Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Mackensen, Rainer; Sagebiel, Felizitas; Deutscher Soziologentag "Sozialer Wandel in Westeuropa"; Berlin, 1979. S 868-873
Inhalt: Der Stand der Biographieforschung wird in dem Beitrag auf zwei Ebenen nachgezeichnet. Im ersten Teil geht es um Gesamtkonzeptionen der Soziologie des Lebenslaufs. Es wird der Ansatz von Kohli vorgestellt, der den Lebenslauf als Ganzes thematisiert, wobei im Zentrum die Frage der sozialen Konstruktion des Lebenslaufs steht. Die Einbeziehung von Subjektivität wird als entscheidendes Merkmal der Lebenslauf-Forschung herausgearbeitet. Als zweiter Ansatz wird der von Levi vorgelgt, der eine markosoziologische Konzeption des Lebenslaufs als Statusbiographie beinhaltet. Im zweiten Teil wird die Biographieforschung im Kontext kritischer Frauenforschung betrachtet. Übereinstimmung zwischen der Soziologie des Lebenslaufs und der kritischen Frauenforschung wird in der Betonung der Subjektivität und dem Ziel, den Lebenslauf als Ganzes zu erfassen, gesehen. Dann werden vier Aspekte aufgezeigt, in denen die kritische Frauenforschung über die Konzepte der Soziologie des Lebenslaufs hinausgeht: (1) die doppelte Sicht der Subjektivität als Subjektivität der erforschten Frau und als Subjektivität der Forscherin; (2) Parteilichkeit in der Analyse von Biographien; (3) ein politischer Biographiebegriff als Grundlage und Ausgangspunkt; (4) die Diskontinuität des Lebens als Forschungsschwerpunkt. (RW)
Schlagwörter:research; life career; Frauenforschung; women's studies; subjectivity; Forschungsstand; Subjektivität; woman; Biographie; Konzeption; conception; Lebenslauf; biography; research status
Fraueninteressen in der Gesundheitspolitikforschung
Autor/in:
Rodenstein, Marianne
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Mackensen, Rainer; Sagebiel, Felizitas; Deutscher Soziologentag "Sozialer Wandel in Westeuropa"; Berlin, 1979. S 843-850
Inhalt: Auf der Grundlage der Feststellung, daß Lebenslagen und Lebenschancen von Frauen durch sozial- und gesundheitspolitische Maßnahmen entscheidend beeinflußt werden, wird in dem Beitrag gezeigt, daß sich Frauenforschung in drei Schritten vollziehen sollte: als Defizitanalyse, als Ursachenanalyse und als lebenslagenorientierte frauenspezifische Forschung. Als ein Beispiel staatlicher Gesundheitspolitik wird das Programm der Bundesregierung zur Förderung von Forschung und Entwicklung im Dienste der Gesundheit 1978 - 1981 daraufhin untersucht, wo Defizite der Politik liegen, wo die Ursachen dafür zu suchen sind, daß Fraueninteressen kaum Beachtung finden, und welche Themen eine frauenspezifische Forschung in diesem Bereich aufzunehmen hat. Als Defizit wird aufgezeigt, daß in der Gesundheitspolitik die weibliche Lebenslage als beliebig manipulierbar gilt und die Frauen die Lasten der Senkung der gesellschaftlichen Kosten im Gesundheitswesen zu tragen haben. In der Ursachenanalyse wird herausgearbeitet, daß die Gesundheitspolitik aus den bekannten Differenzen im Krankheitsgeschehen zwischen Männern und Frauen keine Konsequenzen gezogen hat. Als angemessener Ausgangspunkt für eine geschlechtsdifferenzierende Krankheits- bzw. Gesundheitsforschung wird die Frage nach dem Zusammenwirken der biologischen, psychischen und sozialen Differenzen zwischen den Geschlechtern betrachtet. Abschließend werden auf der Grundlage der Überlegungen Thesen formuliert, die die Themen einer frauenspezifisachen Gesundheitsforschung aufweisen: Frauenzentrierte Forschung muß lebenslagenspezifisch ausgerichtet sein und sich mit den spezifischen gesundheitsrelevanten Belastungen des weiblichen Lebenszusammenhangs befassen. (RW)
Schlagwörter:research; Gesundheit; interest; Interesse; Frauenforschung; women's studies; life situation; Gesundheitspolitik; Federal Republic of Germany; woman; Lebenssituation; gender-specific factors; health policy; health
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Mackensen, Rainer; Sagebiel, Felizitas; Deutscher Soziologentag "Sozialer Wandel in Westeuropa"; Berlin, 1979. S 832-842
Inhalt: In dem Beitrag wird die These diskutiert, daß die Verwissenschaftlichung der Familie heute vielleicht der letzte Versuch ist, so etwas wie Naturwüchsigkeit in der Familie zu rekonstruieren. Es werden zwei Strategien - die Babyschule von Painter und die sanfte Geburt von Leboyer - vorgestellt, die trotz ihrer Gegensätzlichkeit beide zur Verwissenschaftlichung der Familie beitragen, indem sie den Familienmitgliedern, besonders den Müttern, ein Wissen vermitteln, das sie aus sich selbst heraus nicht schaffen können, ein Wissen um den eigenen Körper, seine Bedingungen und um einen Umgang mit ihm, der diesen Bedingungen entgegenkommt. Beide Strategien vermitteln den Eindruck einer Professionalisierung der Mutterrolle. Ihr Kern liegt im Versuch der Aufhebung von Entfremdung im familialen Umgang. Insgesamt werden mit dem Begriff Verwissenschaftlichung aktuelle Entwicklungen angesprochen, die teils von den Frauen selbst, teils staatlich initiiert und weitergegeben wurden und werden. Es wird gezeigt, daß das öffentliche Aufgreifen der berechtigten Forderungen der Frauen nach Selbstbestimmung und -verwirklichung und einer frauen- und damit kinderfreundlichen Umwelt nur dazu dient, diese zu domestizieren, an das Haus zu binden und damit systemfunktional zu integrieren. Damit wird herausgearbeitet, daß mit dem Begriff Verwissenschaftlichung der Familie neue Formen der Kolonisation von Frauen und Frauenarbeit in der Familie, d.h. ein neues Stadium der Entfremdung von Frauen sich selbst, ihrer Arbeit und anderen gegenüber beschrieben werden. (RW)
Schlagwörter:interest; scientification; Interesse; Entfremdung; self-determination; mother; Verwissenschaftlichung; Familie; Rollenwandel; alienation; Selbstbestimmung; soziale Umwelt; Mutter; woman; social environment; family; role change
Psychosexuelle Disposition und weibliche Lebensgeschichte
Autor/in:
Pagenstecher, Lising
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Mackensen, Rainer; Sagebiel, Felizitas; Deutscher Soziologentag "Sozialer Wandel in Westeuropa"; Berlin, 1979. S 884-891
Inhalt: Grundlage des Beitrags ist die Erkenntnis, daß die Veränderungsmöglichkeiten menschlicher Objektwahl und Sexualbedürfnisse größer sind als dies gemeinhin angenommen wird, d.h. daß die heterosexuelle oder homosexuelle Disposition letztlich doch veränderbar ist. Davon ausgehend wird die Tragfähigkeit des psychoanalytischen Dispositionsbegriffs im Hinblick auf sogenannte heterosexuell disponierte Frauen in Frage gestellt und ein an der weiblichen Lebensgeschichte orientiertes Erklärungsmodell für psychosexuellen Identitätswandel entwickelt. Anhand der Spezifik der psychosexuellen Entwicklungsprozesse von Frauen im lebensgeschichtlichen Kontext wird die These erklärt, daß die heterosexuelle Disposition von Frauen nicht in jedem Fall eine lebenslange Determination darstellt, sondern unter bestimmten sozialen Bedingungen in ausschließlich homosexuelle Bedürfnisse und Beziehungen umschlägt, also ein psychosexueller Identitätswandel erfolgt. Für die Erklärung wird im Unterschied zum statischen psychoanalytischen Phasenmodell von der Dynamik der gesamten weiblichen Lebensgeschichte ausgegangen und diese als Versuch der Selbstfindung oder als psychosozialer Prozeß der Subjektwerdung verstanden. Zusammenfassen wird behauptet, daß die bisher noch seltenen Beziehungen zwischen Frauen weit weniger eine Frage der psychosexuellen Disposition sind als eine Frage der gesellschaftlichen Stützung von heterosexuellen Beziehungen und der gesellschaftlichen Diskriminierung von Frauenbeziehungen. (RW)
Zu Fragen der sozialistischen Persönlichkeitsentwicklung von Mädchen und jungen Frauen in der DDR: Frauenstudie
Titelübersetzung:Questions relating to the development of a socialist personality among girls and young women in the GDR: women's study
Herausgeber/in:
Zentralinstitut für Jugendforschung (ZIJ)
Quelle: Zentralinstitut für Jugendforschung (ZIJ); Leipzig, 1975. 106 S
Inhalt: Die vorliegende Studie wurde anläßlich des "Internationalen Jahres der Frau" mit dem Ziel angefertigt, die Einstellungen von Mädchen und jungen Frauen in den wichtigsten Bereichen und deren Entwicklungsbedingungen in der DDR zu analysieren. Dabei werden wesentliche Merkmale der sozialistischen Persönlichkeitsentwicklung weiblicher Jugendlicher erfaßt. Die hier vorgestellten Ergebnisse basieren auf empirischen Untersuchungen des Zentralinstituts für Jugendforschung, die zwischen 1970 und 1974 durchgeführt wurden. Die Studie verdeutlicht, daß in der DDR im wesentlichen die objektiven Voraussetzungen für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau geschaffen wurden und daß sich die Einstellungen von Frauen in den vergangenen 30 Jahren bedeutend gewandelt haben. Sie stellt Daten vor zur politisch-ideologischen Einstellung von Frauen, Einstellungen zu Arbeit, Beruf und Studium, Partner, Ehe und Familie. Des weiteren werden Fragen der Freizeit, Gesundheit und der geschlechtsspezifischen Erziehung behandelt sowie Daten zur sozialpolitischen Lage vorgestellt. (ICE)
Schlagwörter:woman; Persönlichkeit; personality; Entwicklung; development; Sozialismus; socialism; DDR; German Democratic Republic (GDR); Jugendlicher; adolescent; Mädchen; girl; Einstellung; attitude; soziale Lage; social situation; gender-specific factors; politische Einstellung; political attitude
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Sozialpsychologie
Titelübersetzung:Determining factors in the gainful employment of women
Autor/in:
Weltz, Friedrich
Quelle: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 4 (1971) 2, S 201-215
Inhalt: Auf der Grundlage einer repräsentativen Umfrage bei 3120 Frauen zwischen 15 und 60 Jahren wird versucht, das Erwerbsverhalten der Frauen anhand einer Analyse der individuellen Verhaltens- und Vorstellungsmuster zu bestimmen. Den zentralen Bezugspunkt bildet das 'Drei-Phasen-Theorem' von Myrdal und Klein, dessen Ablaufschema, wie sich zeigt, bei weitem nicht das Mehrheitsverhalten der Frauen ausdrückt. Es lässt sich vielmehr feststellen, dass eine volle Rückkehr ins Berufsleben in der dritten Phase aus subjektiven Gründen und infolge objektiver Bedingungen in dem Masse erschwert wird, wie in früheren Phasen der Konnex zum Beruf über eine längere Periode hinweg unterbrochen wurde. Da die in der vorangegangenen Lebensphase dominierenden Verhaltens- und Orientierungsweisen erheblich die Verhaltensmuster der nächsten Phase präjudizieren, muss sich die Frage nach der Partizipation der Frau an der Berufssphäre - zumindest langfristig - mehr an einem Modell orientieren, das stärker auf die Kontinuität des Verhaltens bezogen ist. So müssten neben kurz- und mittelfristig wirksamen Maßnahmen, wie sie vielfach