Relevanzsetzungen von Geschlecht in der Kindertageseinrichtung - theoretische und empirische Perspektiven
Titelübersetzung:The relevance of gender in child day care facilities - theoretical and empirical perspectives
Autor/in:
Kubandt, Melanie
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 8 (2016) 3, S 46-60
Inhalt: "In frühpädagogischen Debatten wird Geschlecht in der Regel als Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen thematisiert. Eine Perspektive auf Geschlechterdifferenz lässt sich beispielsweise für Studien und die elementarpädagogischen Bildungspläne nachzeichnen. Angenommene Differenzen bilden somit die Ausgangsfolie, an die normative Setzungen von dem, wie Geschlecht verhandelt werden sollte, anknüpfen, ohne dass zugrunde gelegte Vorannahmen fundiert werden. Welche Relevanzen die Akteur_innen in Kindertageseinrichtungen selbst mit Geschlecht verbinden, ist hingegen kaum erforscht. Hierzu wird eine qualitativ-rekonstruktive Studie zu doing gender in einer Kindertageseinrichtung vorgestellt, die Fachkräfte, Kinder und Eltern mittels teilnehmender Beobachtung ethnographisch untersucht hat. Auf der Basis empirischer Ergebnisse zu Geschlechterkonstruktionen von Kindern und Fachkräften, die vermeintlich geschlechterneutral agieren, werden Leerstellen frühpädagogischer Geschlechterdebatten aufgezeigt." (Autorenreferat)
Inhalt: "In debates on early childhood education gender is often thematized as the differences between boys and girls. A perspective on gender differences can, for example, be found in empirical studies and elementary school curricula. Supposed differences thus build the foundation for the normative settings on how to discuss gender, without questioning the underlying presumptions. The relevance the actors in child day care facilities themselves attach to gender has so far hardly been investigated. This article presents a reconstructive study on doing gender in a child day care facility in which professionals, children and parents were surveyed by means of ethnographic participant observation. Based on empirical results on gender constructions of children and professionals who supposedly act in a gender-neutral manner, the gaps in early educational debates are discussed." (author's abstract)
Schlagwörter:Doing Gender; doing gender; Kindertagesstätte; day nursery; frühkindliche Erziehung; early childhood education and care; gender-specific factors; soziale Konstruktion; social construction; Bildungsprogramm; educational program; Ungleichheit; inequality; Stereotyp; stereotype
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Bildungswesen Elementarbereich
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 8 (2016) 3, S 61-80
Inhalt: "Bilderbücher vermitteln nicht nur Informationen, sondern haben auch einen großen Einfluss auf den Spracherwerb und die Ausbildung von kognitiven Kompetenzen. Damit leisten sie einen zentralen Beitrag zum Kulturalisierungsprozess von Kindern und übermitteln zugleich als Träger_innen gesellschaftlicher Diskurse Vorstellungen von Geschlecht und geschlechts(un)typischem Verhalten. Anhand der Analyse von 6 117 Figuren aus 133 aktuell in Kindertageseinrichtungen genutzten Bilderbüchern wird in diesem Beitrag den Fragen nachgegangen, welche zweigeschlechtlichen Verteilungsmuster in Bilderbüchern vorzufinden sind, inwieweit geschlechtsstereotype Darstellungen gefestigt beziehungsweise aufgebrochen werden und ob aktuell verwendete Kinderliteratur einem heteronormativen Paradigma verhaftet ist." (Autorenreferat)
Inhalt: "In addition to providing information, picture books have a great influence on language learning and the development of cognitive skills. They thus make an important contribution to children's culturalization process, and as a conduit of social discourses they transport ideas of gender and men's and women's (a)typical behaviour. Using data from 6,117 characters in 133 picture books which are currently being read in child day care facilities, the article examines the following questions: What is the binary gender distribution in picture books? Are gender stereotypes reproduced or are they softened? Do picture books add to the heteronormative dualism of men and women?" (author's abstract)
