Technik und Geschlechterverhältnis: eine strukturationstheoretische Perspektive
Autor/in:
Holtgrewe, Ursula
Quelle: Geschlechtertheorie – Geschlechterforschung: ein interdisziplinäres Kolloquium. Bielefeld (Wissenschaftliche Reihe), 1998, S 257-270
Inhalt: "Dieser Aufsatz stellt mit der Giddens'schen Theorie der Strukturierung eine Gesellschaftstheorie
des soziologischen malestreams vor, die zwar das Geschlechterverhältnis nicht ausdrücklich
einbezieht, aber durchaus produktiv auch auf seine Analyse anzuwenden ist. Sie ermöglicht es,
sowohl Technik als auch Geschlechterverhältnis als durch Handeln strukturierte und das Handeln
wiederum strukturierende soziale Prozesse zu konzipieren. Der theoretischen Untersuchung, wo
hier soziale Strukturen, Handlungen und Handelnde aufzufinden sind, folgt ein empirisches Beispiel, das verdeutlicht, welche Möglichkeiten die Theorie der Strukturierung bietet und wo sie
weiterer Ausarbeitung bedarf. Geeignet für einen solchen theoretischen Versuch ist die Theorie der Strukturierung (Giddens 1988), weil sie Festschreibungen und einseitig deterministische Erklärungen vermeidet und das Handeln von Subjekten ins Zentrum stellt. Statt etwa 'Auswirkungen des technischen Wandels auf die Frauenerwerbsarbeit' zu untersuchen - womit man sich mehr theoretische Probleme als Lösungen einhandelt - wird es auf diesem Wege möglich, die Frage nach Wechselwirkungen von Technisierungsprozessen und der Re/Produktion von Geschlechterverhältnissen zu stellen." (Autorenreferat)
Schlagwörter:Gesellschaftstheorie; gender relations; soziologische Theorie; Handlung; Giddens, A.; Giddens, A.; structure; social process; Geschlechterverhältnis; sociological theory; sozialer Prozess; action; mechanization; Struktur; theory of society; Technisierung
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Allgemeine Soziologie, Makrosoziologie, spezielle Theorien und Schulen, Entwicklung und Geschichte der Soziologie
Titelübersetzung:Information on the analysis of family policy
Herausgeber/in:
Walter, Wolfgang; Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg (ifb)
Quelle: Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg (ifb); Bamberg (ifb-Materialien, 4-98), 1998. 110 S
Inhalt: Im vorliegendem Sammelwerk werden unterschiedliche Ansätze der Familienpolitikanalyse präsentiert. Einleitend behandelt Wolfgang Walter den Stand der Forschung und die Forschungsfragen. Die kommunikative Konstruktion von Familienpolitik stellt Stephan Baas am Beispiel der Geschlechtsleitbilder vor, die politische Maßnahmen im Bereich der Muttererwerbstätigkeit beeinflussen. Kurt Bierschock erläutert in seiner Fallstudie zur Implementation des Kinder- und Jugendhilfegesetzes und insbesondere der Jugendhilfeplanung die organisatorischen Rahmenbedingungen familienbezogener Politik. Abschließend behandelt Andreas Netzler die Wirkungen des Familienlastenausgleichs für Familien in unterschiedlichen Phasen und Lebensumständen in einer Panelauswertung. Die vorgestellten exemplarischen Einblicke in ausgewählte Felder familienbezogener Politik zeigen u.a., dass eine Dauerbeobachtung familienbezogner Politik nur im Rahmen einer umfassenden längsschnittlich angelegten Untersuchung möglich ist. (ST)
Schlagwörter:policy implementation; gender relations; Jugendhilfeplan; Politik; Planung; Familienpolitik; satisfaction; Zufriedenheit; Lebensstandard; political decision; Familienlastenausgleich; Forschungsstand; act; Mutter; Implementation; Youth Welfare Services Plan; standard of living; Gesetz; example; family policy; Jugendhilfe; youth welfare; tax breaks for families; Rede; Politikumsetzung; gender; longitudinal study; Längsschnittuntersuchung; planning; implementation; speech; mother; Familie; politische Entscheidung; woman; Leitbild; Geschlechterverhältnis; family; politics; research status
SSOAR Kategorie:Familienpolitik, Jugendpolitik, Altenpolitik, Erhebungstechniken und Analysetechniken der Sozialwissenschaften
"Umgekehrte Welt"? Macht, Sexualität und Geschlechterhierarchie im Fastnachtsspiel des späten Mittelalters
Titelübersetzung:"Opposite world"? Power, sexuality and gender hierarchhy in Shrovetide plays during the late Middle Ages
Autor/in:
Roth, Margit
Quelle: Psychologie und Gesellschaftskritik, 21 (1997) 3/4, S 99-117
Inhalt: Die literarische Gattung "Fastnachtsspiel" war im Mittelalter eine beliebte Spielform, die in den Wochen vor Beginn der Fastenzeit insbesondere in Handwerker-Kreisen zur Aufführung kam. Inhaltlich setzt man sich im Fastnachtsspiel mit dem Herrscher-Bürger Verhältnis, der Kirche und der Sexualität auseinander. Während die gängigen Herrschaftsstrukturen im Fastnachtsspiel kritisiert und pervertiert wurden, wurde das Geschlechterverhältnis bestätigt. Anhand eines Vergleichs der Lebensrealität von Frauen im Mittelalter, ihrem sozialen und rechtlichen Status und der Darstellung der Frau im Fastnachtsspiel wird aufgezeigt, wie sich das bestehende Geschlechterverhältnis durch sexuelle Metaphern, durch Spott und Hohn fortschreibt. Eine "umgekehrte Welt", wie sie im Fastnachtsspiel entworfen werden soll, spart den Aspekt der Geschlechterhierarchie folglich aus.
