Quote und Qualität - zwingend ein Widerspruch? : Eine Analyse möglicher Effekte einer Frauenquote in der Wissenschaft aus ökonomischer Perspektive
Autor/in:
Wolf, Elke
Quelle: Beiträge zur Hochschulforschung, 38 (2016) 3, S 26–51
Inhalt: Frauenquoten in der Wissenschaft stehen häufig im Verdacht, weniger qualifizierte Frauen zu Lasten von besser qualifizierten Männern zu fördern und so die Leistungsfähigkeit des Wissenschaftssystems zu reduzieren. Aus ökonomischer Sicht stellt sich somit die Frage, ob mit Hilfe einer Quote der Frauenanteil tatsächlich erhöht und die Qualität der ausgewählten Kandidaten und Kandidatinnen erhalten werden kann. Diese Studie zeigt, dass bei Berücksichtigung der vielfältigen Effekte einer Frauenquote die Bewertung weitaus positiver ausfällt als oben beschrieben. Eine Frauenquote in der Wissenschaft würde nicht nur die Erfolgschancen von Frauen in akademischen Auswahlverfahren erhöhen. Vermutlich würden sich auch mehr Frauen für diesen Karriereweg entscheiden und um die ausgeschriebenen Stellen bewerben. Insbesondere die neuen Erkenntnisse über die geringere Wettbewerbsneigung von Frauen führen aus ökonomischer Sicht zu einer positiven Einschätzung der Quote als Maßnahme zur Verbesserung der Chancengleichheit in der Wissenschaft.
Ausstieg statt Aufstieg? Geschlechtsspezifische Motive des wissenschaftlichen Nachwuchses für den Ausstieg aus der Wissenschaft
Autor/in:
Best, Kathinka; Wangler, Julian; Schraudner, Martina
Quelle: Beiträge zur Hochschulforschung, 38 (2016) 3, S 52–73
Inhalt: Noch immer gibt es nur wenige Studien zu der Frage, weshalb erfolgreiche Nachwuchswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen sich dazu entschließen, die Wissenschaft zu verlassen. Der höhere Dropout von Frauen wird häufig mit mangelnder Motivation, fehlendem Selbstbewusstsein und einem im Vergleich zu männlichen Counterparts größeren Wunsch nach Sicherheit begründet. Die vorliegende Studie hinterfragt diese Erklärung und beleuchtet geschlechtsspezifische Motive des Nachwuchses für den usstieg aus der Wissenschaft. Dazu wurden basierend auf 18 qualitativen Interviews mit ehemaligen erfolgreichen Postdoktoranden einer großen deutschen Forschungsorganisation fünf „Ausstiegstypen“ gebildet. Anhand dieser konnten bei den befragten Frauen und Männern ähnliche, jedoch geschlechtsspezifische Beweggründe identifiziert werden. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse werfen ein neues Licht auf gängige Erklärungsmuster und tragen dazu bei, neue organisationskulturelle Ansatzpunkte zu identifizieren, die zum Verbleib in der Wissenschaft anhalten.
Quelle: Beiträge zur Hochschulforschung, 38 (2016) 1-2, S 190–219
Inhalt: Obwohl seit Jahren die Frauen unter den Medizinstudierenden die Mehrheit stellen, sind sie in den höheren klinischen und wissenschaftlichen Positionen deutlich unterrepräsentiert. Ziel der vorliegenden Studie war, Gründe für den geringen Anteil von Ärztinnen auf den höheren Stufen der wissenschaftlichen Karriereleiter zu identifizieren. Dazu wurden ärztliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Universitätsklinikums mittels eines ausführlichen, standardisierten Fragebogens befragt. Fast 50 Prozent der 689 ärztlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nahmen an der Befragung teil. 80 Prozent der Auskunft gebenden Ärzte im Vergleich zu 48 Prozent der Ärztinnen sind an einer wissenschaftlichen Karriere interessiert oder haben diese bereits umgesetzt. Es zeigen sich in Hinblick auf persönliche und berufliche Rahmenbedingungen, Kompetenzen und Einstellungen deutliche Unterschiede zwischen Ärztinnen und Ärzten wie auch zwischen Ärztinnen mit und ohne Ambitionen auf eine wissenschaftliche Karriere. (Autorenreferat)
Welche Chance auf eine Professur hat Wissenschaftsnachwuchs mit Behinderung? : Selektivität und Exklusion in der Wissenschaft
Autor/in:
Richter, Caroline
Quelle: Beiträge zur Hochschulforschung, 38 (2016) 1-2, S 142–161
Inhalt: Inklusion gerät aktuell in den Fokus auch der deutschen Hochschulen: Die UN-Behindertenrechtskonvention und die immer lauter werdende Forderung nach Beachtung von Diversity verlangen mehr Engagement für die Belange von Studierenden mit Behinderung und Erkrankung. Inklusion wird dabei vorrangig als Gegenstand von Lehre und Didaktik oder von baulicher Barrierefreiheit aufgeworfen. Die Situation von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern mit Behinderung sowie ihre Chancen auf eine professorale Karriere sind in der deutschen Debatte noch zu wenig angekommen. Dieser Aufsatz setzt sich daher mit der Selektivität wissenschaftlicher Karrieren für Nachwuchs mit Behinderung auseinander. Er sensibilisiert zunächst für die bestehende Forschungslücke, skizziert dann erste empirische Befunde zum Status Quo der Durchlässigkeit wissenschaftlicher Qualifizierungswege und problematisiert abschließend politisch-rechtliche Rahmenbedingungen am Beispiel der Promotionsfinanzierung, die als strukturell exkludierend kritisiert wird.
