Dialog-Tagung "Neue Governance und Gleichstellung der Geschlechter in der Wissenschaft": Tagungsdokumentation
Titelübersetzung:New Governance and Gender Equality in Science and Research
Herausgeber/in:
Löther, Andrea; Samjeske, Kathrin; GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung (CEWS)
Quelle: GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung (CEWS); Dialog-Tagung "Neue Governance und Gleichstellung der Geschlechter in der Wissenschaft; Köln (cews.publik, 20), 2017. 96 S
Inhalt: Die Umgestaltung des Wissenschaftssystems der letzten Jahre und die neue Goverance an Hochschulen verändern sowohl Gleichstellungspolitik als auch Geschlechterverhältnisse in der Wissenschaft. Erkenntnisse aus der Forschung und Reflektionen der Praxis zu diesem Themenfeld treten in der soeben erschienen Tagungsdokumentation „Neue Governance und Gleichstellung der Geschlechter in der Wissenschaft“ in den Dialog.
Seit den 1980er Jahren befindet sich das deutsche wie das europäische Wissenschaftssystem in einem tiefgreifenden Umgestaltungsprozess. Die Übernahme von Managementprinzipien in Steuerung von Wissenschaft und Hochschulen (‚New Public Management‘), gewandelte Beziehungen zwischen Staat und Hochschulen (‚Hochschulautonomie‘),die vertikale Differenzierung der Hochschullandschaft (‚Exzellenzinitiative‘) oder der Rückgang der grundständigen Finanzierung zugunsten von Drittmittel- und projektbezogener Finanzierung sind einige der Schlaglichter auf diesen Wandel. Inwiefern Gleichstellungsforderungen in diese Neuorganisation des Wissenschaftssystems integriert werden und wie sich die Rahmenbedingungen für Gleichstellungspolitik und Gleichstellungsarbeit durch den beschriebenen Umstrukturierungsprozess verändern, war Thema der Tagung „Neue Governance und Gleichstellung der Geschlechter in der Wissenschaft“, die am 6./7. Oktober 2017 als gemeinsame Veranstaltung der Universität Paderborn (Birgit Riegraf und Christina Möller) und des Kompetenzzentrums Frauen in Wissenschaft und Forschung (CEWS) des GESIS Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften/Köln (Andrea Löther und Kathrin Samjeske) stattfand. Die Broschüre dokumentiert die Debatten und Verständigungsprozesse der Tagung.
Schlagwörter:gender relations; gender studies; gender; Wissenschaftsbetrieb; governance; Hochschulforschung; Governance; scientific scene; Hochschulwesen; university system; Geschlechterverhältnis; science policy; Geschlechterforschung; university policy; university research; Hochschulpolitik; Wissenschaftspolitik; equal opportunity policy; Gleichstellungspolitik
Interdisciplinary Matters: Doing Space while Doing Gender: Neue Perspektiven auf Materialität, Medialität und Temporalität ; Abschlusssymposium des DFG-Graduiertenkollegs 1599 am 28. und 29. Juli 2016 an der Georg-August-Universität Göttingen
Titelübersetzung:Interdisciplinary Matters: Doing Space while Doing Gender: New Perspectives on Materiality, Mediality and Temporality ; Symposium of the DFG-Graduiertenkolleg 1599, Göttingen University, 28/29 July 2016
Autor/in:
Hettling, Gianna; Trostmann, Julian
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 9 (2017) 1, S 154-159
Inhalt: "Im Abschlusssymposium des DFG-Graduiertenkollegs 1599 'Dynamiken von Raum und Geschlecht' der Universitäten Kassel und Göttingen stellten Promovierende des Kollegs ihre Projekte vor. Die vielfache Verwobenheit der Kategorien Raum und Geschlecht wurde in vier dimensionsfokussierten Panels aufgezeigt. Alle Beiträge der Tagung sind unter dem Motto 'Interdisciplinary Matters: Doing Space while Doing Gender' zu lokalisieren." (Autorenreferat)
Inhalt: "PhD students presented their projects at a final symposium of the DFG Graduiertenkolleg 1599 'Dynamiken von Raum und Geschlecht' - a cooperation between the universities of Kassel and Göttingen. The multiple relationships between the categories of 'space' and 'gender' were presented in four panels and all the speeches focused on 'Interdisciplinary Matters: Doing Space while Doing Gender'." (author's abstract)
"There is an 'I' in LGBT*QI*": Inter*1 als kritischer
Spiegel für queer theory
Titelübersetzung:"There's an 'I' in LGBT*QI*": critical reflections on an inter*-inclusive queer theory
