Geschlechtsspezifische Sozialisation : neuere Beiträge und Perspektiven zur Entstehung des "weiblichen Sozialcharakters"
Titelübersetzung:Gender socialization
Autor/in:
Gildemeister, Regine
Quelle: Soziale Welt : Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis, Jg. 39 (1988) H. 4, S. 486-503
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Inhalt: Dieser Aufsatz setzt sich mit verschiedenen jüngeren Beiträgen zur Theorie der geschlechtsspezifischen Sozialisation in westlichen Industriegesellschaften auseinander. Grundtenor ist dabei, daß Geschlechtsunterschiede im Verhalten keineswegs unmittelbar den biologischen Unterschieden entsprechen, sondern sich aus sozialen Bedeutungszuweisungen ergeben. Diese werden während des Sozialisationsprozesses erlernt und internalisiert, so daß sie zunächst als "naturgegeben" erscheinen. Trotz Flexibilisierung der Geschlechterrollen, ist die Ausbildung der Geschlechtsidentität bei der Frau sehr konflikthaltig, da Veränderungen auf der Oberfläche der Rollenzuschreibungen nicht gekoppelt sind mit einer realen Öffnung von Handlungsspielräumen. Vielfach verschleiern Selbstbehauptungsversuche die grundlegende Binarität der Geschlechterverhältnisse. (BB)
Inhalt: "Starting from current debates about differences of sex and gender, the paper discusses a number of recent contributions to the theory of gender socialization. The background assumption is that gender differences are not direct reflections of biological facts; rather, they are to be understood as binary social constructions which are internalized as 'natural' during the process of socialization. The majority of recent work on gender socialization fails to give full credit to this insight. As a consequence, empirically observable differences of gender socialization tend to be unduly reified." (author's abstract)
Schlagwörter:Geschlechtsrolle; Industriegesellschaft; Rollenzuschreibung; Rollenverständnis; Rollenverteilung; Rollenwandel; sozialer Prozess; Emanzipation
CEWS Kategorie:Bildung und Erziehung, Geschlechterverhältnis, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Führung ist männlich : der Geschlechtsrollen-Bias in der psychologischen Forschung
Titelübersetzung:Leadership is masculine : the gender role bias in psychological research
Autor/in:
Kruse, Lenelis
Quelle: Gruppendynamik : Zeitschrift für angewandte Sozialwissenschaft, Jg. 18 (1987) H. 3, S. 251-267
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Inhalt: "Der Artikel versucht zu zeigen, daß die enge Assoziation zwischen 'Führer-Sein' und 'Mann-Sein' nicht nur ein Merkmal der Identität des Mannes ist, sondern wesentlich das Schicksal von Frauen, die in Führungspositionen sind oder diese anstreben, mitbestimmt. Die Forschung zeigt, daß das 'männliche Forschungsmodell' zum Maßstab wird für die Wahrnehmung und Beurteilung von Frauen in leitenden Positionen durch ihre männlichen und weiblichen Mitmenschen und das Selbstverständnis derartiger Frauen beeinflußt, die sich mit dem Rollendilemma zwischen 'Frau-Sein' und 'eine-Führungsposition-Haben' auseinandersetzen müssen. Es wird außerdem argumentiert, daß die herkömmliche Führungsforschung in besonderer Weise dazu geeignet ist, den 'Geschlechter-Bias' psychologischer Forschung deutlich zu machen." (Autorenreferat)
Schlagwörter:Führungskraft; Geschlechtsrolle; berufstätige Frau; Führungsstil; berufliches Selbstverständnis; Psychologie
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Les femmes cadres en suisse : un defi a l'egalite professionnelle
Titelübersetzung:Women in leading positions : a challenge to job equality
Autor/in:
Blochet-Bardet, Anne; Gillioz, Lucienne; Goerg, Danielle; Gognalons-Nicolet, Maryvonne
Quelle: Schweizerische Zeitschrift für Soziologie, Vol. 13 (1987) No. 1, S. 29-46
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Inhalt: "Die Besetzung von Führungspositionen durch Frauen stellt einen Bruch dar in bezug auf die ihr traditionellerweise von der Gesellschaft zugewiesene Rolle. Ausgehend von dieser soziologischen Tatsache sind die vorgelegten Resultate zu verstehen nämlich (1) die geringen Chancen der Frauen in der Schweiz, Positionen, die mit Macht und Autorität verbunden sind, zu erreichen; (2) die sozialen Mechanismen, welche die differentielle Zugänglichkeit je nach Wirtschaftszweig steuern; (3) die bestehenden Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen in leitender Stellung inbezug auf Arbeits- und Lohnbedingungen und den sozialen Ressourcen der Herkunftsfamilie. Den höchsten Preis für ihren Zugang zu prestigereichen und verantwortungsvollen Positionen bezahlen die Frauen aber innerhalb der Familie." (Autorenreferat)
Inhalt: "When women take on leading positions, this represents a break in the role traditionally assigned to them by society. The following results have to be understood with this sociological fact in mind, namely: (1) the weak chances women in Switzerland have of attaining positions of power and authority; (2) the social mechanisms which steer the differential access according to the economic branch; (3) the existing inequalities between men and women in leading positions in reference to general working conditions and salary plus the social resources of the families they come from. But it is within the family that women pay the highest price for their access to prestigious and responsible positions." (author's abstract)
Schlagwörter:Beruf; Führungsposition; soziale Position; Geschlechtsrolle; Tradition; Chancengleichheit; Schweiz
CEWS Kategorie:Arbeitswelt und Arbeitsmarkt, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Geschlechtliche Differenzierung und Geschlechterklassifikation
