Was ist Familie? : warum es einer begrifflichen Neujustierung bedarf
Titelübersetzung:What is family? : why there is a need to readjust the concept
Autor/in:
Meier-Gräwe, Uta
Quelle: Archiv für Wissenschaft und Praxis der sozialen Arbeit : Vierteljahresheft zur Förderung von Sozial-, Jugend- und Gesundheitshilfe, Jg. 40 (2009) Nr. 2, S. 4-14
Inhalt: Im Anschluss an den 7. Familienbericht der Bundesregierung (2006) schlägt die Autorin vor, Familie als ein soziales Netzwerk besonderer Art zu fassen, dessen konstitutive Merkmale Geschlecht und Generation sind. Familie ist ein Ort, an dem Generationen Verantwortung füreinander übernehmen, d. h. es handelt sich um eine soziale Gemeinschaft, in die mindestens eine erwachsene Person (gleich welchen Geschlechts) und mindestens zwei Generationen eingebunden sind. Darüber hinaus bedarf Familie immer auch einer makrotheoretischen Betrachtung: In dieser Perspektive ist Familie eine soziale Institution, also eine gesellschaftlich anerkannte Einrichtung, die in generativer, versorgungswirtschaftlicher und erzieherischer Hinsicht vielfältige produktive Leistungen für die Gesellschaft hervorbringt und den Generationenzusammenhang einer Gesellschaft sichert. Indem heute Erwerbs- und generative Sorgearbeit normativ an beide Geschlechter adressiert und folglich "universalisiert" werden, steht die Gestaltung einer familienfreundlichen Gesellschaft unter Einschluss einer gendergerechten Neugestaltung sämtlicher lebenslaufrelevanter Institutionen auf der politischen Agenda. Es ist erforderlich, dass diese Neuentwicklungen auch in den theoretisch-konzeptionellen Ansätzen der Familienwissenschaften systematisch aufgegriffen und verarbeitet werden. (ICA2)
CEWS Kategorie:Demographie und Bevölkerungsfragen, Vereinbarkeit Familie-Beruf
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Germany: family diversity with low actual and desired fertility
Titelübersetzung:Bundesrepublik Deutschland: Familienvielfalt mit niedriger aktueller und erwünschter Fruchtbarkeit
Autor/in:
Dorbritz, Jürgen
Quelle: Demographic Research, Vol. 19 (2008) , S. 557-598
Inhalt: "Germany is a low-fertility country with a rapidly ageing population, and will remain so for the foreseeable future. There are several reasons for this trend. Germany is among the countries with the highest rates of childlessness in the world, and childlessness has become widely accepted. This is illustrated by changes in living arrangements. A broad range of living arrangements has been added to the basic model of marriage with children; namely, single living, non-marital cohabitation, lone parenthood, patchwork families and living apart together. A culture of individualism has spread in Germany which forms the basis for widespread decisions against family formation. The desired number of children has become low and family policy is considered to be a failure in terms of its influence on fertility. German family policy has had a traditional orientation centred on monetary support to families and on the promotion of the male breadwinner model. Women have been largely forced to choose between family and work, and leave the labour market when a child is born. The still prevailing concept of family policy does not help to reduce the pressure to choose between work and family life, and thus makes it easier to decide not to have children, especially for highly educated women. A change in family policy is needed which will enable couples to choose between the breadwinner-housewife and the reconciliation model. Gradually, this change is starting to take place." (author's abstract)
In schlechter Verfassung : die Familienpolitik in Deutschland
Titelübersetzung:In poor condition : family policy in Germany
Autor/in:
Lenze, Anne
