Boulevard und Sperrbezirk: urbane Ideale, Prostitution und der Kampf um den öffentlichen Raum der Stadt
Titelübersetzung:Boulevard and no-go area: urban ideals, prostitution and the battle for public space in cities
Autor/in:
Ruhne, Renate
Quelle: Sozialwissenschaften und Berufspraxis, 29 (2006) 2, S 192-207
Inhalt: Der Beitrag zur Stadtsoziologie befasst sich aus historischer Perspektive mit den Widersprüchen zwischen urbanen Idealen und Prostitution am Beispiel von Frankfurt am Main. Das Prostitutionsgeschehen kommt dabei nicht nur als eine meist vernachlässigte 'Schattenseite' bzw. 'Nachtseite der Urbanität' in den Blick, sondern auch als ein wesentlicher Faktor der (Re-)Produktion sozialer Ordnungsmuster und insbesondere der Geschlechterordnung im urbanen Raum der Städte. So wird im ersten Schritt zunächst die Verortung der Prostitution im urbanen Raum beschrieben, die zwischen sozial kontrollierter Akzeptanz und Ausgrenzung liegt (Toleranzzone, Sperrgebiet). Der zweite Schritt betrachtet die Ausgrenzungs- und Verdrängungsprozesse im Zuge der Urbanisierungsprozesse im 19. Jahrhundert. In diesem Zusammenhang wird auch auf den Aspekt der Kontrollverluste und Kontrollbemühungen im außerhäuslichen (öffentlichen) Raum der wachsenden Städte hingewiesen. Verknüpft sind die Versuche, die Prostitution durch eine eingeschränkte Zugänglichkeit bestimmter Stadträume 'außerhalb der Gesellschaft' zu platzieren, dabei nicht nur mit der im 18. und 19. Jahrhundert sich herausbildenden dichotomen Differenzierung öffentlicher und privater Räume, sondern auch mit der sich ebenfalls neu herausbildenden 'bürgerlichen Geschlechterordnung'. Hierauf wird im dritten Schritt eingegangen: Ausgrenzung und Stigmatisierung der Prostitution bedeuten auch eine Ausgrenzung und Stigmatisierung differierender Geschlechtermodelle und tragen damit nicht zuletzt zur Durchsetzung und Stabilisierung der sich etablierenden bürgerlichen Geschlechterordnung bei, die die Freiheiten des öffentlichen Raumes der Stadt vor allem Männern zugesteht, während sie dessen Nutzung für Frauen deutlich beschränkt. Die Ausführungen machen deutlich, dass die immer wieder konstatierte Ambivalenz zwischen großstädtischem Leben und Prostitution nicht nur ein Produkt langfristiger historischer Wandlungstendenzen ist, sondern auch, dass die skizzierten Veränderungen mit Moral- und Sittlichkeitsvorstellungen verbunden sind, die den allgemein intensivierten Austausch zwischen Fremden im urbanen öffentlichen Raum sowohl für Prostituierte als auch für Frauen allgemein deutlich beschränken. Ferner wird aufgezeigt, dass die bis heute insbesondere im Hinblick auf das Prostitutionsgeschehen kaum hinterfragten Ausgrenzungsprozesse weiterhin eine geschlechternormierende Wirkung entfalten. (ICG2)
Schlagwörter:discrimination; city quarter; sozialer Konflikt; Gesellschaftsordnung; urban development; Diskriminierung; Stadt; Germany; social conflict; social desirability; soziale Differenzierung; social inequality; öffentlicher Raum; man; gender; urbanization; prostitution; Deutschland; Prostitution; soziale Erwünschtheit; social control; woman; Mann; town; social differentiation; social structure; Stadtentwicklung; Stadtteil; soziale Kontrolle; gender-specific factors; public space; soziale Ungleichheit; Urbanisierung
"Dass die Leute uns nich' alle über einen Kamm scheren": Männer in Wohnungsnot ; eine qualitative Untersuchung zu Deutungsmustern und Lebenslagen bei männlichen Wohnungsnotfällen
Quelle: Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Frauenforschung e.V.; Forschungsverbund Wohnungslosigkeit und Hilfen in Wohnungsnotfällen; Frankfurt am Main, 2005. 192 S
Inhalt: "Die grundlegende Hypothese dieser Forschungsarbeit ist, dass auch marginalisierte Männer nicht außerhalb der bestehenden Geschlechterordnung zu verorten sind. Männliche Wohnungslose weisen einen massiven Mangel an Ressourcen auf. Sie sind im Rahmen komplexer Pauperisierungsformen meist nicht nur durch die Wohnungslosigkeit, sondern in ihren Handlungsmöglichkeiten gleichzeitig auch durch extreme Armut, Ausschluss aus dem Erwerbsleben, Abbruch sozialer Bindungen und intimer Beziehungen und durch seelische und körperliche Krankheit erheblich eingeschränkt. Gleichwohl ist im Sinne eines 'Doing Gender' im Rahmen sozialkonstruktiver Männerforschung davon auszugehen, dass sie weiterhin kompetente Geschlechterkonstrukteure bleiben, die nach Maßgabe ihrer Lebenslage versuchen, aktiv Männlichkeit zu konstruieren. Der männliche Habitus und die Orientierung an der hegemonialen Männlichkeit leiten dieses Handeln an und schaffen damit teilweise Spielräume, die gegenüber denen von wohnungslosen Frauen größer sein können. Allerdings dürfen solche Konstruktionsprozesse nicht voluntaristisch ausschließlich als Handlungsoptionen gesehen werden: Der männliche Habitus verhindert auch soziale Praktiken, die zur Lösung von Problemen erfolgversprechender wären, weil sie einer Konstruktion von Männlichkeit widersprechen. In diesen Habitus sind Deutungs- und Handlungsmuster eingelassen, die die Wahrnehmung der Welt und die soziale Praxis bestimmen; im Produktiven wie im Restriktiven. Auch wohnungslose Männer machen zwar ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken. Mit dieser Untersuchung ist die Hoffnung verbunden, dass sie zum Verstehen des männlichen Habitus von Wohnungslosen und das durch ihn generierte Handeln beitragen und damit den Blick auf die Ressourcen und auf die Restriktionen dieser Männer schärfen kann. Und die Hoffnung, dass daran ein Hilfesystem ansetzen kann, das in einem analytischen Sinne geschlechtssensibel ausgerichtet ist, das sein Hilfsangebot an wohnungslose Männer an deren spezifischen Bedarf und deren Lebenslage als Wohnungslose und als Männer ausrichtet." (Textauszug)
KörperSpuren: Zur Dekonstruktion von Körper und Behinderung in biografischen Erzählungen von Frauen
Autor/in:
Bruner, Claudia Franziska
Quelle: Bielefeld (KörperKulturen), 2005. 311 S
Inhalt: Als "behindert" geltende Körper werden sozial und kulturell hervorgebracht. Welche Texte schreiben aber den behinderten Körper - einen Körper, der stets vergeschlechtlicht, sozial klassifiziert und kulturell entworfen ist? Diskursanalytische Interpretationen narrativ-biografischer Interviews mit Frauen verweisen auf strategische Lesarten des behinderten Körpers. Dabei werden Ambivalenzen in der Identitätsarbeit sichtbar und Verschiebungen der Schnittfelder von race, class, gender und body offen gelegt. Dem Diskursfeld Behinderung in Deutschland wird so eine kulturwissenschaftliche Perspektive mit behinderungspolitischer Brisanz nahe gelegt.
