Der "deviante" Körper: die Verhandlung des weiblichen Körpers in alltäglichen Kleidungspraktiken medialer Selbstinszenierung
Titelübersetzung:"Deviant" bodies: female bodies and everyday clothing in online self-presentations
Autor/in:
Hahmann, Julia
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 10 (2018) 3, S 24-38
Inhalt: Kleidung kann als Material zur Identitätskonstruktion verstanden werden, das anhand der Kenntnis impliziter wie expliziter Regeln situationsadäquat zur Inszenierung des erfolgreichen Subjekts eingesetzt wird. Dem devianten Körper wird der Zugang zu trendbewusster Kleidung limitiert und somit auch die Identitätskonstruktion als "fashionable persona" erschwert. Anhand einer inhaltsanalytischen Untersuchung von Blog-Postings des Curvy Sewing Collective (CSC) und Selbstpräsentationen der sich als kurvig oder fett bezeichnenden Autorinnen können die Auseinandersetzung mit Kleidung als Material und der Praxis des Ankleidens als an einer sozialen Umwelt ausgerichteten Form der Optimierung des eigenen Körpers nachgezeichnet werden. Im Zusammenhang mit der Gemeinschaft des CSC entwickeln die untersuchten Subjekte Technologien des Selbst, die es erlauben, sich trotz wahrgenommener Devianz sozial akzeptabel zu kleiden und eine erfolgreiche Identitätskonstruktion als attraktive, modebewusste Frau zu unterstützen. Obgleich die dargestellten Attraktivitätsnormen Vorstellungen von normativer Weiblichkeit reproduzieren, ermöglicht das Kollektiv so individuelles Empowerment für die Teilnehmerinnen.
Die Kleidung von Künstlerinnen und ihre Bedeutung für die Mode
Titelübersetzung:The clothes of women artists and their impact on fashion
Autor/in:
Leutner, Petra
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 10 (2018) 3, S 70-84
Inhalt: Der Beitrag zeigt, dass der Habitus von KünstlerInnen impliziert, Individualität als künstlerische Selbstbekräftigung zu inszenieren, wobei Kleidung eine wichtige Rolle spielt. Eine These lautet, dass sich dies bei Künstlerinnen zunächst anders ausnimmt als bei Künstlern, weil die Tradition schöpferischer Hervorbringung männlich dominiert ist. An Beispielen wird verdeutlicht, dass von Künstlerinnenkleidern wichtige Impulse für die Mode ausgehen können. Gegenstand der Recherche und Analyse sind Selbstzeugnisse und Werke von Künstlerinnen, Fotografien, Modekollektionen und Sekundärliteratur. Aussagekräftige Einzelfälle werden beleuchtet, wobei der systematische Aspekt gegenüber dem historischen im Vordergrund steht. Es stellt sich heraus, dass die vestimentären Inszenierungen von KünstlerInnen der professionellen Selbstermächtigung dienen. Da diese Selbstermächtigung den Künstlerinnen lange Zeit verwehrt war, wurden spezielle Formen der Appropriation entwickelt. In der Gegenwart lassen sich allerdings vielfältige Nachwirkungen von KünstlerInnenkleidern auf die Mode erkennen.
"Leiden mit Geduld" - Schmerz und Geschlecht im 19. Jahrhundert: Praxistheoretische Rekonstruktionen
Titelübersetzung:"Patiently suffering" - praxeological reconstructions of pain and gender in the 19th century
Autor/in:
Nolte, Karen
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 10 (2018) 1, S 29-46
Inhalt: Die Forschung zur Geschichte des Schmerzes ist wesentlich geprägt durch die Arbeiten von Elaine Scarry und David Morris, die in den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren im Kontext des Linguistic Turn in den Kulturwissenschaften entstanden sind. Scarry formulierte mit Blick auf die Medizin in den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren die These der "Inexpressibility" des Schmerzes. Schmerz sei der Ausdruck einer "radikalen Subjektivität", die es unmöglich mache, physischen Schmerz zu definieren oder zu beschreiben. Die Grundannahme des Beitrags ist, dass praxeologische Zugänge einen anderen Zugang zur Geschichte des Schmerzes ermöglichen. Nicht der bisher dominierenden Frage nach der Authentizität von Schmerz in den Quellen soll nachgegangen werden, sondern es geht darum, Praktiken im Umgang mit Schmerz zu analysieren. Untersucht werden soll, in welcher Weise Konzeptionen von Geschlecht den Praktiken zum Umgang mit Schmerz im 19. Jahrhundert implizit sind. Das Aufschreiben von Schmerz wird im Folgenden ebenfalls als Praktik begriffen.
Inhalt: Research on the history of pain was significantly influenced by the work of Elaine Scarry and David Morris in the late 1980s and early 1990s in the context of the "linguistic turn" in cultural studies. Scarry developed the concept of the "inexpressibility" of pain in the late 1970s and early 1980s in regard to the field of medicine. According to Scarry, pain is an expression of "radical subjectivity", making it impossible to define or describe physical pain. The article argues that praxeological approaches open up new ways into the history of pain. The previously dominant question of how authentic descriptions of pain can be at reflecting the experiences of people concerned will be ignored here, i.e. whether pain can be adequately expressed in words. Rather, the article seeks to analyse practices when it comes to dealing with pain. The investigation focuses on the ways in which concepts of gender informed how pain was dealt with in the 19th century. Writing down and preserving descriptions of pain are also regarded as a practice.
Stillen als wissenschaftlicher Gegenstand: epistemologische Überlegungen zur Untersuchung einer "natürlich sozialen Tatsache" am Beispiel des medizinischen Diskurses
Titelübersetzung:Breastfeeding: epistemological reflection on medical discourses on a "naturally social fact"
Autor/in:
Garcia, Anne-Laure; Dietzsch, Ina
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 10 (2018) 1, S 100-114
Inhalt: Im gesellschaftlichen Diskurs um das Stillen ist gegenwärtig, trotz fundierter sozialwissenschaftlicher Kritik, immer noch die Position als hegemonial zu bezeichnen, die das Stillen als die beste Form der Säuglingsernährung sieht. Um die Hintergründe für die Macht dieser Position besser verstehen zu können, befragt der Aufsatz medizinische Publikationen aus über einem Jahrhundert aus der wissenschaftstheoretischen Perspektive der französischen Epistemologie und zeichnet die sich darin zeigende Wissensordnung um das Stillen nach: Wie hat sich das Stillen als wissenschaftlicher Gegenstand infolge der Verwissenschaftlichung der Medizin konstituiert? Wie wurde er im Kontext moderner Dichotomien zwischen dem Natürlichen und dem Sozialen positioniert? Welche Hierarchien wurden damit bedient, stabilisiert oder unterlaufen? Zentral für die Argumentation sind drei Erkenntnishindernisse im Sinne Gaston Bachelards, die im Untersuchungszeitraum des 19. Jahrhunderts eine Verschiebung des Gegenstands Stillen von einer natürlichen zu einer "natürlich sozialen Tatsache" erschwerten: die Hybridität der Medizin als Disziplin, die kumulative Praxis der medizinischen Forschung und ihr Fokus auf die Mutter-Kind-Dyade.
Inhalt: Although the social sciences have over the years expressed well-founded criticism, in the contemporary public discourse in Germany breastfeeding is still considered to be the best way to feed a baby. In order to be able to better understand why this is the case, this article discusses material taken from the medical discourse in Germany during the late 19th and 20th century while exploring the potential of the epistemological concept of rupture, which originates in the French sociological tradition. The following questions will be answered: How was breastfeeding constituted as a scientific subject of research during the process of scientification of medicine? Where did this scientific subject of research end up caught between the social and the natural? What kinds of hierarchy were stabilized or subverted as a result? This line of reasoning sheds light on three epistemological obstacles which exacerbate breastfeeding shifting from being a natural to becoming a naturally social fact in the period investigated: medicine as a hybrid discipline, cumulative practices of medical research and its focus on the dyad of mother and child.
SSOAR Kategorie:Allgemeine Soziologie, Makrosoziologie, spezielle Theorien und Schulen, Entwicklung und Geschichte der Soziologie, Frauen- und Geschlechterforschung
Im toten Winkel - Genderdiskurs und Verkehrsmitteldesign
Titelübersetzung:In the blind spot: gender discourse and vehicle design
Autor/in:
Hinterhuber, Eva Maria; Möller, Simon
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 10 (2018) 1, S 115-129
Inhalt: Ziel des Beitrags ist, am Beispiel der Geschichte des Mobilitätsdiskurses das Gendering industrieller Massenprodukte im Fahrzeugbereich sowie dessen historische und gesellschaftliche Ausprägungen exemplarisch nachvollziehbar zu machen. Ausgangspunkt ist eine Definition von Design, die dessen diskursive Funktion fokussiert: Design selbst produziert Bedeutung und transportiert diese nicht nur. Vor diesem Hintergrund erfolgt ein diskursanalytischer Blick auf 'Gendered Mobility' - vom historischen Geschlechterkampf ums Fahrrad bis zu Entwürfen von 'Frauenautos' in der jüngeren Vergangenheit. Mittels einer solchen Analyse des gegenderten Mobilitätsdiskurses wird gezeigt, wie Design sowohl auf der Seite der Gestaltenden als auch auf der Seite der Konsumierenden an der performativen Herstellung von Geschlechtsidentität(en) und damit auch an der (Re-)Produktion der bestehenden, hierarchischen Geschlechterverhältnisse in der gegenwärtigen Wachstumsökonomie beteiligt ist - ein Vorgehen, das nicht auf Gender begrenzt ist, sondern auf weitere Diversitätsdimensionen und deren Intersektionen ausgeweitet werden kann.
Inhalt: The article aims to analyse the gendering of industrial mass products in the automotive sector using the example of the mobility discourse and to shed light on its historical and social manifestations. The starting point is a definition of design which focuses on its discursive function: Design not only transports meanings but also produces them. Against this backdrop, a discourse analytical perspective is applied to "gendered mobility" - from the historical battle of the sexes around the bicycle to the design of "women's cars" in the recent past. Based on such an analysis of the gendered mobility discourse, the article shows how design participates in the performative production of gender identity/ identities and thus also in the (re-)production of existing hierarchical gender relations in the current growth economy, both on the part of the designers and consumers. This approach is not limited to gender but can be extended to further diversity dimensions and their intersections.
Schlagwörter:Mobilität; mobility; Verkehrsmittel; means of transport; Design; design; gender-specific factors; Geschlechterverhältnis; gender relations; Fahrrad; bicycle; Kraftfahrzeug; motor vehicle; Marketing; marketing; Gender; gender; Stereotyp; stereotype; Gendered Design
Normalisierung versus Normativität? Dem konstitutiven Außen Rechnung tragen
Titelübersetzung:Normalization vs. normativity? Taking account of the constitutive outside
Autor/in:
Braunmühl, Caroline
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 10 (2018) 3, S 136-151
Inhalt: Michel Foucaults Unterscheidung zwischen Normativität und Normalisierung im Sinne je unterschiedlicher Machttechniken ist in neuere Gegenwartsdiagnosen eingeflossen. Ziel des Beitrags ist es, diese Unterscheidung als aus intersektionaler Sicht zutiefst problematisch zu erweisen. Dazu nehme ich in methodischer Hinsicht eine von der Arbeit Judith Butlers geprägte Perspektive auf Normativität und die für sie konstitutiven Ausschlüsse ein. Der Fokus meiner Analyse liegt neben der Foucaultschen Begriffsbildung auf deren Weiterentwicklung durch Jürgen Link und insbesondere durch Gundula Ludwig; in Gestalt von Ludwigs Unterscheidung zwischen Heteronormativität und Heteronormalisierung. Zentrales Ergebnis der Analyse ist, dass die letztere Unterscheidung - wie auch die Foucaultsche Unterscheidung zwischen Normativität und Normalisierung - fälschlicherweise impliziert, Normalisierung sei post-normativ. In meiner Diskussion dieses Befundes schlage ich vor, die von Ludwig entwickelte Unterscheidung durch eine Unterscheidung zwischen Heteronormalisierung und Hetero normation zu ersetzen - wobei diese zwei Machttechniken beide als konstitutiv (hetero-)normativ zu verstehen sind.
Schlagwörter:Normalisierung; normalization; Normativität; normativity; Foucault, M.; Foucault, M.; Butler, J.; Butler, J.; Exklusion; exclusion; Intersektionalität; intersectionality; Link, Jürgen; Ludwig, Gundula
"Being beaten like a drum": Gewalt, Humanitarismus und Resilienz von Frauen in Flüchtlingslagern
Titelübersetzung:"Being beaten like a drum": violence, humanitarianism and resilience of women in refugee camps
Autor/in:
Krause, Ulrike; Schmidt, Hannah
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 10 (2018) 2, S 47-62
Inhalt: In diesem Artikel analysieren wir Gewalt gegen, humanitären Schutz für und Bewältigungsstrategien von Frauen in Flüchtlingslagern anhand empirischer Forschung in Uganda. Auf Grundlage unserer Analysen argumentieren wir, dass Frauen in Lagern häufig sexueller und genderbasierter Gewalt ausgesetzt sind, obwohl humanitäre Organisationen Maßnahmen ergreifen, um sie zu unterstützen und zu schützen. Eine kritische Bewertung dieser Maßnahmen zeigt, dass Frauen meist durch Vulnerabilität definiert werden, wodurch ihr Handlungsvermögen vernachlässigt wird. Hingegen belegt die soziale Realität, dass Frauen diverse Strategien ergreifen, um Herausforderungen zu bewältigen und zu ihrem eigenen Schutz beizutragen.
Inhalt: In this article, we explore violence against women as well as their humanitarian protection and coping strategies in refugee camps based on empirical research conducted in Uganda. We argue that women often face sexual and gender-based violence in camps despite the measures humanitarian organizations take to support and protect them. A critical assessment of these measures reveals that women are mostly defined by vulnerabilities, which deprives them of agency. However, in stark contrast to vulnerability ascriptions, social reality shows that women use diverse strategies to cope with the challenges they face and to protect themselves.
Schlagwörter:woman; Flüchtling; refugee; Notunterkunft; emergency shelter; Gewalt; violence; sexueller Missbrauch; sexual abuse; Resilienz; resilience; Flüchtlingsrecht; refugee law; gender-specific factors; Uganda; Uganda; Ostafrika; East Africa; Flüchtlingslager; sexuelle und genderbasierte Gewalt; humanitärer Flüchtlingsschutz; refugee camps; sexual and gender-based violence; humanitarian refugee protection
SSOAR Kategorie:Migration, Frauen- und Geschlechterforschung
Geschlechterbezogene Verfolgung und ihre Beurteilung in Asylverfahren: die Umsetzung von UNHCR- und EU-Richtlinien am Beispiel von Schweden
Titelübersetzung:Decision-making on gender-related persecution in asylum procedures: implementation of UNHCR guidelines and EU Directives in Sweden
Autor/in:
Schittenhelm, Karin
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 10 (2018) 2, S 32-46
Inhalt: Der Beitrag fragt nach dem Umgang mit geschlechterbezogener Verfolgung in Asylverfahren. Die viel diskutierte Frage, inwieweit Lücken der Schutzgewährung durch neue rechtliche Regelungen oder eine gendersensible Umsetzung geltender Bestimmungen zu vermeiden sind, greift er mit einer sozialwissenschaftlichen Analyse auf. Entscheidend ist, wie Rechtsabkommen und Richtlinien, die geschlechterbezogene Verfolgung betreffen, in Asylbehörden zur Anwendung kommen. Mit einer Fallstudie analysiert der Beitrag die Asylbehörde in Schweden, wo bereits früh die UNHCR-Richtlinien zu geschlechterbezogener Verfolgung in die nationale Gesetzgebung überführt wurden. Zudem ist die Behörde dabei, EU-Richtlinien des Flüchtlingsschutzes 'gendersensibel' umzusetzen. Auf der Basis von Dokumenten und qualitativen Interviews wird diskutiert, welche Schritte zur Berücksichtigung von Gender/LGBTI zur Anwendung kommen und wie versucht wird, den Einfluss fragwürdiger Vorstellungen über Schutzsuchende, ihre Herkunftsländer oder ihre Lebensführung zu vermeiden.
