Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Jg. 22 (2004) H. 1, S. 31-48
Inhalt: Der Beitrag befasst sich mit den durch die derzeitige Hochschulpolitik des Bundes und der Länder verfolgten Reformen der Hochschul- und Wissenschaftsstrukturen, vornehmlich mit Veränderungen in der Personalstruktur, neuen Besoldungsformen, Juniorprofessoren, neuen Finanzierungsmodalitäten und neuen körperschaftlichen Organisationsformen wie z.B. Stiftungen. Auf diesem Hintergrund geht der Beitrag auch auf die besonderen Implikationen dieser Entwicklungen für die Frauenförderung und Gleichstellung in Forschung, Lehre und Hochschuladministration ein. Dabei werden einzelne Bereiche der Personalentwicklung beleuchtet, die für den Erhalt der Gleichstellungsstandards und -qualitäten eine besondere Bedeutung haben. Da es bei der Frauenförderung vornehmlich darum geht, wissenschaftliche Karrieren zu planen und zu realisieren, werden exemplarisch eine Studien- und Hochschulbiografie und ein exemplarischer Werdegang einer erfolgreich eingemündeten Nachwuchswissenschaftlerin aufgezeigt, die jedoch verdeutlichen, dass in jeder Phase und an jedem Übergang prinzipiell die Möglichkeit besteht, aus einem solchen Idealweg herauszufallen. Als weitere Problembereiche werden zum Abschluss das Zeitmanagement an Hochschulen im Sinne von geschlechtersensiblen Zeitgestalten sowie Besoldungs- und Finanzorganisation im Wissenschaftsbereich diskutiert. (ICH)
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Jg. 22 (2004) H. 1, S. 49-72
Inhalt: Der Beitrag befasst sich kritisch mit den jüngsten Hochschulreformen, in deren Zentrum die Umbildung der Personalstruktur steht, wie das Beispiel Juniorprofessoren zeigt. Mit der Einführung der Juniorprofessur sind neue Chancen, jedoch auch Risiken verbunden, wie z.B. die Einengung und Reduzierung von Qualifikationswegen. Allerdings lässt sich aus frauenfördernder Perspektive eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf konstatieren, vor allem in Gestalt des Wegfalls der Habilitation und der Einschränkung des Hausberufungsverbotes. Das neue Hochschulrahmengesetz schafft zwar keine Quotenregelung, hat jedoch die Erhöhung des Anteils der Frauen in der Wissenschaft zum Ziel. Dennoch werden die vorgesehene Verjüngung der Wissenschaft durch das Juniorprofessurmodell und die neuen Befristungsregelungen dazu führen, dass gerade die Frauen in der Wissenschaft genau planen müssen, wann und wie sie ihre Familienbildung realisieren können. Weitere frauenförderliche Aktivitäten umfassen neben der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung in der Promotionsphase Karrierestrategien sowie Mentoring-Programme. Nur durch eine Vielzahl von Instrumenten und Aktivitäten kann Frauenförderung, Gender Mainstreaming und Gleichstellungsarbeit zum Motor eines nachhaltigen und zukunftsorientierten Hochschulmanagements werden. (ICH)
CEWS Kategorie:Gleichstellungspolitik, Hochschulen, Fördermaßnahmen, Mentoring und Training
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Ressourcenallokation und Geschlechterhierarchie in der Wissenschaft : das Beispiel Informatik
Titelübersetzung:Resource allocation and gender hierarchy in science : the example of computer science
Autor/in:
Liebig, Brigitte; Dupuis, Monique
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Jg. 22 (2004) H. 1, S. 92-109
Inhalt: Hierarchien sind in der Wissenschaft allgegenwärtig; sie äußern sich sogar durch Rangordnungen innerhalb der Fächer sowie in der Ausstattung der Lehr- und Forschungsbereiche mit finanziellen Mitteln. Der Beitrag zeigt auf, dass die Kategorie Geschlecht ein zentrales Strukturmerkmal der Distribution von materiellen und symbolischen Ressourcen im Wissenschaftsbetrieb darstellt. Anknüpfend an wissenschafts- und organisationssoziologische Beiträge der Frauen- und Geschlechterforschung werden am Beispiel der Disziplin Informatik geschlechterhierarchische Prestigestrukturen in Forschung und Lehre aufgezeigt. Grundlage der Ausführungen bildet eine sekundärstatistische Analyse von Datensätzen zur Ausbildungs- und Beschäftigungssituation an Schweizer Hochschulinstituten der Informatik und Wirtschaftsinformatik in den Jahren 1981-2001. Zusätzlich wurden Resultate auf der Basis der Homepages der Forschungsinstitute gewonnen. Das Ergebnis bestätigt, dass die beiden Disziplinen Informatik und Wirtschaftsinformatik in einer Hierarchie zueinander stehen, entlang derer sich eine Ungleichverteilung von Qualifikationschancen an die Geschlechter festmacht. (ICH)
CEWS Kategorie:Naturwissenschaft und Technik, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Wissenschaft zur Entfeminisierung des Frauenberufs Pflege
Titelübersetzung:Science for the defeminization of the women's occupation of nursing
Autor/in:
Krampe, Eva-Maria; Höhmann, Ulrike
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Jg. 22 (2004) H. 2/3, S. 94-111
Inhalt: Die Autorinnen beleuchten den Diskurs über die Inhalte und Methoden der neuen Pflegewissenschaft an den Hochschulen, der in der ersten Hälfte der 1990er Jahre überwiegend von Frauen geführt wurde. Der Diskurs wirft ihrer Meinung nach eine Reihe von Fragen auf, deren Beantwortung Erkenntnisse nicht nur für die Entwicklung dieser neuen wissenschaftlichen Disziplin, sondern auch für weitere Professionalisierungsprojekte in den sogenannten Frauenberufen erwarten lassen: Welcher Dynamik folgte der veröffentlichte Diskurs? Welche Positionen konnten als dominierende durchgesetzt werden? Auf welche Weise versuchten die Wissenschaftlerinnen, die spezifischen Hindernisse und Beschränkungen, denen der Pflegeberuf unterworfen war, zu umgehen bzw. zu beseitigen? Die Autorinnen geben zunächst einen kurzen Rückblick auf die Akademisierung der Pflege in der Bundesrepublik Deutschland, um berufsinterne Strukturen und Machtkonstellationen aufzuzeigen, die für die verzögerte Etablierung der Pflege an den Hochschulen bestimmend waren. Den Diskurs zur Etablierung der Pflegewissenschaft analysieren sie dann anhand von einigen exemplarischen Themen, die deutlich machen, auf welche Art und Weise der Diskurs das asymmetrische Geschlechterverhältnis im Gesundheitswesen aufnimmt und welche Lösungswege er zur Aufhebung ungleicher Machtteilhabe bietet. (ICI2)
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Jg. 22 (2004) H. 1, S. 73-91
Inhalt: "Frauenbeauftragte sollen in Berufungsverfahren an den deutschen Hochschulen dafür sorgen, dass Bewerberinnen dieselben Chancen wie Bewerber erhalten. Dafür wirken sie im Besonderen in den Berufungskommissionen mit. Eine Berufungskommission ist ein komplexes und intransparentes soziales System: Es folgt neben den formal festgelegten einer ganzen Reihe von ungeschriebenen Regeln, neben den sichtbaren gibt es versteckte Interaktionen, zwischen den Mitgliedern bestehen enorme Unterschiede in Status- und Wissensmacht. Entscheidungen resultieren aus gruppendynamischen Prozessen, zu denen jedes Kommissionsmitglied - inklusive der Frauenbeauftragten - in geringerem oder größerem Ausmaß beitragen kann. Geordnet nach dem Ablauf eines Berufungsverfahrens werden die spezifischen Agenda der einzelnen Phasen aufgezeigt. Es wird dargelegt, mit welchen Situationen, Konstellationen und Argumenten die Frauenbeauftragte rechnen sollte und wie sie sich vorbereiten und mitarbeiten kann, um ihren Auftrag zu ihrer Zufriedenheit zu erfüllen." (Autorenreferat)
CEWS Kategorie:Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte, Hochschulen, Berufungsverfahren
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Vernetzung, Monitoring und Personalentwicklung : eine Podiumsdiskussion im Überblick (frau)
Autor/in:
Stallmann, Freia
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Jg. 21 (2003) H. 4, S. 75-84
Schlagwörter:Mentoring; Netzwerk
CEWS Kategorie:Mentoring und Training
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Gender Mainstreaming und Geschlechterforschung : Gegenläufigkeiten und Übereinstimmungen ; ein Diskussionsbeitrag
Titelübersetzung:Gender mainstreaming and gender studies : contrasts and agreements; a discussion article
Autor/in:
Metz-Göckel, Sigrid
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Jg. 21 (2003) H. 2/3, S. 40-47
Inhalt: Die Autorin reflektiert das neue Verhältnis zwischen Wissenschafts- bzw. Geschlechterpolitik und Frauen- und Geschlechterforschung, das durch das Konzept des Gender Mainstreaming konstituiert wird. Der politische Imperativ des Konzepts erhält nach ihrer Einschätzung eine andere Qualität als die bisherige Frauenpolitik, da sich die Verantwortlichkeit für die Gleichstellung von den Frauen weg auf die Institution und ihre AkteurInnen verlagert hat. In ihrer Diskussion des Verhältnisses von politischer Handlungsmaxime und Geschlechterforschung weist sie darauf hin, dass die Frauen- und Geschlechterforscherinnen einen Diskurs darüber beginnen sollten, ob und wie sie professionelle Forschungsdienstleistungen für die Implementation des Gender Mainstreaming erbringen können. Es könnten z.B. Institute für angewandte Frauen- und Geschlechterforschung gegründet werden, in denen sich die AkteurInnen reflexives Wissen zu den Geschlechterverhältnissen und Geschlechterdifferenzen aneignen und dieses über Gendertrainings in ihre Handlungen und Denkweisen integrieren. Für den Erfolg des Gender Mainstreaming-Konzepts ist es nach Meinung der Autorin unabdingbar, (1) kritisches Wissen zu kommunizieren, (2) ein unabhängiges Prüfsystem zu etablieren und (3) Diskurse sowohl im Mainstream selbst als auch außerhalb zu initiieren. (ICI2)
CEWS Kategorie:Gleichstellungspolitik, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Die internationale Frauenuniversität ifu : Modell für eine integrierte, interdisziplinäre und internationale Frauen- und Geschlechterforschung
Titelübersetzung:The International Women's University (ifu) : model for integrated, interdisciplinary and international women's studies and gender studies
Autor/in:
Becker, Ruth
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Jg. 21 (2003) H. 2/3, S. 113-126
Inhalt: Die im Jahre 2000 während der EXPO veranstaltete "Internationale Frauenuniversität Technik und Kultur" (ifu) war weit mehr als ein Modellversuch zur Integration der Frauen- und Geschlechterforschung in die bundesrepublikanische Hochschullandschaft. Mit der ifu wurde vielmehr das Ziel verfolgt, ein umfassendes Modell zur Reform der bundesrepublikanischen Hochschulen für drei Monate in die Praxis umzusetzen. Entsprechend vielschichtig waren die Reformansätze, die in der ifu verwirklicht werden sollten, und entsprechend vielfältig sind die Einschätzungen und Bewertungen bei den an dem Projekt Beteiligten. Der vorliegende Artikel versucht weder, das komplexe Modell "ifu" in seiner Vielschichtigkeit umfassend darzustellen, noch die Ergebnisse der Begleitforschung und Evaluation widerzugeben. Es handelt sich vielmehr um den Bericht einer an der Vorbereitung und Durchführung der ifu aktiv Beteiligten, der aus der Sicht der Frauen- und Geschlechterforschung die wichtigsten Aspekte fokussiert und sich dabei sowohl auf die eigenen Erfahrungen der Autorin im Projektbereich Stadt als auch auf die Ergebnisse der Evaluation stützt. (ICI2)
"Gender" kommt - die Geschlechter gehen? : Selbst- und Fremdpositionierungen in den Sozialwissenschaften
Titelübersetzung:"Gender" is coming - genders are going? : self-positionings and outside positionings in the social sciences
Autor/in:
Müller, Ursula
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Jg. 21 (2003) H. 2/3, S. 48-66
Inhalt: Die Autorin setzt sich mit dem heutigen Stand der Selbstreflexion und mit der Wirkungsgeschichte der Frauen- und Geschlechterforschung in den Sozialwissenschaften kritisch auseinander. Anhand einiger Thesen von Mary Maynard und Anne Witz diskutiert sie zunächst die Bedeutung und den Bedeutungswandel der Kategorie "Geschlecht" in seinen Auswirkungen auf die feministische Forschung und die Selbstverortung in der Soziologie. Am Beispiel von Methodologie und Forschungsethik, verunsichernden empirischen Befunden und direkten Bezugnahmen in einigen soziologischen Forschungsfeldern zeigt sie anschließend spezifische "Wechselwirkungen" auf und weist darauf hin, dass sich die Entwicklung neuer Diskurse noch teilweise im Rahmen einer "alten" Kultur vollzieht, in der Differenzbildungen zu Lasten von Frauen ein vorhandenes Muster darstellen. Sie problematisiert ferner die "Risiken und Nebenwirkungen" der Frauen- und Geschlechterforschung, z.B. das Auseinanderdriften von wissenschaftskritischer und soziologisch-empirischer Dimension, und skizziert abschließend die Herausforderungen an die zukünftige Forschung. (ICI2)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Material conditions : begrenzte Möglichkeiten inter- und transdisziplinärer Frauen- und Geschlechterforschung
Titelübersetzung:Material conditions : limited possibilities of interdisciplinary and transdisciplinary women's studies and gender studies
Autor/in:
Hark, Sabine
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Jg. 21 (2003) H. 2/3, S. 76-89
Inhalt: Die in der Frauen- und Geschlechterforschung oder in der Wissenschaftssoziologie und -theorie geführten Diskussionen um Inter- bzw. Transdisziplinarität werden nach Meinung der Autorin nur selten wechselseitig zur Kenntnis genommen oder gar aufeinander bezogen, was zu einem "Maskenspiel der Fächer" führe. Sie beschreibt die funktionalen Antagonismen in den Debatten um Inter- und Transdisziplinarität, sie skizziert die gegenwärtige Transformation der Hochschule zur "entrepreneurial university" und diskutiert die verschiedenen Konzepte von Transdisziplinarität hinsichtlich der Frage, welche für das Projekt einer kritischen Frauen- und Geschlechterforschung geeignet sind. Die Frage nach den Möglichkeiten einer transdisziplinären Frauen- und Geschlechterforschung ist nach ihrer Einschätzung eine Frage der "material conditions" und es gilt vor diesem Hintergrund, die atavistisch gewordenen disziplinären (Di-)Visionen von Wissen weiter herauszufordern und sich disloyal gegenüber den Disziplinen zu verhalten, statt sich in ihnen einzurichten. (ICI2)