Institutioneller Wettbewerb und Karrierechancen von Nachwuchswissenschaftlern in der Chemie
Titelübersetzung:Institutional competition and career opportunities of junior scientists in chemistry
Autor/in:
Baier, Christian; Münch, Richard
Quelle: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 65 (2013) H. 1, S. 129-155
Inhalt: "Der Beitrag untersucht das Zusammenspiel von zunehmendem Wettbewerb zwischen wissenschaftlichen Institutionen und den Karrierechancen von Nachwuchswissenschaftlern am Beispiel von Chemie-Fachbereichen an deutschen Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. In Anlehnung an Bourdieu wird ein Feld konstruiert und analysiert, in dem sich dieser institutionelle Wettbewerb abspielt. Die Machtverhältnisse im Feld richten sich nach der relativen Verfügbarkeit von rein wissenschaftlichem und/oder institutionellem Kapital. Eine Analyse von Erstberufungen zeigt, dass die Feldstruktur die Karrierechancen der Nachwuchswissenschaftler kaum beeinflusst. Im Gegensatz zu den USA, wo mit intensivem institutionellem Wettbewerb ein hohes Ausmaß sozialer Schließung in akademischen Karrieren einhergeht, sind Wissenschaftlerkarrieren in Deutschland trotz zunehmenden Wettbewerbs (noch) relativ offen. Diese Offenheit geht auf besondere institutionelle Rahmenbedingungen des deutschen akademischen Feldes zurück, die ihm eine relativ hohe Autonomie gesichert haben. Sofern aktuelle wissenschaftspolitische Reformen diese Rahmenbedingungen verändern, gefährden sie auch diese Autonomie." (Autorenreferat)
Inhalt: "This paper examines the interplay between intensifying competition among scientific institutions, on the one hand, and career opportunities of young scientist, on the other hand, using chemistry-departments in German universities and non-academic research institutes as an example. Drawing on Bourdieu, the authors construct and analyze the filed in which institutional competition takes place. The power relations in the field are structured by the relative amount of 'pure scientific capital' and/or 'institutional capital' available. In an analysis of professorial appointments they show that the field's structure has little impact on junior scientsits' career opportunities. In contrast to the US, where pervasive institutional competition goes hand in hand with a high degree of social closure in academic careers, the authors find that career opportunities are (still) relatively open in the German case, in spite of growing competition. This openness is due to the special institutional framework that provides the German academic field with a relatively high degree of autonomy. As recent changes in science policy aim to alter the institutional framework, they also jeopardize the autonomy of the academic field." (author's abstract)
Familienpolitik, Bildung und Berufskarrieren von Müttern in Deutschland, USA und Schweden
Titelübersetzung:Motherhood, family policy, education, and careers in Germany, the U.S., and Sweden
Autor/in:
Grunow, Daniela; Aisenbrey, Silke; Evertsson, Marie
Quelle: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 63 (2011) H. 3, S. 395-430
Inhalt: "Dieser Beitrag widmet sich der beruflichen Entwicklung von Müttern mit ungleichen Bildungsressourcen in international vergleichender Perspektive. Wir untersuchen die Strategien zur Vereinbarkeit von Berufskarrieren und Elternschaft in Deutschland, USA und Schweden für Frauen mit unterschiedlichem Schulbildungsniveau. Die Analysen beruhen auf länderspezifischen Längsschnittdaten (GLHS-West, NLSY, LNU). Mit Hilfe ereignisanalytischer Verfahren untersuchen wir, wie lange Mütter mit unterschiedlichem Bildungsniveau nach der Geburt eines Kindes ihre Erwerbstätigkeit unterbrechen, ob die Rückkehr, so, wie in Elternzeit-Programmen vorgesehen, auf dem vorherigen beruflichen Prestigeniveau erfolgt und unter welchen Umständen Müttern mit hohem, mittleren und niedrigen Schulbildungsniveau der berufliche Statuserhalt gelingt. Die hoch gebildeten Mütter zeigen in allen drei Ländern die stärkste Arbeitsmarktbindung. In den USA sind fast die Hälfte der Mütter mit College Ausbildung kontinuierlich erwerbstätig, gegenüber einem Viertel der Mütter ohne High School Diplom. In Schweden unterbrechen Mütter für mindestens ein halbes Jahr, unabhängig vom Bildungsniveau. In Deutschland verzichtet ein Viertel der Mütter mit (Fach-)Abitur auf Elternzeit. Konsequenzen einer gesetzlichen Ausweitung der Unterbrechungszeiten sind in Deutschland und Schweden weitgehend bildungsunabhängig. In den USA kehren mittel- und hochqualifizierte Mütter nach Einführung des FMLA langsamer auf gleichwertige Positionen zurück." (Autorenreferat)
Inhalt: "This article compares the duration of and consequences for employment interruptions for mothers with distinct educational qualifications in cross-national perspective. We analyze the duration of mothers' employment interruption and the relative quality of the job after childbirth, for high and low qualified mothers in Germany, Sweden, and the United States. Analyses are based on harmonized national longitudinal data sets (GLHS-West, NLSY, LNU), which allow us to study mothers' careers over the past 30-35 years. We apply event-history analysis to study how long mothers with distinct educational levels interrupt employment after childbirth, and how the patterns of return to work differ with respect to mothers' educational level. In all three countries the highly educated display a greater labor market attachment. In the US, almost half of the mothers with some college background, compared to only a quarter of high-school dropouts stay employed continuously after childbirth. In Sweden, basically all mothers take time-out for at least half a year. In Germany, 25% of mothers with university entrance qualification do not claim parental leave. In Germany and Sweden consequences of leave extensions seem to operate independent of mothers' educational levels. In the U.S. medium and highly educated mothers tend to return more slowly after the enactment of the FMLA." (author's abstract)
Wie undicht ist die Pipeline? : Wissenschaftskarrieren von promovierten Frauen
Titelübersetzung:How leaky is the academic pipeline for female PhDs in Switzerland?
Autor/in:
Schubert, Frank; Engelage, Sonja
Quelle: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 63 (2011) H. 3, S 431-457
Inhalt: "Welche Mechanismen führen dazu, dass der Frauenanteil auf den verschiedenen Stufen der wissenschaftlichen Qualifikation und Karriere bis hin zur Besetzung von Lehrstühlen stetig abnimmt? Das Phänomen der so genannten 'Leaky Pipeline' wird anhand retrospektiv erhobener Bildungs- und Berufsverläufe von Promovierten der Abschlussjahrgänge 1996-2002 in der Deutschschweiz untersucht. Die Ergebnisse zeigen für Frauen eine geringere wissenschaftliche Produktivität und kleinere akademische Netzwerke als bei Männern. Sie sehen sich zudem strukturellen Barrieren im Wissenschaftssystem ausgesetzt. Dennoch verbleiben Frauen häufiger im Hochschulsektor und habilitieren gleich oft wie Männer. Mittels Übergangsratenmodellen kann gezeigt werden, dass es keine generellen geschlechtsspezifischen Unterschiede in den Chancen auf eine erfolgreiche wissenschaftliche Karriere gibt. Da Frauen inzwischen genauso häufig studieren wie Männer, könnten heute wahrgenommene Geschlechterungleichheiten ein Abbild der Vergangenheit darstellen. Für zukünftige Forschung bleibt offen, welche Rolle Frauenförderungsmaßnahmen zukommt und wie sich die für die Wissenschaftskarriere geltenden Ergebnisse auf weibliche Karrieremuster in der Privatwirtschaft übertragen lassen." (Autorenreferat)
Inhalt: "Which mechanisms lead to the fact, that the proportion of women in the academic career ladder is the smaller the further up the qualification and career to full professorship gets? This phenomenon, known as the 'leaky pipeline', is analysed with a unique retrospective dataset of PhDs who graduated between 1996 and 2002 at universities in the German speaking part of Switzerland. Results show women have a lower scientific productivity and smaller academic networks than men. Moreover, they suffer from structural barriers in the scientific system. However, women stay in the sector of higher education more often than men and habilitate as often as their male colleagues. Transition rate models show no gender differences in the chance of a successful academic career. Because meanwhile women start to study as often as men, today's picture of the leaky pipeline could be a result of gender inequalities of the past. Future research should examine the role of affirmative action for women in academia and how results from scientific careers can be transferred into the private labour market." (author's abstract)
Mythos Flexibilisierung? : wie instabil sind Berufsbiografien wirklich und als wie instabil werden sie wahrgenommen?
Titelübersetzung:Is occupational flexibilization a myth? : how stable have working lives been and as how stable are they being perceived?
Autor/in:
Mayer, Karl Ulrich; Grunow, Daniela; Nitsche, Natalie
Quelle: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 62 (2010) H. 3, S. 369-402
Inhalt: "Dieser Beitrag untersucht den historischen Wandel im Ausmaß beruflicher Mobilität sowie die subjektive Erfahrung beruflicher Mobilität. Ausgangspunkt ist die These von der zunehmenden beruflichen Flexibilisierung, welche die Selbstwahrnehmung der deutschen Gesellschaft seit den 1980er Jahren prägt. Wir stellen Befunde zur Kontinuität beruflicher Werdegänge auf der Grundlage der deutschen Lebensverlaufsstudie Ergebnissen aus einer neueren Repräsentativbefragung zu subjektiven Mobilitätserfahrungen auf dem Arbeitsmarkt gegenüber. Unsere Ergebnisse zeigen, dass das Ausmaß beruflicher Mobilität über die Kohorten der 1929 bis 1971 Geborenen keine Trendzunahme aufweist und insgesamt relativ stabil geblieben ist. Allerdings hat ein deutlicher Anstieg der Berufsmobilität nach Erwerbsunterbrechungen stattgefunden. Wir finden weiterhin, dass sich Mobilitätsnormen hin zu dem Wunsch nach mehr Mobilität verändert haben. Wir können keinen Anstieg von ungewünschter beruflicher Mobilität bei den Jüngeren auf Basis der subjektiven Daten feststellen. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass ungewünschte Erwerbsunterbrechungen zugenommen haben. Diese Befunde begründen, erstens, jedenfalls im Hinblick auf die Dimension beruflicher Mobilität, erhebliche Zweifel an der These abnehmender Stetigkeit von Arbeitsbiografien. Sie unterstreichen, zweitens, die Notwendigkeit, neben objektiven Indikatoren beruflicher Mobilität auch die subjektiven Mobilitätspräferenzen und Unsicherheitserfahrungen der Menschen in den Blick zu nehmen. Drittens zeigt sich, dass sich die historischen Verschiebungen beruflicher Risiken und Chancen im 20. Jahrhundert erst mithilfe eines längerfristigen Kohortenvergleichs erkennen und deuten lassen." (Autorenreferat)
Inhalt: "In this article, we address the current debate of increasing work life flexibility in (West-) Germany. In order to shed some light on the contradiction between a widely accepted decrease in work life stability and empirical findings that do not confirm such a decline, we contrast "objective" evidence from occupational trajectories with 'subjective' evidence on various dimensions of perceived continuity and discontinuity of job histories. We use the West German part of the German Life History Study for a survival analysis of occupational mobility for cohorts born between 1929 and 1971. Here, using a new concept, we distinguish between direct mobility and indirect mobility which is defined as an occupational change that happens after an employment interruption. In addition, we analyze a new German cross-sectional data set from 2005 on retrospective career perceptions. We employ multinomial regression models to understand whether younger individuals report more unwanted occupational mobility and employment interruptions than older individuals. Our findings indicate that direct occupational mobility has neither increased across cohorts nor has it surged upward for the most recent cohorts, but that there has been an increase in indirect occupational mobility. Furthermore, while there is no higher incidence of unwanted occupational mobility in younger age groups, we find mixed evidence regarding the increased occurrence of unwanted career interruptions in younger age groups. Finally, the desire to experience occupational and firm changes has grown for younger age groups." (author's abstract)
Kooperationsnetzwerke und Karrieren an deutschen Hochschulen : der Weg zur Professur am Beispiel des Faches Psychologie
Titelübersetzung:Networks of cooperation and career opportunities in German universities : the road to professorship in psychological science
Autor/in:
Lang, Frieder R.; Neyer, Franz J.
