Latente Differenzkonstruktionen : eine exemplarische Fallanalyse zu Geschlechterkonzeptionen in der professionellen Praxis
Titelübersetzung:Latent difference constructions : an exemplary case analysis of gender conceptions in professional practice
Autor/in:
Scheid, Claudia; Gildemeister, Regine; Maiwald, Kai-Olaf; Seyfarth-Konau, Elisabeth
Quelle: Feministische Studien, Jg. 19 (2001) Nr. 2, S. 23-38
Inhalt: Der folgende Beitrag geht den aktuell diskutierten Fragen nach, ob neuere gesellschaftliche Entwicklungen dazu führen, dass die Kategorie "Geschlecht" an Wirkmächtigkeit in der Strukturierung sozialer Realität verliert, und inwieweit die neue Rede von der "Geschlechtervielfalt" einem Bedeutungsverlust binärer Kategorisierung entspricht. In Anlehnung an das soziologisch-interaktionstheoretische Konzept des "doing gender" wird die Praxis der professionellen Berufe als Beispiel für die Bedeutung latenter Differenzkonstruktionen von Geschlecht untersucht. Die Analyse bezieht sich auf die konkreten Entscheidungen einer Familienrichterin in einem Sorgerechtsfall, um zu verdeutlichen, welche Familien- und Geschlechterkonzeptionen dem professionellen richterlichen Handeln zugrundeliegen. Die Datengrundlage bildet eine Transkriptsequenz aus einem offenen Interview, das mit der Richterin zu ihrer beruflichen Entwicklung, ihrer Berufspraxis sowie zum Verhältnis von Karriere und privater Lebenspraxis geführt wurde. Im Anschluss an die empirische Analyse wird nochmals auf die verwendete Methodik eingegangen und ihr Potenzial für die Rekonstruktion geschlechtsdifferenzierender Muster aufgezeigt. (ICI)
CEWS Kategorie:Geschlechterverhältnis, Frauen- und Geschlechterforschung, Arbeitswelt und Arbeitsmarkt
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
'Ich bin der die das macht' : oder: über die Schwierigkeit, 'doing gender'-Prozesse zu erforschen
Titelübersetzung:'I'm the person who does that' : or: the difficulty in researching 'doing gender' processes
Autor/in:
Kelle, Helga
Quelle: Feministische Studien, Jg. 19 (2001) Nr. 2, S. 39-56
Inhalt: Die Autorin diskutiert und veranschaulicht einige Probleme, die sich aus der Frage ergeben, wie "Geschlecht" in Interaktionen "gemacht" und mit Bedeutung ausgestattet wird (oder nicht). Da in der Interaktionspraxis "Mehrkanaleffekte" und ein fließender Wechsel zwischen unterschiedlichen "Rahmen" (Goffman) stattfinden, möchte die Autorin mit ihrem Beitrag eine deskriptive Annäherung an diesen Zusammenhang leisten, um die Möglichkeiten und Grenzen der Geschlechterforschung auszuloten, die "doing gender"-Prozesse auf der Ebene von Interaktionen empirisch zu beschreiben und zu analysieren versucht. Dem Zusammenhang von "doing gender" auf der einen Seite und der Rahmenanalyse im Sinne Goffmans auf der anderen Seite wird dabei ihrer Meinung nach zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Die empirische Grundlage bildet ein 45-seitiges Transkript von einer Unterrichtsstunde, in welcher eine Gruppe von 12jährigen Schülerinnen eigenständig ein Rollenspiel entwickelt hat. Anhand dieses Materials, das im Rahmen eines ethnographischen Forschungsprojekt erhoben wurde, lässt sich zeigen, in welchen unterschiedlichen Handlungszusammenhängen und auf welche Weisen Geschlecht "ins Spiel" kommt. Mit dem Ziel einer methodologischen Reflexion kann ferner die Verschiedenheit von (Sprech-)Aktivitäten veranschaulicht werden, die Probleme für die Analyse und Interpretation von "doing gender"-Prozessen aufwirft. (ICI)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Thermodynamik und Geschlechterynamik um 1900
Titelübersetzung:Thermodynamics and gender dynamics around 1900
