Titelübersetzung:Women and other alienated persons
Autor/in:
Tißberger, Martina
Quelle: Psychologie und Gesellschaftskritik, 25 (2001) 2, S 95-124
Inhalt: In psychoanalytischen Auseinandersetzungen mit dem 'Fremden' interessiert dieses in aller Regel in seiner Bedeutung, als auch in seinem Nutzen für das 'Eigene'. In seinem eigenen Recht wird dem, was das 'Fremde' genannt wird, meist keine Existenz gewährt. Solch eine Perspektive läuft Gefahr, das Machtverhältnis, welches dieser Situation zugrunde liegt, auszublenden und das 'Fremde' als gesetztes zu sehen anstatt nach der Geschichte der Bemächtigung zu fragen - danach, wie und wer jeweils zum Fremden, zum Anderen gemacht wird und warum. Abendländische Weiblichkeitskonstruktionen, in denen Frauen als das 'andere Geschlecht' zum Referenzpunkt des 'Eigenen' - dem männlichen Subjekt - gemacht werden, weisen seltsame Übereinstimmungen mit dem rassistisch konstruierten Fremden/Anderen als 'Außerhalb' der Grenzen des weißen, Eigenen auf. In einer Betrachtung der Schnittstelle von Rassismen und weißen Feminismen kann schließlich der Prozess der (Selbst)Ent-fremdung als auch der (Selbst)Entmächtigung verdeutlicht werden.
Totalitäre Konstrukte und unheilbare Pluralität: Entwicklungen feministischer Kritik
Titelübersetzung:Totalitarian constructs and incurable plurality: trends in feminist criticism
Autor/in:
Thürmer-Rohr, Christina
Quelle: Psychologie und Gesellschaftskritik, 25 (2001) 4, S 11-33
Inhalt: Die Geschichte der feministischen Kritik lässt sich als eine Geschichte der Veränderung des Unrechtsbewusstseins beschreiben. Die Selbstkritik, die Auflösung von Konsensen, die vielen ungleichzeitigen Versuche des Umdeutens und Weiterdenkens verweisen auf einen Prozess, der sich von der anfänglichen Patriarchatskritik zur Infragestellung aller 'totalen' Kategorisierungen bewegt, damit auch der Kategorie Geschlecht. Entscheidend für diese Veränderungen waren multikulturelle Öffnungen, Einflüsse postmodernen Denkens und die erneute Konfrontation mit der Geschichte des Totalitarismus im 20. Jahrhundert. 'Die Frau' und 'das Weibliche' werden als totalitäre Reflexe einer totalitären Geschlechterpolitik erkennbar und Pluralität für das zur Einheit gezwungene Geschlecht 'Frau' eingefordert. Dabei taucht das Problem auf, dass eine Position sich um so durchsetzungsfähiger zeigt, je eindimensionaler sie ist. Die Entwicklung soll exemplarisch an feministischen Diskursen zur Gewalt nachgezeichnet werden.
