Sehen und Sprechen: zum Einsatz von Bildern bei Gruppendiskussionen
Titelübersetzung:Seeing and speaking: about using images in group discussions
Autor/in:
Degele, Nina; Kesselhut, Kristina; Schneickert, Christian
Quelle: Zeitschrift für Qualitative Forschung, 10 (2009) 2, S 363-379
Inhalt: "Fußball präsentiert sich gerne als moderner gesellschaftlicher Teilbereich, in dem die 'einigende Kraft' des Sports Werte wie 'Fairplay, Miteinander, Zuwendung, Mitgefühl, Toleranz und Solidarität' (bundesliga-stiftung.de) in die Gesellschaft trägt. Im Kontrast dazu ist der Alltag in deutschen Stadien jedoch oft durch Gewalt, latenten Rassismus und die massive Ausgrenzung und Diskriminierung von Frauen und Homosexuellen geprägt und zeichnet so eher das Bild einer rückständigen Bastion westlich aufgeklärter Gesellschaften. Entsprechend bietet dieses soziale Feld ein ebenso spannendes wie schwierig zugängliches Gebiet empirischer Sozialforschung. Im Forschungsprojekt Fußball intersektional untersuchen wir seit 2007 die Wechselwirkungen verschiedener Ungleichheitsstrukturen im und durch den Mikrokosmos Fußball. Bei den dabei u.a. durchgeführten Gruppendiskussionen verwendeten wir anstelle von Erzählaufforderungen visuelle Stimuli in Form eines Posters. In diesem Artikel zeigen wir in einem dreistufigen Vorgehen, dass sich der Einsatz von Bildmedien in der qualitativen Sozialforschung nicht nur dazu eignet, schwierige und sensible Themen zu thematisieren, sondern es mit Hilfe visueller Verfahren auch gelingt, dem Problem der Reifizierung, also dem unreflektierten Hineintragen alltäglicher Wissensbestände und Stereotype, entgegenzuwirken." (Autorenreferat)
Inhalt: "Football likely presents itself as a modern subsystem of society which provides 'unifying power' and values like 'fairplay, cooperation, care, sympathy, broad-mindedness and solidarity' (bundesliga-stiftung.de). In contrast it can be considered as one of the most unprogressive bastions in modern Western societies due to everyday violence, the latent racism and discrimination of women and homosexuals. This ambivalence makes football a fascinating domain of empirical social research. For that purpose our research project Fußball intersektional carried out since 2007, has focused on the interaction of different inequality structures in the football microcosm. We conducted nine group discussions where we used visual stimuli in the form of a poster instead of key questions. This article shows that in qualitative social research, the use of visual media is not only appropriate when discussing difficult and sensitive topics but also an efficient means of counteracting the problem of reification, which means the introduction of preliminary considerations and personal attitudes." (author's abstract)
Titelübersetzung:Arbeit und Familie: eine Mixed-Methods-Anwendung
Autor/in:
Pacheco, Edith; Blanco, Mercedes
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 9 (2008) 1, 9 S
Inhalt: Um die Bedeutsamkeit von Mixed-Methods-Ansätzen zu verdeutlichen, greifen wir auf eine eigene Untersuchung zurück, in die verschiedene Datenquellen eingegangen sind, die üblicherweise einem eher qualitativen und einem eher quantitativen Forschungsstil zugeordnet werden. Wir entschieden uns damit bewusst für eine andere Herangehensweise als die traditionell, zumindest in Mexiko, zur Untersuchung von Arbeit übliche: anstelle der Hauptbezugnahme auf statistische Daten analysierten wir zunächst qualitatives Datenmaterial zu einer Gruppe mexikanischer städtischer Mittelschichtfrauen. Zur Integration der unterschiedlichen Datenquellen konstruierten wir eine Typologie mittels quantitativer Daten, die zuvor in der qualitativen Studie erarbeitet worden war und die es erlaubte, Bezüge zwischen vier Verlaufskurven (Schule, Arbeit, Heirat, Kindererziehung) zu verdeutlichen.