Autor/in:
Gregor, Anja
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 8 (2016) 2, S 15-30
Inhalt: "In queerer Theorie und Praxis wird mittlerweile - mit besten Absichten - oft unkommentiert das Akronym LSBTQI verwendet. Warum diese Subsumierung von Inter zu kurz greifen muss, stelle ich im vorliegenden Beitrag heraus. Während sich LGBTQ auf Geschlechtsidentität oder Sexualität beziehen, ist die wortwörtliche Verhandlungsmasse politischer Auseinandersetzungen um inter Menschen ihr medizinisch manipulierter Körper. Dabei wird durch die medizinischen Interventionen mitnichten ein weiblicher resp. männlicher Körper konstruiert: Inter Menschen erzählen in biographischen Interviews ihren entfremdeten, schmerzenden, traumatisierten Körper als wichtiges Moment der Subjektivation und Selbstwahrnehmung. Dieser empirischen Tatsache möchte ich mit einer dem Gegenstand angemessenen Theorie gerecht werden: Judith Butlers DeMaterialisierungsthese wird einer 'Korporierung' unterzogen, indem ich sie mit Anne Fausto-Sterlings Embodiment-Ansatz verknüpfe. Ergebnis der Bemühungen ist eine fleshier queer theory, die der originär linguistisch-sprachphilosophischen queer theory Butlers als Reflexionsfolie dienen und die empirische Wirklichkeit von queer angemessen beschreiben kann." (Autorenreferat)
Inhalt: "The abbreviation LGBTQI is used in queer theory and practice with the best of intentions. In this article I argue that subsuming Inter under umbrella terms referring to queer identities necessarily falls short. While the abbreviation LGBTQ addresses different sexualities and gender identities, the inter movement tends to negotiate the problematical medical treatment of bodies, which were identified as intersexed. Surgical and hormonal interventions seek to disambiguate the intersexed body by assigning a person's identity as either male or female. The emerging self is by no means male or female, though neither is their body. Instead, inter biographies contain narratives about the alienated, aching and traumatized body as a mediator in the process of subjectivation and self-perception. I try to do justice to the inter phenomenon by 'doing grounded queer theory'. I conclude that connecting Judith Butler’s queer theory and Anne Fausto-Sterling's concept of embodiment permits a reflection on the role of empirical material in queer research - and the development of an approach that can be termed 'fleshier queer studies'." (author's abstract)
Potenziale epigenetischer Forschung für das Konzept 'sex vs. gender'
Titelübersetzung:Epigenetic's potentials for the concept of 'sex vs. gender'
Autor/in:
Krall, Lisa; Schmitz, Sigrid
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 8 (2016) 2, S 99-116
Inhalt: "Ausgehend von der These, dass die bipolaren Gegenüberstellungen von weiblich/ männlich, sex/gender und Natur/Kultur konstruiert und normativ aufgeladen sind und zur Aufrechterhaltung eines hierarchischen Zweigeschlechtersystems beitragen, werden Möglichkeiten nach Überschreitungen jener Dichotomien in der Geschlechterforschung begrüßt. Der Beitrag setzt daran an und beleuchtet diese Annahme anhand der Epigenetik, einem biomedizinischen Feld, in dem Grenzüberschreitungen zwischen Natur und Kultur debattiert und erforscht werden. Mit einer Analyse epigenetischer Forschung zu Genomic Imprinting wollen wir uns damit auseinandersetzen, inwiefern im Forschungsfeld der Epigenetik tatsächlich Grenzüberschreitungen stattfinden oder eben nicht, um schließlich einzuschätzen, wie sex und gender in der Epigenetik verhandelt werden und welche Einflüsse diese Konzeptionen auf gesellschaftliche Geschlechterverhältnisse haben können." (Autorenreferat)
Inhalt: "According to the assumption that the dichotomies of female/male, sex/gender and nature/ nurture are constructed and normative, and support a hierarchical model of a two-sex-system, the opportunities of crossing the line between these dichotomies is discussed in the field of Gender Studies and Feminist Science Studies. The following article takes this starting point and focuses on epigenetics, a biomedical research area in which the crossing between nature and nurture is discussed and investigated. With an analysis of the epigenetic field of genomic imprinting we want to tackle the question in how far the overcoming of the dichotomies really happens so that we can show how sex and gender are discussed in epigenetics and which influence these concepts have on social gender relations." (author's abstract)