Titelübersetzung:Sexual differentiation and gender classification
Autor/in:
Tyrell, Hartmann
Quelle: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 38 (1986) H. 3, S. 450-489
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Inhalt: Der Aufsatz analysiert das Geschlechterverhältnis im Rahmen einer Theorie sozialer Differenzierung. Die Entwicklung der Differenzierungstheorie wird dabei berücksichtigt, von Simmel bis Luhmann. Unter diesem Dach werden aber auch einige andere Theorietraditionen in die Betrachtung integriert, vor allem die auf Durkheim und Mauss zurückgehende wissenssoziologische Auseinandersetzung mit sozialer Klassifizierung sowie die angelsächsische Kulturanthrophologie, soweit auf "cultural construction of gender" setzt. Dabei zeigt sich, daß die biologische Differenzierung der Geschlechter bei weitem nicht so ausgeprägt ist wie die soziale, und daß die soziale Geschlechterdifferenzierung vor allem Ergebnis einer Klassifikation zwischen zwei (und nur zwei) Geschlechtsklassen ist, obwohl Körperbau und sekundäre Geschlechtsmerkmale auf einer Skala von "sehr männlich" bis "sehr weiblich" durchaus kontinuierlich streuen. Diese binäre Klassifikation teilt die Gesellschaft in zwei etwa gleich große Hälften (anders als etwa Altersklassifikationen), was für die Machtbeziehung von Bedeutung ist. (MH)
Inhalt: "The article makes a systematic approach to the problem of the two sexes in the light of the theory of social differentiation. Proceeding from 'sexual differentiation' as a key concept, it is demonstrated that 'classification' is the heart of the matter, i. e.: Sexual differentiation is primarily the classifactory distinction between two - only two - sex classes, a distinction treating men and women within their own specific classes as equals, while emphasizing at the same time the difference between them. Reference is made in the article to both classical and modern theories of social differentiation from Georg Simmel to Niklas Luhmann, as well as to ethnomethodological and anthropological studies on 'cultural construction of gender'." (author's abstract)
Schlagwörter:Geschlechtsrolle; Klassifikation; Differenzierung
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Images des genres en sciences sociales
Titelübersetzung:Images of gender in social sciences
Autor/in:
Ballmer-Cao, Thanh-Huyen
Quelle: Schweizerische Zeitschrift für Soziologie, Vol. 10 (1984) Nr. 3, S. 777-783
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Inhalt: Der Autor analysiert die Darstellungsweise bzw. die Art der Berücksichtigung der Geschlechter in der sozialwissenschaftlichen Literatur. Die Untersuchung basiert auf der Analyse der weltweiten sozialwissenschaftlichen Literatur, die zwischen 1970 und 1980 erschienen und der internationalen Bibliographie der Sozialwissenschaften der UNESCO entnommen ist. Die mit dem Thema Geschlechtsrollen befaßte Literatur hat sich im Untersuchungszeitraum mehr als verdoppelt. Sie ist, nach Forschungsgegenstand differenziert, in die Kategorien "Status der Frau" und "Mann und Frau" einzuteilen. Erstere überwiegt quantitativ, nimmt aber im Verlauf der Dekade ab, während die Untersuchungen der Beziehung zwischen den Geschlechtern zunimmt. Theorie und Empirie weisen eine zweifache Tendenz auf: einerseits eine größere Symmetrie in der Behandlung der Geschlechter mit starker Berücksichtigung von Interaktionen und interpersonellen Prozessen, andererseits eine neutralere, makrosoziologische Konzeption der Beziehungen zwischen den Geschlechtern mit abstrakterer Wahrnehmung des Individuums. (HD)
Schlagwörter:Sozialwissenschaften; Literatur; Forschungsgegenstand; Forschungsschwerpunkt; Forschungsansatz; Trend; Geschlechtsrolle; Mann; soziale Beziehungen; Abstraktion
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Erfolg ohne Glück? : über den Widerspruch von Weiblichkeitsrolle und Karriere
Autor/in:
Schuller, Marianne
Quelle: Kursbuch, Bd. 58 (1979) , S. 101-113
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Inhalt: "Karriere" ist ein Begriff der bürgerlichen Gesellschaft, in der die Laufbahn der Mitglieder nicht mehr durch ständische Ordnung vorgezeichnet ist, sondern im Konkurrenzkampf mit anderen aufgebaut werden muß. Karriere wird dabei als Sache des Mannes angesehen. Während seine Männlichkeit durch Karriere gewinnt, verliert die "Karrierefrau" an Weiblichkeit. Sie handelt als männliches Subjekt und bezahlt ihren Einbruch in das Terrain der Männer mit dem doppelten Makel der Unvollständigkeit als Mann und als Frau. Die "weibliche Karriere" gibt es nur im Zusammenhang der Präsentation des weiblichen Körpers. Sie ist vornehmlich ein Effekt männlicher Phantasien. Immer bleibt die Karriere der Frau von der bürgerlich-patriarchalisch determinierten Inferiorität der weiblichen Position bestimmt. Diese Problematik analysiert die Autorin am Beispiel der wissenschaftlichen Karriere im Bereich der Geisteswissenschaften. Zur prekären Situation an der Hochschule kommen Widersprüche zwischen der öffentlich/beruflichen Rolle und der Rolle der Frau im Privatbereich. Die bürgerliche Glücksvorstellung ist in besonderer Weise mit ideologischen Weiblichkeitsmustern verbunden und zwingt die Frauen in die Alternative von Glück und Beruf. Lösungsansätze sieht die Autorin in der Frauenbewegung. (KA)
Schlagwörter:Rolle; Emanzipation; Frauenbewegung; Frauenfeindlichkeit; Karriere; Weiblichkeit; Mann; Geschlechtsrolle
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Berufsbiographie und Karriere
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz