Mathilde Vaerting (1884-1977) : die Macht des Unterschiedes
Titelübersetzung:Mathilde Vaerting (1884-1977) : the power of difference
Autor/in:
Wobbe, Theresa
Quelle: Frauen in der Soziologie: neun Portraits. Claudia Honegger (Hrsg.), Theresa Wobbe (Hrsg.). München: Beck (Beck'sche Reihe), 1998, S. 178-202
Inhalt: Mathilde Vaerting (1884-1977) war eine der ersten Frauen, die als Professorin an eine deutsche Universität berufen wurde. Seit 1923 Ordinaria für Erziehungswissenschaften an der Universität Jena, verfaßte sie zunächst zwei Werke zur Geschlechterpsychologie und arbeitete dann an einer Soziologie der Macht. Ausgehend von der Ungleichheit der Geschlechter beschäftigte sie sich mit den Asymmetrien zwischen den Generationen, den Klassen und Ethnien. Das Innnovative ihrer Arbeiten besteht darin, die soziale Konstruktion von Unterschieden betont und - lange vor Foucault - den Nachdruck auf die Produktivität und Funktionalität der Macht für die Herstellung sozialer Ordnung gelegt zu haben. Mathilde Vaerting wurde 1933 aus politischen Gründen von der Universität entlassen und mit Publikationsverbot belegt. Die Entschiedenheit, mit der sie ihre Annahmen über Macht, Herrschaft und das Geschlechterverhältnis vortrug, verbaute ihr in der Nachkriegszeit eine erneute akademische Karriere. (pre)
CEWS Kategorie:Berufsbiographie und Karriere, Wissenschaft als Beruf
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Frauen in der Soziologie : neun Portraits
Titelübersetzung:Women in sociology : nine portraits
Herausgeber/in:
Honegger, Claudia; Wobbe, Theresa
Quelle: München: Beck (Beck'sche Reihe, BsR 1198), 1998. 389 S.
Inhalt: "Die Soziologie gilt als männliche Domäne in der Wissenschaft. Nur Insider wußten bislang von dem - teilweise entscheidenden - Beitrag von Frauen zu dieser Disziplin. Die biographischen Essays des Bandes stellen neun dieser Frauen aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Österreich und den USA vor. Sie schildern ihren Weg zur Soziologie, zeigen, in welchen institutionellen und politischen Kontext sie ihre Arbeit stellten und welche Auswirkungen sie auf die soziologische Forschung hatten. Ein bibliographischer erschließt das Werk jeder einzelnen Autorin." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Claudia Honegger, Theresa Wobbe: Frauen in der kognitiven und institutionellen Tradition der Soziologie (7-27); Susan Hoecker-Drysdale: Harriet Martineau (1802-1876). Kritische Sozialforschung: Theorie und Praxis (28-59); Caroline Arni, Claudia Honegger: Jenny P. d'Hericourt (1809-1875). Weibliche Modernität und die Prinzipien von 1789 (60-98); Wolf Lepenius: Beatrice Webb (1858-1943). Meine Lehrjahre - ein Klassiker der englischen Literatur, ein Klassiker der Sozialforschung (99-129); Dorothy Ross: Jane Addams (1860-1935). Häuslicher Feminismus und die Möglichkeiten der Sozialwissenschaften (130-152); Theresa Wobbe: Marianne Weber (1870-1954). Ein anderes Labor der Moderne (153-177); Theresa Wobbe: Mathilde Vaerting (1884-1977). Die Macht des Unterschiedes (178-202); Theresa Wobbe: Frieda Wunderlich (1884-1965). Weimarer Sozialreform und die New Yorker Universität im Exil (203-225); Robert C. Bannister: Dorothy Swaine Thomas (1899-1977). Soziologischer Objektivismus: Der harte Weg in die Profession (226-257); Christian Fleck: Marie Jahoda (geb. 1907). Lebensnähe der Forschung und Anwendung in der wirklichen Welt (258-285).