Inhalt: In order to present an exercise showing the importance of mixed methodology, this paper offers an exploratory approach to the simultaneous use of data sources clearly identified with qualitative and quantitative research styles. In doing so we took as a starting point a different platform than the one traditionally used in the field of labor studies, at least in Mexico. Instead of having as a main frame of reference a statistical database, we first analyzed qualitative information on a group of Mexican urban, middle-class women. One of the means we have found of linking the two sources has been to construct a typology—with quantitative data and similar to one previously elaborated in a qualitative study—to describe the possible links between four life trajectories (school, work, marriage and child-bearing). Combining a quantitative analysis with the results of a previous qualitative study was precisely what made it possible to both enrich and reinforce the proposal of the existence of diversity within homogeneity.
Schlagwörter:urban population; quantitative Methode; Mexiko; Latin America; Mittelschicht; quantitative method; Ehefrau; Familie-Beruf; work-family balance; Mutter; Central America; berufstätige Frau; Mexico; empirische Sozialforschung; Stadtbevölkerung; middle class; life career; mother; qualitative method; working woman; empirical social research; Mittelamerika; typology; woman; research approach; Forschungsansatz; wife; qualitative Methode; Entwicklungsland; Typologie; Lebenslauf; developing country; Lateinamerika; mixed methodology; life trajectories; typology; middle-class women; Mixed Methods; Verlaufskurven; Mittelschichtfrauen
SSOAR Kategorie:Arbeitsmarktforschung, Erhebungstechniken und Analysetechniken der Sozialwissenschaften, Familiensoziologie, Sexualsoziologie
Gendersensible Konzepte zur Behandlung komplexer Traumatisierung: methodische Überlegungen zur Untersuchung von Veränderungsprozessen in Therapie und Beratung
Titelübersetzung:Gender-sensitive approaches to the treatment of complex traumatisation: methodological considerations on research on change processes in psychotherapy and counseling
Autor/in:
Gahleitner, Silke Birgitta
Quelle: Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Institut für Psychologie; Klagenfurt (Beiträge zur Qualitativen Inhaltsanalyse), 2005. 10 S
Inhalt: Seit dem Aufkommen der evidenzbasierten Psychotherapie mit dem Ziel einer systematischen Integration individueller klinischer Expertisen ist eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis entstanden, die für alle helfenden Berufe neue Perspektiven eröffnet und Aspekte der Qualitätssicherung ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt. Durch die strikte Begrenzung auf operationalisierbare Therapieziele und lineare Kausalitäten evidenzbasierter Psychotherapieforschung geraten jedoch systematische Beobachtungen von Veränderungsprozessen, die KlientInnen als wirkungsvoll für sich erlebt haben, in den Hintergrund. Abgesehen von einzelnen Kasuistiken gibt es wenige regelgeleitete, vergleichende Deskriptionen, wie sich Veränderungen in Psychotherapie und Beratung tatsächlich vollziehen und wodurch sie in Bewegung gesetzt werden. Das geschilderte Forschungsvorhaben unternimmt den Versuch, über halbstrukturierte Erhebungsverfahren explizites ExpertInnenwissen und implizites KlientInnenwissen zu sammeln und einer systematischen Analyse zu unterziehen. Im Zentrum steht die Fragestellung, wie Beratung und Psychotherapie KlientInnen bei der Bewältigung komplexer Traumatisierung optimal unterstützen kann. Im Gegensatz zum quantitativ orientierten Mainstream der Psychotherapieforschung soll dabei von der subjektiven Erfahrung Betroffener ausgegangen werden und der Faktor Geschlecht besondere Aufmerksamkeit erfahren. Die problemzentrierten Interviews werden durch eine begleitende quantitative Untersuchung mit diagnostischen und therapie-evaluierenden Fragebögen ergänzt. Zur Auswertung der Interviews wird die qualitative Inhaltsanalyse mit einem geschlechtssensiblen Verfahren kombiniert werden, um der explorativen, induktiven Vorgehensweise mehr Raum zu eröffnen und dem Gender-Aspekt als Schwerpunkt des Forschungsgegenstandes gerecht zu werden. Die Ergebnisse aus den quantitativen Daten fließen in die qualitative Auswertung ein. Die Schnittstelle zwischen qualitativen und quantitativen Daten sowie ihre Chancen und Probleme in der Interpretation der Daten wird kritisch diskutiert. Die Ergebnisse könnten die Kontroverse um eine inhaltliche wie methodische Neubestimmung psychotherapeutischer Theorie und Praxis bereichern, die derzeit vielerorts diskutiert wird.