Quelle: Vorgänge : Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik, Jg. 47 (2008) H. 3, S. 47-60
Inhalt: Als Familienpolitik im staatlichen Sinne gelten Maßnahmen, die Eltern und Kindern das Leben erleichtern. So haben in den letzten Jahrzehnten gesetzgeberische Maßnahmen in Bezug auf die Familie die Frauen aus (halb)feudalen ehelichen Verhältnissen befreit, die im Familienrecht erst Mitte der 1970er Jahre abgeschlossen war. Weiterhin wurde dort die Hausfrauenehe ökonomisch flankierend abgesichert und ein System weiter ausgebaut, das die staatliche Umverteilung auf die erwerbstätige und die alte Generation beschränkt und die Existenzsicherung von Kindern nicht in ihr System eingestellt hat. Trotz eines verfassungsrechtlichen Schutzauftrages für Ehe und Familie ist damit ein Abgabensystem entstanden, das Kinderlosigkeit belohnt und Familien eher stranguliert. Die ökonomische Verfassung vieler Familien ist daher mittlerweile so desaströs, dass sie zunehmend Gegenstand öffentlicher Debatten ist. Der vorliegende Beitrag beschreibt vor diesem Hintergrund in Deutschland eine offensiv beworbene Familienpolitik, die bei näherer Betrachtung in eine Elternpolitik und eine Kinderpolitik unterschieden wird. Angesichts des drohenden Fachkräftemangels soll es Müttern - unter dem Stichwort der Vereinbarkeit von Familie und Beruf - ermöglicht werden, ebenso wie Männer berufstätig zu sein. Sogar Männer werden erstmals mit den sog. Vätermonaten Gegenstand von Familienpolitik. Da Kinder auf Grund des seit den 1970er Jahren bestehenden und sich mittlerweile selbst potenzierenden Geburtenrückgangs zwischenzeitlich zu einem "knappen öffentlichen Gut" geworden sind, liegt heute in der juristischen und sozialwissenschaftlichen Diskussion ein neuer Fokus auf Kinderrechten und auf Kinderförderung. Dahinter steht der Versuch, Kinder auch an den Eltern vorbei zu fördern. (ICA2)
Familiale Geschlechterarrangements zwischen staatlicher Regulierung und 'privater Angelegenheit' : eine Analyse des medialen Diskurses um die Einführung des Elterngeldes
Titelübersetzung:Family gender arrangements between state regulation and a 'private matter' : an analysis of the media discourse on the introduction of parental benefit
Autor/in:
König, Tomke
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Jg. 25 (2007) H. 3/4, S. 55-68
Inhalt: "Gegenwärtig besteht unter PolitikerInnen aller Couleur ein breiter Konsens darüber, dass Familienpolitik als Instrument genutzt werden sollte, junge Paare zur Fortpflanzung zu motivieren. Entscheidend ist hierfür, so die allgemeine Vorstellung, Frauen trotz Mutterschaft die Erwerbstätigkeit zu ermöglichen. Das lässt sich zum einen als Interesse an weiblichen, gut ausgebildeten Arbeitskräften interpretieren. Zum anderen wird damit aber auch eine Entwicklungstendenz in den Geschlechterverhältnissen aufgegriffen. Denn es ist für Frauen immer selbstverständlicher sowie notwendig geworden, dauerhaft erwerbstätig zu sein und für den eigenen Unterhalt zu sorgen. Hinzu kommen Veränderungen aufseiten der Männer. Ihre Beteiligung an Haus- und Erziehungsarbeit nimmt zwar nur langsam zu, aber in dem Maße, in dem ihre Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt und die Attraktivität des Arbeitsmarktes abnehmen, verändert sich auch ihre Existenzweise (zum Konzept des Geschlechts als Existenzweise vgl. Maihofer 1995). Familienpolitische Maßnahmen, wie das 2007 eingeführte Elterngeld, gelten als zentral dafür, ob diese Entwicklungen in den Geschlechterverhältnissen gefördert oder behindert werden. Entsprechend dieser Vorstellung interessiert aus soziologischer Perspektive die Wirkungsweise solcher staatlichen Maßnahmen. Gefragt wird etwa, ob in Deutschland aufgrund des Elterngeldes tatsächlich mehr Kinder geboren werden oder ob die Haus- und Erziehungsarbeit nun gerechter zwischen Frauen und Männern geteilt werden kann. Die Verfasserin interessiert an dieser Stelle etwas anderes. Sie schaut die mediale Debatte um die Einführung des Elterngeldes an, um zu analysieren, welche Vorstellungen über Geschlechter und Geschlechterverhältnisse in diesem Diskurs (re)produziert und welche anderen Vorstellungen und damit auch Lebensweisen und Alltagspraxen auf diese Weise ausgeschlossen werden. Als Material dienen Artikel großer überregionaler Tageszeitungen und Zeitschriften (Bild, FAZ, TAZ, Spiegel, Stern, Die Zeit), in denen es um die Einführung des Elterngeldes ging und die zwischen Januar 2006 bis Mai 2007 erschienen sind. Es sollen im Folgenden nicht die spezifischen politischen Standpunkte und Interessen rekonstruiert werden, die in den verschiedenen Tageszeitungen und Zeitschriften bezüglich des Elterngeldes vertreten werden. Vielmehr geht es um Topoi, die in dem gesamten Spektrum dieser Medien jenseits ihrer politischen Verortung zu finden sind. Um diese am gesamten Material analysierten Topoi nachvollziehbar zu machen, werden Artikel und Aussagen zitiert, in bzw. an denen sie sich besonders deutlich zeigen. In einem ersten Schritt wird diese spezifische Perspektive auf das empirische Material erläutert (1.). Im Anschluss daran arbeitet die Verfasserin drei zentrale Topoi heraus, anhand derer im Rahmen der analysierten Debatte weibliche und männliche Lebensweisen definiert werden (2.). In einem dritten Schritt werden Schlussfolgerungen für den Wandel der Geschlechterverhältnisse gezogen, und es wird gezeigt, wie im untersuchten medialen Diskurs (nationalistisch geprägte) Fragen des Bevölkerungswachstums, Vorstellungen über geschlechtliche Existenzweisen und Sozialstruktur miteinander verknüpft sind (3.)." (Textauszug)
Berufstätigkeit von Müttern bleibt kontrovers : Einstellungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Deutschland und Europa
Titelübersetzung:Gainful occupations of mothers remain controversial : attitudes towards the compatibility between an occupation and a family in Germany and Europe
Autor/in:
Scheuer, Angelika; Dittmann, Jörg
Quelle: Informationsdienst Soziale Indikatoren : ISI ; Sozialberichterstattung, gesellschaftliche Trends, aktuelle Informationen ; eine ZUMA-Publikation, (2007) H. 38, S. 1-5
Inhalt: "Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stellt für Frauen in Deutschland ein großes und zunehmend drängendes Problem dar. Familienministerin Ursula von der Leyen hat eine Reihe familienpolitischer Leistungen, wie etwa das Elterngeld oder den Ausbau von Betreuungsplätzen für Kinder, auf den Weg gebracht, um Erwerbstätigkeit und Mutterschaft besser zu vereinbaren. Dies hat zu teilweise kontroversen Debatten - insbesondere mit Blick auf das Wohl der Kinder - geführt, die zeigen, dass institutionelle Veränderungen kaum möglich sind, ohne Einstellungen und Werthaltungen in der Bevölkerung zu berücksichtigen. In nahezu allen Industriegesellschaften hat in den letzten Jahrzehnten ein nachhaltiger Einstellungswandel zur Erwerbstätigkeit der Frau und der Kinderbetreuung stattgefunden - allerdings in unterschiedlichem Tempo. Auf Basis aktueller Umfragedaten verortet der folgende Beitrag die Einstellungen zu Berufstätigkeit und Kinderbetreuung von Ost- und Westdeutschen im europäischen Kontext." (Autorenreferat)
Schlagwörter:Europa; EU; Bevölkerung; Einstellung; Familie-Beruf; Frauenerwerbstätigkeit; Mutterschaft; Erwerbstätigkeit; Betreuung; Kind; alte Bundesländer; neue Bundesländer; Familienpolitik; internationaler Vergleich; Vergleich; Berufstätigkeit; Mutter; Arbeitsteilung; Familie
CEWS Kategorie:Europa und Internationales, Vereinbarkeit Familie-Beruf
Quelle: Ifo-Schnelldienst : Wochenberichte, Jg. 59 (2006) H. 9, S. 3-21
