Haben Professionen ein Geschlecht? : öffentliche Perspektiven und private Hindernisse
Titelübersetzung:Do professions have a gender? : public perspectives and private obstacles
Autor/in:
Leuze, Kathrin; Rusconi, Alessandra
Quelle: Forum Wissenschaft, Jg. 26 (2009) Nr. 4, S. 18-21
Inhalt: Der Beitrag zeigt anhand empirischer Ergebnisse, dass die Unterschiede zwischen öffentlichem und privatem Sektor zu einer "Geschlechterordnung der Professionen" führen. Frauen haben bereits unmittelbar nach Studienabschluss weniger Perspektiven im privaten Sektor. Dies setzt sich in der familienintensiven Phase fort. Offensichtlich sind Professionen des privaten Sektors mit Karrierepfaden verknüpft, die typisch für männliche Berufsverläufe sind. Allerdings scheinen die angeblich besser planbaren Perspektiven im öffentlichen Dienst nicht genug Schutz zu bieten, um die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in der Familie zu überwinden. Damit erleben auch hochqualifizierte Frauen eine ähnlich problematische Situation wie ihre gering qualifizierten Geschlechtsgenossinnen: Sie verdienen weniger als vergleichbar ausgebildete Männer und haben es schwerer, eine Karriere zu verfolgen. Finanzielle Ausgleichsleistungen wie Eltern- bzw. Erziehungsgeld sollen zwar die Möglichkeit (für Mütter) sichern, Kinder selbst zu betreuen. Sie unterstützen Eltern jedoch nur begrenzt darin, weiterhin gleichberechtigt zu arbeiten. Ebenso vernachlässigt werden die langfristigen Konsequenzen von reduzierten (oder ganz fehlenden) erwerbsbezogenen sozialen Leistungen für jenes Elternteil, das die Hauptverantwortung für die Familienarbeit übernimmt, also meistens die Mutter. Die optimistische Einschätzung, dass Bildungsgleichheit von Frauen und Männern zur Arbeitsmarktgleichheit führt, kann erneut nicht bestätigt werden. (ICA2)
CEWS Kategorie:Geschlechterverhältnis, Wissenschaft als Beruf
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Arbeit als Lebensform? : beruflicher Erfolg, private Lebensführung und Chancengleichheit in akademischen Berufsfeldern
Titelübersetzung:Work as a way of life? : occupational success, private life and equal opportunity in academic occupational fields
Herausgeber/in:
Haffner, Yvonne; Krais, Beate
Quelle: Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008. 215 S.
Inhalt: "Viele hoch qualifizierte Frauen stoßen an die 'gläserne Decke', wenn ihre Karrieren auf der mittleren Ebene stecken bleiben. Auf der Suche nach den Ursachen hierfür weisen die Autorinnen und Autoren dieses Bandes nach, dass vor allem die Dominanz der Arbeitswelt und die Unvereinbarkeit mit dem Privatleben Karrierewege blockieren. Sie kommen zu dem Schluss, dass sich Chancengleichheit im Beruf und damit eine Umgestaltung der Geschlechterverhältnisse nur gemeinsam mit einem Wandel der Arbeitswelt vollziehen kann." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Yvonne Haffner, Beate Krais, Ragna Schümann: Moderne Arbeitswelten, beruflicher Erfolg und private Lebensverhältnisse (7-18); Franziska Schreyer: Unter Männern: Der Arbeitsmarkt von Akademikerinnen im technischen Feld (19-46); Yvonne Haffner: Strukturelle Barrieren im Beruf: die Arbeitskultur im Berufsfeld der Ingenieur- und Naturwissenschaften (47-61); Ulrike Schraps, Ernst-H. Hoff: Dynamik der beruflichen und privaten Lebensgestaltung von Frauen und Männern im IT-Bereich - Ergebnisse einer qualitativen Längsschnittstudie (63-88); Cornelia Koppetsch: Chancengleichheit und Work-Life-Balance in der Werbeindustrie (89-104); Friederike Maier: Erfolgreiche Erwerbsintegration bei anhaltender Ungleichheit - Die Berufssituation von Wirtschaftsakademikerinnen zu Beginn des 21. Jahrhunderts (105-128); Susanne Dettmer: Alltägliche und biographische Synchronisation partnerschaftlicher Lebensläufe (129-153); Maria E. Harde, Lilian Streblaw: "Ja, ab der Promotion wird es eng" - zum Zusammenspiel individueller und struktureller Barrieren für Frauen in der Wissenschaft (155-175); Beate Krais: Wissenschaft als Lebensform: Die alltagspraktische Seite akademischer Karrieren (177-211).
CEWS Kategorie:Vereinbarkeit Familie-Beruf, Wissenschaft als Beruf, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerk
Die Macht des Offensichtlichen : Bedingungen geschlechtlicher Personalisierung in der Wissenschaft
Titelübersetzung:The power of appearance : where gender matters in science
Autor/in:
Heintz, Bettina; Merz, Martina; Schumacher, Christina
Quelle: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 36 (2007) H. 4, S. 261-281
Inhalt: "Ausgehend von interaktionstheoretischen Überlegungen geht der Aufsatz der Frage nach, unter welchen Bedingungen personalisierende Beurteilungen in sachbezogene Interaktionsprozesse einfließen können. Diese Bedingungen werden für den Fall der Wissenschaft aufgrund einer ethnographischen Studie in vier Disziplinen (Botanik, Pharmazie, Meteorologie und Architektur) spezifiziert. Es werden drei Dimensionen identifiziert, anhand derer sich Disziplinen klassifizieren lassen: (a) Standardisierungsgrad der epistemischen Praktiken, (b) Grad der wechselseitigen Abhängigkeit und Kooperationszwang sowie (c) Trennbarkeit von beruflichen und privaten Erwartungszusammenhängen. Diese drei Dimensionen sind nicht nur wissenschaftssoziologisch instruktiv, sondern eröffnen auch eine neue Perspektive auf die Frage, unter welchen Bedingungen die immer mitlaufende Wahrnehmung der Geschlechtszugehörigkeit zu einem kommunikativ relevanten Merkmal wird." (Autorenreferat)
Inhalt: "The thesis underlying this article asserts that interaction is the main mechanism through which gender inequality is reproduced. Yet, it is contended that gender does not always matter: personal assessments drawing on attributes such as gender, interfere in professional interaction only under certain conditions. This contributions explores how such conditions can be specified in the case of science, based on an ethnographic investigation of four disciplines: botany, pharmacy, meteorology, and architecture. These disciplines are classified according to three dimensions: (a) the degree of standardization of epistemic practices, (b) the degree of mutual dependence and the obligation to cooperate, and (c) the extent to which private and professional expectations can be kept apart in the workplace. The authors maintain that these three dimensions are not only pertinent to the sociology of science but also provide a fresh insight into the conditions under which gender shapes social interaction." (author's abstract)
Chancengleichheit in akademischen Berufen : Beruf und Lebensführung in Naturwissenschaft und Technik
Titelübersetzung:Equal opportunity in academic careers : careers and life in natural science and technology
Autor/in:
Könekamp, Bärbel
Quelle: Wiesbaden: Dt. Univ.-Verl., 2007. 199 S.
Inhalt: Die Frage nach der Chancengleichheit von Männern und Frauen in hochqualifizierten Berufsbereichen kann heute nicht mehr mit fehlenden fachlichen Qualifikationen der Frauen beantwortet werden. Die geringe Zahl von Akademikerinnen in Spitzenpositionen gibt Anlass, das Phänomen der "gläsernen Decke" mit der Frage nach der Chancengleichheit in akademischen Berufen zu verbinden. Hierzu greift die vorliegende empirische Studie auf die Diskussion um akademische Berufe als Professionen bzw. bürgerliche Berufe zurück, um auf eine spezifische Lebensführung der in diesen Berufen tätigen Personen aufmerksam zu machen. Was am Arbeitsplatz geschieht - auch die Frage der Anerkennung von Leistungen und Qualifikation - ist ohne Bezug auf das komplexe Konstrukt der im Beruf geforderten Lebensführung nicht zu verstehen. Im Zentrum steht dabei die Frage der Chancengleichheit im Bereich naturwissenschaftlicher und ingenieurwissenschaftlicher Berufe. Mit dieser Studie steht für Deutschland ein großer, differenzierter Datensatz zur beruflichen und privaten Situation von Erwerbspersonen mit natur- und ingenieurwissenschaftlichen Studienabschlüssen zur Verfügung (an der schriftlichen Befragung nahmen rund 9000 Personen teil). Die Erweiterung der Perspektive um das Konzept der "alltäglichen Lebensführung", das auch jene Dimensionen der Person einbezieht, die über den Arbeitsplatz hinaus auf die private Lebenssituation verweisen, führt zu folgendem Ergebnis: Was am Arbeitsplatz geschieht, auch die für die Frage der Chancengleichheit zentrale Bewertung und Anerkennung von Leistung und Qualifikation, ist ohne den Bezug auf den Kontext und damit auf das Konstrukt der "Lebensführung" nicht zu verstehen. (ICA2)
CEWS Kategorie:Wissenschaft als Beruf, Geschlechterverhältnis, Naturwissenschaft und Technik
Dokumenttyp:Monographie
Die Lebensführung - ein zentraler Faktor der Anerkennung von Leistung und Qualifikation in akademischen Berufen : dargestellt am Beispiel der Berufsfelder Chemie und Ingenieurwissenschaften
Titelübersetzung:Life style - a key factor in the recognition of achievement and qualification in academic careers : described by means of the occupational fields of chemistry and engineering sciences
Autor/in:
Könekamp, Bärbel
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Jg. 24 (2006) H. 4, S. 43-54
Inhalt: Am Beispiel der akademischen Berufsfelder im Bereich der Chemie und Ingenieurwissenschaften geht es in dem Beitrag um die Frage nach der Chancengleichheit von Männern und Frauen in hochqualifizierten Berufsbereichen. Ziel ist es, angesichts des Missverhältnisses zwischen dem zunehmenden Erwerb hoher Bildungstitel von Frauen und der geringen Zahl von Frauen in Spitzenpositionen stärker als bisher die Analyse von Bewertungsmaßstäben für Qualifikation und Leistung in der Arbeitswelt in den Blick zu nehmen. Aus arbeitssoziologischer Perspektive ist Qualifikation das Ergebnis sozialerAushandlungsprozesse und Konflikte und damit ein gesellschaftliches Konstrukt, das relational gesehen werden muss. Anhand von Untersuchungsergebnissen wirdgezeigt, welche Qualifikationen für Karrieren in Naturwissenschaften und Technik maßgeblich sind. Um die berufliche Situation von Männern und Frauen anhand einheitlicher Kriterien beurteilen zu können, wurde die komplexe Variable Berufserfolg gebildet, in die einzelne objektivierbare Erfolgskriterien wie Einkommen, Führungsposition, Personalverantwortung, Budgetverantwortung und Position bei Verhandlungen mit externen Partnern eingeflossen sind. Die im Rahmen der Untersuchung gestellt Frage, ob über Rollenstereotype und die Geschlechterordnung Aspekte der Lebensführung im privaten Bereich in das Urteil über die Qualität der Arbeit von Akademikerinnen und Akademikern eingehen, kann eindeutig positiv beantwortet werden. Die Befunde erklären, dass auch heute noch Karrieren von Akademikerinnen weniger erfolgreich verlaufen als die von Akademikern mit gleicher Qualifikation. In naturwissenschaftlichen und technischen Berufen hat sich durch die lange Ausgrenzung von Frauen ein Karrieremodell entwickelt, in dem die professionelle Lebensführung auch die männliche bürgerliche Lebensführung einschließt. Versteht man Qualifikation als gesellschaftliches Urteil über die Qualität der Arbeit, dann zeigt sich heute, dass eine an die bürgerliche Lebensführung erinnernde professionelle Lebensführung männliche Professionelle stärker anerkennt. Die Anerkennung einer Lebensführung im Beruf, in die nicht nur fachliche, sondern auch private Lebensverhältnisse einfließen, die ausschließlich von Männern gelebt werden, bietet subtil wirkende Geschlechtergrenzen, die von Frauen nicht ohne weiteres übertreten werden können. (ICH)
Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung; Berlin, 2006. 84 S.
Inhalt: "In der Broschüre werden die Ergebnisse einer Untersuchung vorgestellt, die sich mit einem für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland wichtigen Berufssegment beschäftigt: mit den akademischen Berufen im Bereich von Naturwissenschaft und Technik. Ziel der Untersuchung war es, die berufliche Situation der in diesem Bereich tätigen Akademikerinnen und Akademiker zu erfassen und unter dem Gesichtspunkt der Chancengleichheit von Männern und Frauen zu analysieren. Auf der Grundlage dieser Analyse sollten schließlich auch Ansatzpunkte für die Herstellung von Chancengleichheit im Beruf aufgezeigt werden. Die schriftliche Befragung fand in den Jahren 2000 (Pilotstudie Physik) und 2003 statt. Die Untersuchung stützte sich auf Datensätze von insgesamt 9000 Personen; etwas mehr als die Hälfte der befragten Personen sind Frauen. Die relevanten Wirtschaftssektoren sind sehr differenziert erfasst. Als Ergebnis ist festzuhalten, dass der berufliche Erfolg von Frauen niedriger ist als der von Männern; dies gilt unbeschadet aller Differenzierungen nach Wirtschaftszweigen, Studienabschlüssen und Alter der Befragten. Dazu gehört auch, dass die Karriere von Frauen sich langsamer entwickelt und früher stagniert, Männer besser in den Betrieb integriert sind, die Zufriedenheit mit der beruflichen Situation bei Frauen umso geringer wird, je älter sie werden, während sie bei Männern mit dem Alter steigt. An die Person gebundene Merkmale und Faktorenkonstellationen erklären diese Unterschiede nicht: Frauen und Männer sind gleich gut qualifiziert; dies gilt sowohl für die Ausbildungsqualifikationen als auch für die Weiterbildung während des Berufslebens. Frauen und Männer haben die gleichen Erwartungen an den Beruf und an ihre Karriere. Klassische Erklärungsfaktoren (Noten, Studiendauer, Auslandsaufenthalt usw.) erklären zwar den beruflichen Erfolg von Männern, nicht aber den von Frauen. Betrachtet man die berufliche Situation von Frauen, die in ihrem Beruf erfolgreich sind, so stellt man fest, dass Frauen in selbständiger Position häufiger erfolgreicher sind als abhängig beschäftigte Frauen, dass sich die Erfolgschancen abhängig beschäftigter Frauen erhöhen, wenn sie nicht dort beschäftigt sind, wo die Mehrheit ihrer Kollegen beschäftigt ist. Ausgeprägte Unterschiede sind auch in der privaten Lebenssituation von Männern und Frauen festzustellen: Die persönlichen Lebensverhältnisse der Frauen sind durch die dualcareercouple-Situation charakterisiert, mit allem, was dies mit sich bringt: komplexe und oft schwierige Abstimmungsprozesse von zwei akademischen Karrieren, gemeinsame Organisation der Haushalts- und Familienarbeit, in vielen Fällen auch Wohnen an getrennten Orten. Männer hingegen leben häufiger mit einer nicht berufstätigen Partnerin zusammen, wodurch sie keinerlei Einschränkungen in ihrer Berufstätigkeit haben. Die weit überwiegende Mehrheit der Männer nutzt in den Phasen intensiver Kinderbetreuung in erster Linie die Betreuungsleistung der nicht erwerbstätigen Partnerin. Ihre Kolleginnen greifen für die Kinderbetreuung nahezu ausschließlich auf außerhalb des eigenen Haushalts verfügbare Stützsysteme zurück, und zwar immer auf mehrere: Kindergarten, Tagesmutter, in geringerem Umfang auch auf Verwandte und Freunde. Für Führungspositionen in Unternehmen, im Öffentlichen Dienst und in der Wissenschaft haben sich gegen Ende des 20. Jahrhunderts Leistungsmaßstäbe durchgesetzt, die einem 'Totalitätsanspruch' auf die Person gleich kommen: Sie verlangen die ausschließliche Identifikation mit dem Beruf und dem Unternehmen, was sich insbesondere an überlangen und nicht fixierten täglichen Arbeitszeiten und an der häufigen beruflich bedingten Abwesenheit von zu Hause festmacht. Diese Arbeitskultur verhindert jedes Engagement außerhalb des Berufs und lässt für Familie und Elternschaft nur das konventionelle Modell des männlichen Alleinverdieners mit finanziell und sozial abhängiger Ehefrau und faktisch rein 'virtueller' Vaterschaft zu. Es spricht jedoch vieles dafür, dass sich moderne Lebensformen (Doppelkarrierepaare) im Zuge der gesellschaftlichen Veränderungen auch in Deutschland weiter verbreiten. Der mit demokratischen Verhältnissen gesetzte Gleichheitsanspruch der Individuen setzt, wie auch in den anderen europäischen Ländern zu sehen ist, eine Dynamik in Gang, durch die materielle und soziale Selbstständigkeit der Frauen immer häufiger zur Realität werden. In der stark gestiegenen Qualifikation der jüngeren Frauengenerationen dokumentiert sich diese Dynamik. Da die Gleichheit des Bildungsniveaus inzwischen zu einem wesentlichen Kriterium für die Eheschließung geworden ist, ist es wahrscheinlich, dass moderne Lebensformen mehr und mehr auch für Männer in akademischen Berufen zur 'normalen' Situation werden. Durch eine Arbeitskultur, die eine gleichberechtigte Partnerschaft in Beruf und Familie zu einem außerordentlich schwierigen Projekt werden lässt, geht den Unternehmen ein enormes Potenzial an Kompetenzen, an inkorporiertem Wissen und an Innovation verloren. In konventionellen Strukturen erstarrte soziale Verhältnisse wirken sich somit auch auf die wirtschaftliche Dynamik negativ aus." (Autorenreferat)
Mehr Frauen in akademischen Spitzenpositionen: nur noch eine Frage der Zeit? : zur Entwicklung von Gleichheit und Ungleichheit zwischen den Geschlechtern
Titelübersetzung:More women in top academic positions: only a question of time? : development of equality and inequality between the genders
Autor/in:
Kreckel, Reinhard
Quelle: Transit : europäische Revue, (2005) H. 29, S. 156-176
Inhalt: Im Beitrag geht es um die Frage der Dauerhaftigkeit geschlechtstypischer Ungleichheiten beim Zugang zu gesellschaftlichen Spitzenpositionen. Der Autor erörtert zunächst eine Reihe von theoretischen und empirischen Verallgemeinerungen zum Thema "geschlechtstypische Ungleichheit", die dem heutigen Diskussionsstand entsprechen. Die Ausführungen zeigen, dass auf Seiten der männlichen Professoren die traditionelle Familienoption die Regel ist, bei ihren weiblichen Kolleginnen ist sie die große Ausnahme. Nur für etwa ein Fünftel gilt die partnerschaftliche Variante. Damit ist die "Verlustquote" für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei den Frauen deutlich höher als bei ihren männlichen Kollegen. Damit wird auch eine strukturtheoretisch ansetzende Erklärung möglich, die den konstatierten Schwund von Wissenschaftlerinnen im Spitzenbereich der akademischen Karrieren verständlich macht. Die Hochschulen und die dort arbeitenden Menschen sind in ein gesamtgesellschaftlich institutionalisiertes Geschlechterarrangement eingebettet, dessen Anforderungen die beruflichen Chancen limitiert. (ICA2)
CEWS Kategorie:Geschlechterverhältnis, Wissenschaft als Beruf
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Doing science - doing gender : die Produktion von WissenschaftlerInnen und die Reproduktion von Machtverhältnissen im wissenschaftlichen Feld
Titelübersetzung:The production of academics and the reproduction of power relations in the scientific field
Autor/in:
Beaufays, Sandra; Krais, Beate
Quelle: Feministische Studien : Zeitschrift für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung, Jg. 23 (2005) H. 1, S. 82-99
Inhalt: Bei der Forschung der achtziger Jahre über die Frage, warum Frauen in wissenschaftlichen Spitzenpositionen Seltenheitswert haben, wurden die Erklärungen für die Unterrepräsentanz von Frauen wie auch die Ausnahmeerscheinung erfolgreicher weiblicher Karrieren in der Wissenschaft vornehmlich bei den Frauen und ihren spezifischen Sozialisationsprozessen und Identitätsentwicklungen selbst gesucht. In den neunziger Jahren konnten dagegen Hochschulforscherinnen zeigen, dass die Universität eine asymmetrische Konstruktion der Geschlechter reproduziert. Auf diesem Hintergrund wirft der Beitrag einen Blick auf das wissenschaftliche Alltagsgeschäft und befasst sich mit der sogenannten Wissenschaftskultur, d.h. den informellen Hierarchien, Sitten und Gebräuchen der "scientific community". Ziel ist, in Anlehnung an das Konzept der sozialen Felder von Pierre Bourdieu aufzudecken, dass die wissenschaftlichen Akteure Konstrukteure ihrer Realität sind. Die Praxis des wissenschaftlichen Feldes spiegelt sich in der illusio der Akteure wider. Die Analyse der Verschränkung von doing science und doing gender basiert auf Ergebnissen zweier empirischer Studien an deutschen Hochschulen und Forschungsinstituten, die unter der Leitung von Beate Krais in den letzten Jahren durchgeführt wurden. Die Ergebnisse verdeutlichen, wie Ausschlussmechanismen in den Wissenschaftsbetrieben dazu führen, dass Frauen seltener zu "Mitspielerinnen" im wissenschaftlichen Feld werden und wie Machtverhältnisse zum Tragen kommen, die in das Verhältnis der Geschlechter eingelagert sind. (ICH)
Inhalt: "On the basis of two ethnographic research projects which analyzed academics' work culture in different university faculties and research institutions, this paper asks how processes of 'doing science' and 'doing gender' are interrelated. By looking at the self-perception of historians and bioscientists, it shows how shared beliefs regarding the nature of a proper academic and of good academic work combine and contribute to the exclusion of women." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Geschlechterverhältnis, Frauen- und Geschlechterforschung, Wissenschaft als Beruf
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Karrierenschere : Geschlechtsverhältnisse im österreichischen Wissenschaftsbetrieb
Titelübersetzung:Career gap : relationships between the genders in the scientific research routine in Austria
Herausgeber/in:
Appelt, Erna M.
Quelle: Wien: Lit Verl. (Gleichstellungspolitik in Europa, Bd. 1), 2004. 219 S.
Inhalt: Der österreichische Wissenschaftsbetrieb hat sich dramatisch geändert. Die Universitäten wurden schrittweise aus dem staatlichen Hoheitsbereich ausgelagert; die außeruniversitäre Forschung hat an Bedeutung zugenommen; der neoliberale Umbau der Wissenschaftslandschaft hat auch Österreich erfasst. All diese Veränderungen sind nicht geschlechtsneutral. Der Sammelband widmet sich der politischen und wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Geschlechterverhältnis im österreichischen Wissenschaftsbetrieb. (IAB) Inhaltsverzeichnis: Jessica Bösch: Frauen- und Geschlechterforschung in der neoliberalen Universität; Elisabeth Holzleithner: Gender Mainstreaming an den Universitäten: Fortschritt, Rückschritt oder Stillstand?; Birgit Buchinger, Doris Gödl, Ulrike Gschwandtner: Karriereverläufe und Vereinbarkeit von Beruf und Privatem bei WissenschaftlerInnen; Lydia Buchholz: Wissenschaftskarrieren an österreichischen Universitäten; Barbara Hey: Potenziale, Barrieren und Chancen: Bericht über ein Projekt zur Förderung der Chancengleichheit an den Grazer Universitäten; Herta Nöbauer: Mentoring als politisierte Praxis; Sabine Kock: Gendernetze im österreichischen Wissenscahftsbetrieb: Normierungen, Normalisierung und politische Praxis; Ulrike Papouschek: Expertise und existenzielle Absicherung statt Aufstieg: Wissenschaftlerinnen in der außeruniversitären Forschung in Österreich; Tanja Kreetz: Wissenschaftlerinnen in der außeruniversitären Forschung: Deutschland, Frankreich und Österreich im Vergleich; Christine Klapeer: Queer Studies an Österreichs Universitäten.
CEWS Kategorie:Geschlechterverhältnis, Wissenschaft als Beruf
Dokumenttyp:Sammelwerk
Gender Trouble im Wissenschaftssystem: Europäische Beispiele - Probleme der Beobachtung
Titelübersetzung:Gender trouble in the science system: European examples - observation problems
Autor/in:
Pasero, Ursula; Ohlendieck, Lutz
Quelle: Gleichstellung in der Forschung: Organisationspraktiken und politische Strategien. Hildegard Matthies (Hrsg.), Ellen Kuhlmann (Hrsg.), Maria Oppen (Hrsg.), Dagmar Simon (Hrsg.). Berlin: Ed. Sigma, 2003, S. 33-47
Inhalt: Der Beitrag geht der Frage nach, welche Qualität der Zuwachs an Spitzenpositionen in der Wissenschaft für Frauen hat und kommt zu dem Schluss, dass von einer Konkurrenz zwischen Frauen und Männern nicht gesprochen werden kann. Die Erhöhung des Anteils von Frauen in diesen Spitzenpositionen wurde zwar durch ein Reservoir zusätzlicher Stellen, die in den 1990er Jahren eingerichtet worden waren, erleichtert, aber die extrem langsam ansteigenden Zuwachsraten bei den C4-Professuren und der gleichzeitig sehr hohe Aufholbedarf von Frauen sprechen gegen einen zügigen Wandel. Eine Selbstregulation im Wissenschaftssystem erscheint insgesamt als wenig wahrscheinlich und auch in solchen Ländern der EU, die eine lange und erfolgreiche Gleichstellungspolitik aufweisen, wie die skandinavischen Länder, lassen sich trotz deutlich höherer Anteile von Frauen auf Professuren geschlechtstypische Verteilungen nachweisen: z.B. mehr Lehr- und Forschungsverpflichtungen für Frauen, eher befristete als unbefristete Verträge sowie höhere Anteile auf den unteren Rängen der Professorenschaft. Die Autoren nehmen aufgrund von aktuellen Daten aus Deutschland, Finnland, Schweden, Norwegen und den Niederlanden an, dass diese Verteilungsasymmetrie überall in Europa ähnlich ist. Sie diskutieren vor diesem Hintergrund die Probleme der empirischen Beobachtung. (ICI2)