CEWS Kategorie:Bildung und Erziehung, Gleichstellungspolitik, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Geschlechtergerechtigkeit im 21. Jahrhundert
Titelübersetzung:Gender justice in the 21st century
Autor/in:
Limbach, Jutta
Quelle: Frauen und Männer im Management: Diversity in Diskurs und Praxis. Sibylle Peters (Hrsg.), Norbert Bensel (Hrsg.). Wiesbaden: Gabler, 2000, S. 13-21
Inhalt: Das Mißverhältnis in der Verteilung politischer und wirtschaftlicher Macht zwischen den Geschlechtern ist nicht naturgegeben oder gar zufällig. Frauen in Spitzenpositionen in Politik, Wirtschaft und Kultur zeichnen sich durch die Gemeinsamkeit aus, alleinstehend und kinderlos zu sein. Die Kinderfrage ist damit nach wie vor eines der größten ungelösten Probleme der Frauenfrage. Aus der Sicht einer Verfassungsrichterin konstatiert die Autorin, dass allein ein egalitäres Recht und formale Gleichberechtigung die Situation der Frauen nicht verändern. Unter dem Eindruck der "widerständigen Rechtswirklichkeit" ist ein "dynamisches Verständnis" des Gleichberechtigungsartikels erforderlich, das auf eine Angleichung der Lebensverhältnisse zielt. Auf diese Weise hat der Gleichberechtigungssatz des Art. 3 Abs. 2 GG eine dynamische, auf die Korrektur der Wirklichkeit zielende Aufgabe. (ICA)
Neue Grenzen des Geschlechterverhältnisses : Frauenpolitik im globalen Erwartungshorizont der Weltgesellschaft
Titelübersetzung:New limits of the relationship between the genders : women's policy in the global expectation horizon of world society
Autor/in:
Wobbe, Theresa
Quelle: Grenzenlose Gesellschaft?: Verhandlungen des 29. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, des 16. Kongresses der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie, des 11. Kongresses der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie in Freiburg i. Br. 1998 ; Teil 2. Claudia Honegger (Hrsg.), Stefan Hradil (Hrsg.), Franz Traxler (Hrsg.). Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Grenzenlose Gesellschaft?"; Opladen: Leske u. Budrich, 1999, S. 181-197
Inhalt: "Die Emergenz von Frauenbewegungen ist bereits um 1900 von Georg Simmel und Marianne Weber als ein Indikator für Grenzverschiebungen im Geschlechterverhältnis und für Prozesse der Deinstitutionalisierung beschrieben worden.Als politischer Akteur thematisierte die Frauenbewegung seit dem 19. Jahrhundert die Trennung von Familie und Betrieb, indem sie die geschlechtliche Differenz zur leitenden Unterscheidung ihres Gemeinschaftshandelns machte. In diesem Beitrag werden die Frauenbewegung um 1900, die 'neue' Frauenbewegung der 1970er Jahre und die globale Frauenbewegung im Rahmen der UN-Weltfrauendekade hinsichtlich ihrer unterschiedlichen Deutungsrahmen, Mobilisierungsstrukturen und gesellschaftlichen Gelegenheitsstrukturen miteinander verglichen. Hierbei wird eine strukturanalytische Perspektive eingenommen, die erschließt, daß (1) sich im Zuge des sozialstrukturellen Wandels die Grenzen des Geschlechterverhältnisses verschieben; daß (2) die Frauenbewegungen die Spannung von gesellschaftlicher und geschlechtlicher Differenzierung unterschiedlich fassen; (3) daß die Handlungsumwelt der Frauenbewegungen sich vom entstehenden nationalen Wohlfahrtsstaat zur Weltgesellschaft in einem globalen Erwartungshorizont wandelt. Die These des Beitrags lautet, daß die Grenzen des Geschlechterverhältnisses in drei Dimensionen verschoben werden: (1) im Hinblick auf die formalen Teilnahmemöglichkeiten, (2) im Hinblick auf die Wahl der Fortpflanzung und der Sexualität, (3) im Hinblick auf die Unterscheidung von 'sex' und 'gender'. Diese Verschiebung hat eine handlungssteuernde Bedeutung für die Frauenbewegung als globaler Akteur." (Autorenreferat)
CEWS Kategorie:Bildung und Erziehung, Gleichstellungspolitik, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Die Verhinderung der beruflichen Gleichstellung : männliche Verhaltensweisen und männerbündische Kultur
Titelübersetzung:Prevention of occupational equality : masculine types of behavior and male society culture
Autor/in:
Höyng, Stephan; Puchert, Ralf
Quelle: Bielefeld: Kleine (Wissenschaftliche Reihe, Bd. 108), 1998. 334 S.