"Der Fall Sparbier" or: the woman, who defied Hitler
Titelübersetzung:"Der Fall Sparbier" oder: Die Frau, die Hitler die Stirn bot
Autor/in:
Broeze, Frank
Quelle: Deutsches Schiffahrtsarchiv, 24 (2001) , S 375-394
Inhalt: "Der Beitrag beschäftigt sich mit der Bedeutung des außergewöhnlichen Falls der Annaliese Teetz (geborene Sparbier, 1910-1992), Nazi-Deutschlands einziger Kapitänin, und der gleichfalls außergewöhnlichen Art, mit der sie kämpfte und die nationalsozialistische Bürokratie benutzte, um ihre professionelle Karriere voranzutreiben. Fest von ihrer seemännischen Berufung überzeugt, ließ sich Annaliese Sparbier durch die Vorurteile und Gegnerschaft seitens der Schiffahrtsindustrie und vieler NSDAP-Funktionäre nicht einschüchtern. Nachdem Hitler besonderen Befehl gegeben hatte, sie aus der Seefahrt zu entfernen, bot sie dem Führer die Stirn und machte sich mit Erfolg die systemimmanenten Eigenheiten des nationalsozialistischen Staatsapparates zunutze. Sie setzte sich schließlich gegen höchste Nazikreise durch, machte ihr Steuermannsexamen und wurde Kapitän eines kleinen Frachters im norwegischen Kriegsgebiet. Annaliese Sparbiers einzigartiger Fall trägt bei zur Vielfalt der Reaktionen von Frauen auf das Naziregime, zur Entstehung einer feministischen Bewegung in Deutschland sowie zur Mitwirkung von Frauen an der Seefahrt." (Autorenreferat)
Schlagwörter:Patriarchat; civil courage; patriarchy; Schifffahrt; shipping; woman; Drittes Reich; Feminismus; Stellung im Beruf; Zivilcourage; feminism; occupational status; Third Reich; Soziografie
SSOAR Kategorie:allgemeine Geschichte, Frauen- und Geschlechterforschung
Schöne neue Frauenwelten? Feministische Utopien in der Literatur des 20. Jahrhunderts
Titelübersetzung:Beautiful new women's worlds? Feminist utopias in the 20th century literature
Autor/in:
Hauer, Gudrun
Quelle: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, 29 (2000) 1, S 59-73
Inhalt: 'Wie verwenden Autorinnen feministische Utopien, um ihre Modelle einer neuen Welt ohne Frauenunterdrückung zu entwerfen bzw. um Modelle einer Gesellschaft mit anderen Formen des Wirtschaftens, der Kindererziehung oder völlig anderen Beziehungen zwischen Frauen und Männern sowie Frauen und Frauen vorzustellen? Dieser Beitrag untersucht einige wichtige Romane dieses Genres und diskutiert u.a. folgende Fragen: Warum lesen wir Utopien, warum sollten wir sie lesen und was macht Utopien zu feministischen Utopien? Als ein Ergebnis kann festgehalten werden, dass uns feministische Utopien als eine Form fiktionaler Texte ganz spezielle Verbindungen zwischen dem Gegenwärtigen und dem Zukünftigen vorführen; sie regen unsere Vorstellungskraft an, das heute noch nicht Mögliche zu denken und unser politisches Handeln auch darauf auszurichten; sie ermutigen uns letztlich, uns aus der Sackgasse politischer Resignation herauszubewegen und als politisch(-feministisch) Handelnde nicht länger Selbstbegrenzung zu üben, was gerade zur Zeit ein Charakteristikum frauenpolitischer Forderungen zu sein scheint.' (Autorenreferat)
Inhalt: 'How do women writers use feminist utopias to present their ideas about a new world without oppression of women and the creation of a society with alternative forms of productions, children's education or radically different relationships between women and men as well as women and women? This essay analyses some important novels of this genre and discusses questions like: Why do we read utopias? Why should we read them? What makes utopias to feminist utopias? One result is, that feminist utopias as a form of fantastic documents show us special links between the present and the future; and they encourage us and our imagination to become political (feminist) actresses.' (author's abstract)
Das Verschwinden des Patriarchats: modernisierungstheoretische Ansichten eines umstrittenen Theorems
Titelübersetzung:The disappearance of patriarchy: views of a controversial idea from a perspective of modernization theory
Autor/in:
Kahlert, Heike
Quelle: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, 29 (2000) 1, S 45-58
Inhalt: 'Die Frage von Macht und Herrschaft in den Geschlechterverhältnissen gehört auch an der Schwelle zum 3. Jahrtausend zu den nach wie vor ungelösten Kernthemen von politischer Theorie und Praxis. Folglich erweist sich das Ende des Patriarchats als eine mächtige emanzipatorische Utopie. In diesem Beitrag wird dieses utopische Moment feministischer Denk- und Politikbewegungen am Beispiel des Ansatzes der italienischen Frauen aus der Libreria delle donne di Milano diskutiert. Die Vision 'der Mailänderinnen' vom Ende des Patriarchats ist dabei zum einen symbolisch bedeutsam für subjektive Wirklichkeitskonstruktionen und entsprechende politische Praxen; sie hat zum anderen soziale und materielle Relevanz, wie die partielle Anschlussfähigkeit an reflexiv-modernisierungstheoretische Überlegungen zeigt. Der Beitrag schließt mit der These, dass mit dem Verschwinden des Patriarchats auch das Verschwinden des Feminismus denkbar wird. Anders als 'die Mailänderinnen' wird allerdings argumentiert, dass das Ende des Patriarchats nur in Verbindung mit einer postkapitalistischen Gesellschaftsordnung zu, realisieren sein wird.' (Autorenreferat)
Inhalt: 'At the beginning of the third millenium questions of power in gender relations still belong to those central subjects in political theory and practise which are not solved. So the end of patriarchy is a powerful illusion of emancipation. This utopian element of feminist thinking and politics is discussed by relating to the work of Italian women from the Milan's Bookstore Collective. These women's vision of the end of patriarchy is both symbolically important for subjective constructions of realities and political practise, and it has social and material relevance as the author shows by connecting this vision with some ideas of the theory of reflexive modernization. Finally the author argues that the disappearance of patriarchy corresponds with the disappearance of feminism. In contrast to the Italian thinkers she points out that the end of patriarchy only could be realized in connection with a postcapitalist social order.' (author's abstract)
"Die Phantasie ist nicht an der Macht...": vom Verschleiß des Utopischen im 20. Jahrhundert
Titelübersetzung:The obsolescence of utopianism in the twentieth century
Autor/in:
Kreisky, Eva
Quelle: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, 29 (2000) 1, S 7-28
Inhalt: 'In diesem Beitrag wird versucht, die politischen Bedingungen utopischen Denkens in spätmodernen Gesellschaften zu klären. In diesem Kontext gilt es selbstverständlich auch, die mangelnde Utopieoffenheit der Politikwissenschaft anzusprechen. Dazu werden die Varianten sowie Rezeptions- und Wirkungsgeschichten utopischen Denkens rekonstruiert und unter dem Aspekt ihrer Instrumentalisierung und Abnutzung im Verlaufe des 20. Jahrhunderts diskutiert. Die klassische Utopietradition als 'männliches Phantasieprodukt' (Richard Saage) wird nach den Kriterien feministischer Politikwissenschaft auf patriarchale Geschlechterbilder und Vorstellungen künftiger Geschlechterregime betrachtet, denn die meisten gesellschaftlichen und politischen Zukunftsszenarien tragen - selbst bei übermäßigem Utopismus - Versatzstücke patriarchaler Phantasien im ideologischen Gepäck. Nicht nur das männlich-hegemoniale Deutungsuniversum wird geschlechterkritisch ausgeleuchtet, auch die mit der neuen Frauenbewegung aufkommenden weiblichen Denk- und Praxisbewegungen utopischen Gehalts werden erörtert: Utopisches hat sich nämlich als selbstreflexives Denk- und Handlungsprinzip im Feminismus selbst eingeschrieben. Frauenbewegung und Feminismus bilden daher vitale Nischen des Utopischen in gegenwärtigen Gesellschaften.' (Autorenreferat)
Inhalt: 'This article examines political and social conditions for utopian thinking in twentieth century-societies. In the course of the century political dreams faced not only triumphs, but also horrible failures. Nevertheless criticism of society is impossible without a sense for alternative options for future developments. In this context the problematic role of political science in refusing utopian visions as unscientific is also discussed. Besides these general questions the contribution focuses on genderedness of utopian discourses. On the one hand the classical tradition is criticised because of massive androcentrism, on the other hand the new women's movement of the 60s and 70s is discussed as one of the innovators of utopian thinking. It seems now, that feminism is one of the last niches for the self-reflexive potential of Utopia in late-modem societies.' (author's abstract)
SSOAR Kategorie:Allgemeines, spezielle Theorien und Schulen, Methoden, Entwicklung und Geschichte der Politikwissenschaft, Frauen- und Geschlechterforschung, politische Willensbildung, politische Soziologie, politische Kultur