Inhalt: "Familienpolitik hat Konjunktur und ist ins Zentrum der politischen Agenda gerückt, weil sie eng mit Demographie- und Wachstumspolitik verbunden ist. Über die Notwendigkeit einer wirksamen Familienpolitik herrscht Einigkeit, aber welches Konzept ist das richtige? Christa Stewens, Bayerische Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, unterstreicht, dass Familienpolitik 'ganzheitlich und nachhaltig angelegt sein' muss: 'Ganzheitliche Familienpolitik muss das Gestaltungspotential aller familienpolitischen Akteure einbeziehen. Der Blick muss sich weiten auf alle Aspekte, die für Kinder und Familien von Bedeutung sind. Erst die Einbeziehung von Themenfeldern wie Arbeitswelt, Bildung, Ausbildung, Umwelt, Gesundheit, Pflege schafft einen Ansatz, der über isolierte Einzelmaßnahmen hinausgeht. Familienpolitik ist damit entscheidend mehr als Sozialpolitik für Familien.' Auch Malte Ristau, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, verweist darauf, dass eine nur auf monetäre Hilfe angelegte Familienpolitik ein zu enger Ansatz sei. In der Vergangenheit sei von Regierungen aller Couleur viel Geld für Familienpolitik ausgegeben worden, damit liege Deutschland in der EU im oberen Drittel bei den monetären Aufwendungen. Aber Familien brauchen, neben Einkommen, auch entsprechende Infrastruktur und Zeit. Reiner Klingholz, Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, zeigt, dass interessanterweise nicht die Länder, in denen ein traditionelles Frauen- und Familienbild vorherrscht, sondern jene, in denen die Gleichstellung der Geschlechter am weitesten fortgeschritten ist, die höchste Fertilität aufweisen. So korreliere eine hohe Erwerbstätigkeit von Frauen und ein gutes Betreuungsangebot für Kleinkinder mit hohen Kinderzahlen, während hohe Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen und ein hohes Ungleichgewicht im Ausmaß der Arbeitslosigkeit mit niedrigen Kinderzahlen einhergehe. Für ihn muss sich die Familienpolitik an die veränderten Lebenswirklichkeiten anpassen, und er empfiehlt ein Viersäulenmodell zur Modernisierung der deutschen Familienpolitik. Bertram Wiest und Stefan Schaible, Roland Berger Strategy Consultants, betonen das hohe Finanzvolumen, das in Deutschland vom Staat für Leistungen für Familien ausgegeben wird: 'Es mangelt also nicht an Geld, sondern am zielgerichteten Mitteleinsatz', so dass ihrer Meinung nach die geplante Evaluation aller familienpolitischen Maßnahmen im Hinblick auf Mitteleinsatz und Wirkeffekte dringend geboten scheint. Für Michael Steiner, Michael Böhmer und Christian Böllhoff, Prognos AG, Basel, muss sich die Familienpolitik an das neue Familienbild anpassen und sowohl Gestaltungsfreiräume für Familie einrichten, als auch Chancengleichheit gewährleisten. Auch für Christel Humme, familienpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, kommt es vor allem auf die richtige Mischung zwischen 'Infrastruktur, Zeit und Geld für Familien' an. Deshalb sei es nicht ausreichend, wenn Familienpolitik nur auf den Ausbau von finanziellen Leistungen setzen würde. Eine an den Bedürfnissen der jungen Menschen ausgerichtete Familienpolitik müsse Familien unterstützen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern." (Autorenreferat)
Quelle: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, (2005) H. 23/24, S. 24-29
Inhalt: "Viel zu lange hat sich in den Köpfen festgesetzt, dass die Frage 'Kinder und Karriere?' mit einem Entweder-oder beantwortet werden muss. Dabei wäre ein Sowohl-als-auch durchaus möglich, wenn die bereits bestehenden Gelegenheitsräume voll ausgeschöpft würden. Vor diesem Hintergrund plädiert der Aufsatz dafür, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf als politische Aufgabe ernst zu nehmen und Räume für Optionen zu Schaffen, die unterschiedliche Lebensverläufe ermöglichen." (Autorenreferat)
