Unterschiede im Freizeitverhalten als Ausdruck sozialer Ungleichheitsstrukturen
Titelübersetzung:Differences in leisure time behavior as an expression of social inequality structures
Autor/in:
Isengard, Bettina
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Soziale Ungleichheit - kulturelle Unterschiede"; Frankfurt am Main, 2006. S 2469-2483
Inhalt: "Die Freizeitgestaltung hat in modernen Gesellschaften einen hohen Stellenwert. 'Lebens-und Konsumstile' spiegeln sich in unterschiedlichen Freizeitaktivitäten wider, wobei sie oft im Konsum von Waren und Dienstleistungen vollzogen werden. In der Sozialstruktur- und Lebensstilforschung herrscht Uneinigkeit darüber, ob Unterschiede im Lebensstil primär Ausdruck der sozialen Lage bzw. der Ungleichheitsstrukturen sind oder ob diese (weitestgehend) unabhängig davon existieren. Während nach Ansicht der klassischen Ungleichheitstheorien die Wahl von Freizeitaktivitäten und allgemeiner der Lebensstil mit der Ausstattung an ökonomischem und insbesondere kulturellem Kapital verbunden ist, gehen andere Ansätze aufgrund verbesserter materieller Lebensumstände von einer Entkopplung von sozialer Lage und Freizeitverhalten bzw. Lebensstil aus. Empirisch lassen sich die widerstreitenden Thesen mit den Daten des Soziooekonomischen Panels (SOEP) untersuchen. Neben dem Einfluss von Alter und Geschlecht, erweisen sich auch die Gelegenheitsstrukturen und das soziale Umfeld wie Partnerschaft für die Freizeitgestaltung als zentrale Faktoren. Aber auch der Einfluss von ökonomischem und kulturellem Kapital ist bedeutsam, insbesondere beiden Freizeitaktivitäten, die eng mit dem Konsum von Waren und Dienstleistungen verbunden sind. Der Vergleich der Jahre 1990 und 2003 zeigt, dass Verschiebungen im Freizeitverhalten stattgefunden haben. Während hochkulturelle Aktivitäten und gesellschaftliches Engagement an Bedeutung verlieren, werden erlebnis- und geselligkeitsorientierte Freizeitaktivitäten wichtiger. Dennoch ist im Zeitverlauf die Bedeutung des ökonomischen Kapitals im Bereich der Hochkultur ungebrochen, bei den Freizeitaktivitäten, die auf Erlebnis ausgerichtet sind, hat der Einfluss sogar zugenommen. Die These, dass Unterschiede im Freizeitverhalten primär Ausdruck einer individualisierten Lebensführung sind, kann damit nicht bestätigt werden, denn in der Wahl der Aktivitäten spiegeln sich nach wie vor die klassischen sozialen Ungleichheitsstrukturen wider, im erlebnisorientierten Bereich ist sogar eine Verfestigung beobachtbar." (Autorenreferat)
Schlagwörter:social situation; Engagement; consumption; kulturelle Faktoren; Federal Republic of Germany; Konsum; Lebensstil; Freizeit; Partnerschaft; SOEP; social inequality; soziale Faktoren; soziale Lage; involvement; Lebensalter; leisure time; gender; cultural factors; life style; leisure time behavior; Freizeitverhalten; partnership; SOEP; age; soziale Ungleichheit; social factors
Geschlechterdifferenzierung von und in Organisationen
Titelübersetzung:Gender differentiation by and in organizations
Autor/in:
Wilz, Sylvia Marlene
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Soziale Ungleichheit - kulturelle Unterschiede"; Frankfurt am Main, 2006. S 3215-3224
Inhalt: "Auf die Frage nach dem Zusammenhang von Organisation und Geschlecht werden nach wie vor drei Antworten gegeben: a) Organisation und Geschlecht sind untrennbar miteinander verbunden, b) organisatorische Strukturen und Prozesse sind geschlechtsneutral, Geschlechterdifferenzierungen sind der Organisation äußerlich, und: c) die Relevanz von Geschlecht in Organisationen ist kontextabhängig, situativ und historisch variabel, entsprechend ist sie je empirisch zu bestimmen. Alle drei Positionen geraten derzeit unter Druck. Die erste, weil sozialer Wandel unübersehbar ist und empirische Befunde die Heterogenität und Kontextualität des 'Relevant-Machens' von Geschlecht belegen. Die Möglichkeit, dass Organisationen auch 'nicht gendered' sein können, ist also in Betracht zu ziehen. Die zweite Position hingegen wird immer wieder mit der Frage konfrontiert, wie sie der Tatsache, dass in Organisationen vergeschlechtlichte Prozesse ablaufen und dass Organisationen geschlechterdifferenzierende Effekte zeitigen, Rechnung trägt. Die dritte Position schließlich ist erst auf dem Weg, ihre Ergebnisse umfassend zu systematisieren und theoretisch zuverdichten. Sie stellt fest, dass Geschlecht in organisatorischen Strukturen, Interaktionen, Normen, Interpretationen und in der persönlichen Identität der Organisationsmitglieder von Bedeutung ist - aber nicht immer, nicht überall und nicht immer gleich. Damit gerät der Maßstab des 'Genderings' von Organisationen auf den Prüfstand, und es wird dringlich, die theoretische Konzeptualisierung des Zusammenhangs von Organisation und Geschlecht weiter zu führen. Entsprechend diskutiert der Beitrag zunächst die Bandbreite der Befunde zur Geschlechterdifferenzierung in Organisationen, um dann der Frage nachzugehen, ob damit gleichzeitig die Geschlechterdifferenzierung von Organisationen impliziert ist." (Autorenreferat)
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Soziale Ungleichheit - kulturelle Unterschiede"; Frankfurt am Main, 2006. S 1705-1717
Inhalt: "Unter dem Label Whiteness Studies entwickelt sich seit den 1990ger Jahren im angloamerikanischen Sprachraum ein Perspektivenwechsel in der Analyse sozialer undkultureller Ungleichheiten. Das Erkenntnisinteresse gilt hier weniger der Konstruktion des Anderen als der analytischen Dekonstruktion der Norm. Ruth Frankenberg (1993) kam bei Ihrer Untersuchung über Weiße Identität und Kultur in den USA bspw. zu dem Ergebnis, dass es Weißen Personen beinahe unmöglich ist, über ihr 'Weißsein' Auskunft zu geben. Frankenberg bescheinigte der Kategorie Whiteness folglich eine 'strukturelle Unsichtbarkeit'. Gleichzeitig rekurierten ihre Interviewpartnerinnen allerdings auf eine Weiße Kultur als normative Autorität, indem sie die eigenen kulturelle Praktiken als 'regulär' markierten und die der Anderen als 'deviant'. In dem Vortrag der Bearbeiterin wird der internationale Forschungsstand zum Thema Weiße Identität und Geschlecht zusammengefasst. Darüber hinaus wird die angloamerikanische Debatte über Whiteness Studies auf den deutschen Kontext übertragen. Anhand der deutschen Kolonialgeschichte wird aufgezeigt, in welcher Form deutsche Frauen ander Produktion kultureller Differenzen bzw. Weißer Identität beteiligt waren und wie die Geschlechterverhältnisse sich mit Formen Weißer Dominanz in den Kolonien verbanden. Dabei werden die Interdependenzen der sozialen Kategorien Geschlecht, Ethnizität und Klasse anhand einer konkreten historischen Situation herausgearbeitet. Der Vortrag greift demnach die Frage nach den 'Grenzen der Gleichheit' historischauf und offeriert damit eine Grundlage für die Analyse gegenwärtiger Ungleichheiten und kultureller Unterschiede." (Autorenreferat)
Schlagwörter:Deutsches Reich; gender relations; cultural factors; gender; North America; identity; Forschungsstand; kulturelle Faktoren; USA; Identität; Geschlechterverhältnis; Nordamerika; social inequality; research status; German Reich; Ungleichheit; soziale Ungleichheit; inequality; United States of America
SSOAR Kategorie:Ethnologie, Kulturanthropologie, Ethnosoziologie, Frauen- und Geschlechterforschung, Sozialgeschichte, historische Sozialforschung
Titelübersetzung:Online surveys: potential and problems
Autor/in:
Faas, Thorsten
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Soziale Ungleichheit - kulturelle Unterschiede"; Frankfurt am Main, 2006. S 4815-4825
Inhalt: "Das Internet hat in die Prozesse der sozialwissenschaftlichen Datenerhebung Einzug gehalten. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich dabei Online-Umfragen, was verständlich ist, liegen ihre Vorteile doch vermeintlich auf der Hand: Online-Umfragen sparen vor allem Zeit und Geld. Zu befürchten ist allerdings, dass diese Vorteile mit geringerer Datenqualität erkauft werden. Der Beitrag vergleicht Ergebnisse dreier Umfragen, die anlässlich der Bundestagswahl 2002 auf methodisch sehr unterschiedliche Weise durchgeführt wurden. Es handelt sich erstens um eine repräsentative mündliche Bevölkerungsumfrage, zweitens um eine repräsentative Online-Erhebung unter Internet-Nutzern sowie drittens um eine Online-Erhebung mit selbst rekrutierten Teilnehmern. Der Vergleich dieser drei Umfragen zeigt, dass sich die Umfragen sowohl hinsichtlich sozialstruktureller Variablen (Alter, Bildung und Geschlecht) als auch hinsichtlich substanzieller Fragen (Wahlverhalten, politisches Interesse) deutlich voneinander unterscheiden. Auch eine sozialstrukturelle Gewichtung nach Alter und Geschlecht kann diese substanziellen Unterschiede der Randverteilungen nicht beseitigen. Positiver sieht das Bild aus, wenn man anstelle von Randverteilungen Zusammenhänge zwischen Variablen betrachtet: Zwar treten auch hier erwartete systematische Unterschiede zwischen den drei Umfragen auf, die aber im Vergleich zu den Unterschieden in Randverteilungen weitaus geringer (man könnte fast sagen: vernachlässigbar klein) ausfallen." (Autorenreferat)
