"Rente mit 67" - Befunde zur Erwerbssituation älterer Arbeitnehmerinnen
Titelübersetzung:"Retirement at 67" - findings on the employment situation of older female workers
Autor/in:
Zimmer, Barbara; Leve, Verena; Naegele, Gerhard
Quelle: Comparative Population Studies - Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, 35 (2010) 4, S 709-738
Inhalt: Das 2007 verabschiedete Altersgrenzenanpassungsgesetz stellt den bisherigen Höhepunkt eines rentenpolitischen Paradigmenwechsels hin zu einem längeren Verbleib im Erwerbsleben dar und geht mit tiefgreifenden Veränderungen und Leistungseinschränkungen für die Versicherten einher. Ein abschlagsfreier Rentenbezug wird künftig für den Großteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erst mit dem Erreichen des 67. Lebensjahres möglich sein. Um Rentenkürzungen bei einem vorzeitigen Renteneintritt und damit teilweise prekäre Einkommensverhältnisse im Alter zu vermeiden, sind Arbeitgeber wie Beschäftigte vor neue Herausforderungen gestellt. Insbesondere für Frauen, die strukturell eine schwächere Position auf dem Arbeitsmarkt einnehmen, bestehen hier spezifische Unterstützungsbedarfe. Vor diesem Hintergrund wurde im Auftrag der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) vom Institut für Gerontologie an der Technischen Universität Dortmund in Kooperation mit TNS Infratest 2007 eine bundesweite repräsentative Befragung von 1.800 Arbeitnehmerinnen der Geburtsjahrgänge 1947 bis 1964 durchgeführt, die erstmals von der Anhebung der Altersgrenze ab 2012 betroffen sein werden. Neben strukturellen Daten wurden dabei die Einschätzung der derzeitigen Arbeits- und Weiterarbeitsfähigkeit bis zur Regelaltersgrenze sowie spezifische Arbeitsbedingungen bzw. -belastungen erhoben. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass mehr als 40% der befragten Arbeitnehmerinnen die Voraussetzungen, ihre derzeitige Tätigkeit bis zur für sie geltenden gesetzlichen Altersgrenze ausüben zu können, negativ beurteilen. Ursachen für eine mäßige bis schlechte individuelle Arbeitsfähigkeit und damit die Gefahr, vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden zu müssen, liegen unter anderem in arbeitsspezifischen Belastungsformen, die wiederum in bestimmten Branchen und Berufsgruppen kumulieren. Die Schaffung alter(n)sgerechter Arbeitsplätze und die Implementierung einer demografiesensiblen und lebenslauforientierten Personalpolitik in den Betrieben können einen Beitrag zur Erhaltung und Förderung der Arbeitsfähigkeit dieser Beschäftigten über den Erwerbsverlauf leisten.
Inhalt: The Age Limit Adjustment Act, which was adopted in 2007, constitutes a climax in the developments of a paradigm shift in pension policy towards remaining at work for longer. This development entails profound changes and restrictions on benefits for assured persons. In future, many of the insurable employed will not receive a pension without incurring deductions until they reach the age of 67. Both employers and employees are faced with new challenges if they wish to avoid pension reductions in the event of an early retirement and consequently possible precarious incomes at old age. Especially women need particular support in this regard, given that in structural terms, they are in a weaker position on the labour market.Against this background, a representative nationwide survey of 1,800 female workers born between 1947 and 1964 was commissioned by the New Quality of Work Initiative (INQA) and conducted by the Institute of Gerontology at the Technical University of Dortmund in cooperation with TNS Infratest in 2007. These cohorts are to be affected by the increase of the age limit from 2012 onwards. In addition to structural data, this survey studied the respondents' assessment of their current ability to work and to continue to work until reaching the standard age limit. Further, the survey explored specific working conditions and strains of work. The results show that more than 40% of the female respondents are sceptical about the conditions of being able to continue their current work until reaching their statutory age limit. The only moderate to poor workability and the consequential danger of having to leave work result e.g. from work-related strains which accumulate in certain sectors and professional groups. The creation of appropriate jobs for older workers as well as the implementation of a staff policy in companies, which is sensitive to demographic developments and individual circumstances, can contribute to maintaining and nurturing the workability.
Schlagwörter:personnel policy; retirement pension; Bevölkerungsentwicklung; Pension; pension claim; altersadäquater Arbeitsplatz; Erwerbstätigkeit; Federal Republic of Germany; Rente; Rentenalter; Arbeitsbedingungen; age-friendly workplace; elderly worker; age structure; employment history; income; Beschäftigungsförderung; Rentenanspruch; retirement age; Erwerbsverlauf; gainful employment; Alter; Altersstruktur; population development; woman; working conditions; Einkommen; old age; pension; älterer Arbeitnehmer; Personalpolitik; employment promotion; demografischer Wandel; Arbeitsfähigkeit; Labour; Demographic Change; Female employees; Work conditions; Workability
Differences in fertility patterns between East and West German women: disentangling the roles of cultural background and of the transformation process
Titelübersetzung:Unterschiede in den Fertilitätsmustern zwischen ost- und westdeutschen Frauen: Differenzierung der Rollen des kulturellen Hintergrunds und des Transformationsprozesses
Autor/in:
Arránz Becker, Oliver; Lois, Daniel; Nauck, Bernhard
Quelle: Comparative Population Studies - Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, 35 (2010) 1, S 7-34
Inhalt: Diese Studie vergleicht die paritätsspezifischen Fertilitätsmuster west- und ostdeutscher Frauen (Geburtskohorten 1970 und jünger) nach der deutschen Wiedervereinigung auf der Grundlage von Paneldaten des deutschen SOEP (Wellen 1990 bis 2006). Während die Übergangsrate zur Geburt des ersten Kindes bei der ostdeutschen Teilstichprobe tendenziell höher liegt als bei der westdeutschen, bleibt die Wahrscheinlichkeit einer Zweitgeburt bei den westdeutschen Frauen im Zeitverlauf deutlich höher. Die dargestellten Analysen umfassen eine detaillierte vergleichende Untersuchung verschiedener intervenierender Mechanismen, dargestellt durch soziokulturelle Orientierungen und soziale Ungleichheiten, die aus dem gesellschaftlichen Transformationsprozess resultieren. Auch wenn die Übergangsrate zur Erstgeburt bei ostdeutschen Frauen durch ihre stärkeren beruflichen Ambitionen gesenkt wird, erhöht sich ihre Neigung zur Familienbildung durch ihre stärkere Familienorientierung. Überraschenderweise begünstigt der höhere Anteil der Konfessionslosen in Ostdeutschland den Übergang zur Elternschaft, da partnerschaftliche Beziehungen hierdurch sowohl schneller eingegangen als auch gefestigt werden. Die niedrigere Übergangsrate zur Zweitgeburt unter ostdeutschen Frauen ist zum Teil auf die höheren beruflichen Ziele, die niedrigere Religiosität und die niedrigere allgemeine Lebenszufriedenheit in dieser Teilgruppe zurückzuführen.
Inhalt: The present study compares parity-specific fertility patterns of West and East German women (from birth cohorts 1970 and younger) after German re-unification using panel data from the GSOEP (waves 1990 through 2006). Whereas the transition rate for the birth of the first child tends to be higher in the East German than in the West German sub-sample, the likelihood of second births remains considerably higher among West German women across time. The analyses presented comprise a detailed comparative test of different intervening mechanisms, represented by sociocultural orientations and social inequalities resulting from the societal transformation process. Although the transition rate to first births among East German women is lowered by their higher education and work aspirations, their higher degree of family orientation promotes their propensity to start a family. Surprisingly, the higher proportion of persons without a denomination in East Germany promotes the transition to parenthood because it accelerates both the engagement in and the consolidation of intimate relationships. The lower transition rate to second births among East German women is partly accounted for by the higher work aspirations, by the lower religiosity and by the lower general life satisfaction in this subgroup.