Inhalt: The article deals with decision-making on gender-related persecution in asylum procedures. By way of a sociological analysis of the authorities’ practices, it takes up the much-debated question of to what extent gaps in protection can be avoided by way of new legal provisions or the gender-sensitive implementation of applicable provisions. What is crucial is the way in which the asylum authorities implement legal agreements and guidelines on gender-related persecution. By way of a case study, the article analyses Sweden’s asylum authority. Sweden early on integrated the UNHCR’s guidelines on gender-related persecution into its national law. The asylum authority is also currently working on implementing EU Directives for the protection of refugees in a 'gender-sensitive' way. Based on documents and qualitative interviews, the article discusses which steps are being followed to take gender/LGBTI into consideration and what attempts are being made to avoid any dubious ideas about those seeking protection, their country of origin and their way of life having an influence on decisions.
Schlagwörter:Asylverfahren; asylum procedure; gender; sexuelle Orientierung; sexual orientation; Gewalt; violence; Diskriminierung; discrimination; Flüchtling; refugee; Asylrecht; right of asylum; Menschenrechte; human rights; Schweden; Sweden; Geschlechtsspezifische Verfolgung; Flüchtlingsschutz; Gender/LGBTI*
SSOAR Kategorie:Migration, Frauen- und Geschlechterforschung
Körper, Dinge und Macht: Wahlen und Geschlecht in den USA 1800-1914
Titelübersetzung:Body, objects and power: elections and gender in the USA 1800-1914
Autor/in:
Richter, Hedwig
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 10 (2018) 2, S 97-111
Inhalt: Der praxeologische Ansatz einer Neuen Geschichte der Wahlen ermöglicht einen neuen Blick auf die alte Frage, warum das Wahlrecht im 19. Jahrhundert zwar immer mehr Gruppen wie Armen, Angehörigen anderer Ethnien oder Ungebildeten zugesprochen wurde, von wenigen Ausnahmen abgesehen jedoch Frauen ohne Stimmrecht blieben. Die Praxis des Wählens und die Materialität des Wahlaktes, so meine These, verdichteten den Wahlakt als Herrschaftsakt der "Männlichkeit" und determinierten die Exklusion der Frauen. Erst eine Welle von Reformbemühungen und damit einhergehend ein verändertes Körperregime konnten diese Konstellation aufbrechen und das Setting moderner Wahlen neu ordnen. Das geschah in den Jahren um 1900 im Zuge der internationalen Reformbewegungen - so meine zweite These.
Inhalt: The praxeological approach of a new history of elections allows us to take a fresh look at the old question of why suffrage was granted to ever more groups in society in the 19th century, such as the poor, those belonging to other ethnicities and the uneducated, while, with a few exceptions, women were still excluded. It is my thesis that the practice of voting and the materiality of the act of voting condensed that act into one of the power of "masculinity", which was determinative for the exclusion of women. Only a wave of reform efforts and, concomitantly, a new body regime were able to break up this constellation and to reorganize the setting for modern elections. It is my second thesis that this happened at the turn of the last century in the course of the international reform movements.
Schlagwörter:Wahl; election; Wahlrecht; suffrage; 19. Jahrhundert; nineteenth century; woman; Stimmrecht; right to vote; Macht; power; Männlichkeit; masculinity; Körper; body; Demokratie; democracy; USA; United States of America; Materialität
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Sozialgeschichte, historische Sozialforschung