Titelübersetzung:Rocks and gems: symbolic concretions in the contemporary German anti-genderism discourse
Autor/in:
Nieberle, Sigrid
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 8 (2016) 3, S 98-113
Inhalt: "Je größer die Erfolge der Gleichstellungspolitik, der Genderforschung und im Diversity Management, desto vehementer die rhetorische Abwertung durch ihre Gegner: Damit lässt sich zwar die derzeitige publizistische Tendenz des Anti-Genderismus benennen, aber im hermeneutischen Sinn zu verstehen sind diese Reden und ihre Ziele deshalb noch nicht. Besonders die Autorinnen und Autoren tagesaktueller Kolumnen und Glossen haben während der letzten Jahre rhetorisch aufgerüstet. Auch in antifeministischen Foren und Blogs wird gegen Gender Studies und Gleichstellungspolitik gehetzt. Die Debatte hat sich dabei in eine Generationenfrage unterschiedlicher medialer Dispositive gewandelt, die analogen Konservatismus in Buchform gegen den Aktivismus der digital natives auszuspielen scheint. Der Beitrag versucht eine Bestandsaufnahme aus literaturwissenschaftlicher Perspektive und analysiert den Diskurs unter semiotischen und kollektivsymbolischen Gesichtspunkten." (Autorenreferat)
Inhalt: "The greater the successes of gender equality policies, gender research and in diversity management, the more vehemently they are devalued rhetorically by their opponents. Hence, the current journalistic tendency towards anti-genderism can be labelled, but this discourse and its targets cannot be understood in the hermeneutic sense. In particular, the authors of daily columns and commentaries have armed themselves rhetorically in recent years. Incitement against gender studies and gender policies has become a popular phenomenon in German-speaking online and print media. The debate has turned into a generational question of different medial dispositives that seem to pit analogue conservatism in book form against the activism of digital natives. This article attempts to take stock from the literary perspective and analyzes the discourse from the point of view of semiotic and collective symbolism." (author's abstract)
Analytical Strategy for Dealing with Neutrality Claims and Implicit Masculinity Constructions: Methodological Challenges for Gender Studies in Science and Technology
Titelübersetzung:Neutralitätsansprüchen und impliziten Männlichkeitskonstruktionen in den Natur- und Technikwissenschaften analytisch begegnen: methodologische Herausforderungen und Analysestrategien für die Geschlechterforschung
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 17 (2016) 3, 21 S
Inhalt: Auf Basis eines empirischen Beispiels diskutieren wir in diesem Beitrag methodologische Herausforderungen für die Untersuchung geschlechtlicher Zuschreibungen in epistemischen Kulturen in Technik- und Naturwissenschaften. Konfrontiert mit Akteur_innen, die für sich selbst wie für ihre Arbeit Neutralität und Objektivität beanspruchen, sind Untersuchungen der Geschlechterforschung damit konfrontiert, Geschlechternormen zu rekonstruieren, die überwiegend implizit bleiben, ohne dabei selbst Geschlechterdifferenzen zu reifizieren. Mit dem Ziel, diese "Blackbox" zu öffnen, schlagen wir in diesem Beitrag eine Analysestrategie vor, um diesen subtilen, hochgradig normativen, diskursiven Praktiken der Zuschreibung von Geschlecht an epistemische Subjekte, Objekte und Tätigkeiten nachzugehen und exemplifizieren dies anhand einer eigenen empirischen Studie. Indem im qualitativen Datenmaterial Distinktionsmuster, einmal mit Bezug auf epistemische Grenzziehungen und einmal mit Bezug auf Geschlechterdifferenzierungen, miteinander verglichen werden, ist es möglich, die in den Daten existierenden Bezüge zwischen symbolischer Geschlechterordnung und epistemischen Kulturen aufzuspüren. Der vorgeblich neutrale "Wissenschaftler" bzw. "Ingenieur" wird dann als androzentrische Konstruktion eines männlich verfassten epistemischen Subjekts sichtbar.
