Der Auftritt der Frauen auf der Wissenschaftsbühne, Chicago 1893
Titelübersetzung:The appearance of women on the science stage in Chicago in 1893
Autor/in:
Kersting, Christa
Quelle: Feministische Studien : Zeitschrift für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung, Jg. 21 (2003) H. 2, S. 265-280
Inhalt: Auf dem Weltkongress im Jahre 1893 in Chicago setzten die Frauen ihr Konzept der "pure city" der "White City" entgegen und führten damit eine neue Ethik in die Wissenschaftsdiskussion ein. Die Frauen entwickelten ihre Vorstellung von "home" bzw. von "geistiger Mütterlichkeit" weiter und beanspruchten zumindest vorübergehend die gesellschaftliche Führung entsprechend ihrem neuen Selbstbild einer freien, zur Übernahme öffentlicher Verantwortung bereiten Frau. Obwohl die "neue Erziehung" noch in den Anfängen steckte, war sie für die Frauen, die sich an die Spitze des reformpädagogischen Diskurses stellten, das Instrument für gesellschaftlichen Fortschritt. Die Frauen nutzten ihre zivilisierende Macht zur Integration anderer Ethnien und Klassen, statt sich wie die Herren der "White City" von "Unzivilisierten" abzugrenzen. Im Jahre 1893 - dem Jahr der "Incorporation of America" - bildeten Geschlecht, Klasse und Rasse auch für die Frauenbewegung und die Erziehungsgeschichte das maßgebliche Koordinatensystem. (ICI2)
CEWS Kategorie:Bildung und Erziehung, Wissenschaft als Beruf
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Der Mensch als Weib - das Weib als Mensch : Überlegungen zur Rekonstruktion des Kampfes von wissenschaftlich und politisch tätigen Frauen gegen moderne Subjektivierungsweisen um 1900
Titelübersetzung:The person as a woman - the woman as a person : reflections on the reconstruction of the struggle of scientifically and politically active women against modern subjectivization forms around 1900
Autor/in:
Bührmann, Andrea D.
Quelle: Subjekt und Erkenntnis: Einsichten in feministische Theoriebildungen. Opladen: Leske u. Budrich, 2000, S. 75-95
Inhalt: Auf dem Hintergrund von Michel Foucaults Paradigma, demzufolge moderne Subjektivierungsweisen nur durch machtspezifische Dispositive hervorgebracht werden, untersucht die Autorin die Beteiligung von Frauen an der Krise der Geschlechterordnung um 1900. Im Mittelpunkt steht dabei die These, dass bürgerliche Frauen zur Jahrhundertwende über eine Kritik an der "somato-mimetischen Ableitungslogik" (Ebene der Regulierungsverfahren) mit dem Ziel einer Delegitimierung der natürlichen Ordnung der Geschlechter (Ebene des strategischen Imperativs) neue Konzepte von Geschlechtlichkeit (Ebene des Referenzbereiches) hervorbringen und versuchen, diese zur Geltung zu bringen. Gleichzeitig beanspruchen die Frauen, "wahre" Aussagen über Geschlechtlichkeit (Ebene der Regulierungsinstanzen) machen zu können. Anhand von verschiedenen Handbüchern, Chronologien und Anthologien zur "Frauenfrage", die um 1900 von Frauen verfasst oder herausgegeben worden sind, beschreibt die Autorin den Kampf gegen die dispositive Formierung der modernen geschlechtlichen Subjektivierungsweisen. (ICI2)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Wissenschaft als Beruf
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Die bittersüße Freiheit der Halbdistanz : die ersten Soziologinnen im deutschen Sprachraum
Titelübersetzung:The bitter-sweet freedom of the half-distance : the first female sociologists in German-speaking countries
Autor/in:
Honegger, Claudia
Quelle: Denkachsen: zur theoretischen und institutionellen Rede vom Geschlecht. Theresa Wobbe (Hrsg.), Gesa Lindemann (Hrsg.). Frankfurt am Main: Suhrkamp (Edition Suhrkamp , Neue Folge), 1994, S. 69-85
Inhalt: In den ersten soziologischen Gesellschaftsentwürfen wird die Frau - ganz im Sinne der bürgerlichen Gesellschaft - aus der Gesellschaft ausgegrenzt und auf den Familienbereich beschränkt. Die dort von ihnen gewährleistete Gemeinschaft gilt gleichsam als Fundament und "Keimzelle" der modernen Gesellschaft und als Komplement zur modernen Männergesellschaft (Tönnies 1887). Der vorliegende Beitrag stellt eine Generation von Soziologinnen vor, die im Kreis von Karl Mannheim und Norbert Elias zu Ende der 20er Jahre in "bitter-süßer Halbdistanz" ein beachtliches Stück Frauenforschung begannen, doch durch den Nationalsozialismus (da großteils Jüdinnen) in alle Winde zerstreut wurden. Diese Soziologinnen betrachteten die Gesellschaft "objektivierend", um die Frauen aus der "normativen Falle" der Idealisierung als Natur und Gemeinschaft herauszuholen, in der auch die frühe Soziologie sie verschwinden ließ. Wäre diese Traditionslinie nicht abgebrochen worden, wäre der Frauenforschung mancher Kampf gegen die "funktionalistische Einfrierung" der Weiblichkeit durch Parsons und Co. erspart geblieben. (pmb)