Wie sehen Jugendliche Gender und Sex in öffentlicher Erziehung? Rekonstruktionen der Perspektiven von Adressat_innen der Kinder- und Jugendhilfe
Titelübersetzung:Young people's views of gender and sex in public education: reconstructions of the viewpoints of young people living in residential care or taking part in youth work schemes
Autor/in:
Domann, Sophie; Rusack, Tanja
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 8 (2016) 3, S 81-97
Inhalt: "Der Beitrag zeigt die Sichtweisen der jugendlichen Adressat_innen auf sexualpädagogische Angebote in der offenen Jugendarbeit und der Heimerziehung. Im Vorfeld werden die Felder mit ihren Anforderungen und Herausforderungen zu sexueller Vielfalt und sexualpädagogischen Angeboten dargestellt. Der empirische Teil wird durch die Beschreibung des Erhebungs- und Auswertungsverfahrens - dem Gruppendiskussionen und erzählgenerierende Interviews unter Berücksichtigung der Adressat_innenperspektive zugrunde liegen - eingeleitet. Im empirischen Hauptteil werden im Sinne der Adressat_innenforschung die jugendlichen Sichtweisen dargestellt. Diese Darstellung unterteilt sich in drei Bereiche: Sexualität und Paarbeziehungen, Genderkonstruktionen und sexualpädagogische Angebote. Der Artikel schließt mit der Forderung nach weiterer Forschung zum Thema Gender in der Kinder- und Jugendhilfe, um die Sichtweisen der Jugendlichen zu berücksichtigen, aber auch, um reflektieren zu können, dass Jugendliche ebenfalls in einer heterosexuellen Matrix verhaftet sind und es einer Sexualpädagogik bedarf, die geschlechtersensibel gedacht werden kann." (Autorenreferat)
Inhalt: "This article presents the viewpoints of young people who are living in residential care or taking part in youth work schemes. First, we present both fields with their specific needs and challenges as regards sexual diversity and sex education. The empirical part begins with a description of the survey and analysis-group discussions and interviews which take account of participatory research. The empirical part of the article presents the young people's points of view and is split into three sections: Sexuality and partner relationships; gender constructions; and sex education. In conclusion, we call for further research into youth work in order to include young people's perspectives as well as to be able to reflect the fact that young people too are trapped in the heterosexual matrix and that therefore sex education needs to be gender sensitive." (author's abstract)
Schlagwörter:Jugendforschung; youth research; Jugendhilfe; youth welfare; Jugendarbeit; youth work; Heimerziehung; upbringing in an institution home; Sexualität; sexuality; Partnerbeziehung; partner relationship; Erziehungshilfe; youth assistance; Gender; gender; Heterosexualität; heterosexuality; Normativität; normativity; sexuelle Orientierung; sexual orientation; Sexualerziehung; sex education; gender-specific factors; Stereotyp; stereotype; Federal Republic of Germany
SSOAR Kategorie:Sozialwesen, Sozialplanung, Sozialarbeit, Sozialpädagogik, Frauen- und Geschlechterforschung, Familiensoziologie, Sexualsoziologie
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 8 (2016) 3, S 29-45
Inhalt: "Der Artikel basiert auf einer Studie des Instituts für Gender and Diversity der Fachhochschule Ostschweiz (FHO), die 2014 und 2015 im Raum Ostschweiz durchgeführt wurde. Die Studie hatte zum Ziel, die Selbstbeschreibung und -wahrnehmung von Mädchen und jungen Frauen sowie deren Interessen und Zukunftsvorstellungen zu untersuchen. Dafür wurden insgesamt 78 leitfadengestützte qualitative Interviews mit Mädchen und jungen Frauen aus drei verschiedenen Altersgruppen und Schulen aus unterschiedlichen sozialen und geografischen Milieus im Hinblick auf ihre (vergeschlechtlichten) Lebensund Selbstkonzepte analysiert. Die Auswertung der Interviews erfolgte inhaltsanalytisch. Die deskriptiv dargestellten Ergebnisse zeigen eine Veränderung von eher offenen Lebensund Selbstkonzepten bei den 6- und 9-Jährigen hin zu eher geschlechtstypischen Vorstellungen bei den 15- bis 16-Jährigen. Im Alter zwischen 10 und 15 Jahren scheinen sich also die ersten Weichen für (oder auch gegen) eine geschlechtstypische Berufswahl und Lebensplanung zu stellen. Viele Mädchen, die durchaus geschlechtsatypische Interessen und Fähigkeiten aufweisen, haben sich letztlich - zumindest in der ersten Ausbildung - für einen frauentypischen Beruf entschieden." (Autorenreferat)