Wer bleibt kinderlos? : was sozialstrukturelle Daten über Kinderlosigkeit bei Frauen und Männern verraten
Titelübersetzung:Who is childless? : what socio-structural data tell us about childlessness amongst women and men
Autor/in:
Schmitt, Christian; Winkelmann, Ulrike
Quelle: Feministische Studien : Zeitschrift für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung, Jg. 23 (2005) H. 1, S. 9-23
Inhalt: Bei Analysen über die Ursachen der zur Zeit besonders mit Blick auf den demografischen Wandel und die Alterung der Gesellschaft diskutierten Kinderlosigkeit richtet sich der Fokus vornehmlich auf Frauen. Insbesondere unter den höher gebildeten Frauen wird ein wesentlicher Anteil an Kinderlosen ausgemacht: 40% der Akademikerinnen blieben bisher kinderlos. Der Beitrag untersucht hierbei, welche sozialstrukturellen Bedingungen Kinderlosigkeit charakterisieren und ob dabei unterschiedliche Zusammenhänge bei Frauen und Männern zum Tragen kommen. Die referierten empirischen Ergebnisse zu den Zusammenhängen der Kinderlosigkeit von Frauen und Männern, Bildungsniveau und Partnerschaft basieren auf Auswertungen des Sozio-ökonomischen Panels 2003 (SOEP). Im Vergleich zu Frauen gibt ein höherer Anteil von Männern an, kinderlos zu sein. Jenseits des 45. Lebensjahres ist eine erstmalige Vaterschaft wie Mutterschaft ein seltenes Ereignis. Unter den jüngeren Geburtskohorten wird der Übergang zur Erstelternschaft immer länger aufgeschoben. Während es Beiträge der Familienpolitik gibt, die den Kinderwunsch unterstützen könnten, z.B. den Ausbau des Angebots an Kinderbetreuungseinrichtungen oder flexiblere Arbeitsverhältnisse, entzieht sich andererseits ein wichtiger Ursachenkomplex der steigenden Kinderlosigkeit: In den jüngeren Kohorten lebt ein wesentlicher Anteil an Kinderlosen, die ihre fertile Phase abgeschlossen haben, längerfristig alleine oder in kurzfristigen und wechselnden Partnerschaften. Es bedarf außerdem weiterer Forschung zu der Frage, in welchem Maße ein Wandel im Bindungsverhalten für die Zunahme des Anteils an dauerhaft kinderlosen Frauen und Männern verantwortlich ist. (ICH)
Inhalt: "Official statistics and demographic research on childlessness have to date focused primarily upon female fertility. The aim of the current study is to expand this perspective by investigating the various social-structural factors that foster or hinder the transition to parenthood - for both women and men, given that a higher proportion of men than women report themselves to be childless. We find that transitions after the age of 45 are rare for both women and men, and that men tend to delay the initial transition to parenthood longer than women. Especially among the more highly educated, we find a dominant pattern of the postponement of parenthood. Yet we cannot find any evidence of the massive proportion of more highly educated women who, according to the official statistics, remain childless. This high rate of female childlessness appears to be a statistical artifact related to delayed family formation among the more highly educated. Finally, we find a clear link between decreasing stability in relationships and childlessness, which is especially true of men." (author's abstract)
Quelle: Europa Regional, 13.2005 (2005) 2, S 46-57
