Die Entwicklung und Förderung von Frauengesundheitsforschung und "Gender-Based Medicine"
Titelübersetzung:The development of women's health research and gender-based medicine : historical and future perspectives
Autor/in:
Nippert, Irmgard
Quelle: Zeitschrift für Gesundheitswissenschaften, Jg. 8 (2000) H. 4, S. 368-378
Inhalt: "Frauengesundheitsforschung und 'gender-based medicine' haben in den letzten Jahren zunehmend Anerkennung als ein wichtiges Forschungsgebiet der Medizin gewonnen. Gleichzeitig hat ein bemerkenswerter Wandel der Richtlinien über den Einschluss von Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter in klinische Studien stattgefunden. Zusätzlich wurden Forschungsgelder speziell für Frauengesundheitsforschung bereitgestellt. Diese Entwicklung hat u.a. zu der Einrichtung des Office of Research on Women's Health an den National Institutes of Health in den USA geführt, in Deutschland wurden an einigen Medizinischen Fakultäten bzw. Hochschulen Professuren für Frauengesundheitsforschung eingerichtet. Hinter diesem Erfolg steht die Einsicht, wie wenig Daten über die Gesundheitsbedürfnisse von Frauen zur Verfügung stehen und dass die Vernachlässigung eines 'gender-based' -Ansatzes in der Untersuchung der Entstehung und Behandlung von Erkrankungen wie z.B. koronare Erkrankungen, Lungenkrebs und Erkrankungen des Autoimmunsystems zu Wissenslücken führen kann, die sich für Frauen nachteilig auswirken können. Vom Konzept her verfolgt Frauengesundheitsforschung eine erweiterte Definition von Frauengesundheit, die molekulargenetische, systemische, individuelle und gesellschaftliche Ansätze umfasst und aus dieser Perspektive die Unterschiede zwischen den Geschlechtern untersucht. Diese Forschung geht davon aus, dass sowohl biologische wie sozio-kulturelle Faktoren den Gesundheitsstatus von Frauen bestimmen." (Autorenreferat)
Inhalt: "In recent years women's health research and gender-based medicine has gained momentum as an important issue in medical research. A remarkable policy reversal in regard to women's participation in clinical research has taken place. Women of childbearing potential are no longer excluded from clinical trials. In addition funding has increased for women's health issues and spurred among others the creation of the National Institutes of Health's Office of Research on Women's Health in the U.S.A. and has led to the institutionalisation of women's health research at several medical schools in Germany. Behind this success lies the revelation how little research data on women's health needs currently are available, that neglecting a gender-based approach in the development and treatment of disorders as for instance heart disease, lung cancer and autoimmune diseases may result in knowledge gaps harmful to women. The concept of women's health research embraces an extended definition of women's health that includes molecular genetics, systemic, individual and societal perspectives. Women's health research and gender-based medicine integrates social and natural sciences and examines the differences between the genders. It takes into account the health of women across their life span from an interdisciplinary perspective and recognizes that biological as well as socio-cultural factors shape and influence the state of women's health." (author's abstract)
Geschlechterarrangements in der Bundesrepublik : Kontinuität und Wandel
Titelübersetzung:Gender arrangements in the Federal Republic : continuity and change
Autor/in:
Weber, Ulla; Schaeffer-Hegel, Barbara
Quelle: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, (2000) B 31/32, S. 5-10
Inhalt: "Seit die Gleichberechtigung der Geschlechter 1949 in Deutschland als Grundrecht festgeschrieben wurde, hat sich die rechtliche Stellung der Frau entscheidend verbessert. War eine Frau 1949 keine eigenständige Geschäftsperson, sondern in sämtlichen öffentlichen und familiären Fragen von ihrem Ehemann abhängig, stehen Frauen und Männern im Jahr 2000 dieselben Rechte und Pflichten zu. Trotzdem hat sich der Gleichberechtigungsgedanke in der Realität bis heute nicht erfüllt. Die Ursachen der ökonomischen, sozialen und kulturellen Benachteiligungen, denen Frauen ausgesetzt sind, liegen zu einem wesentlichen Teil bei gesetzlichen Regelungen, die Frauen und Männern, spätestens zu dem Zeitpunkt, wenn sie Eltern werden, nahe legen, traditionelle Rollenmuster zu leben." (Autorenreferat)
Titelübersetzung:Modernization of women's living arrangements
Autor/in:
Geissler, Birgit; Oechsle, Mechtild
Quelle: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, (2000) B 31/32, S. 11-17
Inhalt: "Der Beitrag analysiert die Lebenslage junger Frauen und ihr Lebensgefühl vor dem Hintergrund der Befreiung aus traditionellen Lebensweisen und Orientierungen. Junge Frauen selbst leiten daraus den Anspruch auf Gleichheit ab, sie nehmen an, im Rahmen ihres sozialen Kontextes Handlungsfreiheit zu haben, nicht an überkommene Rollen gebunden zu sein. Im Einzelnen werden neuere Forschungsergebnisse zur Modernisierung des Aufwachsens als Mädchen, zur Entwicklung von Kompetenzen und Orientierungen in der Adoleszenz und zur ambivalenten Lage in Arbeitsmarkt und Familie referiert. Abschließend wird die Frage behandelt, inwieweit die jungen Männer 'auf der Höhe' der Zeit sind." (Autorenreferat)
Klasse und Geschlecht als Kategorien sozialer Ungleichheit
Titelübersetzung:Class and gender as categories of social inequality
Autor/in:
Frerichs, Petra
Quelle: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 52 (2000) H. 1, S. 36-59
Inhalt: "Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Frage nach der jeweiligen Prägekraft von 'Klasse und Geschlecht' als zwei zentralen Strukturkategorien moderner Gesellschaften und stellt hierzu Ergebnisse eines empirischen Forschungsprojekts vor. Das Interesse gilt zunächst verschiedenen Ansätzen der neueren Frauen- und Geschlechterforschung, die sich mit solchen komplexen Ungleichheitsrelationen auseinander setzen. Sodann werden mit Bezug auf Bourdieus (Klassen-) Modell des mehrdimensionalen Raums der sozialen Positionen ausgewählte empirische Ergebnisse über die Verschränkung von 'Klasse und Geschlecht' vorgestellt - zum einen anhand von Daten des sozio-ökonomischen Panel, zum anderen von biographischen Interviews mit Frauen (aus befragten Paaren) in verschiedenen sozialen Positionen, die in eine Prüfung der forschungsleitenden Hypothesen einmünden. Die 'Geschlechtsklassenhypothese' wird quantitativ über die Positionierung im Raum der Erwerbsarbeit auf Basis von Mittelwertvergleichen und einfaktorieller Varianzanalyse geprüft, die 'Klassengeschlechtshypothese' qualitativ mittels Fallrekonstruktionen auf Basis sequenzanalytischer Interpretation der Interviews. Abschließend erfolgt eine theoretische Reflexion der Ergebnisse im Hinblick auf die beiden Verschränkungshypothesen." (Autorenreferat)
Inhalt: "The issue of the formative influence of class versus gender, respectively, as the two main structural categories of modern societies is discussed in this paper. It presents results of an empirical research project. An overview of recent women's and gender studies is given, taking a critical look at inequality relations. Selected empirical results of the crossing effects of class and gender are presented, referring mainly to Bourdieu's (class) model of the multidimensional space of social positions. The materials used in the analysis are quantitative data of the representative West-German Socio-Economic Panel and qualitative biographical interviews with selected women (from interviewed couples) in contrasting social positions. The 'gender class' hypothesis is being checked quantitatively by positioning it in connection with employment on the basis of mean average comparisons and a factor variance analysis. The 'class gender' hypothesis is checked qualitatively by means of the case reconstructions on the basis of sequential analysis of interview interpretation. Finally, a theoretical reflection on the results is made in view of both crossing hypotheses." (author's abstract)
Quelle: Zeitschrift für Politische Psychologie, Jg. 8 (2000) Nr. 2/3, S. 203-223
Inhalt: "Der Beitrag berichtet Ergebnisse eines Untersuchungsschrittes im DFG-Projekt 'Professionalisierung und Integration der Lebenssphären. Geschlechtsspezifische Berufsverläufe in Medizin und Psychologie (Profil)'. 1999 wurden circa 1.000 Professionsangehörigen in Medizin und Psychologie schriftlich befragt, um (a) die langfristigen Berufsverlaufsmuster in beiden Professionen, (b) Geschlechtsunterschiede im Zusammenhang damit zu beschreiben. Die Befragten waren zum Erhebungszeitpunkt etwa 15 Jahre berufstätig. In der Medizin verteilen sich die Professionsangehörigen auf wenige 'normale', klar abgrenzbare und institutionell vorgezeichnete Muster. Kontinuierliche Berufsbiographien sind die Regel. Der Männeranteil überwiegt, wo es um kontinuierliche Aufstiege geht; oder aber das Geschlechterverhältnis ist annähernd paritätisch. Diskontinuierliche Muster bilden die Ausnahme, und nur hier ist der Anteil von Frauen höher als der von Männern. In der Psychologie gibt es eine größere Zahl von Mustern, die schwerer abgrenzbar und nicht so klar institutionell vorstrukturiert sind wie in der Medizin. Diskontinuierliche Berufsbiographien und solche, die durch Doppel- oder Mehrgleisigkeit verschiedener Tätigkeiten gekennzeichnet sind, kommen in der Psychologie häufiger vor als kontinuierliche sowie in sich konsistente Biographien. Auch hier gelangen Frauen seltener in höhere Positionen, und in den diskontinuierlichen Verlaufsmustern ist ihr Anteil wesentlich höher als der von Männern." (Autorenreferat)
Schlagwörter:Berufsverlauf; Psychologe; Arzt; Karriere
CEWS Kategorie:Berufsbiographie und Karriere, Geschlechterverhältnis, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Geschlechterkonstruktionen in der Aneignung und Anwendung des Internet : Ergebnisse einer qualitativen Forschung
Titelübersetzung:Gender constructions in the appropriation and application of the Internet : results of qualitative research
Autor/in:
Dorer, Johanna
Quelle: Medien und Zeit : Forum für historische Kommunikationsforschung ; Vierteljahresschrift des Arbeitskreises für Historische Kommunikationsforschung, Jg. 15 (2000) Nr. 2, S. 40-51
Inhalt: Nach einem kurzen Überblick zur Bedeutung der neuen Informationstechnologien und der geschlechtsspezifischen Zuordnung des Zugangs zum Internet werden Ergebnisse einer qualitativen Studie vorgestellt. Basierend auf dem Ansatz der Erinnerungsarbeit (Frigga Haug) wurden Aneignung und Verwendung des Internet im privaten Bereich untersucht, indem Frauen ihre Erfahrungen des ersten Zugangs in das Internet beschrieben. Die Aussagen machten die geschlechtsspezifischen Zugangsbarrieren und die Bedeutung des Zeitfaktors bei Frauen deutlich, die auf Geschlechterdefinitionen und -positionierungen zurückgeführt werden können. Weitere Forschungsarbeiten zu diesem Thema sollten danach fragen, welche Faktoren dazu führen, daß Mädchen und Frauen einen weiblichen Technikdiskurs reproduzieren. (DY)
Quelle: Zeitschrift für Gesundheitswissenschaften, Jg. 8 (2000) H. 4, S. 293-310
Inhalt: "Für die Gesundheitsforschung im deutschsprachigen Raum existieren, anders als in den USA und Kanada, bisher keine Richtlinien, welche die angemessene Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Belange definieren. Auf der Basis eines für das kanadische Gesundheitsministerium erarbeiteten Leitfadens werden im Rahmen eines vom BMBF geförderten Public-Health-Projekts entsprechende Richtlinien für den deutschsprachigen Raum formuliert. Der Beitrag führt von der Definition der Arten geschlechtsspezifischer Verzerrungseffekte (Gender Bias) zu der Vorstellung der Richtlinien zur Erkennung und Vermeidung dieser Verzerrungseffekte bei der Konzipierung und Durchführung eigener und dem Erkennen von Problemen der Forschungsarbeiten anderer. Für die einzelnen Phasen des Forschungsprozesses werden Fragen formuliert, mit Beispielen erläutert und Lösungsvorschläge gegeben, wie geschlechtsspezifische Verzerrungen vermieden werden können. Im Anschluss daran wird ein auf den Richtlinien basierender Kurzfragebogen zur Identifizierung von geschlechtsspezifischen Verzerrungseffekten in empirischen Arbeiten vorgestellt." (Autorenreferat)
