Inhalt: "Die im vorliegenden Band veröffentlichten Beiträge der ersten vom ZFS - und das heißt hier vor allem von den im Zentrum arbeitenden Studentinnen und wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen - konzipierten und organisierten Winterakademie, beschäftigen sich mit einer zentralen Frage feministischer Diskussionen und Theoriebildungen der letzten Jahre: der Frage nach den Vorstellungen vom Subjekt, was nicht zuletzt auch heißt, vom Subjekt der Wissenschaft. In der theoretischen Auseinandersetzung um die Konstitution des Subjekts wird dieses zugleich als Erkenntnissubjekt sowie als Erkenntnisobjekt gesehen. Diese Aufspaltung spiegelt die doppelte Positionierung des Subjekts: als historisch gewordenes und situiertes agiert es - z.B. im Feld der Wissenschaften - aktiv im Kontext von Rahmenbedingungen, um diese zu verändern und damit die Subjektwerdung selbst zu verschieben. Wie ist Selbstreflexion zu denken, wenn das Selbst selbst zunächst als Reflexion gedacht werden muß: ein Dilemma, in dem eine - wenn auch zu einfache - Vorstellung der Determiniertheit des Subjekts mit der Vorstellung des (feministisch) subversiv handelnden Subjekts im Widerstreit zu liegen scheint. Die Kritik am traditionellen (westlichen, männlichen) Subjektbegriff ist selbst schon Teil einer Wissenschaftsgeschichte, in der psychoanalytische, ethnologische, semiologische, diskurshistorische und dekonstruktive Ansätze eine zentrale Rolle gespielt haben, ohne daß darin - außer in psychoanalytischen und ethnologischen Modellen - die Subjektwerdung mit Geschlechtwerdung bereits explizit miteinander in Verbindung gebracht wurde. Diesen Konnex herzustellen blieb der feministischen Forschung vorbehalten, für die die Aufdeckung intersubjektiver und unausgesprochener Strukturen von Machtpositionen seit langem konstitutiver Bestandteil ist, und die die Komplementarität von Subjektpositionen im Rahmen heterosexuell definierter Geschlechterdifferenz nachweisen konnte. Die in Prozessen der Institutionalisierung sich verfestigenden Konzepte von Subjektivität, die zwangsläufig mit Machtstrukturen verschränkt sind und in denen dominante Gruppen ihre Interessen durchsetzen (z.B. weiße, heterosexuelle Frauen), müssen immer wieder neu befragt werden, denn auch die Theoriebildungen in der feministischen Forschung bleiben von solchen Prozessen nicht verschont. Die Erkenntnisse, die aus einer kritischen Befragung der Tradition gewonnen werden, müssen auf das eigene Denken bezogen werden. Dies ist sich das Subjekt der Erkenntnis, das sich auch als Objekt der Erkenntnis denkt, schuldig." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Sabine Barz, Kathrin Heinz, Ute Jeß-Desaever, Michaela Kuhnhenne, Nikola Müller, Dörte Weber: SUBjektVISIONEN - VERSIONEN feministischer Erkenntnistheorien. Einleitung (11-20); Ilse Modelmog: Wissenschaft als Erkenntnisweg. Neue feministische Paradigmen (21-38); Rose Killinger: Der Zusammenhang von Erkenntnis, Wahrheit und Ethik (39-44); Barbara Hey: Analyse oder Paralyse? Der Subjektbegriff in der feministischen theoretischen Praxis (45-60); Nikola Müller: Subjekte unterwegs (61-64); Sandra Günter: Das Unbehagen der "Materie" im postmodernen feministischen Subjekt-Diskurs (65-74); Andrea D. Bührmann: Der Mensch als Weib - das Weib als Mensch (75-96); Susanne Maurer: Subjekt im Denken? Feministischer Subjektbegriff zwischen empirischer Rekonstruktion und theoretischer Dekonstruktion (97-108); Yvonne Bauer: ´Subjekt, Geschlecht und Handlungsfähigkeit" - Überlegungen zur Subjektkonzeption bei Andrea Maihofer (109-126); Jutta Weber: Geschichte wird gemacht: Über Selbst- und Fremdkategorisierungen feministischer Theorie (127-140); Sabine Hark: Utopische Höhenflüge mit bleiernen Gewichten - Paradoxien der Institutionalisierung feministischer Wissenschaft in der BRD (141-152); Sabine Fuchs: "Was man nicht erfliegen kann, muß man erhinken" - zur feministischen Rezeption von Queer Theorie im deutschsprachigen Raum (153-160).