Inhalt: Nachdem die Bevölkerung Bulgariens im Jahr 1989 ihr bisheriges Maximum von 8.992.000 Menschen erreicht hatte, erwartete man, dass die 9 Mio. Marke im Jahr 1990 überschritten würde. Stattdessen wurde das Jahr 1989 zu einem Wendepunkt in der Bevölkerungsentwicklung des Landes. Seitdem nimmt die Bevölkerungszahl kontinuierlich ab - Ende des Jahres 2003 betrug sie 7,8 Mio. Der Hauptgrund für die als "schwere demographische Krise" zu bezeichnende Entwicklung ist die infolge des politischen und wirtschaftlichen Systemwechsels entstandene allgemeine ökonomische und soziale Unsicherheit, die abrupt eintrat und der Bevölkerung einen Schock versetzte. Die derzeitige demographische Situation in Bulgarien ist aufgrund der anhaltend niedrigen Geburtenraten und der zunehmenden Überalterung der Bevölkerung im europa- und weltweiten Vergleich als ungünstig einzuschätzen. Sollten die Trends des letzten Jahrzehnts anhalten, so hätte Bulgarien im Jahr 2020 nur noch zwischen 6,9 und 7,4 Mio. Einwohner. Wurden die Bevölkerungsverluste zu Beginn der 1990er Jahre vor allem durch Emigrationswellen großen Umfangs verursacht, resultiert die Abnahme der Gesamtbevölkerung zunehmend aus der negativen natürlichen Bevölkerungsentwicklung. Sowohl die Geburten- und Sterberate als auch die Säuglingssterblichkeit und das natürliche Bevölkerungswachstum erreichten im Jahr 1997 -dem Jahr, in dem Bulgarien seine bisher schlimmste wirtschaftliche Krise seit dem Systemwechsel erlebte- ihre negativsten Werte. Dies verdeutlicht, wie stark die demographische von der ökonomischen Entwicklung eines Landes abhängt. Mit dem Systemwechsel wurden in Bulgarien geburtenfördernde Faktoren durch Faktoren ersetzt, von denen negative Einflüsse auf die Familienbildung ausgehen. Das seit den 1960er Jahren vorherrschende "Zwei-Kinder-Familienmodell" entspricht heute nicht mehr den Idealvorstellungen der Bulgaren. Die Anzahl der Frauen, die kinderlos bleiben oder nur ein Kind bekommen möchten, ist deutlich angestiegen. Allerdings besteht berechtigter Zweifel daran, dass die Menschen ihre Entscheidung für bzw. gegen die Gründung einer Familie allein von ihren ökonomischen Lebensbedingungen abhängig machen. Auch in Bulgarien hat sich in den letzten Jahren ein grundlegender gesellschaftlicher Wertewandel bezüglich der Institution Ehe/Familie vollzogen, wie er in den Ländern Westeuropas schon in den Jahrzehnten zuvor zu beobachten war. Als größtes Problem der bulgarischen Gesellschaft stellt sich mehr und mehr der gesellschaftliche Alterungsprozess heraus. Der Anteil junger Menschen nimmt in Bulgarien ab und kann die Reproduktion des Arbeitskräftepotenzials langfristig nicht mehr sichern. Die zunehmende Überalterung der Bevölkerung wird ernste ökonomische, soziale und psychologische Folgen haben und Zündstoff für die Entstehung sozialer Konflikte in sich bergen, da mit einem gesellschaftlichen Alterungsprozess auch höhere Ausgaben für Renten und Pensionszahlungen sowie steigende Kosten im Gesundheitssystem verbunden sind. Vor allem in den dünn besiedelten ländlichen Gebieten stellt die ausreichende Versorgung der älteren Bewohner schon heute ein zunehmendes Problem dar. Aktuelle Bevölkerungsprognosen zeigen besorgniserregende Tendenzen bezüglich der zukünftigen demographischen Entwicklung der bulgarischen Gesellschaft auf. Auch wenn sich die wirtschaftliche Situation im Land -gerade vor dem Hintergrund des geplanten EU-Beitritts– weiter verbessern sollte, so ist nicht davon auszugehen, dass es künftig wieder zu einem deutlichen Anstieg der Geburtenzahlen kommen wird. Einzig durch eine Steigerung der Geburtenzahlen -gefördert durch eine pronatalistische Familienpolitik- kann jedoch ein Weg aus der demographischen Krise erreicht werden. (Autorenreferat)