bisher schon vorgesehen sind, um den Konflikt zwischen häuslichen und beruflichen Pflichten zu mildern - z.B. Bau von Kindergärten, flexible Arbeitszeit, betriebliche Einarbeitungshilfen -, vor allem langfristig orientierte Maßnahmen treten, die den Frauen durch alle Phasen hindurch den Kontakt zum Berufsleben sichern. Dazu würden vor allem gehören ...: bei der Ausbildungswahl stärkere Rücksichtnahme auf die langfristige Verwertbarkeit einer Berufsqualifikation sowie ihrer Resistenzfähigkeit bei Unterbrechungsperioden; Eröffnung langfristiger Beschäftigungs- und Karrieremuster für Frauen, die explizit auch Zeiträume mit Teilzeit- oder nichtkontinuierlicher Beschäftigung vorsehen, die aber Perspektiven über diese hinaus eröffnen und so eine langfristigere Berufsorientierung nahelegen; Etablierung institutionalisierter Übergänge von Vollbeschäftigungsverhältnissen zu Teilzeit- und nichtkontinuierlicher Beschäftigung, die eine Umdefinition der beruflichen Rolle beim Übergang von der ersten zur zweiten Lebensphase ermöglichen, dabei aber einen Abbruch vermeiden; Änderung des Rollenverständnisses der Frau, wie es im Sozialisierungsprozess den Kindern (Jungen und Mädchen) vermittelt wird. (IAB)
Schlagwörter:women's employment; Berufsunterbrechung; employment behavior; berufliche Reintegration; determinants; Federal Republic of Germany; occupational reintegration; woman; gender-specific factors; Determinanten; Frauenerwerbstätigkeit; Erwerbsverhalten; career break
SSOAR Kategorie:Arbeitsmarktforschung, Frauen- und Geschlechterforschung
Freizeitverhalten und freizeitrelevante Erziehungsbedingungen bei 14-18jährigen Schülern in Abhängigkeit von der Berufstätigkeit der Mütter: Typenstudie zu "Freizeit 69"
Titelübersetzung:Leisure time behavior and leisure time-related education conditions among 14- to 18-year-old pupils depending on the gainful occupation of their mothers: type study on "Freizeit 69" (Leisure Time 1969)
Autor/in:
Siegel, Ulrike
Quelle: Zentralinstitut für Jugendforschung (ZIJ); Leipzig, 1970. 53 S
Inhalt: In der vorliegenden empirischen Studie werden einige ausgewählte Bereiche des Freizeitverhaltens jugendlicher DDR-Schüler von berufstätigen Müttern analysiert und den entsprechenden Daten von Schülern mit Müttern, die nicht im Berufsleben stehen, gegenübergestellt. Zudem wird unterschieden zwischen ganztägig und halbtags berufstätigen Müttern. Die Auswertung der Ergebnisse beschränkt sich auf die Interpretation der Unterschiede zwischen den Vergleichsgruppen. Neben demographischen Angaben - Schultyp, Alter, Wohnortgröße - sowie Daten zur Familien- und Erziehungssituation der Jugendlichen werden folgende Aspekte des Freizeitverhaltens berücksichtigt: (1) Außerschulische Weiterbildung; (2) Gesellschaftliche Tätigkeiten und politisch-weltanschauliche Einstellungen; (3) Sportliche Betätigungen und Kenntnisse vom Sinn sportlicher Betätigungen; (4) Kulturelle und künstlerische Aktivitäten; (5) Freundeskreis, bevorzugte Freizeitpartner sowie gleich-und gegengeschlechtliche Partnerbeziehungen. (ICC)
Schlagwörter:DDR; German Democratic Republic (GDR); Jugend; youth; Freizeitbeschäftigung; recreational activity; Erziehung; education; Erziehungsberechtigter; custodial parent; Frauenerwerbstätigkeit; women's employment; Freizeit; leisure time; Sport; sports; Familie; family; kulturelles Verhalten; cultural behavior; außerschulische Bildung; extracurricular learning; politische Einstellung; political attitude
SSOAR Kategorie:Jugendsoziologie, Soziologie der Kindheit, Freizeitforschung, Freizeitsoziologie, Familiensoziologie, Sexualsoziologie