"Biographie" als rekonstruktiver Zugang zu "Geschlecht" - Perspektiven der Biographieforschung
Titelübersetzung:"Biography" as reconstructive access to "gender" - prospects for biography research
Autor/in:
Dausien, Bettina
Quelle: Lesarten des Geschlechts: zur De-Konstruktionsdebatte in der erziehungswissenschaftlichen Geschlechterforschung. Doris Lemmermöhle-Thüsing (Hrsg.), Dietlind Fischer (Hrsg.), Dorle Klika (Hrsg.), Anne Schlüter (Hrsg.). Opladen: Leske u. Budrich, 2000, S. 96-115
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Inhalt: "Biographische Methoden sind im Kontext feministischer Sozialwissenschaft nichts Neues. Mit (auto)biographischen Dokumenten sollten in der Frauenforschung wie in der Frauenbewegung die Lebensbedingungen von Frauen 'sichtbar' gemacht werden. In empirischen Forschungen der Sozial- und Erziehungswissenschaften wurden Merkmale 'weiblicher Biographien' ermittelt, zur Kritik androzentrischer Subjekttheorien und zur Konzeptualisierung einer 'weiblichen Identität' und 'geschlechtsspezifischen Sozialisation' herangezogen. In den feministischen Theoriedebatten der letzten zehn Jahre sind aber gerade diese Konzepte hinterfragt und ihrerseits als Konstruktionen analysiert worden, die - je nach Perspektive - einer kritischen Re- oder Dekonstruktion zu unterziehen seien. Damit ist auch der Stellenwert biographischer Forschungsansätze erneut zu klären. Die folgenden Überlegungen diskutieren den möglichen Beitrag einer biographietheoretischen und -methodischen Perspektive für die Analyse von Geschlechterkonstruktion(en). Nach einer Skizze der argumentativen Voraussetzungen einer rekonstruktiven Methodologie (1) wird das Konzept der 'biographischen Konstruktion' in Umrissen vorgestellt (2) und in Beziehung zu einer interaktionstheoretischen Forschungsperspektive gesetzt (3). Abschließend werden die Möglichkeiten eines rekonstruktiv-biographischen Zugangs in der sozial- und erziehungswissenschaftlichen Geschlechterforschung zusammengefaßt (4)." (Autorenreferat)
Schlagwörter:Feminismus; Theorie; Biographie; Methodologie; Forschungsansatz; Erziehungswissenschaft; pädagogische Theorie; Sozialisation; Frauenforschung; Konstruktion
CEWS Kategorie:Berufsbiographie und Karriere, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Auf der Suche nach Methoden : oder wie forschen Gender-ForscherInnen?
Titelübersetzung:Looking for methods : or how do gender researchers carry out research?
Autor/in:
Lüpke, Stefanie
Quelle: Gender studies in den Sozial- und Kulturwissenschaften: Einführung und neuere Erkenntnisse aus Forschung und Praxis. Sabine Wesely (Hrsg.). Bielefeld: Kleine (Wissenschaftliche Reihe), 2000, S. 117-133
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Inhalt: Die Autorin weist darauf hin, dass die Gender Studies über die Problematisierung von Fragen nach Identitäten, Subjekten und Diskursen hinaus die feministische Wissenschaftskritik nicht aus den Augen verlieren sollten. Die Kritik an der androzentrischen Wissenschaft und die Diskussionen um die "Wissenschaftsfrage im Feminismus" scheinen mit der Institutionalisierung der Gender Studies in den Hintergrund zu geraten und die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen des Wissenschaftssystems für eine feministische Perspektive wird nicht mehr gestellt. Die Autorin erörtert vor diesem Hintergrund die Bedeutung der "institutionellen Ethnographie" als feministische Methode und berichtet aus einem ethnographischen Forschungsprojekt mit Studierenden, wobei sie den Projektprozess anhand folgender Punkte skizziert: (1) Die Studierenden als Forschende; (2) Beobachten und Auswählen; (3) das Schreiben und die kollektive Bearbeitung; (4) zwischen Selbstverständlichkeit, Befremdung und Wissenschaft. (ICI)
Schlagwörter:Feminismus; Methodologie; Geschlechterforschung; Studium; Forschungsprojekt; Ethnographie; Diskurs; Forschungsansatz
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Frauen forschen anders : wie weiblich ist die Wissenschaft?
Titelübersetzung:Women perform research differently : how feminine is science?