Inhalt: "In contrast to the USA and Canada, for German-language areas there are no guidelines that ensure appropriate attention to gender issues for health research. This paper intends to close this gap by presenting guidelines developed by the Canadian Ministry of Health (Health Canada). The guidelines were translated as well as modified for use for German-language public health research within the context of a project sponsored by the German Ministry for Education and Research. The paper starts by introducing different types of gender bias. We then present the guidelines for avoiding gender bias in the conceptualization and conduct of research. We provide questions, examples and possible solutions for gender bias problems that may occur in any of the various components of a research project. Based on the guidelines a shortened questionnaire is developed to identify gender bias in empirical scientific works." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
A Global Exploratory Analysis of Men Participating in Gender-Based Violence Prevention
Autor/in:
Tolman, Richard M.; Casey, Erin A.; Allen, Christopher T.; Carlson, Juliana; Leek, Cliff; Storer, Heather L.
Quelle: Journal of Interpersonal Violence, 34 (2019, zuerst veröffentlicht online 2016) 16, S 3438-3465
Inhalt: Organizations addressing gender-based violence (GBV) increasingly include men as partners in prevention efforts. However, little is known about men who get involved in those efforts and what specific actions they take. We present analyses of data from an international sample of men involved in gender-based prevention work that aimed to describe (a) the nature of participants' involvement in prevention efforts, in both formal programming and in their daily lives; (b) characteristics of engaged men, including gender and bystander-related attitudes and beliefs, and social networks; and (c) factors that sustain men's involvement in GBV movements over time. Comparisons across global regions for these variables were also conducted. A total of 379 male-identified participants above 18 who had attended a GBV event in the past year completed an online survey (available in English, French, and Spanish). Respondents represented all continents except Antarctica, although North America was over-represented in the sample. Overall, respondents scored well above North American norms for men on support for gender equality and recognition of male privilege, and this was true across all geographic regions. Men in all regions reported moderate support from friends and somewhat less support from male relatives for their involvement in GBV prevention. Respondents in all regions reported high levels of active bystander and violence-preventive behavior. The most commonly reported motivations for involvement in GBV prevention included concern for related social justice issues, exposure to the issue of violence through work, hearing a moving story, or disclosures about domestic or sexual violence. Results were mainly similar across regions, but when regional differences emerge, they tended to be contrasts between the global north and global south, highlighting the importance of cross-fertilization across regions and a willingness to adapt critical learnings in new geographic settings.
Schlagwörter:bystander interventions; cultural contexts; domestic violence; gender-based violence; Intervention; Prävention; prevention & control; sexual assault; sexual violence; sexuelle Gewalt
CEWS Kategorie:Mentoring und Training, Frauen- und Geschlechterforschung, Sexuelle Belästigung und Gewalt