Review: Julia Ahrens (2009). Going Online, Doing Gender. Alltagspraktiken rund um das Internet in Deutschland und Australien
Titelübersetzung:Review: Julia Ahrens (2009). Going Online, Doing Gender. Alltagspraktiken rund um das Internet in Deutschland und Australien [Going Online, Doing Gender. Everyday Practices around the Internet in Germany and Australia]
Autor/in:
Jost, Gerhard
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 12 (2011) 2, 11 S
Inhalt: Das Internet kann auf vielfältige Weise in den (häuslichen) Alltag integriert werden – die vorliegende, durchaus interessante Studie analysiert hauptsächlich auf der Basis von problemzentrierten Interviews und einer qualitativen Inhaltsanalyse (nach MAYRING) die (aktiven) Aneignungsmodi und die Integration dieses Mediums in den Alltag. Im Mittelpunkt der Studie stehen die Effekte der Nutzungs- und Kommunikationsformen des Internets, aufgegliedert in zeitliche, räumliche, inhaltliche und soziale Dimensionen. Im Besonderen werden die Wirkungen der Internetnutzung in Bezug auf Beziehungsstrukturen zwischen (Lebens-) Partner/innen und Geschlechterverhältnisse fokussiert. Dabei wird der Frage nachgegangen, inwieweit Ungleichheitsstrukturen auch im Bereich des going online reproduziert werden. Durch die Auswahl von jeweils zwölf Paaren in Deutschland und Australien werden Veränderungsprozesse in zwei Ländern verglichen, die sich in einer etwas differenten Phase des Diffusions- und Integrationsgrads befinden. Die Autorin verweist darauf, dass gerade qualitativ orientierte Studien die sich wandelnden Kommunikationsprozesse und Interaktionsstrukturen im häuslichen Alltag in den Blick nehmen können – das wird mit der Studie gezeigt, auch wenn "nur" ein eher explorativer Anspruch deutlich wird.
Inhalt: The Internet can be integrated into domestic life in various ways. This interesting study analyzes, primarily on the basis of problem-centered interviews and a qualitative content analysis (MAYRING), the (active) mode of picking up this medium and its integration into daily life. In the center of this study are the effects of Internet use and forms of communication, divided into temporal, spatial, contextual and social dimensions. In particular, this study focuses on the effects of Internet usage in the field of partner relationships with respect to gender relations. The question is raised as to the extent to which structures of inequality in the field of "going online" are reproduced. On the basis of the analysis of 12 couples, the integration processes in two countries (Germany and Australia, which differ somewhat in terms of diffusion level) are compared. The author argues that qualitatively oriented observation alone can bring the processes of communication and interaction in domestic (everyday) life into view—as shown by this study, even if "only" a more exploratory alignment is evident.
Schlagwörter:everyday sociology; Partnerbeziehung; communication; Internet; Doing Gender; Kommunikation; utilization; Alltagssoziologie; Nutzung; Federal Republic of Germany; Internet; Australia; doing gender; everyday life; partner relationship; Australien; Alltag; gender-specific factors; Ungleichheit; inequality; Soziologie des Internets; qualitative Inhaltsanalyse; Gender Studies; sociology of the Internet; everyday sociology; qualitative content analysis; gender studies; media analysis
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, interaktive, elektronische Medien
Titelübersetzung:Female Social Democrats on the Parliamentary Council
Autor/in:
Notz, Gisela
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 12 (2011) 2, 31 S
Inhalt: Im Rahmen des Forschungsprojekts "Sozialdemokratinnen im Parlamentarischen Rat und im Deutschen Bundestag 1948/49 – 1969" wurden 38 Biografien von allen sozialdemokratischen Frauen im Parlamentarischen Rat (1948/49) und in den Bundestagen der ersten bis fünften Wahlperiode (1949-1969) erstellt. In diesem Beitrag geht es um die Biografien von zwei dieser Mitglieder, Frieda NADIG und Dr. Elisabeth SELBERT. Zunächst werden das methodische Vorgehen und die Quellenlage erläutert. Anschließend werden die Biografien der beiden SPD-Parlamentarierinnen bis zu der Zeit ihres Zusammentreffens im Parlamentarischen Rat vorgestellt. Dabei soll auch die NS-Zeit angesprochen werden, die für die parlamentarische Arbeit beider Politikerinnen einen wichtigen Hintergrund darstellte. In einem dritten Schritt folgt die Darstellung ihres gemeinsamen politischen Kampfes um die Einschreibung des Satzes "Männer und Frauen sind gleichberechtigt" in das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Durch einen Ausblick auf die Weiterarbeit in verschiedenen politischen Gremien soll die Relevanz der Institutionen, die den Lebenslauf der beiden Politikerinnen gestalteten und das individuelle Leben konstruierten und repräsentierten, in der historischen Situation erfasst werden.
Inhalt: Within the scope of the research project "Female Social Democrats on the Parliamentary Council and the German Bundestag 1948/49-1969," 38 biographies from all the women of the Parliamentary Council (1948/49) and the first five legislative periods (1949-1969) of the German Bundestag were conducted. This paper is about its members Frieda NADIG and Dr. Elisabeth SELBERT. First the methodology and the body of source material will be elucidated. Thereafter, the biographies of the two female members of Social Democrats in the parliament will be introduced up to the point when they were both members of the parliamentary council. The National Socialist period will be discussed within this context since it forms the backdrop for the later political work of both politicians. Thirdly, their common political fight for the inclusion of the sentence: "males and females have equal rights" into the constitution of the German Republic will be presented. Finally, through reviewing the continuing work in various political bodies, the significance of the political institutions that influenced and shaped their lives will be put into historical context.
Schlagwörter:social democracy; Bundestag; Social Democratic Party of Germany; Erfahrung; Nationalsozialismus; null; Parliamentary Council (1949); Federal Republic of Germany; Politikerin; Basic Law; Konstruktion; political socialization; Gleichberechtigung; Nazism; post-war period; Biographie; Grundgesetz; life career; SPD; equality of rights; woman; Lebenslauf; biography; politische Sozialisation; Nachkriegszeit; Sozialdemokratie; Parlamentarischer Rat; construction; Bundestag; experience; Sozialdemokratinnen; politische Arbeit; politisch-historische Forschung; Biografieforschung; qualitative Inhaltsanalyse; problemzentriertes Interview; female Social Democrats; basic law; biographies; equality; woman's issues; political work; political-historical research; biographical research; qualitative content analysis; problem centered interview
SSOAR Kategorie:allgemeine Geschichte, Frauen- und Geschlechterforschung, politische Willensbildung, politische Soziologie, politische Kultur
Self-reflection as a means for personal transformation: an analysis of women's life stories living with a chronic disease
Titelübersetzung:Selbstreflexion als Weg zur persönlichen Transformation: eine Analyse von Lebensgeschichten von Frauen, die mit einer chronischen Erkrankung leben
Autor/in:
Prodinger, Birgit; Stamm, Tanja Alexandra
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 11 (2010) 3, 16 S
Inhalt: Ziel dieser Studie war es zu erläutern, wie die Lebensgeschichten von Frauen mit chronischer Polyarthritis eingebettet sind und geformt werden von für als selbstverständlich angenommenen Praktiken innerhalb des Gesundheitssystems. Eine Sekundäranalyse der Lebensgeschichten von sechs Frauen mit chronischer Polyarthritis wurde durchgeführt. Die Lebensgeschichten der sechs Frauen waren in der Primärstudie (STAMM et al. 2008) einer Typologie mit dem Namen "chronische Polyarthritis als Quelle für neue Herausforderungen" zugeordnet worden. Die feministische Standpunkttheorie und ausgewählte feministische Philosophien dienten als theoretischer Bezugsrahmen für diese Sekundäranalyse.
In der Analyse wurde deutlich, dass jede der sechs Frauen zumindest an einem Punkt in ihrer Lebensgeschichte begann, die Praktiken innerhalb des Gesundheitssystems und die kognitive Autorität der Medizin zu hinterfragen. Dieses Bewusstsein befähigte die Frauen, dem eigenen Wissen zu vertrauen und selbst Entscheidungen für die eigene Gesundheit zu treffen. Die Ergebnisse der Analyse eröffnen für Professionelle aus dem Gesundheitssystem die Möglichkeit, ihre für selbstverständlich genommenen Praktiken kritisch zu hinterfragen. Durch eine solche kritische Auseinandersetzung und das Bewusstsein, wie diese Praktiken in einem breiteren System eingebettet sind, können möglicherweise zukünftige Rahmenbedingungen initiiert werden, die den Dialog zwischen Patient/innen und Professionellen im Gesundheitssystem fördern.
Inhalt: The aim of this secondary analysis is to explicate taken-for-granted practices in the health care system in which the life stories of six women with rheumatoid arthritis (RA) are embedded. A secondary analysis of life stories of six women with RA, which were assigned to a typology named "rheumatoid arthritis as a source for new challenges" (STAMM et al., 2008) in the primary narrative study, was conducted. The theoretical framework applied for the analysis was informed by feminist standpoint theory and feminist philosophy. In the present analysis, each of the women challenged established health care practices and the cognitive authority of medicine at a certain point in their life story reflections. Becoming more conscious about health care practices enabled the women to acknowledge their own knowledge and to make choices about their health. The findings challenge health care providers to engage in critical reflexivity to become conscious about and to transform taken-for-granted practices as embedded in larger systems and to create health care environments that enable dialogue between clients and health care providers.
Schlagwörter:Theorie; self-reference; secondary analysis; Austria; health care delivery system; Dialog; Rahmenbedingung; Gesundheitswesen; Österreich; medicine; chronic illness; dialogue; Kritik; physician-patient relationship; chronische Krankheit; gender; criticism; life career; Arzt-Patient-Beziehung; Medizin; Gender; general conditions; identity; woman; Identität; theory; self-assessment; Selbsteinschätzung; Selbstreferenz; Sekundäranalyse; Lebenslauf; Narrative; feministische Kritik am Gesundheitswesen; Standpunkttheorie; soziales Geschlecht; chronische Polyarthritis; health sciences; social sciences; women's studies; secondary analysis; narratives; feminist critiques on health care; standpoint theory
SSOAR Kategorie:Forschungsarten der Sozialforschung, Frauen- und Geschlechterforschung, Erhebungstechniken und Analysetechniken der Sozialwissenschaften, Gesundheitspolitik
"Life in brackets": biographical uncertainties of HIV-positive women in South Africa
Titelübersetzung:Leben auf Zeit: biografische Unsicherheiten HIV-positiver Frauen in Südafrika
Autor/in:
Burchardt, Marian
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 11 (2010) 1, 23 S
Inhalt: In dem Maße, wie die südafrikanische AIDS-Epidemie voranschreitet und der Zugang zu Medikamenten die Überlebenschancen verbessert, bilden die Erfahrungen und Auswirkungen der Krankheit einen immer wichtigeren Bestandteil biografischer Selbst-Konstruktionen der Infizierten. Der Artikel widmet sich der Untersuchung von typischen Strategien des Umgangs mit biografischer Unsicherheit im Kontext von AIDS, die sich aus neuen Herausforderungen ergeben, nachdem der mit der Diagnose verbundene Schock ontologischer Unsicherheit überwunden wurde. Die Untersuchung basiert auf der kontrastierenden Interpretation problemzentrierter biografischer Interviews, in deren Verlauf Ergebnisse in Hypothesen zum Zusammenhang von biografischer Situationstypik und Handlungsstrategie überführt und im Fallvergleich validiert wurden. Im Mittelpunkt des Beitrags steht die empirisch begründete These, dass "persönliche Transformation", "soziale Unterstützung" und die Auseinandersetzung mit "Normalitätsfolien" Schlüsselkategorien für das Verständnis dieser Strategien darstellen. Darüber hinaus zeigt der Beitrag, anhand welcher sozialen Prozesse diese Kategorien in den Sphären von Religion, AIDS-Aktivismus und Jugendkultur ihre konkrete empirische Gestalt erhalten.
Inhalt: As South Africa is witnessing a maturing AIDS epidemic, the experience and impact of the disease are written ever more firmly into the biographical self-constructions of the infected. In this article, I explore typical strategies of dealing with uncertainties arising from new challenges, after the shock of ontological insecurity ensuing from the diagnosis, has been overcome. The analysis is based on contrasting interpretations of problem-centered biographical interviews with HIV-positive South African women. In the process, results have been formulated in terms of hypotheses regarding links between biographical situatedness and strategies of action. The hypotheses have been validated through case comparisons. The article highlights personal transformation, social support and the search for normality as key aspects for understanding these strategies and spells out how these are enabled, constrained and shaped within the social domains of religion, AIDS activism and township youth culture.
Schlagwörter:Jugendkultur; AIDS; social support; AIDS; cure; junger Erwachsener; Transformation; security; risk; Afrika südlich der Sahara; Africa; Handlungsorientierung; Biographie; Heilung; Southern Africa; Strategie; Republik Südafrika; Afrika; Verhalten; transformation; südliches Afrika; behavior; Auswirkung; youth culture; Risiko; young adult; identity; Krankheit; woman; Identität; soziale Unterstützung; strategy; impact; Entwicklungsland; Sicherheit; Republic of South Africa; Religion; religion; action orientation; biography; Africa South of the Sahara; illness; developing country; Unsicherheit; biography; uncertainty; South Africa; healing; identity
SSOAR Kategorie:Entwicklungsländersoziologie, Entwicklungssoziologie, Frauen- und Geschlechterforschung, Gesundheitspolitik
Is the discourse of hybridity a celebration of mixing, or a reformulation of racial division? A multimodal analysis of the Portuguese magazine Afro
Titelübersetzung:Ist der Hybriditätsdiskurs ein Beleg kultureller "Mischung" oder eine Neuauflage der Rassensegregation? Eine multimodale Analyse der portugiesischen Zeitschrift Afro
Autor/in:
Carvalheiro, José Ricardo
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 11 (2010) 2, 29 S
Inhalt: Lange Zeit war die Untersuchung von Beziehungen zwischen "Rassen" von spezifischen Paradigmen – insbesondere Assimilation vs. Multikulturalismus – dominiert, die auf Unterschiedlichkeit abhoben (als Problem bzw. als besondere Potenz). In neuerer Zeit hat die Vorstellung der "Mischung" von und des Austausches zwischen "Rassen" und Kulturen, haben Konzepte wie "creolization" oder "hybridization" an Bedeutung gewonnen. Ausgangspunkt dieses Artikels ist die Beobachtung, dass die Vorstellung "rassischer" oder kultureller "Mischung", von Hybridität bzw. "mestiçagem", eine zentrale ideologische Bastion der letzten Dekade des portugiesischen Kolonialismus war. Wenn Hybridität also kein neuer Begriff und Diskurs im zeitgenössischen Portugal ist, worum geht es bei diesem Konzept heute? Und was können wir aus dem portugiesischen Hybriditätsdiskurs über die portugiesische Situation hinaus lernen? Der Beitrag geht diesen Fragen mittels einer Kombination von visuellen und linguistischen Analysen des Lifestyle-Magazins Afro nach als einem Ort, an dem zeitgenössische Diskurse über "Rassen" ineinandergreifen.
Inhalt: For many years the study of "race" relations was dominated by paradigms—of assimilationism and multiculturalism—which highlighted difference and division (as a problem, or a virtue). In more recent years the idea of racial and cultural mixing—creolization or hybridization—has become an important concept in ethnic and racial studies. The starting point of this article is the observation that the idea of racial and cultural mixture—hybridity or mestiçagem—was a key ideological feature of Portuguese colonialism in its last decades. If hybridity is not therefore a new discourse in Portugal, what is the place for it today and what kind of hybridity is being referred to? What might the Portuguese case tell us about discourses of hybridity more generally? The article explores these questions through a combined visual and linguistic analysis of the lifestyle magazine Afro as a site where contemporary discourses about "race" intertwine.