Autor/in:
Schiebinger, Londa
Quelle: München: Beck, 2000. 325 S.
Details
Inhalt: Der Band erschien erstmals 1999 in englischer Sprache unter dem erheblich genaueren Titel 'Has feminism changed science?' Die Autorin ist Wissenschaftshistorikerin an der Penn State University. Schiebinger untersucht primär die Naturwissenschaften, was der Originaltitel, anders als seine Übersetzung, ja auch bereits andeutet. Sie sieht von schnellen Schlüssen in die eine oder andere Richtung ab und betrachtet stattdessen den Gesamtzusammenhang, der von der Rolle der Frau in Fächern wie Medizin, Physik und Chemie über neue Fragestellungen hin zu einzelnen Methoden reicht. Einen genuinen feministischen Weg zu wissenschaftlicher Erkenntnis sieht sie nicht, aber viele Beispiele (etwa aus der Primaten-Forschung) demonstrieren besondere Ergebnisse, die überwiegend von weiblichen Wissenschaftlerinnen erbracht werden. Wichtiger als die Resultate seien die veränderten Fragestellungen, die den Blickwinkel der Gesamtwissenschaft verändert hätten. So suche die Archäologie und Frühgeschichte nicht nur nach Waffen und männlichen Ausrüstungsgegenständen, sondern zunehmend auch nach spezifisch weiblichen Errungenschaften. Dies verknüpft Schiebinger mit soziologischen Überlegungen über Probleme und Möglichkeiten weiblicher Forscher. (ZPol, NOMOS)
Schlagwörter:Wissenschaftsverständnis; Wissenschaftler; Feminismus; Naturwissenschaft; Archäologie
CEWS Kategorie:Geschlechterverhältnis, Wissenschaft als Beruf
Dokumenttyp:Monographie
Subjekt und Erkenntnis : Einsichten in feministische Theoriebildungen
Titelübersetzung:Subject and cognition : insights into feminist theory formations
Herausgeber/in:
Projekt Feministische Theorien im Nordverbund -PROFETIN-
Quelle: Projekt Feministische Theorien im Nordverbund -PROFETIN-; Opladen: Leske u. Budrich, 2000. 163 S.
Details
Inhalt: "Die im vorliegenden Band veröffentlichten Beiträge der ersten vom ZFS - und das heißt hier vor allem von den im Zentrum arbeitenden Studentinnen und wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen - konzipierten und organisierten Winterakademie, beschäftigen sich mit einer zentralen Frage feministischer Diskussionen und Theoriebildungen der letzten Jahre: der Frage nach den Vorstellungen vom Subjekt, was nicht zuletzt auch heißt, vom Subjekt der Wissenschaft. In der theoretischen Auseinandersetzung um die Konstitution des Subjekts wird dieses zugleich als Erkenntnissubjekt sowie als Erkenntnisobjekt gesehen. Diese Aufspaltung spiegelt die doppelte Positionierung des Subjekts: als historisch gewordenes und situiertes agiert es - z.B. im Feld der Wissenschaften - aktiv im Kontext von Rahmenbedingungen, um diese zu verändern und damit die Subjektwerdung selbst zu verschieben. Wie ist Selbstreflexion zu denken, wenn das Selbst selbst zunächst als Reflexion gedacht werden muß: ein Dilemma, in dem eine - wenn auch zu einfache - Vorstellung der Determiniertheit des Subjekts mit der Vorstellung des (feministisch) subversiv handelnden Subjekts im Widerstreit zu liegen scheint. Die Kritik am traditionellen (westlichen, männlichen) Subjektbegriff ist selbst schon Teil einer Wissenschaftsgeschichte, in der psychoanalytische, ethnologische, semiologische, diskurshistorische und dekonstruktive Ansätze eine zentrale Rolle gespielt haben, ohne daß darin - außer in psychoanalytischen und ethnologischen Modellen - die Subjektwerdung mit Geschlechtwerdung bereits explizit miteinander in Verbindung gebracht wurde. Diesen Konnex herzustellen blieb der feministischen Forschung vorbehalten, für die die Aufdeckung intersubjektiver und unausgesprochener Strukturen von Machtpositionen seit langem konstitutiver Bestandteil ist, und die die Komplementarität von Subjektpositionen im Rahmen heterosexuell definierter Geschlechterdifferenz nachweisen konnte. Die in Prozessen der Institutionalisierung sich verfestigenden Konzepte von Subjektivität, die zwangsläufig mit Machtstrukturen verschränkt sind und in denen dominante Gruppen ihre Interessen durchsetzen (z.B. weiße, heterosexuelle Frauen), müssen immer wieder neu befragt werden, denn auch die Theoriebildungen in der feministischen Forschung bleiben von solchen Prozessen nicht verschont. Die Erkenntnisse, die aus einer kritischen Befragung der Tradition gewonnen werden, müssen auf das eigene Denken bezogen werden. Dies ist sich das Subjekt der Erkenntnis, das sich auch als Objekt der Erkenntnis denkt, schuldig." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Sabine Barz, Kathrin Heinz, Ute Jeß-Desaever, Michaela Kuhnhenne, Nikola Müller, Dörte Weber: SUBjektVISIONEN - VERSIONEN feministischer Erkenntnistheorien. Einleitung (11-20); Ilse Modelmog: Wissenschaft als Erkenntnisweg. Neue feministische Paradigmen (21-38); Rose Killinger: Der Zusammenhang von Erkenntnis, Wahrheit und Ethik (39-44); Barbara Hey: Analyse oder Paralyse? Der Subjektbegriff in der feministischen theoretischen Praxis (45-60); Nikola Müller: Subjekte unterwegs (61-64); Sandra Günter: Das Unbehagen der "Materie" im postmodernen feministischen Subjekt-Diskurs (65-74); Andrea D. Bührmann: Der Mensch als Weib - das Weib als Mensch (75-96); Susanne Maurer: Subjekt im Denken? Feministischer Subjektbegriff zwischen empirischer Rekonstruktion und theoretischer Dekonstruktion (97-108); Yvonne Bauer: ´Subjekt, Geschlecht und Handlungsfähigkeit" - Überlegungen zur Subjektkonzeption bei Andrea Maihofer (109-126); Jutta Weber: Geschichte wird gemacht: Über Selbst- und Fremdkategorisierungen feministischer Theorie (127-140); Sabine Hark: Utopische Höhenflüge mit bleiernen Gewichten - Paradoxien der Institutionalisierung feministischer Wissenschaft in der BRD (141-152); Sabine Fuchs: "Was man nicht erfliegen kann, muß man erhinken" - zur feministischen Rezeption von Queer Theorie im deutschsprachigen Raum (153-160).
Schlagwörter:Feminismus; Theoriebildung; Forschungsansatz; Subjekt; Erkenntnistheorie; Geschlechterverhältnis; Paradigma
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerk
Zur Bedeutung von Women's Studies an australischen Universitäten
Titelübersetzung:Importance of women's studies at Australian universities
Autor/in:
Sagebiel, Felizitas
Quelle: Australien auf dem Weg ins 21. Jahrhundert: Bilanzen, Standortbestimmungen, Visionen. Rudolf Bader (Hrsg.). Tübingen: Stauffenburg Verl. (KOALAS: Konzepte, Orientierungen, Abhandlungen, Lektüren, Australien, Studien), 2000, S. 95-116
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Inhalt: Die Verfasserin setzt sich einleitend mit Begriff und theoretischer Ausrichtung der Frauenforschung auseinander. Sie stellt im Folgenden unterschiedliche Varianten der Institutionalisierung der Frauenforschung an australischen Hochschulen vor, diskutiert die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Frauenforschung in Australien und gibt einen detaillierten, nach Regionen aufbereiteten Überblick über die Verbreitung der Frauenforschung an australischen Universitäten. Erfolgte die Darstellung bis hierhin disziplinübergreifend, so wird sodann am Beispiel der Soziologie gezeigt, welche Rückwirkungen die akademische Institutionalisierung der Frauenforschung auf die betreffende Disziplin selbst hat. Die Verfasserin arbeitet bilanzierend strukturelle Merkmale der akademischen Institutionalisierung der Frauenforschung in Australien heraus und legt abschließend Überlegungen zur Institutionalisierung der Frauenforschung in Studien- und Prüfungsordnungen deutscher Hochschulen vor. (ICE)
Schlagwörter:Frauenforschung; Australien; Institutionalisierung; Feminismus; Theorie; Soziologie; Studium; Pazifischer Raum
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Hochschulen
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Literaturwissenschaft
Titelübersetzung:Science of literature
Autor/in:
Stephan, Inge
Quelle: Gender-Studien: eine Einführung. Christina von Braun (Hrsg.), Inge Stephan (Hrsg.). Stuttgart: Metzler, 2000, S. 290-299
