Die Untersuchung befasst sich mit dem Übergang am Beginn transnationaler Wissenschaftslaufbahnen in der Europäischen Union. Mit Hilfe qualitativer Methoden werden Absolvent*innen geisteswissenschaftlicher Fächer befragt, die nach einem Studium an einer deutschen Hochschule eine wissenschaftliche Tätigkeit in ausgewählten Ländern der Europäischen Union (Niederlande und Frankreich) ausüben. Inwiefern spielen Fragen ihrer Berufsausübung wie auch ihrer privaten Lebensführung eine Rolle für ihren Übergang in eine wissenschaftliche Tätigkeit in anderen EU-Mitgliedsländern bzw. für ihren Umgang mit den damit einhergehenden Anforderungen? Mit einer solchen Fragestellung interessiert sich die Untersuchung für eine erweiterte Perspektive auf Übergänge in Bildungs- und Berufsbiografien, die neben beruflichen Orientierungen die jeweils praktizierten Lebensformen bzw. die für die Zukunft antizipierte Lebensführung (einschließlich Partnerschaft, Familie bzw. alternative Lebensformen) in Betracht zieht. Um biografisch erworbenes Wissen wie auch Aushandlungen und soziale Einbindungen noch während der Übergangsphase zu erfassen, kombiniert die Untersuchung Einzel- und Paarinterviews. Auf Basis von narrativen Einzelinterviews mit mobilen Hochschulabgängerinnen, deren Studienabschluss bis zu drei Jahren zurückliegt, werden retrospektiv lebensgeschichtlich erworbene Orientierungen, Bewerbungs- und Orientierungsphasen sowie Mobilitätsentscheidungen erfragt. Das Interesse dieses Erhebungsschrittes richtet sich auf die Erfahrung und Bewältigung der Übergangsbiografie sowie auf die praktizierten und antizipierten Lebensformen. Aus dem Sample der bereits mit Einzelinterviews befragten Personen wird eine Auswahl für den zweiten Erhebungsschritt mit Paarinterviews getroffen. Diese werden mit mobilen Hochschulabgänger*innen und ihren jeweiligen Lebenspartner*innen geführt. Sie dienen einerseits der Ermittlung von Aushandlungsprozessen und potentiell divergierenden Perspektiven auf die mobile Berufsausübung und die damit einhergehenden Lebensformen in der Paarbeziehung. Andererseits gilt das Interesse der Frage, inwiefern Entwürfe für die transnationale Berufsausübung und die praktizierte Lebensform auf einer Teilhabe an gemeinsamen Wissensvorräten beruhen. Die Auswertung geht mit der dokumentarischen Methode vor. Das Erkenntnisinteresse richtet sich darauf, welche Wissensformen sich als relevant erweisen, wenn Übergänge in Bildungs- und Berufsbiografien mit einer um die Lebensführung insgesamt erweiterten Perspektive untersucht werden. Daran schließt sich einerseits die Frage an, wie Frauen und Männer in Relation zur jeweiligen Lebensform mit den Anforderungen mobiler Übergänge umgehen. Andererseits ist zu fragen, inwieweit eine Europäisierung von Wissenschaftslaufbahnen Formen einer transnationalen Lebensführung hervorbringt.
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Schittenhelm, K., El Dali, Y., & Schäfer, G. (2017). Zwischen Hochschulabschluss und transnationaler Wissenschaftslaufbahn: Berufsausübung und Lebensführung von internationalen Promovierenden. In A. Neusel & A. Wolter (Eds.), Mobile Wissenschaft: Internationale Mobilität und Migration in der Hochschule. Frankfurt/New York: Campus, S. 159-178.