Quelle: Beiträge zur Hochschulforschung, 38 (2016) 1-2, S 86–117
Inhalt: Zehn Jahre nach Einführung der Juniorprofessur stellte sich die Frage, ob der neue Karriereweg im deutschen Wissenschaftssystem die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllt hat. Aus diesem Grund wurde in einem dreijährigen Forschungsprojekt eine vergleichende Untersuchung der unterschiedlichen Karrierewege zur Professur durchgeführt. Dazu zählen neben Juniorprofessuren auch Nachwuchsgruppenleitungen, die Habilitation sowie die Promotion plus Berufspraxis. In bundesweiten Befragungen wurden Einschätzungen sowohl von aktuellen als auch von ehemaligen Postdocs dieser vier Karrierewege erhoben. In dem Artikel werden die zentralen Ergebnisse der Untersuchung sowie darauf basierende hochschulpolitische Handlungsvorschläge vorgestellt. Es zeigt sich, dass die Juniorprofessur zu einer Vielzahl erfolgreicher Karrieren geführt hat. Gleichzeitig wird aber auch Reformbedarf deutlich, beispielsweise bei der Ausgestaltung der Stellen, der Planbarkeit des weiteren Berufswegs sowie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Quelle: Beiträge zur Hochschulforschung, 38 (2016) 1-2, S 42–63
Inhalt: Um erfolgreiche Laufbahnen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern besser planen zu können, müssen Kriterien für den Erfolg einer Laufbahn identifiziert werden. Kriterien für den Erfolg einer Laufbahn aus der Wirtschaft (z. B. Gehalt), sind nicht ohne Einschränkungen auf den Laufbahnerfolg von Wissenschaftlern übertragbar. Ein zentrales Ziel dieser Studie ist es, den Laufbahnerfolg von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu konzeptualisieren und die Bedeutung von Laufbahnerfolg genauer zu untersuchen. 67 Professoren und Post-Doktoranden wurden zu ihrer persönlichen Definition von Laufbahnerfolg interviewt. Die Antworten wurden mit einem deduktiv-induktiv entwickelten Kategoriensystem ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass insgesamt deutlich häufiger subjektive als objektive Laufbahnerfolgskriterien genannt wurden und Professoren, Post-Doktoranden sowie Frauen und Männer hinsichtlich der von ihnen genannten Kriterien weitgehend übereinstimmen. (Autorenangabe)
Schlagwörter:Erfolgsfaktoren; geschlechtsspezifische Faktoren; Karriereentwicklung; Laufbahnentwicklung; Post-doc; Professor
Soziale Ungleichheiten auf dem Weg in die wissenschaftliche Karriere : Sensible Phasen zwischen Hochschulreife und Post-Doc-Position
Autor/in:
Lörz, Markus; Schindler, Steffen
Quelle: Beiträge zur Hochschulforschung, 38 (2016) 4, S 14–39
Inhalt: Dieser Beitrag richtet den Blick auf die sozialen Ungleichheiten in der Phase vom Erwerb der Hochschulreife bis zum Zugang zu akademischen Positionen in der Wis - senschaft. Auf Basis der DZHW-Studienberechtigtenbefragung 1990 wird über einen Zeitraum von zwanzig Jahren untersucht, wie sich die Bildungsverläufe nach der sozialen Herkunft unterscheiden und auf welche Ursachen die Unterrepräsentation der weniger privilegierten Gruppen in wissenschaftlichen Positionen zurückzuführen ist. Die empirischen Ergebnisse machen deutlich, dass die größten sozialen Dispari - täten jeweils an den institutionellen Übergängen in die nächsthöhere Bildungsstufe auftreten. Diese resultieren vorwiegend aus sozialen Unterschieden in den Bildungs - entscheidungen. Es zeigen sich aber auch soziale Unterschiede im Hinblick auf den erfolgreichen Abschluss einer Bildungsstufe. Darüber hinaus tragen auch bildungsbio - graphische Pfadabhängigkeiten zu den herkunftsspezifischen Unterschieden beim Zugang zu wissenschaftlichen Karrieren bei