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Inhalt: Der Beitrag gibt einen Überblick über die Entwicklung der feministischen Literaturwissenschaft und umreisst zentrale Arbeitsfelder der Geschlechterforschung, die neue Perspektiven für die traditionelle Literaturwissenschaft eröffnen können. Darunter sind zu nennen: Themen wie die Frage der Autorenschaft bzw. Werke von Autorinnen, die Frage, welche Rolle die sex-gender-Relation für die Ausbildung der Gattung hat, die Wahl von Themen und Motiven in der Literatur, Frauen- und Männerbilder, Inszenierungsformen von Geschlecht sowie der Einfluss des sex-gender-Systems auf den ästhetischen Diskurs und die Theoriebildung. Die Inszenierung der Geschlechter ist auch im Medium der Literatur nicht frei, sondern historisch, kulturell und individuell beeinflusst und an den Körper als phantasmatischen Raum gebunden. Doch die Literatur bietet durch ihre Methodik noch am ehesten die Chance, die Konfliktlinien zwischen den Geschlechtern spielerisch zu unterlaufen. (ICH)
Schlagwörter:Frauenforschung; Feminismus; Literaturwissenschaft; Literatur; Geschlechterverhältnis; historische Entwicklung; Geschlechtsrolle; Geschlechterforschung; Männlichkeit; Weiblichkeit
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Women and the colonial state: essays on gender and modernity in the Netherlands Indies 1900-1942
Autor/in:
Locher-Scholten, Elsbeth
Quelle: Amsterdam, 2000. 251 S
Details
Inhalt: Woman and the Colonial State deals with the ambiguous relationship between women of both the European and the Indonesian population and the colonial state in the former Netherlands Indies in the first half of the twentieth century. Based on new data from a variety of sources: colonial archives, journals, household manuals, children's literature, and press surveys, it analyses the women-state relationship by presenting five empirical studies on subjects, in which women figured prominently at the time: Indonesian labour, Indonesian servants in colonial homes, Dutch colonial fashion and food, the feminist struggle for the vote and the intense debate about monogamy of and by women at the end of the 1930s. An introductory essay combines the outcomes of the case studies and relates those to debates about Orientalism, the construction of whiteness, and to questions of modernity and the colonial state formation.
Schlagwörter:Niederlande; Netherlands; Kolonie; colony; Geschlechtsrolle; gender role; woman; Europäer; European; Indonesien; Indonesia; Lebensstil; life style; politische Partizipation; political participation; Feminismus; feminism; soziale Klasse; social class; Ehe; marriage; Familie; family
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Sozialgeschichte, historische Sozialforschung
Dokumenttyp:Monographie
Geschlecht ist (k)ein akademisches Schicksal : universitäre Gleichbehandlung zwischen feministischen Ansprüchen und "Wirklichkeiten"
des Wissenschaftsbetriebes
Autor/in:
Holzleithner, Elisabeth; Benke, Nikolaus
Quelle: Figurationen, (2000) Nr. 1, S. 107-120
Details
Inhalt: "Die AutorInnen benennen das theoretische Problem einer schematischen Gleichheit,
das jedem demokratischen System inhärent ist. Dabei gehen die Rechtsphilosophin und
der Professor für Römisches Recht der Frage nach, inwiefern die Gestaltung des Gleichheitsdiskurses
im Recht davon bestimmt ist, ob in einer Gesellschaft festgefügte Gleichheitsvorstellungen
gelten oder ob ein kontroverses Meinungsspektrum die Gleichheitsfrage bestimmt. Während
erstere Auffassung dazu führt, dass jeglicher Anspruch auf Veränderung als fachfremd
behauptet und zur Sache der Politik gemacht wird, hält ein kontroverser Umgang, so
die AutorInnen, die Möglichkeit bereit, eine demokratische Zielvorstellung zu verfolgen
und eine Neubestimmung von Gleichheit vorzunehmen." (Autorenreferat)
Schlagwörter:Chancengleichheit; Diskriminierung; Beruf; Karriere; Hochschulwesen; Geschlechterverhältnis; Wissenschaftsbetrieb; Feminismus
CEWS Kategorie:Hochschulen, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Wo steht die Frauenbewegung?
Titelübersetzung:What's the current situation of the women's movement?
