Inhalt: "Im Vordergrund dieses Aufsatzes steht das Nachdenken über die Frage, wie die langjährige Auslandsbeschäftigung und wissenschaftliche Tätigkeit der Autorin zusammenhängen. Zur Beantwortung dieser Frage werden auch ausgewählte Reflexionen emigrierter WissenschaftlerInnen herangezogen, die für ein laufendes Forschungsvorhaben interviewt worden sind. Erforschtes und Erfahrenes hat die Autorin zunächst als Folge ihrer langjährigen Auslandsbeschäftigung erlebt. Sie versucht, anhand zweier abgeschlossener Projekte prozessorientiert darzustellen und zu analysieren, wie Erforschtes und Erfahrenes Hand in Hand gingen und ihre Perspektive geändert haben. Das führt zur zentralen Problematik dieses Beitrages: dass nicht nach dem Charakter des Auslandsaufenthaltes und seinen Folgen gefragt werden kann, sondern danach gefragt werden muss, was als Auslandsaufenthalt erzählt wird und damit ursächlich wäre für die Projekte, die dann sozusagen durch den Auslandsaufenthalt entstanden wären. Wenn kulturell bedingte Wahrnehmung jedoch die Grundlage für Erfahrenes bildet, dann ist die entscheidende Frage, was mit dem Auslandsaufenthalt erzählt wird. Diese Denkprozesse haben zu einer geänderten Fragestellung geführt und auch Folgen für ein laufendes Forschungsvorhaben gehabt. Die Gedankenprozesse haben die Entwicklung einer Interview-Methode ermöglicht, die die Autorin mit dem Begriff des cultural interviewing bezeichnet und in der zweiten Hälfte dieses Beitrags ausführlich diskutiert. Dem Begriff der 'parallelen Kategorie', der in der ersten Hälfte dieses Beitrags entwickelt wird, kommt hierfür eine zentrale Bedeutung zu. Parallele Kategorie bedeutet, dass die Verkörperung derselben Differenzen beispielsweise in der Zeit, in der Vergeschlechtlichung, in der Subjektivierung vor sich gehen kann. In diesem Sinne sind die Kategorien Zeit, Geschlecht, Subjekt im jeweiligen Kontext vergleichbar. In der Darstellung und in der Diskussion dieser Gedankenprozesse versucht die Autorin, Entwicklungen wiederzugeben, die nicht linear verlaufen sind." (Autorenreferat)