Inhalt: On the basis of an empirical example, we offer in this article a methodological discussion of the challenges and pitfalls gender studies scholars face when analyzing how gender norms are attributed to epistemic cultures in science and engineering. Faced with actors who claim neutrality and objectivity for themselves and their work, the challenge is to analyze gender norms that are mostly implicit without reifying gender differences. Committed to the goal of opening this black box, we propose an analytical strategy for qualitative empirical research to unveil these subtle, highly normalized, discursive practices of attributing gender norms to the epistemic subjects, objects and activities in science and engineering, and exemplify it with reference to our own empirical study. By comparing the patterns of distinction with respect to epistemic boundaries and to gender differentiations, it is possible to trace connections between the symbolic gender order and epistemic cultures within the data. The allegedly neutral scientist as well as the engineering scholar is then shown to be the androcentric construction of a masculine coded epistemic subject.
Komplizierte Verhältnisse: Geschlecht und Begehren in schulbiographischen Erzählungen von lesbischen, schwulen, bisexuellen und Trans-Jugendlichen
Titelübersetzung:Complicated affairs: gender and desire in narratives of lesbian, gay, bisexual and transgender youth of their experiences of school
Autor/in:
Kleiner, Bettina
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 8 (2016) 3, S 12-28
Inhalt: "Biographische Erfahrungen, Lebenswelten und Entwicklungen von Kindern und Jugendlichen, die nicht mit gesellschaftlich etablierten und institutionell verankerten Geschlechternormen konform gehen, sind in der erziehungswissenschaftlichen Geschlechterforschung bisher randständige Themen. Dies mag zum Teil der Tatsache geschuldet sein, dass erziehungswissenschaftliche Untersuchungen zu Schule und Geschlecht häufig auf teilnehmenden Beobachtungen kombiniert mit sozialkonstruktivistischen Ansätzen beruhen und von Heterosexualität und Zweigeschlechtlichkeit als Normalität ausgehen. Der vorliegende Aufsatz nimmt demgegenüber eine andere Perspektive ein und schließt an Judith Butlers Theorie der Performativität und der damit verbundenen Neuinterpretation der Althusser'schen Anrufung im Kontext der heterosexuellen Hegemonie an, um narrative Interviews mit lesbischen, schwulen, bisexuellen und transgeschlechtlichen Jugendlichen zu analysieren. Die hier angeführten Rekonstruktionen beleuchten Prozesse, mit denen in alltäglichen schulischen Praktiken und beiläufigen Interaktionen geschlechtliche und sexuelle Subjekte hervorgebracht werden; sie illustrieren des weiteren (Re-)Artikulationen von Geschlechternormen und explizieren widerständige Handlungsmöglichkeiten von LGBTQ-Jugendlichen auf der Grundlage der Interviewerzählungen. Der Aufsatz schließt mit einigen methodologischen Implikationen für zukünftige Forschung im Feld der schulischen Geschlechterforschung." (Autorenreferat)
Inhalt: "Up to now within the field of education there has been little research on the lives and experiences of LGBTQ youth in Germany. This lack of research may in part be due to the fact that much of the discussion about school and gender in the field of educational science is based on ethnographic observation combined with a conventional social constructivist approach, and that it often takes heterosexual desire as well as the gender binary as a given. LGBTQ students then only appear as the OTHER of homo- and transphobic actions. This article offers an alternative view of gender norms, gender and desire in school. It takes up Judith Butler's theory of heterosexual hegemony and performativity, as well as her rearticulation of Althusser's 'interpellation' in order to analyze case studies generated from narrative interviews with LGBTQ youth. The analysis presented here details the processes through which gendered and sexual subjects are constituted in day-to-day practices in school classes and casual interactions; it illustrates the (re-)articulations of gender norms and explains the agency of young lesbian, gay, bisexual and transgender people as described in their narratives of daily practices in school. The article concludes with some remarks on the methodological implications for future gender research in schools." (author's abstract)
Schlagwörter:Heterosexualität; heterosexuality; Normativität; normativity; gender; Schule; school; Jugendlicher; adolescent; Sexualität; sexuality; Geschlechterforschung; gender studies; Lebensweise; way of life; Identität; identity; Diskriminierung; discrimination; Sprachgebrauch; language usage; Begehren; Subjektivation; Performativität
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Jugendsoziologie, Soziologie der Kindheit
Zwischen "Arzt spielen", "Work-Life-Balance" und "Highend-Medizin": wird "hegemoniale Männlichkeit" in der Medizin herausgefordert?
Titelübersetzung:Between "playing doctor", "work-life-balance", and "highend-medicine": do young doctors challenge "hegemonic masculinity" in the field of medicine?
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 17 (2016) 1, 30 S
Inhalt: Wir diskutieren die Frage, ob eine sogenannte "Feminisierung" bestehende "maskuline" Machtstrukturen in der Medizin herausfordert. Die Rede von der "Feminisierung der Medizin" setzt sowohl die "Maskulinität" voraus als auch deren Veränderung durch die Erhöhung des Frauenanteils. Wir stellen die Kontrastanalyse zweier Gruppendiskussionen aus der Längsschnittstudie Karriereverläufe und Karrierebrüche bei Ärztinnen und Ärzten während der fachärztlichen Weiterbildung (KarMed) vor; eine Diskussion mit angehenden Ärztinnen und eine mit angehenden Ärzten. Als manifestes Thema wurde Geschlechtlichkeit in beiden Diskussionen im diskursiven Kontext der sogenannten "Feminisierung" eingeführt - bezeichnenderweise im Kontrast zur gleichsam mythisch aufgeladenen Maskulinität der Chirurgie. Das Material unserer Gruppendiskussionen verweist auf eine nach wie vor maskuline Norm im Selbstverständnis der angehenden Ärztinnen und Ärzte. Die Männerrunde konstituierte sich als Gruppe der Ärzteschaft bei allen Differenzen wie selbstverständlich als männliche Norm. Die Frauengruppe konstituierte sich über eine geteilte Identifikation als "Frauen in der Medizin". Das Material wurde mit Methoden der psychoanalytischen Sozialforschung interpretiert und wird in diesem Beitrag im Hinblick auf die Begriffe der Feminisierung und der hegemonialen Männlichkeit diskutiert. (Autorenreferat)
Inhalt: In this contribution we discuss the question of whether the so-called "feminization" of medicine challenges persisting power structures in the field. The notion of the "feminization of medicine" implies both the "masculinity" of the field and its change due to the increasing number of female medical doctors. We present the comparative analysis of two group discussions from the longitudinal study "Career Paths and Career Breaks of Medical Doctors During Residency" (KarMed). One discussion was held with women, one discussion with men, all of whom had just completed their medical studies. In both discussions the theme of gender came up manifestly in the discursive context of the so-called "feminization of medicine". The discussants contrasted this "feminization" with the mythologically laden "masculinity" of surgery. The material of our group discussions indicates a persistent masculine norm in the perception of both female and male doctors. Despite all differences between their members, the group of men constituted itself as a group of medical doctors representing the masculine norm. The group of women constituted itself through shared identifications as "women in medicine". We analyzed the material with psychoanalytic methods in social research and we discuss our interpretations in relation to the notions of "feminization" and of "hegemonic masculinity". (author's abstract)
Titelübersetzung:Gendered Innovation in Gesundheit und Medizin
Autor/in:
Schiebinger, Londa; Klinge, Ineke
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 7 (2015) 2, S 29-50
Inhalt: "'Gendered Innovations' integriert eine Sex und Genderanalyse in alle Phasen der biomedizinischen und Gesundheitsforschung, um Exzellenz und Qualität auf Ergebnisseite zu sichern. Der Beitrag stellt die interdisziplinären internationalen Kooperationsbemühungen dar, in deren Rahmen sowohl zeitgemäße Methoden der geschlechterfokussierten Analyse im Bereich von Gesundheit und Medizin entwickelt als auch Fallstudien durchgeführt wurden: zur Osteoporoseforschung bei Männern, zu genetischen Faktoren der Geschlechtsbestimmung, Herzerkrankungen bei Frauen, Stammzellenforschung, Tierversuchen, Nutrigenomik und zum 'Degendering' bei Knieimplantaten. Der Beitrag schließt mit einem kurzen Blick auf kanadische, US-amerikanische und europäische Gesundheitsinstitute, medizinische Curricula und den Umgang peer-reviewter Zeitschriften mit Forschungsberichten über Sex-/Genderanalysen" (Autorenreferat)
Inhalt: "'Gendered Innovations' integrates sex and gender analysis into all phases of biomedical and health research to assure excellence and quality in outcomes. This article reports on the interdisciplinary, international collaboration that produced: 1) state-of-the-art methods of sex and gender analysis for health and medicine; and 2) case studies to illustrate how gender analysis leads to discovery in biomedicine and better outcomes in health research: osteoporosis research in men, the genetics of sex determination, heart disease in women, stem cell research, animal research, nutrigenomics and degendering knee implants. The article concludes with a short review of policy at the Canadian, US, and European institutes of health, medical curricula, and policies for peer-reviewed journals in relation to reporting sex/gender analysis in research." (Autorenreferat)