Inhalt: "The article is based on a study by the Institute for Gender and Diversity at the University of Applied Sciences of Eastern Switzerland (FHO) conducted in 2014 and 2015 in eastern Switzerland. The study was designed to investigate the self-description and -perception of girls and young women and their interests and visions of the future. A total of 78 semi-structured, qualitative interviews conducted with girls and young women from three different age groups and schools from different social groups and geographical areas were examined as regards their (gendered) concepts of life and self-concepts. The interviews were evaluated by means of content analysis. The results show that 6- to 9-year-olds are more open to gender-free concepts of life, while 15- to 16-year-olds tend to be more gender-stereotypical. It thus appears that between the ages of 10 and 15 girls take their first decisions in favour of (or against) gender-typical career choices and life planning. Many girls in the older age group, who have gender-atypical interests and abilities, ultimately opted for a typically female profession when taking their first step up the career ladder." (author's abstract)
Das Narrativ "natürlicher" Mutterliebe und Mütterlichkeit in Literatur und Film
Titelübersetzung:The narrative of natural motherly love in literature and movies
Autor/in:
Schlicht, Corinna
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 8 (2016) 1, S 108-123
Inhalt: "Im Sinne einer kulturwissenschaftlichen Emotionsforschung, die Affekte und Gefühle auf ihre kulturellen Repräsentationsformen und Bedingungen hin untersucht, wird in historischer Perspektive gezeigt, wie das Narrativ mütterlicher Fürsorge bis heute das kulturelle Verständnis von der Frau formt. Die Analyse eines filmischen (Stephen Daldry The Hours) und eines literarischen Beispiels (Julia Franck Die Mittagsfrau) stellt zwei Werke in den Mittelpunkt, die jeweils eine Doppelperspektive einnehmen, die der Mutter und die des Kindes. Sie gehören zu der Textgruppe, die ein im Weiblichkeitsdiskurs eher tabuisiertes Feld behandeln, nämlich Mütter zu perspektivieren, die ihre Kinder nicht aufopferungsvoll lieben. Sie sind als kritische Reflexionen biologistischer Vorannahmen über scheinbar ąnatürliche' Mütterlichkeit, mit der innerhalb des kulturell verankerten binären Systems gleichzeitig die "Unnatürlichkeit" männlicher Fürsorge impliziert ist, ebenso zu verstehen wie als Infragestellung eines traditionellen Familienbilds, in dem Väter von der Zuständigkeit für das emotionale Kindeswohl eher ausgeschlossen sind, weil diese als genuin weibliche Aufgabe diskursiviert wird." (Autorenreferat)
Inhalt: "This article demonstrates from a historical perspective and in terms of cultural studies research into emotions, which examines affects and feelings in terms of their forms of cultural representation and cultural conditions, how the narrative of motherly care has shaped the cultural understanding of women up to the present day. An analysis of one cinematic (Stephen Daldry's "The Hours") and one literary (Julia Franck's "Die Mittagsfrau") example puts the focus on two works which both adopt a double perspective, that of the mother as well as of the child. They belong to the group of texts which deal with a tabooed field in the femininity discourse, that is the perspective of those mothers who do not selflessly love their children. They are to be understood as critical reflections of biologistic presuppositions about apparently "natural" motherliness, which at the same time, within the culturally anchored binary system, implies the "unnaturalness" of masculine care. Moreover, they must be understood as calling into question the traditional family image in which fathers tend to be excluded from responsibility for a child's emotional well-being because that is narrated as a genuinely female task." (author's abstract)