Quelle: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 56 (2004) H. 3, S. 520-538
Inhalt: "Aus lebenslauftheoretischer Sicht beeinflussen neben Leistung und Produktivität vor allem Kooperations- und Netzwerkbeziehungen den Verlauf von Hochschulkarrieren. In einer umfangreichen Archiv- und Datenbankanalyse wurden die Hochschulkarrieren deutscher Promotionsabsolventen im Fach Psychologie der Jahrgänge 1980-81 und 1985-86 recherchiert (N = 579). Datengrundlage waren öffentlich zugängliche Literaturdatenbanken, der Psychologen-Kalender des Hogrefe Verlags sowie das Internet. Neben Informationen zur Stellenbiografie und Institutsmerkmalen wurden auch die Größe, Dichte und Produktivität der Kooperationsnetzwerke recherchiert. Die Befunde zeigen, dass der Weg zur Professur an deutschen Hochschulen sowohl durch Indikatoren der Produktivität als auch durch die Art der Kooperationsbeziehungen determiniert werden. So erweisen sich die Institutsgröße (bei Promotion) und die Dichte des Kooperationsnetzwerks als wichtigste Prädiktoren der Hochschulprofessur. Die Befunde unterstreichen die Wirkung der aktiven Netzwerkgestaltung auf berufliche Karriereverläufe." (Autorenreferat)
Inhalt: "From a life-course theoretical perspective, university careers may not only depend on performance and productivity, but also on characteristics of cooperation and professional networks. Building on an extensive archive analysis we investigated university careers of four cohorts of German psychologists, who obtained their doctoral degree in the years 1980-81 and 1985-86 (N=579). Data were obtained from public reference archives (e.g. PSYCHLit), a German yearbook of psychologists (Hogrefe publishers), and the internet. In addition to university positions and characteristics of institutes, we generated information on the size, density, and productivity of cooperation networks. Findings indicate that attainment of a professor position depends on individual productivity as well as on cooperation networks. In particular, the size of university institutes (at the time when finishing the dissertation work) and the density of coauthor networks proved as strongest predictors of tenured professorship. The findings strongly underscore the important role of network management in the course of professional careers." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Berufsbiographie und Karriere, Wissenschaft als Beruf
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Altersstruktur und Karrierewege der Professorinnen und Professoren in der deutschen Soziologie
Titelübersetzung:Age distribution and career paths of academic sociologists in Germany
Autor/in:
Hillmert, Steffen
Quelle: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 55 (2003) H. 1, S. 116-135
Inhalt: "Die Personalstruktur der Professorenschaft ist sowohl berufs- und arbeitsmarktsoziologisch als auch wissenssoziologisch relevant. Anhand einer aktuellen, internetbasierten Datensammlung von Alters- und Karrieremerkmalen der amtierenden Professorinnen und Professoren an den soziologischen Instituten der deutschen Universitäten beschreibt der Beitrag Kohortenzusammensetzung, Qualifizierungsverläufe und regionale Mobilität der Hochschullehrer. Die Individualdaten erlauben sowohl einfache Zusammenhangsanalysen als auch einige Kohortenbetrachtungen. Es zeigt sich eine deutliche Ungleichverteilung in der Altersstruktur, auch an den jungen ostdeutschen Universitäten. Die Betrachtung von Merkmalen unterschiedlicher Qualifikationsstufen weist nicht nur relativ lange Qualifizierungsphasen der späteren Hochschullehrer aus, sondern für die letzten Jahre auch Probleme des Zugangs zu Professuren. Die Mobilität ist während der Qualifizierungsphase deutlich höher als nach der Erstberufung. Insgesamt gibt es eine große Homogenität in der Professorenschaft bezüglich Alter, Geschlecht, Geburtsland und Qualifizierungsverlauf. Schlussfolgerungen weisen in Richtung einer vorausschauenden Personalpolitik und Nachwuchsförderung. Anknüpfungspunkte ergeben sich ferner für Untersuchungen zur Dynamik von Forschungs- und Diskussionsthemen sowie zur wissenschaftlichen Produktivität." (Autorenreferat)
Inhalt: "The personnel structure on the professorial level is relevant under aspects of both labor-market research and sociology of knowledge. On the basis of a current internet-based data collection of age and career characteristics of the present professors at departments of sociology at German universities, the paper describes cohort composition, qualification process and regional mobility of academic sociologists. Individual-level data allows for the analysis of simple correlations as well as cohort analyses. Age distribution is clearly unequal, even among young East German faculty members. The analysis of characteristics of the different qualification stages shows that this period is rather extended and how hard it is to enter a tenured position. Mobility is higher during the qualification period then after obtaining full professorship. There is a great homogeneity among professors of sociology with respect to age, sex, native country and qualification process. The results suggest that a more foresighted personnel policy and promotion of young sociologists seems necessary and that future studies on the dynamics of research, the development of themes and on scientific productivity in the field are needed." (author's abstract)