Inhalt: Since the development of evidence-based psychotherapy with the aim of systematically integrating clinical expertise a bridge has been constructed between research and practice which opens up new perspectives for all the helping professions and draws attention to aspects of quality assurance. However, as research efforts have been strictly limited to operationalizable therapy goals and the linear causalities of evidence-based psychotherapy research there has been less interest in systematic observations of those change processes that the clients themselves experience as effective. Apart from isolated case studies there are few systematic, comparative descriptions of how change actually occurs in psychotherapy and counselling and what sets it in motion. The research project presented is designed to collect explicit knowledge from experts and implicit knowledge from clients and to subject them to a systematic analysis. The study will then examine the question as to how counselling and psychotherapy can best help clients to cope with complex traumatization. In contrast to mainstream, quantitative psychotherapy research, it will start from the clients' subjective experience and pay special attention to the gender factor. The problem-centered interviews will be supplemented by a simultaneously conducted quantitative evaluation including questionnaires on diagnosis and therapeutic effectiveness. For the evaluation of the interviews qualitative content analysis will be combined with a gender-sensitive procedure in order to give greater weight to explorative, inductive methods and to do justice to the gender aspect as the central issue of the study. The results of the quantitative measures will be taken account of in the qualitative data analysis. The interface between qualitative and quantitative data and its advantages and disadvantages for the interpretation of the data will be discussed. The results could make a useful contribution to the currently widespread controversy on new directions and new methodological orientations in psychotherapeutic theory and practice.
Videointerpretation als mehrdimensionale Mikroanalyse am Beispiel schulischer Alltagsszenen
Titelübersetzung:Video interpretation as multidimensional microanalysis demonstrated by everyday situations in school
Autor/in:
Wagner-Willi, Monika
Quelle: Zeitschrift für qualitative Bildungs-, Beratungs- und Sozialforschung, 5 (2004) 1, S 49-66
Inhalt: 'Trotz der beachtlichen Reichweite der Videografie in den Sozialwissenschaften steht eine methodologische Reflexion hinsichtlich der spezifischen Qualität des videografischen Materials und der Methoden der Videoanalyse erst am Anfang. Als ein Verfahren, das sowohl auditive als auch visuelle, auf Körperlichkeit, ikonische Szenerien und Prozesse bezogene 'Daten' konserviert, zeichnet sich die Videografie dadurch aus, die in sozialen Situationen vorzufindende Verschränkung von Sequenzialität und Simultaneität weitgehend zu bewahren. Auf der Grundlage einer empirischen Studie zur Performativität ritueller Praxen von Kindern in der Grundschule wird in dem Beitrag die Methode der Dokumentarischen Videointerpretation als ein mikroanalytisches Verfahren vorgestellt, das neben der Sequenzialität auch explizit die im Material vorzufindende Simultanstruktur berücksichtigt und darauf gerichtet ist, die mehrdimensionale, performative Einbindung der Akteure in konjunktive Erfahrungsräume und in institutionelle Kontexte herauszuarbeiten.' (Autorenreferat)
Inhalt: 'Despite the extensive and increasing use of video recording in the social sciences, methodological reflection on the particular quality of video material and on the methods of video analysis is still in the early stages of development. Videography allows us to preserve audio as well as visual data, and to record information relating to physical behavior as well as iconic scenery and processes. One of the main advantages of video is that it makes it possible to record both the sequential structure and the simultaneity occurring in social situations. Based on an empirical study concerning the performativity of elementary school children's ritual practices, this article presents documentary video interpretation as a microanalytical method which considers not only sequential structure, but also the structure of simultaneity in video material. The multidimensional, performative involvement of social actors in conjunctive collective practices and institutional contexts is analysed.' (author's abstract)
Die Wirkungsweise strafrechtlicher Interventionen bei Gewaltstraftaten in Paarbeziehungen. Der Strafprozess und der Außergerichtliche Tatausgleich im Vergleich – Qualitative Methoden der Datenerhebung und der Datenanalyse
Titelübersetzung:Victim-Offender-Mediation in Domestic Violence cases—A Comparison of the Effects of Criminal Law Intervention: the Penal Process and Mediation. Doing Qualitative Research
Autor/in:
Pelikan, Christa
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 3 (2002) 1, 16 S
Inhalt: Die Untersuchung von Wirkungsweisen einer (strafrechtlichen) Intervention verlangt wegen ihres Prozesscharakters und wegen ihres Inhalts qualitative Methoden. Es geht um Prozesse der Veränderung – oder der Beharrung – und die Bedeutung, die strafrechtliche Interventionen für diese Prozesse erlangen; und es geht um Gewalt in Paarbeziehungen, also das komplexe Gefüge von Macht, Abhängigkeit, Liebe und Sexualität: Die Beobachtung von Strafprozessen einerseits, von Mediationsprozessen anderseits bildete den Ausgangspunkt für die Gespräche mit den – im Zeitabstand wiederholten – Gesprächen mit den "Klienten-Parteien", also Männern und Frauen; dazu traten Expertengespräche mit RichterInnen und MediatorInnen. Die Art der so gewonnenen Daten ermöglichte dann eine "Perspektiven-Triangulierung", die das Verfahren der qualitativen Prozessstrukturanalyse leitete. Der Forschungsprozess beruhte insgesamt auf der Interaktion von Beforschten und Forscherin; und er war konzipiert als Einmischung in Kriminalpolitik, die über die Präsentation von Evaluationsergebnissen hinausging. Eine solche Konzeption umzusetzen, stößt jedoch auf erhebliche Schwierigkeiten: sie sollen abschließend analysiert werden.
Inhalt: Research on the efficacy of criminal law intervention involves social processes and due to its nature, the processes require the use of qualitative methods. It is about processes of change, about development, or fixation and about the influence, various criminal law interventions exert onto these processes. In addition there is the content of the subject matter that is conducive to the application of qualitative methods: violence in intimate relationships constitutes intricate and complex fabrics of power and love, of dependency and sexuality. The instruments of collecting data consisted of observing of criminal processes and mediation procedures that provided access to the parties and the opportunity for intensive talks with men and women as the core piece of research. They were complemented by expert-interviews with judges and mediators. The analysis of the data involved using an "ideal type"-process analysis guided by a triangulation of perspectives as presented by the different actors. The qualitative, "interactive" method of doing research on processes of change calls for continued intervention in criminal policy—something that goes beyond presenting evaluation results. I will present and analyze the difficulties encountered when using this approach.
Schlagwörter:Partnerbeziehung; mediation; criminal proceedings; Strafprozess; arbitration; Strafrecht; Gewaltkriminalität; qualitative method; violence; außergerichtliche Einigung; Mediation; Gewalt; qualitative Methode; prosecution; partner relationship; criminal law; Strafverfolgung; violent crime; Mediation im Kriminalrecht; private Gewalt; idealtypische Prozessstrukturanalyse; Perspektiven-Triangulierung; Erforschung von Interventionen und Forschung als Intervention; victim-offender-mediation; domestic violence; ideal type"-process analysis; triangulation of perspectives; research into intervention and research as intervention
SSOAR Kategorie:Kriminalsoziologie, Rechtssoziologie, Kriminologie, Erhebungstechniken und Analysetechniken der Sozialwissenschaften