Schlagwörter:transformation; alte Bundesländer; cultural factors; fertility; family education; satisfaction; old federal states; Transformation; Zufriedenheit; religiousness; kulturelle Faktoren; Federal Republic of Germany; woman; Religiosität; neue Bundesländer; social inequality; Familienbildung; New Federal States; soziale Ungleichheit; Fruchtbarkeit; Fertilität; Ostdeutschland; Zweitgeburt; fertility; Eastern Germany; family formation; second birth
Cohort fertility: a comparison of the results of the official birth statistics and of the microcensus survey 2008
Titelübersetzung:Kohortenfertilität: ein Vergleich der Ergebnisse der amtlichen Geburtenstatistik und der Mikrozensuserhebung 2008
Autor/in:
Pötzsch, Olga
Quelle: Comparative Population Studies - Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, 35 (2010) 1, S 185-204
Inhalt: Für das Berichtsjahr 2008 liegen erstmals Daten zur biologischen Kinderzahl der Frauen aus der umfassenden Mikrozensusstichprobe vor. Bisher lieferte nur die laufende Geburtenstatistik Angaben zur Kohortenfertilität als zusammengefasste Geburtenziffer der synthetischen Frauenkohorten. Da beide Kennzahlen mit Unsicherheiten unterschiedlicher Art behaftet sind, soll ein Vergleich wichtige Hinweise zur Güte und Aussagefähigkeit dieser Indikatoren liefern. In der vorliegenden Arbeit wird gezeigt, dass die durchschnittliche Kinderzahl je Frau im Datensatz des Mikrozensus 2008 und die kohortenspezifische zusammengefasste Geburtenziffer in der Geburtenstatistik einen sehr ähnlichen Verlauf der Kohortenfertilität aufweisen. Während die Übereinstimmung für die Frauenjahrgänge in den neuen Ländern und in Deutschland insgesamt fast vollkommen ist, weichen die Werte in den alten Ländern stärker voneinander ab. Eine wesentliche Ursache dafür liegt offensichtlich im hohen Anteil der Zuwanderinnen in den alten Ländern. Ein Teil der in das frühere Bundesgebiet zugewanderten Frauen haben ihre Kinder bereits vor der Einreise nach Deutschland geboren. Diese Geburten konnten von der laufenden Geburtenstatistik nicht berücksichtigt werden, im Mikrozensus dagegen sind die Angaben zu allen geborenen Kindern gemacht worden, unabhängig von deren Geburtsort. Diese erhebungsbedingten Abweichungen können weitgehend reduziert werden, wenn für den Vergleich mit der kohortenspezifischen zusammengefassten Geburtenziffer der Geburtenstatistik nicht die durchschnittliche Kinderzahl aller Frauen, sondern nur die Kinderzahl der in Deutschland geborenen oder im Alter unter 26 Jahren zugewanderten Frauen herangezogen wird. In den neuen Ländern war der Anteil der Migrantinnen gering und hatte keine Auswirkungen auf die Kohortenfertilität. Insgesamt zeigte der Vergleich, dass aus den beiden Statistiken gut übereinstimmende Daten zur Fertilität der Geburtsjahrgänge von 1933 bis 1992 für Deutschland insgesamt, die alten und die neuen Länder vorliegen. Damit sind detaillierte Analysen der Fertilität im Zusammenhang mit umfassenden sozioökonomischen Merkmalen des Mikrozensus möglich.
Inhalt: Data are available for the first time for the year under report 2008 on the biological number of children of women from the comprehensive Microcensus sample. Previously, only the ongoing birth statistics provided information on cohort fertility as a total fertility rate of the synthetic female cohorts. Since both benchmarks bear different types of insecurity, a comparison is to provide important information on the quality of these indicators. This article shows that the average number of children per woman in the dataset of the Microcensus 2008 and the cohort fertility rate in the birth statistics show a highly similar course of cohort fertility. Whilst the agreement for the female cohorts in the new Länder (former GDR without Berlin East) and in Germany as a whole is almost complete, the values in the old Länder (Western Germany without Berlin West) are further apart. A major cause of this evidently lies in the high proportion of female immigrants in the old Länder. Some of the women who immigrated into the former territory of Federal Republic already gave birth to their children before entering Germany. These births could not be taken into account in the ongoing birth statistics, whilst the Microcensus provided information on all children born, regardless of where they were born. These survey-related deviations can be largely reduced if the comparison with the cohort fertility rate of the birth statistics is based not on the average number of children of all women, but only on the number of children of women who were born in Germany or who immigrated below the age of 26. The share of female migrants was low in the new Länder and did not impact cohort fertility. All in all, the comparison showed that both sets of statistics provide data with a good degree of concurrence on the fertility of the birth years from 1933 to 1992 for Germany as a whole, as well as for the old and the new Länder. This makes it possible to carry out detailed analyses of fertility in relation to comprehensive socioeconomic characteristics of the Microcensus.
