirkungen auf die gesellschaftliche und politische Ebene gefragt. Zunächst werden die wichtigsten Naturbegriffe der naturwissenschaftlichen Ökologie einschließlich ihrer Herkunft sondiert und die konstitutiven Theorien der Ökologiebewegung herausgearbeitet. Anschließend wird die Frage erörtert, inwieweit diese Begriffe und Theorien sich im Nachhaltigkeitsdiskurs wiederfinden und wie sie jeweils mit Gesellschafts- und Geschlechterkonzepten verknüpft sind. Weiterhin werden exemplarisch Natur-, Gesellschafts- und Geschlechterbegriffe anhand ausgewählter Nachhaltigkeitsstudien sondiert, da diese über die Handlungsempfehlungen der Studien politisch wirksam sind. Auf beiden Ebenen - der begrifflich-theoretischen wie der exemplarischen Sondierung - kann gezeigt werden, dass naturwissenschaftliches Wissen im Nachhaltigkeitsdiskurs normativ wirkt. (ICI2)