Schlagwörter:Literatur; gender relations; gender; Macht; Hierarchie; middle ages; domination; power; playing; life situation; sexuality; sozialer Status; Sexualität; woman; Geschlechterverhältnis; Lebenssituation; hierarchy; literature; Herrschaft; Spiel; Mittelalter; social status
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Sozialgeschichte, historische Sozialforschung
Globale Konkurrenz at Home: Umbrüche im Geschlechterverhältnis bei der Organisation von Dienstleistungsarbeit
Titelübersetzung:Global competition at home: upheavals in the relationship between the genders during the organization of service work
Autor/in:
Goldmann, Monika
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Hradil, Stefan; Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Differenz und Integration; Frankfurt am Main, 1997. S 764-778
Schlagwörter:gender relations; soziale Dienste; service job; service; service enterprise; Geschlechterverhältnis; informeller Sektor; tertiärer Sektor; tertiary sector; Dienstleistungsberuf; informal sector; Dienstleistung; Dienstleistungsunternehmen; social services
SSOAR Kategorie:Wirtschaftssoziologie, Frauen- und Geschlechterforschung, internationale Beziehungen, Entwicklungspolitik
Titelübersetzung:Recollection activities and capacity to act
Autor/in:
Haug, Frigga
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Differenz und Integration; Opladen, 1997. S 51-55
Inhalt: "Zwischen individueller und kollektiver Erinnerung bilden sich Identitäten, schwankend zwischen Vergessen und Aufarbeiten, Individualismus und Hoffnung auf allgemeine Befreiung. Im Rückgriff auf Reflexionen zur Problematik von Erinnerung aus der Geschichte verschiedener Disziplinen (Philosophie, Psychoanalyse, Psychologie, Soziologie, Literatur) wird die Tätigkeit des Erinnerns zusammengebracht mit Handlungsfähigkeit, individueller und kollektiver. Aber Erinnerung ist auch ein Einfallstor für Ideologie und Herrschaft. Erinnert und zur kohärenten Biographie zusammengefügt wird, was kulturelle Hegemonie hat. Das erweitert die Arbeit mit Erinnerungen auf Fragen von Kultur und Ideologie und macht die Einbeziehung der Geschlechterverhältnisse, also auch die geschlechtsspezifische Forschung unumgänglich. In diesem Kontext wird die Methode der Erinnerungsarbeit vorgestellt und an einem Fallbeispiel diskutierbar gemacht. Hier geht es um Probleme mit weiblicher Identität. An den Verwerfungslinien zwischen alltäglichen Erfahrungen und theoretisch-normativen Begriffen entstehen inkohärente Persönlichkeiten. Das kann soweit gehen, daß Passivität und Apathie die Folge sind. Es wird versucht, mit Erinnerungsarbeit Bausteine für eine Möglichkeit, sich 'kohärent zu arbeiten', zu erstellen." (Autorenreferat)
Frauen und Globalisierung: aktuelle Entwicklungen und kritische Diskurse
Titelübersetzung:Women and globalization: current developments and critical discourses
Autor/in:
Lachenmann, Gudrun
Quelle: Universität Bielefeld, Fak. für Soziologie, Forschungsschwerpunkt Entwicklungssoziologie; Bielefeld (Working Paper / Universität Bielefeld, Fakultät für Soziologie, Forschungsschwerpunkt Entwicklungssoziologie, 284), 1997. 47 S
Inhalt: Die Autorin diskutiert aktuelle frauenpolitische Themen hinsichtlich der Integration und Gleichberechtigung von Frauen im Entwicklungsprozess und auf dem Hintergrund der Forderung von "Nachhaltigkeit durch eine geschlechtergerechte (gender-equitable) Entwicklung" der Weltfrauenkonferenzen. Sie beschreibt den geschlechtsbezogenen Index der menschlichen Entwicklung gemäß der UNPD, die zunehmende Feminisierung der Arbeit auf dem Weltmarkt und die geschlechtsspezifischen Aspekte der ökonomischen Globalisierung. Sie stellt ferner die Ansätze zur Strukturanpassung und Makroökonomie im Rahmen einer feministischen Ökonomie dar und geht abschliessend auf die Forderung ökonomischer Rechte von Frauen in einer globalen Zivilgesellschaft und auf die Perspektiven des transformativen Ansatzes in der Entwicklungspolitik ein. (ICI)
Schlagwörter:woman; Globalisierung; globalization; Entwicklungspolitik; development policy; Arbeit; labor; Entwicklungshilfe; development aid; Ökonomie; economy; Frauenpolitik; women's policy; Geschlechterverhältnis; gender relations; Feminismus; feminism; Weltmarkt; world market
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, internationale Beziehungen, Entwicklungspolitik
Das transsexuelle Schneiden als Symptom des zweigeschlechtlichen Weltbildes
Titelübersetzung:Transsexual cutting as a symptom of the hermaphroditic image of the world
Autor/in:
Schachl, Tonia
Quelle: Psychologie und Gesellschaftskritik, 21 (1997) 3/4, S 151-174
Inhalt: Transsexuelle, die sich der geschlechtsangleichenden Operation unterziehen wollen, versuchen, einen seelischen Konflikt körperlich zu beseitigen. Sie privatisieren mit dieser rigiden Ordnung ihres Körpers in die konventionellen Schablonen aber auch das gesellschaftliche Problem der Geschlechterdichotomisierung, funktionieren somit als SymptomträgerInnen und entheben die Normalen bis zu einem gewissen Grad der Konfrontation damit. Je unauffälliger die Transsexualität in Richtung (Trans-)Normalität verschwindet, desto besser können sich die Betroffenen in die Gemeinschaft integrieren. Je auffälliger - transsozial sichtbarer - sie sind, desto geringer ist die soziale Akzeptanz, nicht nur bei Normalen, sondern gerade auch bei den erfolgreich normalisierten zurechtgeschnittenen Transsexuellen. Diese Tendenz zur Anpassung, die einen Operationssog bewirkt, wird durch die öffentlichen Bilder der Medien subtil gefördert aber auch gespiegelt.
Schlagwörter:gender relations; transsexualism; social recognition; surgery; soziale Anerkennung; soziale Integration; social integration; Transsexualität; gender role; mental conflict; Geschlechtsrolle; Geschlechterverhältnis; Akzeptanz; acceptance; Operation; psychischer Konflikt
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Sonstiges zur Soziologie
Die Bedeutung der physischen Gewalt für die Reproduktion des Geschlechterverhältnisses
Titelübersetzung:The meaning of physical violence for the reproduction of the relationship between the genders
Autor/in:
Smaus, Gerlinda
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Differenz und Integration; Opladen, 1997. S 505-509
Inhalt: "Ergebnisse zahlreicher empirischer Untersuchungen über die Anwendung physischer Gewalt durch Männer gegenüber Frauen (und Kindern) zeigen, daß es keinen Ort und keine Zeit gibt, in der Frauen nicht mit Bedrohung ihrer physischen (und psychischen) Integrität rechnen müßten. In der Tat steht die Bedrohung, nicht die faktische Gewaltausübung, im Vordergrund, weil sie ein Aspekt ist, unter dem Frauen ihre gesamte Lebensplanung, ihren Beruf, ihr schlichtes Erscheinen auf bestimmten Plätzen zu bestimmten Zeiten mitberücksichtigen müssen. Täglich erfahren sie, daß Vergewaltigungen geschehen, daß Frauen in Ehen mißhandelt werden, daß Frauen sexuellen Übergriffen auf dem Arbeitsplatz ausgesetzt sind. Diese faktische Bedrohtheit wird durch eine Bedrohung zweiten Grades unterstützt, nämlich die, daß Frauen, die Opfer einer gewalttätigen Handlung geworden sind, dafür verantwortlich gemacht werden. Diese Schuldzuschreibung für Handlungen von gewalttätigen Männern durch Organe sozialer Kontrolle bildet das zweite hervorstechende Ergebnis der empirischen Untersuchungen. Ausgehend von diesen Feststellungen wird die Frage nach der Bedeutung der physischen Gewalt gestellt. Der Gebrauch der physischen Gewalt wird zunächst als ein strukturelles Merkmal des Frauenlebens und nicht als eine individuelle Pathologie gedeutet (Galtung). Die Tatsache, daß die faktische Ausübung der Gewalt an einigen Frauen als Inszenierung ihrer Existenz gegenüber allen Frauen gedeutet werden kann, enthüllt, daß sie eine Ressource für die Durchsetzung der Macht von Männern ist, d.h. die Grundlage einer illegalen Herrschaft bildet (Weber gegen Weber). Daß ihr 'privater' Gebrauch von Verwaltern der angeblich vom Staate monopolisierten physischen Gewalt nicht sanktioniert wird, zeigt, daß sie einen quasi-legalen Charakter hat (Luhmann gegen Luhmann). Den Ertrag der Anwendung der physischen Gewalt durch Männer für Männer haben wir im ersten Satz beschrieben: der symbolische Raum von Frauen soll vergleichsweise bescheiden bleiben." (Autorenreferat)