Inhalt: Die Autorin versucht eine Antwort auf die Frage: Was ist und wozu noch feministische Theorie, brauchen wir einen neuen Feminismus?, die die Redaktion der "feministischen Studien" gestellt hat. Sie ist überzeugt, dass es uns weniger an einer feministischen Theorie mangelt, sondern an einem feministischen Blickpunkt, der produktive Verunsicherung von vermeintlichen Gewissheiten über gesellschaftliche Ordnungsmuster hervorbringt, eine Perspektive, die grundsätzlich zu jedem Thema, jeder These und jeder Theorie eingenommen werden kann. Sie bezieht sich dabei vor allem auf Johann Martin Chladenius, von dem der Begriff es Sehepunktes stammt. Die Folgen eines feministischen Sehepunktes sind dann höchst unterschiedlich: Es können soziale und juristische Ungleichheiten von Männern und Frauen der gleichen Schicht in den Blick geraten, es kann eine Suche nach vergessenen Heldinnen der Geschichte einsetzen, es kann versucht werden, Theorien systematisch auf Geschlechterbilder hin zu untersuchen. Entscheidend ist, dass wir uns wundern über die Folgen einer gesellschaftlichen Ordnung nach Geschlecht. (ICB)