Schlagwörter:voting behavior; Datengewinnung; education; online survey; Internet; election to the Bundestag; comparison of methods; Datenqualität; Methode; Wahlverhalten; Federal Republic of Germany; data quality; social research; Sozialforschung; election research; Bildung; politisches Interesse; gender; Methodenvergleich; Online-Befragung; survey; Sozialstruktur; population; Alter; Befragung; method; social structure; Bundestagswahl; old age; Internet; Bevölkerung; data capture; Wahlforschung; political interest
SSOAR Kategorie:Erhebungstechniken und Analysetechniken der Sozialwissenschaften
Restrukturierung der Altenbetreuung: formelle, informelle Versorgung und die Frage der Gleichheit
Titelübersetzung:Restructuring of care for the aged: formal, informal care and the question of equality
Autor/in:
Theobald, Hildegard
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Soziale Ungleichheit - kulturelle Unterschiede"; Frankfurt am Main, 2006. S 3700-3709
Inhalt: "Die 1990er Jahre erbrachten grundlegende Veränderungen in den wohlfahrtsstaatlichen Ansätzen zur Versorgung älterer Menschen in verschiedenen europäischen Ländern. Charakteristisch dafür waren der Ausbau formeller, bezahlter Versorgungsangebote, die Erweiterung der Finanzierungsmöglichkeiten sowie gleichzeitig die Anerkennung und Integration informeller, im familiären Rahmen ausgeführter Pflege. Vor dem Hintergrund der Entwicklung geht der Vortrag der Frage nach, wie sich das Zusammenspiel von formeller und informeller Pflege verändert hat, welche Bedeutung dies für die alltägliche Betreuungsarbeit gewinnt und wie Fragen der Gleichheit damit verwoben sind. Den theoretisch-analytischen Ausgangspunkt liefert das Konzept 'social care', das in der Literatur entlang von drei Dimensionen bestimmt wird; Pflege und Versorgung als Arbeit, eingebettet in ein Geflecht von Verantwortlichkeiten und Verpflichtungen sowie verbunden mit (emotionalen) und ökonomischen Kosten. Die drei Dimensionen finden ihre Entsprechung auf der Makroebene der politischen Ansätze und der Mikroebene der alltäglichen Versorgung, wobei beide Ebenen miteinander verknüpft sind. Empirisch lässt sich exemplarisch für den Bereich der häuslichen Pflege die - durchaus konflikthafte - Entstehung einer neuen Arbeitsteilung zwischen formeller, verberuftlichter und informeller Pflege zeigen. Die Pflegearrangements werden in einem Aushandlungsprozess auf der Mikroebene etabliert, in denen die Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von bezahlten Dienstleistungen sowie die Definition von familiärer Verpflichtung eine zentrale Position einnehmen. Aspekte wie Zeit, Anstrengung, Expertenkenntnisse, Vorstellungen von Qualität und Vertrauen werden vor dem Hintergrund unterschiedlich definiert und bestimmen die Entscheidungen im Aushandlungsprozess. Die (sozial)strukturelle Position der (potentiellen) pflegenden Angehörigen beeinflusst den Aushandlungsprozess und kann zu differenten Pflegearrangements führen, die mit Ungleichheiten auf der Basis von Geschlecht und sozialer Position einhergehen." (Autorenreferat)
Schlagwörter:Versorgung; Betreuung; Pflegeversicherung; Arbeitsteilung; alter Mensch; social integration; social position; Altenpolitik; Europa; supply; social inequality; nursing care for the elderly; domestic assistance; Pflegedienst; Wohlfahrtsstaat; policy on the elderly; nursing services; gender; Europe; care; welfare state; Sozialstruktur; division of labor; soziale Integration; Altenpflege; long-term care insurance; social structure; elderly; soziale Position; soziale Ungleichheit; Familienpflege
SSOAR Kategorie:Industrie- und Betriebssoziologie, Arbeitssoziologie, industrielle Beziehungen, Familienpolitik, Jugendpolitik, Altenpolitik