Autor/in:
Heinsohn, Dorit
Quelle: Feministische Studien, Jg. 18 (2000) Nr. 1, S. 52-68
Inhalt: Unter dem Stichwort "science of gender" geht die Autorin der Frage der naturwissenschaftlichen Konstruktion und Legitimierung von Geschlechterdifferenzen nach. Ein Zusammenhang zwischen Thermodynamik und Geschlechterdynamik wird an einem um 1900 stattfindenden "Interdiskurs" festgemacht, in dem der Energieerhaltungssatz (1. Hauptsatz der Thermodynamik) als Knotenpunkt und Vehikel fungiert und der in der Auseinandersetzung der damaligen Zeit um das Frauenstudium als Modell einer "energetischen Ökonomie der Geschlechter" präsent ist. Das Entropieprinzip (2. Hauptsatz der Thermodynamik) geht als weiteres Element und "Diskussionshilfe" in den geschlechterpolitischen Diskurs von 1900 ein. Das Entropieprinzip wird zum Bestandteil eines umfassenderen "Degenerationsdiskurses" umfunktioniert, so dass Veränderungen der "natürlichen Geschlechterordnung" als Bedrohungs- und Untergangsszenarien erlebt wurden. (ICA)
CEWS Kategorie:Geschlechterverhältnis, Naturwissenschaft und Technik
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Kritik und Verteidigung der Kategorie Geschlecht : Wahrnehmungs- und symboltheoretische Überlegungen zur sex/gender-Unterscheidung
Titelübersetzung:Criticism and defense of the category of gender : perception and symbol theory reflections on the sex/gender distinction
Autor/in:
Landweer, Hilge
Quelle: Feministische Studien, Jg. 11 (1993) H. 2, S. 34-43
Inhalt: Ausgehend davon, daß die diskurstheoretische Position in Judith Butlers Buch "Das Unbehagen der Geschlechter" (Frankfurt 1991) zu eng am Modell der Sprache orientiert ist und leibliche Phänomene ebenso wie präsentative Symbolismen (Kunst und Mythen) vernachlässigt werden, modifiziert der vorliegende Beitrag mit Hilfe von wahrnehmungs- und symboltheoretischen Überlegungen Butlers Kritik an der sex/gender-Unterscheidung. Die Autorin argumentiert mit anthropologischen Befunden wie Natalität, Sterblichkeit und Generativität (die in der neueren feministischen Diskussion durch den allgemeinen Biologismus-Verdacht weitgehend tabuisiert sind) dafür, daß dem Hang zur Mythenbildung im Geschlechterverhältnis nicht durch Ausblendung dieser conditio humana zu entgehen sei. (pmb)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Kommunikative Stile, Asymmetrie und "Doing Gender" : Fallstudien zur Inszenierung von Expert(inn)entum in Gesprächen
Titelübersetzung:Communicative styles, asymmetry and "Doing Gender" : case studies on the production of expertise in discussions
Autor/in:
Kotthoff, Helga
Quelle: Feministische Studien, Jg. 11 (1993) H. 2, S. 79-95
Inhalt: Der vorliegende Beitrag verfolgt am Beispiel einzelner Szenen aus Fernsehdiskussionen, wie "situative Rangunterschiede ausgehandelt werden, die auch mit Geschlecht zu tun haben". Die kommunikationssoziologische Studie geht von der Annahme der sozialen Konstruktion der Zweigeschlechtlichkeit aus. Die Arbeit betont jedoch stärker den Zusammenhang von kommunikativen Stilen und Macht. Die Autorin bezieht sich ausdrücklich auf Ansätze, die von gesellschaftlichen Kontext- und Rahmenbedingungen nicht abstrahieren. "Doing gender " bedeutet deshalb für sie nicht, isolierte Interaktionssituationen ins Zentrum zu rücken, sondern - bezogen auf die Gesprächsanalysen von Fernsehdiskussionen - auch den institutionellen Diskurs und die Verarbeitung der Medien als vorgelagerte Produzenten von Machtasymmetrien zu beachten. (pmb)
Schlagwörter:Geschlechtsrolle; Fernsehen; Selbstdarstellung; Interaktion; Gespräch; Macht; Struktur; Sprache
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis