Inhalt: "Gender matters - das ist der Eindruck, wenn man die aktuelle organisationssoziologische und betriebswirtschaftliche Literatur sowie vielfältige Aktivitäten von Verwaltungen, Verbänden, Bildungsinstitutionen und sonstigen korporierten Akteuren anschaut. So viel Gender wie gegenwärtig war noch nie, zumindest auf der semantischen Ebene. In den letzten Jahren hat sich eine spezifische Gender-Begrifflichkeit nachgerade explosionsartig vermehrt. Neben aus der Gender Mainstreaming-Diskussion stammende Begriffe und Konzepte wie Gender-Kompetenz, Gender-Training, Gender-Assessment, Gender Budgeting, Gender-Coaching, Gender-Dialog sind in jüngster Zeit Begriffe getreten, die auf einen betriebswirtschaftlichen Entstehungskontext verweisen: Gender Management und Gender-Marketing. Gender gewinnt eine ökonomische Relevanz: als Feld, in dem Gender-ExpertInnen ihr Einkommen erzielen können, sowie als Größe in der Personalentwicklung von Organisationen und in der Vermarktung von Produkten. Man kann dies als Erfolgsgeschichte lesen. Gender gelangt auf diese Weise in den gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Mainstream. Eine andere und auch in dieser Zeitschrift mehrfach kritisch diskutierte Frage ist, welches Verständnis von Gender diesen Erfolg zu verzeichnen hat bzw. welcher Preis für den Erfolg zu zahlen ist (Metz-Göckel 2002; Wetterer 2002, Wetterer/ Saupe 2004; Baer/ Kletzung 2004; Bereswill 2004). Bevor der Verfasser diese Fragen aufnimmt, wird er zunächst die Erfolgsgeschichte erzählen. Dies lässt sich in zwei - aufeinander bezogenen - Varianten tun: erstens mit Blick auf Geschlechterpolitik - als Geschichte einer beginnenden Professionalisierung - und zweitens bezogen auf die betriebswirtschaftliche Diskussion - als Geschichte der Entdeckung von Gender als Element von Humankapital. Anschließend wird der Verfasser auf die Kritik an dieser Erfolgsgeschichte eingehen, um abschließend die unterschiedlichen Sichtweisen und Einschätzungen vor dem Hintergrund der Einsichten der soziologischen Verwendungsforschung zum Verhältnis von Wissenschaft und Praxis zu diskutieren." (Textauszug)