Inhalt: After the population of Bulgaria reached the record figure of 8,992,000 in 1989, it was expected that the 9 million mark would be crossed in 1990. Instead, 1989 proved to be a turning point in the development of the population in the country. Since then, the population figures have dropped constantly - the numbers were 7.8 million at the end of 2003. The main reason for this development, which should be se en as a "severe demographic crisis", is the general economic and social uncertainty that has arisen from the transformation in the political and economic system, which emerged abruptly and put the population into a state of shock. The current demographic situation in Bulgaria should be seen to be unfavourable due to the persistently low birth rate and the increasingly old age of the population in a European and global comparison. In the event that the tren ds of the last few years persist, Bulgaria would only have a population of between 6.9 and 7.4 million by the year 2020. Whereas the population erosion at the start of the nineties was mainly caused by a wave of emigration on a large scale, the drop in overall population is now in creasingly due to the negative but natural development of the population. The birth a nd death rates and the infant mortality and natural population development reached their most negative values in 1997 - the year in which Bulgaria experienced its to date worst economic crisis since the system change. This emphasises to what large extent the demographic development of a country is dependent on the economic situation. When the system in Bulgaria changed, factors that would promote the birth rate were replaced with other factors from which one can assume that they would have a negative influence on the formation of families. The "two child fam ily model" that has been prevalent since the sixties is no longer the ideal framework for Bulgarians. There has been a clear rise in the number of women who remain without children or who only want one child. However, there are grounds for justified doubt that people base their decision to found a family or not solely on the economic circumstances of their lives. Ov er the last few years, Bulgaria has also experienced fundamental transformation in social values concerning the institutions of marriage and family, as we have also seen in the countries of Western Europe in the decades before. The social ageing process is increasingly the greatest problem facing Bulgarian society. The number of young people in Bulgaria is falling and can no longer guarantee the reproduction of workforce potential in the long term. The increasing age of the populat ion will have serious economic, social and psychological consequences and will create an explosive situation that may produce social conflict, as a rising aver age age of the population is also linked to increasing expenditure on annuities and pensions and rising costs of the healthcare system. Providing sufficient care to the older members of society is an increasing problem, especially in the sparsely popul ated, rural areas. Current population prognoses have revealed worr isome tendencies with regard to the future demographic development of Bulgarian society. Even if the economic situation in the country continues to improve -especially against the backdrop of the planned EU accession-, there is no reason to assume that the future will bring a clear rise in the birth rate. The only way to find a path out of the demographic crisis is to increase the birth rate and to promote this by installing pro-natal family policies. (author's abstract)
Schlagwörter:Bulgarien; Bulgaria; Bevölkerungsentwicklung; population development; Südosteuropa; Southeastern Europe; Altersstruktur; age structure; Migration; migration; ökonomische Entwicklung; economic development (single enterprise); Familie; family; demographische Lage; demographic situation; sozialer Wandel; social change; demographische Alterung; demographic aging; Geburtenentwicklung; birth trend; Lebensbedingungen; living conditions; Familienpolitik; family policy
SSOAR Kategorie:Bevölkerung, Raumplanung und Regionalforschung