Schlagwörter:official statistics; microcensus; fertility; Mikrozensus; Kinderlosigkeit; birth; amtliche Statistik; number of children; Federal Republic of Germany; Geburt; childlessness; Kinderzahl; Fruchtbarkeit; Fertilität; TFR; Geburtenstatistik; Migrationserfahrung; fertility; number of children; childlessness; Microcensus; statistic of births; migration experience
Unterschiede in den Fertilitätsmustern zwischen ost- und westdeutschen Frauen: Differenzierung der Rollen des kulturellen Hintergrunds und des Transformationsprozesses
Titelübersetzung:Differences in fertility patterns between East and West German women: disentangling the roles of cultural background and of the transformation process
Autor/in:
Arránz Becker, Oliver; Lois, Daniel; Nauck, Bernhard
Quelle: Comparative Population Studies - Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, 35 (2010) 1, S 35-64
Inhalt: Diese Studie vergleicht die paritätsspezifischen Fertilitätsmuster west- und ostdeutscher Frauen (Geburtskohorten 1970 und jünger) nach der deutschen Wiedervereinigung auf der Grundlage von Paneldaten des deutschen SOEP (Wellen 1990 bis 2006). Während die Übergangsrate zur Geburt des ersten Kindes bei der ostdeutschen Teilstichprobe tendenziell höher liegt als bei der westdeutschen, bleibt die Wahrscheinlichkeit einer Zweitgeburt bei den westdeutschen Frauen im Zeitverlauf deutlich höher. Die dargestellten Analysen umfassen eine detaillierte vergleichende Untersuchung verschiedener intervenierender Mechanismen, dargestellt durch soziokulturelle Orientierungen und soziale Ungleichheiten, die aus dem gesellschaftlichen Transformationsprozess resultieren. Auch wenn die Übergangsrate zur Erstgeburt bei ostdeutschen Frauen durch ihre stärkeren beruflichen Ambitionen gesenkt wird, erhöht sich ihre Neigung zur Familienbildung durch ihre stärkere Familienorientierung. Überraschenderweise begünstigt der höhere Anteil der Konfessionslosen in Ostdeutschland den Übergang zur Elternschaft, da partnerschaftliche Beziehungen hierdurch sowohl schneller eingegangen als auch gefestigt werden. Die niedrigere Übergangsrate zur Zweitgeburt unter ostdeutschen Frauen ist zum Teil auf die höheren beruflichen Ziele, die niedrigere Religiosität und die niedrigere allgemeine Lebenszufriedenheit in dieser Teilgruppe zurückzuführen.
Inhalt: The present study compares parity-specific fertility patterns of West and East German women (from birth cohorts 1970 and younger) after German re-unification using panel data from the GSOEP (waves 1990 through 2006). Whereas the transition rate for the birth of the first child tends to be higher in the East German than in the West German sub-sample, the likelihood of second births remains considerably higher among West German women across time. The analyses presented comprise a detailed comparative test of different intervening mechanisms, represented by sociocultural orientations and social inequalities resulting from the societal transformation process. Although the transition rate to first births among East German women is lowered by their higher education and work aspirations, their higher degree of family orientation promotes their propensity to start a family. Surprisingly, the higher proportion of persons without a denomination in East Germany promotes the transition to parenthood because it accelerates both the engagement in and the consolidation of intimate relationships. The lower transition rate to second births among East German women is partly accounted for by the higher work aspirations, by the lower religiosity and by the lower general life satisfaction in this subgroup.
Schlagwörter:transformation; alte Bundesländer; cultural factors; fertility; family education; satisfaction; old federal states; Transformation; Zufriedenheit; religiousness; kulturelle Faktoren; Federal Republic of Germany; woman; Religiosität; neue Bundesländer; social inequality; Familienbildung; New Federal States; soziale Ungleichheit; Fruchtbarkeit; Fertilität; Ostdeutschland; Zweitgeburt; fertility; Eastern Germany; family formation; second birth
Kohortenfertilität: ein Vergleich der Ergebnisse der amtlichen Geburtenstatistik und der Mikrozensuserhebung 2008
Titelübersetzung:Cohort fertility: a comparison of the results of the official birth statistics and of the microcensus survey 2008
Autor/in:
Pötzsch, Olga
Quelle: Comparative Population Studies - Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, 35 (2010) 1, S 165-184
Inhalt: Für das Berichtsjahr 2008 liegen erstmals Daten zur biologischen Kinderzahl der Frauen aus der umfassenden Mikrozensusstichprobe vor. Bisher lieferte nur die laufende Geburtenstatistik Angaben zur Kohortenfertilität als zusammengefasste Geburtenziffer der synthetischen Frauenkohorten. Da beide Kennzahlen mit Unsicherheiten unterschiedlicher Art behaftet sind, soll ein Vergleich wichtige Hinweise zur Güte und Aussagefähigkeit dieser Indikatoren liefern. In der vorliegenden Arbeit wird gezeigt, dass die durchschnittliche Kinderzahl je Frau im Datensatz des Mikrozensus 2008 und die kohortenspezifische zusammengefasste Geburtenziffer in der Geburtenstatistik einen sehr ähnlichen Verlauf der Kohortenfertilität aufweisen. Während die Übereinstimmung für die Frauenjahrgänge in den neuen Ländern und in Deutschland insgesamt fast vollkommen ist, weichen die Werte in den alten Ländern stärker voneinander ab. Eine wesentliche Ursache dafür liegt offensichtlich im hohen Anteil der Zuwanderinnen in den alten Ländern. Ein Teil der in das frühere Bundesgebiet zugewanderten Frauen haben ihre Kinder bereits vor der Einreise nach Deutschland geboren. Diese Geburten konnten von der laufenden Geburtenstatistik nicht berücksichtigt werden, im Mikrozensus dagegen sind die Angaben zu allen geborenen Kindern gemacht worden, unabhängig von deren Geburtsort. Diese erhebungsbedingten Abweichungen können weitgehend reduziert werden, wenn für den Vergleich mit der kohortenspezifischen zusammengefassten Geburtenziffer der Geburtenstatistik nicht die durchschnittliche Kinderzahl aller Frauen, sondern nur die Kinderzahl der in Deutschland geborenen oder im Alter unter 26 Jahren zugewanderten Frauen herangezogen wird. In den neuen Ländern war der Anteil der Migrantinnen gering und hatte keine Auswirkungen auf die Kohortenfertilität. Insgesamt zeigte der Vergleich, dass aus den beiden Statistiken gut übereinstimmende Daten zur Fertilität der Geburtsjahrgänge von 1933 bis 1992 für Deutschland insgesamt, die alten und die neuen Länder vorliegen. Damit sind detaillierte Analysen der Fertilität im Zusammenhang mit umfassenden sozioökonomischen Merkmalen des Mikrozensus möglich.
Inhalt: Data are available for the first time for the year under report 2008 on the biological number of children of women from the comprehensive Microcensus sample. Previously, only the ongoing birth statistics provided information on cohort fertility as a total fertility rate of the synthetic female cohorts. Since both benchmarks bear different types of insecurity, a comparison is to provide important information on the quality of these indicators. This article shows that the average number of children per woman in the dataset of the Microcensus 2008 and the cohort fertility rate in the birth statistics show a highly similar course of cohort fertility. Whilst the agreement for the female cohorts in the new Länder (former GDR without Berlin East) and in Germany as a whole is almost complete, the values in the old Länder (Western Germany without Berlin West) are further apart. A major cause of this evidently lies in the high proportion of female immigrants in the old Länder. Some of the women who immigrated into the former territory of Federal Republic already gave birth to their children before entering Germany. These births could not be taken into account in the ongoing birth statistics, whilst the Microcensus provided information on all children born, regardless of where they were born. These survey-related deviations can be largely reduced if the comparison with the cohort fertility rate of the birth statistics is based not on the average number of children of all women, but only on the number of children of women who were born in Germany or who immigrated below the age of 26. The share of female migrants was low in the new Länder and did not impact cohort fertility. All in all, the comparison showed that both sets of statistics provide data with a good degree of concurrence on the fertility of the birth years from 1933 to 1992 for Germany as a whole, as well as for the old and the new Länder. This makes it possible to carry out detailed analyses of fertility in relation to comprehensive socioeconomic characteristics of the Microcensus.
Schlagwörter:official statistics; microcensus; fertility; Mikrozensus; Kinderlosigkeit; birth; amtliche Statistik; number of children; Federal Republic of Germany; Geburt; childlessness; Kinderzahl; Fruchtbarkeit; Fertilität; TFR; Geburtenstatistik; Migrationserfahrung; fertility; number of children; childlessness; Microcensus; statistic of births; migration experience
"Retirement at 67" - findings on the employment situation of older female workers
Titelübersetzung:"Rente mit 67" - Befunde zur Erwerbssituation älterer Arbeitnehmerinnen
Autor/in:
Zimmer, Brabara; Leve, Verena; Naegele, Gerhard
Quelle: Comparative Population Studies - Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, 35 (2010) 4, S 739-765
Inhalt: Das 2007 verabschiedete Altersgrenzenanpassungsgesetz stellt den bisherigen Höhepunkt eines rentenpolitischen Paradigmenwechsels hin zu einem längeren Verbleib im Erwerbsleben dar und geht mit tiefgreifenden Veränderungen und Leistungseinschränkungen für die Versicherten einher. Ein abschlagsfreier Rentenbezug wird künftig für den Großteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erst mit dem Erreichen des 67. Lebensjahres möglich sein. Um Rentenkürzungen bei einem vorzeitigen Renteneintritt und damit teilweise prekäre Einkommensverhältnisse im Alter zu vermeiden, sind Arbeitgeber wie Beschäftigte vor neue Herausforderungen gestellt. Insbesondere für Frauen, die strukturell eine schwächere Position auf dem Arbeitsmarkt einnehmen, bestehen hier spezifische Unterstützungsbedarfe. Vor diesem Hintergrund wurde im Auftrag der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) vom Institut für Gerontologie an der Technischen Universität Dortmund in Kooperation mit TNS Infratest 2007 eine bundesweite repräsentative Befragung von 1.800 Arbeitnehmerinnen der Geburtsjahrgänge 1947 bis 1964 durchgeführt, die erstmals von der Anhebung der Altersgrenze ab 2012 betroffen sein werden. Neben strukturellen Daten wurden dabei die Einschätzung der derzeitigen Arbeits- und Weiterarbeitsfähigkeit bis zur Regelaltersgrenze sowie spezifische Arbeitsbedingungen bzw. -belastungen erhoben. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass mehr als 40% der befragten Arbeitnehmerinnen die Voraussetzungen, ihre derzeitige Tätigkeit bis zur für sie geltenden gesetzlichen Altersgrenze ausüben zu können, negativ beurteilen. Ursachen für eine mäßige bis schlechte individuelle Arbeitsfähigkeit und damit die Gefahr, vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden zu müssen, liegen unter anderem in arbeitsspezifischen Belastungsformen, die wiederum in bestimmten Branchen und Berufsgruppen kumulieren. Die Schaffung alter(n)sgerechter Arbeitsplätze und die Implementierung einer demografiesensiblen und lebenslauforientierten Personalpolitik in den Betrieben können einen Beitrag zur Erhaltung und Förderung der Arbeitsfähigkeit dieser Beschäftigten über den Erwerbsverlauf leisten.
Inhalt: The Age Limit Adjustment Act, which was adopted in 2007, constitutes a climax in the developments of a paradigm shift in pension policy towards remaining at work for longer. This development entails profound changes and restrictions on benefits for assured persons. In future, many of the insurable employed will not receive a pension without incurring deductions until they reach the age of 67. Both employers and employees are faced with new challenges if they wish to avoid pension reductions in the event of an early retirement and consequently possible precarious incomes at old age. Especially women need particular support in this regard, given that in structural terms, they are in a weaker position on the labour market.Against this background, a representative nationwide survey of 1,800 female workers born between 1947 and 1964 was commissioned by the New Quality of Work Initiative (INQA) and conducted by the Institute of Gerontology at the Technical University of Dortmund in cooperation with TNS Infratest in 2007. These cohorts are to be affected by the increase of the age limit from 2012 onwards. In addition to structural data, this survey studied the respondents’ assessment of their current ability to work and to continue to work until reaching the standard age limit. Further, the survey explored specific working conditions and strains of work. The results show that more than 40% of the female respondents are sceptical about the conditions of being able to continue their current work until reaching their statutory age limit. The only moderate to poor workability and the consequential danger of having to leave work result e.g. from work-related strains which accumulate in certain sectors and professional groups. The creation of appropriate jobs for older workers as well as the implementation of a staff policy in companies, which is sensitive to demographic developments and individual circumstances, can contribute to maintaining and nurturing the workability.
Schlagwörter:personnel policy; retirement pension; Bevölkerungsentwicklung; Erwerbslosigkeit; Pension; pension claim; altersadäquater Arbeitsplatz; Erwerbstätigkeit; Federal Republic of Germany; Rente; Rentenalter; Arbeitsbedingungen; age-friendly workplace; unemployment; elderly worker; age structure; employment history; income; Beschäftigungsförderung; Rentenanspruch; retirement age; Erwerbsverlauf; Arbeitslosigkeit; gainful employment; Alter; Altersstruktur; population development; woman; working conditions; Einkommen; old age; pension; älterer Arbeitnehmer; Personalpolitik; employment promotion; demografischer Wandel; Arbeitsfähigkeit; Labour; Demographic Change; Female employees; Work conditions; Workability
Job-induced commuting between two residences - characteristics of a multilocational living arrangement in the late modernity
Titelübersetzung:Berufsbedingtes Pendeln zwischen zwei Wohnsitzen – Merkmale einer multilokalen Lebensform in der Spätmoderne
Autor/in:
Reuschke, Darja
Quelle: Comparative Population Studies - Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, 35 (2010) 1, S 107-134
Inhalt: Vor dem Hintergrund der andauernden Flexibilisierung der Arbeitsmärkte und einer steigenden (hoch-)qualifizierten Frauenerwerbstätigkeit hat das beruflich bedingte Pendeln zwischen einem Haupt- und Zweitwohnsitz in westlichen Industrieländern wie Deutschland an Bedeutung gewonnen. Die wenigen Studien über diese Art multilokaler Lebensführung beziehen sich nahezu vollständig auf Pendler/innen („Shuttles“) in Paar- bzw. Familienhaushalten. Der Artikel verfolgt das Ziel, erstens, Merkmale und Entstehungskontexte von berufsbedingten multilokalen Haushaltsorganisationen im Allgemeinen zu untersuchen und damit einen Beitrag zur aktuellen Diskussion über die Ausprägungen und Ursachen dieses gegenwärtig bedeutenden Phänomens zu leisten. Zweitens wird die multilokale Lebensform mit „traditionellen“ Fernwandernden verglichen, um Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wer und unter welchen Umständen das berufliche Pendeln zwischen zwei Wohnsitzen einem Umzug mit dem gesamten Haushalt vorzieht. Der Beitrag bezieht sich auf Daten einer Primärerhebung, in der eine Zufallsstichprobe von Personen aus dem Einwohnermelderegister von vier deutschen Metropolen gezogen wurde. Die Grundgesamtheit ist auf Individuen mit spezifischen Merkmalen (Zuwandernde zwischen 25 bis 59 Jahren) begrenzt. Die Ergebnisse der standardisierten postalischen Befragung wurden durch qualitative Telefoninterviews mit ausgewählten Shuttles vertieft. Die Ergebnisse zeigen, dass es sich bei Shuttles um eine heterogene Gruppe handelt. Das Leben in einer Partnerschaft und die damit verbundenen sozialen Bindungen spielen für multilokale Haushaltsorganisationen eine entscheidende Rolle. Unter den männlichen Pendlern kann eine Gruppe junger, lediger und meist kinderloser Männer und eine Gruppe älterer, verheirateter Pendler mit Kindern im Haushalt identifiziert werden. Die große Mehrheit der weiblichen Shuttles lebt dagegen kinderlos. Weil Männer auch in einer Lebensgemeinschaft mit Kind zwischen zwei Wohnsitzen pendeln, haben sie signifikant öfter als Frauen einen berufsbedingten Zweitwohnsitz. Spätmoderne Ausprägungen beruflich bedingter multilokaler Lebensmuster sind doppelerwerbstätige Haushalte für männliche Pendler und hohe berufliche Stellungen für Pendlerinnen. Das Pendeln zwischen zwei Wohnsitzen ist einerseits mit dem Berufseinstieg eng verbunden und spielt andererseits auch in einer späteren Berufsphase für eine zum Teil länger andauernde Periode eine bedeutende Rolle. Es ist anzunehmen, dass die Bedeutungszunahme befristeter Beschäftigung zu einem Anstieg multilokaler Lebensformen in der Spätmoderne führt.
Inhalt: Against the background of the ongoing flexibilisation of labour markets and a rising labour force participation of (highly) qualified women, job-related commuting between a main and secondary residence has become more important in Western capitalist countries as is the case in contemporary Germany. The limited number of recent empirical studies on this kind of multilocational living arrangement almost entirely focuses on commuters in couple/family households. The main objective of this article is, firstly, to provide data about the characteristics and formation contexts of job-related multilocational household organisations as a whole, in order to make a contribution to the discussion of the forms and causes of this currently important phenomenon. Secondly, by means of comparison analyses, the multilocational form of living is compared to the group of long-distance movers, in order to provide insights into who prefers commuting to migration with the complete household under which circumstances. The article draws on data of a field research study, which have been obtained from an individual based random sample from official registers of inhabitants of four metropolises in Germany. The sample was restricted to individuals with specific characteristics (in-movers, age 25 to 59). The fully structured postal interviews were complemented by qualitative telephone interviews with selected commuters. The results show that commuters are a heterogeneous group. Living in a partnership and the social connections established thereby play a prominent role for multilocational household organisations. Among male commuters, one can distinguish between those who are young, never married and predominantly childless, on the one hand, and a group of older married commuters with children in the household, on the other. The vast majority of female commuters, however, live childless. As men commute between two residences even if they live with a family, they significantly more often have a job-related secondary residence than women. Late modern characteristics of job-related multilocational living arrangements are dual earner households for male commuters and high occupational positions for female commuters. The commuting between two accommodations is strongly connected to the career entry, on the one hand, and is also important in a later occupational career phase as a partly longer-lasting period, on the other hand. It may be suggested that the rise of fix-term employment will further increase the importance of multilocational living arrangements in Late Modernity.
Berufsbedingtes Pendeln zwischen zwei Wohnsitzen - Merkmale einer multilokalen Lebensform in der Spätmoderne
Titelübersetzung:Job-induced commuting between two residences - characteristics of a multilocational living arrangement in the late modernity
Autor/in:
Reuschke, Darja
Quelle: Comparative Population Studies - Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, 35 (2010) 1, S 135-164
Inhalt: Vor dem Hintergrund der andauernden Flexibilisierung der Arbeitsmärkte und einer steigenden (hoch-)qualifizierten Frauenerwerbstätigkeit hat das beruflich bedingte Pendeln zwischen einem Haupt- und Zweitwohnsitz in westlichen Industrieländern wie Deutschland an Bedeutung gewonnen. Die wenigen Studien über diese Art multilokaler Lebensführung beziehen sich nahezu vollständig auf Pendler/innen ('Shuttles') in Paar- bzw. Familienhaushalten. Der Artikel verfolgt das Ziel, erstens, Merkmale und Entstehungskontexte von berufsbedingten multilokalen Haushaltsorganisationen im Allgemeinen zu untersuchen und damit einen Beitrag zur aktuellen Diskussion über die Ausprägungen und Ursachen dieses gegenwärtig bedeutenden Phänomens zu leisten. Zweitens wird die multilokale Lebensform mit "traditionellen" Fernwandernden verglichen, um Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wer und unter welchen Umständen das berufliche Pendeln zwischen zwei Wohnsitzen einem Umzug mit dem gesamten Haushalt vorzieht. Der Beitrag bezieht sich auf Daten einer Primärerhebung, in der eine Zufallsstichprobe von Personen aus dem Einwohnermelderegister von vier deutschen Metropolen gezogen wurde. Die Grundgesamtheit ist auf Individuen mit spezifischen Merkmalen (Zuwandernde zwischen 25 bis 59 Jahren) begrenzt. Die Ergebnisse der standardisierten postalischen Befragung wurden durch qualitative Telefoninterviews mit ausgewählten Shuttles vertieft. Die Ergebnisse zeigen, dass es sich bei Shuttles um eine heterogene Gruppe handelt. Das Leben in einer Partnerschaft und die damit verbundenen sozialen Bindungen spielen für multilokale Haushaltsorganisationen eine entscheidende Rolle. Unter den männlichen Pendlern kann eine Gruppe junger, lediger und meist kinderloser Männer und eine Gruppe älterer, verheirateter Pendler mit Kindern im Haushalt identifiziert werden. Die große Mehrheit der weiblichen Shuttles lebt dagegen kinderlos. Weil Männer auch in einer Lebensgemeinschaft mit Kind zwischen zwei Wohnsitzen pendeln, haben sie signifikant öfter als Frauen einen berufsbedingten Zweitwohnsitz. Spätmoderne Ausprägungen beruflich bedingter multilokaler Lebensmuster sind doppelerwerbstätige Haushalte für männliche Pendler und hohe berufliche Stellungen für Pendlerinnen. Das Pendeln zwischen zwei Wohnsitzen ist einerseits mit dem Berufseinstieg eng verbunden und spielt andererseits auch in einer späteren Berufsphase für eine zum Teil länger andauernde Periode eine bedeutende Rolle. Es ist anzunehmen, dass die Bedeutungszunahme befristeter Beschäftigung zu einem Anstieg multilokaler Lebensformen in der Spätmoderne führt.
Inhalt: Against the background of the ongoing flexibilization of labor markets and a rising labor force participation of (highly) qualified women, job-related commuting between a main and secondary residence has become more important in Western capitalist countries as is the case in contemporary Germany. The limited number of recent empirical studies on this kind of multilocational living arrangement almost entirely focuses on commuters in couple/ family households. The main objective of this article is, firstly, to provide data about the characteristics and formation contexts of job-related multilocational household organizations as a whole, in order to make a contribution to the discussion of the forms and causes of this currently important phenomenon. Secondly, by means of comparison analyses, the multilocational form of living is compared to the group of long-distance movers, in order to provide insights into who prefers commuting to migration with the complete household under which circumstances. The article draws on data of a field research study, which have been obtained from an individual based random sample from official registers of inhabitants of four metropolises in Germany. The sample was restricted to individuals with specific characteristics (in-movers, age 25 to 59). The fully structured postal interviews were complemented by qualitative telephone interviews with selected commuters. The results show that commuters are a heterogeneous group. Living in a partnership and the social connections established thereby play a prominent role for multilocational household organizations. Among male commuters, one can distinguish between those who are young, never married and predominantly childless, on the one hand, and a group of older married commuters with children in the household, on the other. The vast majority of female commuters, however, live childless. As men commute between two residences even if they live with a family, they significantly more often have a job-related secondary residence than women. Late modern characteristics of job-related multilocational living arrangements are dual earner households for male commuters and high occupational positions for female commuters. The commuting between two accommodations is strongly connected to the career entry, on the one hand, and is also important in a later occupational career phase as a partly longer-lasting period, on the other hand. It may be suggested that the rise of fix-term employment will further increase the importance of multilocational living arrangements in Late Modernity.