AidToo, ein Störversuch: Strategien gegen sexualisierte Gewalt im Aid Business
Titelübersetzung:AidToo as Interference: Strategies against Sexual Violence in the Aid Business
Autor/in:
Hacker, Hanna
Quelle: PERIPHERIE - Politik, Ökonomie, Kultur, 40 (2020) 1-2, S 11-33
Inhalt: Der Beitrag betrachtet in queerfeministischer, postkolonialer und entwicklungskritischer Perspektive die Aufdeckungen sexualisierter Gewalt im aid business, wie sie mit der Veröffentlichung des einschlägigen "Skandals" bei der britischen NGO Oxfam Ende 2017 begannen und 2018/19 unter dem Kürzel "AidToo" international auf verschiedensten Ebenen verhandelt wurden. Die Analyse bezieht sich insbesondere auf drei Handlungsräume: zunächst auf feministischen Aktivismus, seine Strategie des speaking out und die Strukturen der Protestkampagne zu AidToo; weiters auf kritische und reflexive Debatten in Onlinemedien wie Twitter oder in den Blogs von "Smart Development" und "AfricanFeminism"; und schließlich auf den Umgang betroffener Institutionen, vor allem Oxfam, mit den Aufdeckungen. Im Zentrum steht jeweils die Frage, wie die in AidToo involvierten Akteur*innen Sexualitäten, Körper, Normierungen und Normtransgressionen thematisierten oder dethematisierten. Deutlich werden dabei die Begrenztheiten und Widersprüche der untersuchten aktivistischen, medialen und institutionellen Strategien - aber auch die Wichtigkeit des Aufstörens und Aufschreckens, die politischen Kämpfe im Feld des so nachhaltig in Gewaltstrukturen eingelassenen aid business.
Schlagwörter:Entwicklungshilfe; development aid; Hilfsorganisation; aid agency; Gewalt; violence; Feminismus; feminism; Diskurs; discourse; Engagement; involvement; Online-Medien; online media; MeToo; AidToo; development cooperation; aid industry; sexual violence; digital activism; Entwicklungszusammenarbeit; sexualisierte Gewalt; Online-Aktivismus
SSOAR Kategorie:internationale Beziehungen, Entwicklungspolitik, Frauen- und Geschlechterforschung
Die Instrumentalisierung von Frauen*rechten in rechten Diskursen am Beispiel der Kampagne #120db
Titelübersetzung:The exploitation of women's* rights in rightwing discourses using the example of #120db
Autor/in:
Drüeke, Ricarda; Klaus, Elisabeth
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 11 (2019) 3, S 84-99
Inhalt: In unserem Beitrag steht mit #120db eine "Frauenrechts-Kampagne" der sogenannten "Identitären Bewegung" im Fokus. Die Identitären, die sich als Teil einer modernen rechten Bewegung inszenieren, nutzen vor allem digitale Medien im Zusammenspiel mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen. Anhand einer Analyse des im Mittelpunkt der Kampagne #120db stehenden YouTube-Videos zeigen wir, wie die angeblichen Forderungen nach Frauen*rechten mit geschlechterbinären, rassistischen und antifeministischen Positionen verknüpft sind. Die zentralen Argumentationsmuster des Videos verorten wir im Rahmen von politischen und medialen Debatten, gesellschaftlichen Diskursen und kulturellen Deutungsmustern. Insbesondere finden sich im Video Bezüge zu Nationenund Kriegsdiskursen, zu ethnopluralistischen Positionen, zu medialen Inszenierungen im Kontext von Flucht und Migration sowie schließlich zu aktuellen Sicherheitsdebatten in Österreich. Die Ergebnisse zeigen, dass die Inhalte der Kampagne eng mit rechten Ideologien verknüpft sind, etwa im Hinblick auf völkische und identitätspolitische Diskurse. Darüber hinaus werden Gender, Migration und Gewalt verknüpft, um rassistische Politiken und Ausgrenzung zu legitimieren. Dies wird von einer De-Legitimierung und Abwertung feministischer Politiken begleitet.
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, interaktive, elektronische Medien, politische Willensbildung, politische Soziologie, politische Kultur
Gender Equality and Beyond: At the Crossroads of Neoliberalism, Anti-Gender Movements, "European" Values, and Normative Reiterations in the Nordic Model
Autor/in:
Nygren, Katarina Giritli; Mulinari, Diana; Martinsson, Lena
Quelle: Social Inclusion, 6 (2018) 4, S 1-7
Inhalt: The social-democratic-inspired “Nordic model”, with its agenda for gender equality, has been an important example for the development of political interventions to transform society but at the same time, it has been functioning as an emerging gender normalising and stabilising structure. The last decade it has also become focused by antigender movements and ethno-nationalistic parties both as emblematic for the Nordic nations as well as a threat that must be destroyed to save the nation. This issue will elaborate further on gender equality as a node, a floating signifier in powerful and often contradictory discourses situating the discussions within the tradition of scholarships of hope through a dialogue about articles that search for realistic utopias that might be considered to be “beyond gender equality”. The included articles engage with the messiness and crossroads of gender equality in relation to the work-line, territories, neo-liberalism, religion, the crisis of solidarity and the success of anti-genderism agenda.
Titelübersetzung:Ta(l)king Care: Subsidiarity and Discourse
Autor/in:
Stiegler, Michael; Schönwälder-Kunze, Tatjana
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 26 (2017) 2, S 19-33
Inhalt: "Der Beitrag skizziert die Breite, aber auch die Funktionalität der Verwendung von 'Care' im deutschsprachigen Raum, um diese diskurskritisch zu analysieren. Wir stellen die Frage, wie subsidiär der 'Care'-Diskurs selbst ist, um darauf aufmerksam zu machen, dass zum einen eines der impliziten, hegemonialen Denkmuster des Care-Diskurses u.a. darin besteht, 'Care' trotz seiner vielfältigen Erscheinungsformen auf (tauschökonomische) Reziprozität zu reduzieren. Zum anderen werden analoge Verschiebungen in Bezug auf das Prädikat 'sozialinvestiv' und die Funktion von 'Care' im sozialphilosophischen Zusammenhang gezeigt, wo 'Care' eine komplementäre, aber untergeordnete Funktion in Gerechtigkeitskonzeptionen zugeschrieben wird. Abschließend plädieren wir dafür, 'Care' begrifflich so zu erweitern, dass seine Bedeutung über das tauschökonomische Paradigma hinausweisen kann." (Autorenreferat)
Inhalt: "The paper outlines the breadth and also the functionality of the use of 'care' in the German-speaking world to analyze this discourse critically. We raise the question of how subsidiary the 'care' discourse itself is and draw attention to, on the one hand, the implicit, hegemonic patterns of care discourses to reduce 'care', despite its various appearances, to exchange-economic reciprocity. On the other hand, we reveal similar shifts of the predicate 'social investment' and the function of 'care' in the social-philosophical context, where 'care' is attributed a complementary, but subordinate, function in justice concepts. In conclusion, we advocate that 'care' be conceptually extended so that its meaning can go beyond the exchange-economic paradigm." (author's abstract)
Schlagwörter:Pflege; caregiving; Fürsorge; welfare care; Arbeitsschutz; occupational safety; Medizinethik; medical ethics; Diskurs; discourse; deutscher Sprachraum; German-speaking area; Sozialpolitik; social policy; Sozialarbeit; social work; Gerechtigkeit; justice; Moderne; modernity; gender-specific factors; Feminismus; feminism; Care
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Philosophie, Theologie, Industrie- und Betriebssoziologie, Arbeitssoziologie, industrielle Beziehungen
Titelübersetzung:Rocks and gems: symbolic concretions in the contemporary German anti-genderism discourse
Autor/in:
Nieberle, Sigrid
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 8 (2016) 3, S 98-113
Inhalt: "Je größer die Erfolge der Gleichstellungspolitik, der Genderforschung und im Diversity Management, desto vehementer die rhetorische Abwertung durch ihre Gegner: Damit lässt sich zwar die derzeitige publizistische Tendenz des Anti-Genderismus benennen, aber im hermeneutischen Sinn zu verstehen sind diese Reden und ihre Ziele deshalb noch nicht. Besonders die Autorinnen und Autoren tagesaktueller Kolumnen und Glossen haben während der letzten Jahre rhetorisch aufgerüstet. Auch in antifeministischen Foren und Blogs wird gegen Gender Studies und Gleichstellungspolitik gehetzt. Die Debatte hat sich dabei in eine Generationenfrage unterschiedlicher medialer Dispositive gewandelt, die analogen Konservatismus in Buchform gegen den Aktivismus der digital natives auszuspielen scheint. Der Beitrag versucht eine Bestandsaufnahme aus literaturwissenschaftlicher Perspektive und analysiert den Diskurs unter semiotischen und kollektivsymbolischen Gesichtspunkten." (Autorenreferat)
Inhalt: "The greater the successes of gender equality policies, gender research and in diversity management, the more vehemently they are devalued rhetorically by their opponents. Hence, the current journalistic tendency towards anti-genderism can be labelled, but this discourse and its targets cannot be understood in the hermeneutic sense. In particular, the authors of daily columns and commentaries have armed themselves rhetorically in recent years. Incitement against gender studies and gender policies has become a popular phenomenon in German-speaking online and print media. The debate has turned into a generational question of different medial dispositives that seem to pit analogue conservatism in book form against the activism of digital natives. This article attempts to take stock from the literary perspective and analyzes the discourse from the point of view of semiotic and collective symbolism." (author's abstract)
Geschlechterfragen an der Schnittstelle: Verortungen feministischer Polonistik im postsozialistischen Gesellschaftsdiskurs
Titelübersetzung:Gender issues at the interface: alignments of feminist Polish studies in post-socialist discourse
Autor/in:
Seiler, Nina
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 24 (2015) 2, S 54-67
Inhalt: Mit der politischen Transformation von 1989 verändert sich in Polen auch die wissenschaftliche Landschaft. Die verstärkte Integration westlicher Theorien und ein soziopolitischer Backlash in Geschlechterfragen bewirken ein steigendes Interesse an feministischen Ansätzen. Die polnische Literaturwissenschaft nimmt dabei eine führende Rolle in der Anwendung feministischer Theorien im lokalen Kontext ein. Im vorliegenden Artikel wird nach der Einbettung dieser Forschung in die polnischen postsozialistischen Diskursfelder gefragt. Dabei geht es insbesondere um die Auslotung des engen diskursiven Raums, der sich in der polnischen Gesellschaft zwischen konservativ-patriotischen Narrativen, dem Anspruch auf Fortschritt und der Verhandlung der Vergangenheit eröffnet. Hier sind in den polonistischen Beispielen Strategien sowohl der Assimilation wie auch der Subversion erkennbar.
Inhalt: With the political transformations of 1989 in Poland the academic landscape is also changing. The increased integration of Western theories and a sociopolitical backlash in gender issues are responsible for the growing interest in feminist approaches. Polish studies take a leading role in the application of feminist theories in local contexts. The paper asks about the embedding of this feminist research in Polish post-socialist discourse fields. A main focus is the discursive setting of the narrow space between conservative-patriotic narratives, progressivism and negotiations about the past. The study of polonist examples reveals both strategies of assimilation and subversion.