CEWS Kategorie:Berufsbiographie und Karriere, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerk
Frauen in der kognitiven und institutionellen Tradition der Soziologie
Titelübersetzung:Women in the cognitive and institutional tradition of sociology
Autor/in:
Honegger, Claudia; Wobbe, Theresa
Quelle: Frauen in der Soziologie: neun Portraits. Claudia Honegger (Hrsg.), Theresa Wobbe (Hrsg.). München: Beck (Beck'sche Reihe), 1998, S. 7-27
Inhalt: Wie zu Beginn dieses Jahrhunderts spielt die Geschlechterthematik auch heute wieder eine nicht unerhebliche Rolle, wenn über die kulturelle Bedeutung und den Zwiespalt der späten Moderne nachgedacht wird. Mit dieser Verschiebung der kognitiven und sozialen Konstellationen verändert sich auch die Aufmerksamkeit für die Geschichte der wissenschaftlichen Disziplinen. Der Beitrag arbeitet heraus, daß und wie zu den vielen Anfängen der Soziologie auch Frauen gehörten. Rekonstruiert wird eine "vergessene Tradition" im soziologischen Denken. Weiterhin versuchen die Autorinnen, die "Mechanismen des Vergessens" und das Abdrängen der Frauen aus dem akademischen Kontext und Kanon im historischen Zusammenhang zu erklären. (pre)
CEWS Kategorie:Berufsbiographie und Karriere, Wissenschaft als Beruf
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Marie Jahoda (geb. 1907): Lebensnähe der Forschung und Anwendung in der wirklichen Welt
Titelübersetzung:Marie Jahoda (date of birth: 1907): closeness of research to life and application in the real world
Autor/in:
Fleck, Christian; Müller, Albert
Quelle: Frauen in der Soziologie: neun Portraits. München (Beck'sche Reihe), 1998, S 258-285
Inhalt: Die Österreicherin Marie Jahoda (geb. 1907) hat in den zwanziger Jahren bei Karl und Charlotte Bühler Psychologie studiert. Mit Paul Lazarsfeld und Hans Zeisel zählt sie zu den Verfassern der "klassischen" Studie "Die Arbeitslosen von Marienthal", in der erstmalig die Auswirkungen struktureller Arbeitslosigkeit auf die Lebensführung der davon Betroffenen erforscht wurden. Ihr soziologisches Denken ist vom Austromarxismus und von dem empiristischen Geist des Wiens der Zwischenkriegszeit geprägt. Als Jüdin, Sozialdemokratin und engagierte Zeitgenossin sind ihre Biographie und ihre Karriere von den politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts gekennzeichnet. Seit der Marienthal-Studie beschäftigt sich Jahoda immer wieder mit der sozialen, kulturellen und psychischen Bedeutung von Erwerbsarbeit und verbindet in ihren "Sozialreportagen" Lebensnähe der Forschung, literarische Qualität und politische Aufklärung. Ihre nicht-reduktionistische Sozialpsychologie räumt den kulturellen Mustern einen zentralen Stellenwert ein. (pre)
Wahlverwandtschaften : die Soziologie und die Frauen auf dem Weg zur Wissenschaft
Titelübersetzung:Feelings of affinity : sociology and women on the road to science
Autor/in:
Wobbe, Theresa
Quelle: Frankfurt am Main: Campus Verl., 1997. 287 S.
