Quelle: Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2005, 1. Aufl.. 211 S.
Inhalt: "Ein Mann beschäftigt sich mit der Ungleichheit der Geschlechter. Doch der Soziologe Pierre Bourdieu tut dies nicht, um den Feminismus unter männliche Dominanz zu bringen, sondern um zu zeigen, dass männliche Herrschaft eine besondere, politisch wie ökonomisch wichtige Form symbolischer Herrschaft darstellt. Männliche Herrschaft ist das Paradigma - und oft das Modell und der Gegenstand - aller Herrschaft. Da sie hinreichend abgesichert ist, bedarf es keiner Rechtfertigung. Die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern scheint nämlich in der 'Natur der Dinge' zu liegen: Sie hat sich in der sozialen Welt niedergeschlagen und ist in den Einstellungen aller, dem Habitus, präsent: als ein universelles Prinzip des Sehens und Einteilens, ein System von Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungskategorien. Dies erklärt, warum eine solche Macht akzeptiert wird, denn sie beruht nicht auf einer freiwilligen Entscheidung, sondern auf der unmittelbaren Unterwerfung der sozialisierten Frauen. Wie die Frauen einer Sozialisierung unterworfen werden, die auf ihre Herabsetzung zielt, sind auch die Männer Gefangene der herrschenden Vorstellungen, obwohl sie perfekt ihren Interessen entsprechen. Für Bourdieu bedarf es daher einer symbolischen Revolution, einer radikalen Umgestaltung jener gesellschaftlichen Verhältnisse, die die beherrschten Frauen dazu bringen, den herrschenden Männern und sich selbst gegenüber einen Standpunkt einzunehmen, der mit dem der Herrschenden identisch ist." (Autorenreferat)
Quelle: Frankfurt am Main: Suhrkamp (Edition Suhrkamp , Neue Folge, Bd. 732), 1997. 332 S.
Inhalt: "Die in diesem Band versammelten Aufsätze gehen, auf unterschiedliche Weise, der sozialen Konstruktion der Geschlechterordnungen nach, sei es am konkreten Fall, z. B. in den Arbeitsbeziehungen, in der Schule oder im Sport, sei es in der Entwicklung des theoretischen Arguments. Den unmittelbaren Anstoß gab der bislang nur in französischer Sprache zugängliche Beitrag von Pierre Bourdieu über 'la domination masculine', einem Autor also, dessen Arbeiten explizit die soziale Konstruktion von symbolischer Ordnung und sozialer Struktur zum Gegenstand haben. Es scheint uns so sinnvoll wie anregend, seine Überlegungen zur 'männlichen Herrschaft' mit feministischen Erklärungsansätzen u. a. von Mary O'Brien und Cynthia Cockburn in einem Band zu veröffentlichen und damit eine Diskussion zwischen bislang weitgehend getrennt geführten Wissenschaftsdiskursen anzustoßen." (Autorenreferat) Im einzelnen enthält das Sammelwerk folgende Beiträge: 1) Wie Geschlecht und Technologie in der sozialen Praxis 'gemacht' werden; 2) Die gewöhnliche Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt; 3) Die Dialektik der Reproduktion; 4) Lust, Geschlecht und Generativität: Zum Zusammenhang von gesellschaftlicher Organisation von Sexualität und Geschlechterhierarchie; 5) Körperästhetik im Wandel: Verspottung und Entmütterlichung des Körpers in den Weiblichkeitsidealen der Risikogesellschaft; 6) Die männliche Herrschaft; 7) Eine sanfte Gewalt: Pierre Bourdieu im Gespräch mit Irene Dölling und Margareta Steinbrücke; 8) Kochen, ein männliches Spiel? Die Küche als geschlechts- und klassenstrukturierter Raum; 9) Kinderspiele als Aufführungen von Geschlechtsunterschieden; 10) Mathematik am Gymnasium: Gleiche Kompetenzen, divergierende Orientierungen; 11) Studentische Lebenstile und Geschlecht. (SR2)