Vom Zusehen bis zum Mitmorden: mediale Berichterstattung zur Beteiligung von Mädchen und Frauen an rechtsextrem motivierten Straftaten
Titelübersetzung:From watching to taking part in murder: media reporting on the participation of girls and women in offenses motivated by right-wing extremism
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, 21 (2003) 2-3, S 150-170
Inhalt: Die Autorinnen untersuchen die Tendenzen der Berichterstattung zur Beteiligung von Mädchen und Frauen bei rechtsextrem motivierten Straftaten, wozu sie 111 Artikel aus den beiden Tageszeitungen "Frankfurter Rundschau" (FR) und "die Tageszeitung" (taz) für den Zeitraum 1998 bis 2000 auswerten. Im Mittelpunkt stehen folgende Fragen: Lassen sich Entwicklungen im Hinblick auf die Häufigkeit der Erwähnungen von Mädchen und Frauen erkennen? Können Aussagen über das quantitative Verhältnis von Mädchen/ Frauen und Jungen/ Männern bei gemischt-geschlechtlichen Gruppendelikten getroffen werden? Lassen sich typische Beteiligungsformen der Mädchen und Frauen erkennen? Welche strafrechtlichen Konsequenzen werden in der Berichterstattung deutlich? Die Autorinnen gehen zunächst auf die Tendenzen im Bereich der Häufigkeiten und der Beteilungsformen ein und nehmen anschließend einen punktuellen Vergleich von Zeitungsberichterstattung und Agenturberichten vor. Abschließend stellen sie die Ergebnisse einer sequenziellen Inhaltsanalyse eines FR-Zeitungsartikels zum Mord an dem Obdachlosen Norbert Plath vor. (ICI2)
Gewaltbereitschaft und Gewalthandeln von Mädchen und jungen Frauen im jugendgruppenspezifischen Umfeld
Titelübersetzung:Proneness to violence and violent behaviour of girls and young women in peer-groups
Autor/in:
Wittmann, Svendy
Quelle: Soziale Probleme, 13 (2002) 1, S 11-26
Inhalt: 'Der Artikel stellt ausgewählte Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung über gewaltauffällige gemischtgeschlechtliche und Mädchengruppen dar. Themen sind: Einstellung zu Gewalt, Gewaltbereitschaft, Gewaltanwendung und Rolle von Mädchen in den Jugendgruppen. Gezeigt wird, dass gewalttätige Auseinandersetzungen für weibliche Gruppenangehörige in gewaltbereiten Jugendgruppen häufige Formen der Konfliktlösung bzw. der Abwehr sind. Motiviert sind sie überwiegend durch den Wunsch nach Anerkennung und Selbstwirksamkeit sowie durch Machtansprüche. Entgegen vorliegender Forschungsbefunde belegen die dargestellten Ergebnisse, dass weibliche Jugendliche in Jugendgruppen nicht immer eine Randstellung einnehmen. Statushohe gewaltbereite Mädchen üben in den Gruppen einen gewaltfördernden Einfluss insbesondere auf andere weibliche Jugendliche aus, und die Statuszuweisung über Gewaltbereitschaft verstärkt bei den Gruppenmitgliedern die Gewaltneigung. Gewaltbereitschaft und Gewalttätigkeit werden weder von den gewaltbereiten Mädchen noch von ihren Cliquen als 'unweiblich' etikettiert, sie bilden vielmehr einen integralen Bestandteil eines Weiblichkeitskonzepts, das sich gegen herkömmliche Geschlechterstereotypen abgrenzt. Die Ergebnisse führen zur Forderung nach einer geschlechterdifferenzierten Gewaltprävention.' (Autorenreferat)
Inhalt: 'The article presents qualitative research findings on youth gangs with female and male members, and girl gangs orientated toward violent behaviour. It focuses on their attitudes towards violence and discusses the role of girls in gangs. These girls solve interpersonal conflicts with non-group members by violent means and they engage in offensive attacks. Their aggressive attitude and violent behaviour are motivated by their wish to be accepted, and by striving for power and identity. In contrast to most results of sociological research about gangs, the girls in the groups attained a high position. They influence violent attitudes and behaviour of their female peers in the gang. The fact that status is achieved through violent behaviour and attitudes encourages girls to act accordingly. To act violently or engage in violent actions is not defined as unfeminine, but it is rather part of a concept of femininity that turns away from traditional stereotypes of female behaviour. In conclusion gender differentiated prevention against violence is suggested.' (author's abstract)|
Schlagwörter:adolescent; Weiblichkeit; girl; violence; Mädchen; sozialer Status; femininity; Gewalt; Jugendlicher; Peer Group; peer group; Gewaltbereitschaft; propensity to violence; gender-specific factors; social status
SSOAR Kategorie:Jugendsoziologie, Soziologie der Kindheit, Frauen- und Geschlechterforschung, soziale Probleme
Frauen in Wohnungsnot: Schlußbericht der Studie "Zur Situation alleinstehender wohnungsloser Frauen in Rheinland-Pfalz" im Auftrag des Ministeriums für die Gleichstellung von Frau und Mann
Titelübersetzung:Serious shortage of housing for women: final report on the study entitled "Situation of single homeless women in the Rhineland-Palatinate" on behalf of the Ministry for Equal Opportunities
Autor/in:
Enders-Dragässer, Uta
Quelle: Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Frauenforschung e.V.; Land Rheinland-Pfalz, Ministerium für die Gleichstellung von Frau und Mann; Frankfurt am Main, 1994. 97 S
Inhalt: Die vorliegende Untersuchung basiert auf einer schriftlichen Befragung der örtlichen Sozialhilfeträger und der kommunalen Frauenbeauftragten. Sie gibt in einem ersten Teil vor dem Hintergrund von Grundstrukturen weiblicher Lebenszusammenhänge und weiblicher Armut Auskunft über Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit bei alleinstehenden Frauen in Rheinland-Pfalz. In einem zweiten Teil wird das Hilfesystem des Landes für wohnungslose Frauen untersucht. Hier wird deutlich, daß das Hilfesystem der Wohnungslosenhilfe in Rheinland-Pfalz nicht auf wohnungslose alleinstehende Frauen und ihre Probleme eingerichtet ist. Gleichzeitig ist jedoch eine Frauen-Infrastruktur mit Beratungs- und Hilfeangeboten entstanden. Abschließend werden Maßnahmeempfehlungen formuliert, die der Verhinderung von Wohnungslosigkeit, der Versorgung wohnungsloser Frauen, der Verbesserung von Beratung und Erwerbssituation sowie der Wiedererlangung der persönlichen Würde dienen sollen. (ICE)
Schlagwörter:Nichtsesshaftigkeit; Rheinland-Pfalz; Alleinstehender; Obdachlosigkeit; Rhineland-Palatinate; Armut; Sozialstaat; homelessness; Hilfeleistung; social welfare state; assistance for the homeless; vagrancy; Federal Republic of Germany; woman; assistance; Obdachlosenhilfe; single; gender-specific factors; poverty
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, soziale Probleme
Herausgeber/in:
Universität Bremen, SFB 186 Statuspassagen und Risikolagen im Lebensverlauf
Quelle: Universität Bremen, SFB 186 Statuspassagen und Risikolagen im Lebensverlauf; Bremen, 1994. 16 S
Inhalt: Inhaltsverzeichnis: Zwischenbilanz: der Sfb 186 in der dritten Forschungsphase (1-4); Helga Krüger: Statuspassagen und Kategorie Geschlecht (5-9); Wolfgang Voges: Konzeptionelle Überlegungen zur Erklärung von Armutsdynamik (9-16).
Schlagwörter:gender relations; gender; social security; life career; Statuswechsel; Armut; Risiko; change of status; risk; soziale Sicherung; vocational education; woman; Geschlechterverhältnis; Theoriebildung; Berufsbildung; Lebenslauf; gender-specific factors; poverty; theory formation
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Allgemeine Soziologie, Makrosoziologie, spezielle Theorien und Schulen, Entwicklung und Geschichte der Soziologie, soziale Probleme