Inhalt: Die Autorin zeichnet die Geschichte der Soziologie und die damit verbundene Emanzipation der Frau in den Wissenschaften von den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts bis 1945 nach. Am Beispiel von Georg Simmel und Marianne Weber zeigt sie, daß von einer Wechselwirkung zu sprechen ist. Im ersten Teil belegt sie, daß Geschlechterdifferenz, soziale Differenzierung und Individualisierung die entscheidenden Bezüge bilden, wenn über die Kultur der Moderne und die Möglichkeit sozialer Ordnung nachgedacht wird. Im zweiten Teil wird untersucht, inwiefern die Soziologie und "die Frau in der Wissenschaft" in Deutschland und den USA im selben Zeitraum Fuß in den Hochschulen fassen konnten. Im Hinblick auf das Hochschulsystem weisen Deutschland und die USA kulturelle, organisatorische und institutionelle Unterschiede auf. Vor diesem Hintergrund diskutiert sie dann die Frage, wie der Weg der Soziologie und der Frauen ins amerikanische Hochschulsystem verlief und ob sie andere Spielräume und Chancen hatten als in Deutschland. Im dritten Teil wird von Frauen und ihrer akadamischen Laufbahn in der Weimarer Republik berichtet. Die Biographien, Berufsverläufe und Arbeitsgebiete von drei Soziologinnen werden im Kontext der Soziologie und einer beginnenden Frauenforschung betrachtet. Diese Fallstudien machen die enge Verbindung zwischen der Soziologie und den Frauen im Hinblick auf den institutionellen Zugang und die thematischen Bezüge deutlich. Die Autorin schließt mit der Frage, ob sich von einem deutschen Sonderweg der Wissenschaftlerinnen sprechen läßt und welche Rolle die deutsche Universität und der politische Systemwechsel von 1933 für die professionelle, soziale und kognitive Tradition von Soziologinnen gehabt haben. (prb)
Karrieren im nationalen Kontext : Soziologinnen in Deutschland
Titelübersetzung:Careers in a national context : female sociologists in Germany
Autor/in:
Wobbe, Theresa
Quelle: Jahrbuch für Soziologiegeschichte, Jahr 1993 (1995) , S. 93-114
Inhalt: Aus einer historisch vergleichenden Perspektive wird nachgewiesen, warum trotz der Expansionsphase der Personalstruktur der Soziologie während der 70er Jahre die Asymmetrie zwischen den Geschlechtern in Hochschullehrerpositionen anhält: Die Unterrepräsentanz in den 70er Jahren ist vor allem eine Folge des späten Zugangs der Frauen in Deutschland zu den Ressourcen der Qualifizierung und Professionalisierung. In diesem Bezugsrahmen wird die Verknüpfung der Geschichte von Soziologinnen mit der Universität deutlich. In drei biographischen Skizzen zeigt die Autorin, wie die abgebrochenen Karrieren von Soziologinnen im Nationalsozialismus für die Soziologie der Nachkriegszeit ins Gewicht fallen. Aus diesen Lebensläufen wird deutlich, wie schwer Frauen Zugang zur "closed community" der Hochschullehrer erhielten. (ICE)
CEWS Kategorie:Berufsbiographie und Karriere, Wissenschaft als Beruf
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Von Marianne Weber zu Edith Stein: historische Koordinaten des Zugangs zur Wissenschaft
Titelübersetzung:From Marianne Weber to Edith Stein: historical coordinates of access to science
Autor/in:
Wobbe, Theresa
Quelle: Denkachsen: zur theoretischen und institutionellen Rede vom Geschlecht. Theresa Wobbe (Hrsg.), Gesa Lindemann (Hrsg.). Frankfurt am Main: Suhrkamp (Edition Suhrkamp , Neue Folge), 1994, S. 15-68
Inhalt: Ausgehend von der Vorstellung einer intellektuellen Arbeitsteilung der Geschlechter bei der Grundlegung der neuen Wissenschaft Soziologie zu Beginn dieses Jahrhunderts beschäftigt sich der vorliegende Beitrag mit der Frage, welchen Ort Frauen in der Wissenschaft beanspruchten und welche Reaktionen sie erfuhren, als sie die äußeren und inneren Trennlinien der "männlichen Wissenschaft" verletzten. Der historische Exkurs bzw. Fallstudie will dazu beitragen, wie eine Theorie über Moderne und Geschlechterverhältnis unter dem Gesichtspunkt der historischen Transformation sozialer Institutionen zu formulieren ist. Die Aufschlüsselung der historischen Koordinaten wird exemplarisch untersucht (1) an der Debatte um eine intellektuelle Arbeitsteilung bei der Diagnose der Moderne zwischen Marianne Weber, Max Weber und Georg Simmel und (2) wie die Philosophin Edith Stein den institutionellen Weg für die Habilitation von Frauen freimachte, aber persönlich am Beharrungsvermögen sub-institutioneller Faktoren scheiterte und keine Karriere als Wissenschaftlerin ergreifen konnte. (pmb)