Inhalt: Wie behindern Männer Gleichstellungsbestrebungen und unter welchen Bedingungen unterstützen sie diese? Welche Schlußfolgerungen lassen sich daraus für die Gleichstellungspolitik ziehen? Die Studie belegt, daß Männer eine auch Frauen inkludierende Struktur schaffen, die die herrschende Geschlechterordnung gegen Angriffe immunisiert. Diese hegemonial-männerbündische Arbeits- und Organisationskultur machen die Autoren unter theoretischem Rückgriff auf Gramsci, Kreisky und Connell sichtbar. Auf der Basis qualitativer Interviews mit Männern in Berliner Verwaltungen wird die These widerlegt, daß die autonome Frauenbewegung und die institutionelle Frauenpolitik ein gezieltes, aktives Machtverteidigungsverhalten der Männer produziert habe. Vielmehr werden Gleichstellungsbestrebungen trotz durchaus positiver Einstellungen der Männer lautlos abgeschmettert, bedingt durch die Untätigkeit der männlichen Beschäftigten, durch ihre interessengeleitete Nichtwahrnehmung der Gleichstellungsmöglichkeiten und durch ihre ausgeprägte männerbündische Kultur. Männer überbrückten den Widerspruch zwischen ihrer positiven Einstellung zur Gleichberechtigung und ihrer Untätigkeit bezüglich derselben hauptsächlich durch selektive Wahrnehmung. Sie nähmen die Ungleichheit vor allem dann wahr, wenn sie damit begründen können, daß das Ziel der Gleichheit an diesem Punkt nicht erreicht werden konnte, weil Frauen anders (z. B. Mütter) seien. Umgekehrt bestünden sie auf der Gleichheit von Männern und Frauen, wenn die Wahrnehmung der Ungleichheit Diskriminierung sichtbar machen würde. Die widersprüchliche Wahrnehmung von pauschaler Gleichheit (z. B. der Einstellungskriterien) und partieller Ungleichheit (z. B. der Ausgrenzung von Frauen, die weniger berufliche Verfügbarkeit und Einbindung in homogene, männlich geprägte Kommunikationsnetze aufwiesen) verhindere die Einsicht in die Notwendigkeit eigener Verhaltensänderung. Moderne Organisationen pflegen zudem auf informeller Ebene eine ungebrochene männerbündische Tradition, wie die Studie eindrucksvoll bestätigt. In ihnen werden Verwaltungsentscheidungen vorstrukturiert und Personalentscheidungen vorentschieden. Diese männerbündische Kultur schließe Frauen von wichtigen Kontaktmöglichkeiten aus, enthalte ihnen wichtige Informationen vor und erschwere ihnen die Zugänge zur Macht. Hinter der offiziellen Fassade, die feministische Werte integriert habe, würden so Geschlechterhierarchien geräuschlos reproduziert. Eine erfolgversprechendere Gleichstellungspolitik müsse von ihrer Konzentration auf die Frau abweichen und Männer dazu bewegen, inner- und außerberuflich neue Wege zu gehen. Sanktionsmöglichkeiten bei Nichteinhaltung existierender Gleichstellungsmaßnahmen könnten sich dabei als wirkungsvolle Instrumente erweisen, wie die Beispiele USA und Schweden zeigten. (ZPol, NOMOS)