Autor/in:
Holland-Cruz, Barbara
Quelle: Was uns bewegt: Beiträge aus der Frauenforschung. Elke Begander (Hrsg.). Bielefeld: Kleine (Wissenschaftliche Reihe), 2000, S. 24-48
Details
Inhalt: "Barbara Holland-Cunz bearbeitet beschreibend, analysierend, kritisch resümierend die Frage: 'Wo steht die Frauenbewegung?' Was nach außen wie Stillstand oder gar Absterben der Frauenbewegung aussieht, stellt sich von innen betrachtet als eine hermetische Selbstabschließung in feministische Teilöffentlichkeiten, akademische Diskurse und institutionalisierte Routinen mit nur noch selbstreferentieller Struktur dar. Das Beispiel der Organisation des Frauenstreiktags von 1994 war lehrreich. Er sollte an die frühere breite Frauensolidarität, Spontaneität und Spektakularität anknüpfen und endete in Parteigründungsdiskussionen im kleinen Kreis. Deutlich wird, was dringend erforderlich scheint: Öffnung der Frauenbewegung für die realen gesellschaftlichen, auch globalen Probleme und eine innere Re-Demokratisierung." (Autorenreferat)
Schlagwörter:Frauenbewegung; Feminismus; Demokratisierung; Akademisierung; politische Kommunikation
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
"Die Phantasie ist nicht an der Macht...": vom Verschleiß des Utopischen im 20. Jahrhundert
Titelübersetzung:The obsolescence of utopianism in the twentieth century
Autor/in:
Kreisky, Eva
Quelle: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, 29 (2000) 1, S 7-28
Details
Inhalt: 'In diesem Beitrag wird versucht, die politischen Bedingungen utopischen Denkens in spätmodernen Gesellschaften zu klären. In diesem Kontext gilt es selbstverständlich auch, die mangelnde Utopieoffenheit der Politikwissenschaft anzusprechen. Dazu werden die Varianten sowie Rezeptions- und Wirkungsgeschichten utopischen Denkens rekonstruiert und unter dem Aspekt ihrer Instrumentalisierung und Abnutzung im Verlaufe des 20. Jahrhunderts diskutiert. Die klassische Utopietradition als 'männliches Phantasieprodukt' (Richard Saage) wird nach den Kriterien feministischer Politikwissenschaft auf patriarchale Geschlechterbilder und Vorstellungen künftiger Geschlechterregime betrachtet, denn die meisten gesellschaftlichen und politischen Zukunftsszenarien tragen - selbst bei übermäßigem Utopismus - Versatzstücke patriarchaler Phantasien im ideologischen Gepäck. Nicht nur das männlich-hegemoniale Deutungsuniversum wird geschlechterkritisch ausgeleuchtet, auch die mit der neuen Frauenbewegung aufkommenden weiblichen Denk- und Praxisbewegungen utopischen Gehalts werden erörtert: Utopisches hat sich nämlich als selbstreflexives Denk- und Handlungsprinzip im Feminismus selbst eingeschrieben. Frauenbewegung und Feminismus bilden daher vitale Nischen des Utopischen in gegenwärtigen Gesellschaften.' (Autorenreferat)
Inhalt: 'This article examines political and social conditions for utopian thinking in twentieth century-societies. In the course of the century political dreams faced not only triumphs, but also horrible failures. Nevertheless criticism of society is impossible without a sense for alternative options for future developments. In this context the problematic role of political science in refusing utopian visions as unscientific is also discussed. Besides these general questions the contribution focuses on genderedness of utopian discourses. On the one hand the classical tradition is criticised because of massive androcentrism, on the other hand the new women's movement of the 60s and 70s is discussed as one of the innovators of utopian thinking. It seems now, that feminism is one of the last niches for the self-reflexive potential of Utopia in late-modem societies.' (author's abstract)
Schlagwörter:utopia; Phantasie; gender relations; 20. Jahrhundert; Frauenbewegung; Patriarchat; criticism; patriarchy; post-industrial society; postindustrielle Gesellschaft; phantasy; Geschlechterverhältnis; Feminismus; Kritik; feminism; Utopie; twentieth century; political science; women's movement; Politikwissenschaft
SSOAR Kategorie:Allgemeines, spezielle Theorien und Schulen, Methoden, Entwicklung und Geschichte der Politikwissenschaft, Frauen- und Geschlechterforschung, politische Willensbildung, politische Soziologie, politische Kultur
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz