Titelübersetzung:Normal employer-employee relationships and the gender system
Autor/in:
Holst, Elke; Maier, Friederike
Quelle: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Jg. 31 (1998) H. 3, S. 506-518
Inhalt: "Produktion und Reproduktion in einer Gesellschaft, ihre Arbeits- und Sozialordnung sowie die gesamtgesellschaftlichen Arrangements in Familie und Erwerbsarbeit basieren auf einem mehr oder weniger explizit formulierten 'Gesellschaftsvertrag' (social contract). Der jeweilige 'social contract' hat in der Regel zwei Bestandteile: einen "Geschlechtervertrag" (gender contract) und einen 'Erwerbsvertrag' (employment contract). In der Bundesrepublik Deutschland werden Geschlechtervertrag und Erwerbsvertrag im allgemeinen mit zwei Schlagworten charakterisiert: 'männlicher Familienernährer' oder 'Versorger-/ Hausfrauenehe' und 'Normalarbeitsverhältnis'. Beide Konstrukte beinhalten, daß das Normalarbeitsverhältnis für Frauen, insbesondere Mütter, keine Gültigkeit haben sollte. Dieser Beitrag geht der Frage nach, inwieweit diese gesellschaftlichen Konstrukte noch der Realität auf den Arbeitsmärkten und in den Familien entsprechen, ob veränderte Muster wie die Versorgerehe mit Zuverdienst der Ehefrauen, die in Arbeitsverhältnissen außerhalb des Normalarbeitsverhältnisses beschäftigt sind, sich als neue Arrangements stabil entwickeln werden. Illustriert werden ferner die Folgen der begrenzten Integration der Frauen in das Beschäftigungssystem an Hand der geringfügigen Beschäftigung, die stark expandiert ist und wie Teilzeitarbeit insgesamt das traditionelle Geschlechterverhältnis 'modernisiert'. Am Ende des Beitrages wird darauf hingewiesen, daß die Tatsache, daß Frauen die idealen Arbeitskräfte für flexibilisierte und deregulierte Arbeitsverhältnisse zu sein scheinen, nicht bedeutet, daß die neuen Arbeitsverhältnisse egalitäre Geschlechterkontrakte befördern können. Aus einer möglichen Erosion des Normalarbeitsverhältnisses für Männer erwächst keine für beide Geschlechter solidarische Neudefinition des Normalarbeitsverhältnisses - erforderlich ist die bewußte Umgestaltung der Verhältnisse in Beruf und Familie in Richtung Doppelverdiener/ Doppelversorger mit egalitärer Verteilung der Erwerbs- und Hausarbeit." (Autorenreferat)
Geschlecht und Kontext : De-Institutionalisierungsprozesse und geschlechtliche Differenzierung
Titelübersetzung:Gender and context : de-institutionalization and gender differentiation
Autor/in:
Heintz, Bettina; Nadai, Eva
Quelle: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 27 (1998) H. 2, S. 75-93
Inhalt: "Im Zuge der zunehmenden Inklusion der Frauen ist es in den letzten Jahrzehnten zu einer De-Institutionalisierung des Geschlechterverhältnisses gekommen. Während die Geschlechterdifferenz lange Zeit institutionell abgesichert war, muß sie heute vermehrt über Handeln erzeugt und symbolisch markiert werden. Dies führt zu einer 'Kontextualisierung' der Geschlechterdifferenz, das heißt, die Aufrechterhaltung geschlechtsspezifischer Ungleichheitsverhältnisse wird zu einem voraussetzungsvollen Prozeß, der an spezifische Konstellationen gebunden ist. Am Beispiel einer Untersuchung, die auf vergleichenden Fallstudien in drei Berufsfeldern mit unterschiedlicher Geschlechterzusammensetzung beruht (Informatik, Krankenpflege, Sachbearbeitung), geht der Aufsatz den Bedingungen nach, die zu einer Aufrechterhaltung oder Abschwächung der Geschlechterdifferenz führen. Der Aufsatz diskutiert am Rande auch die Konsequenzen, die sich aus der Annahme einer 'kontextuellen Kontingenz' der Geschlechterdifferenz für die Geschlechterforschung ergeben." (Autorenreferat)
Inhalt: "Due to the increasing inclusion of women a de-institutionalization of gender relations has taken place over the last few decades. While gender differentiation has long been guaranteed institutionally, its reproduction now increasingly requires symbolical marking and 'doing gender'. This leads to a 'contextualization' of gender differentiation, i.e. the reproduction of gender inequality becomes a more and more complex process depending on specific constellations. Using the example of a study of occupational sex segregation this paper analyses the conditions for maintaining or weakening gender differences. It reports three qualitative case studies, based on (participant) observation and in-depth interviews, in three occupational fields varying in the type and extent of the male-female ratio: computer technology, nursing, and insurance office personnel. The authors also briefly discuss the implications which the assumption of a 'contextual contingent' conditions for gender differentiation may have on gender studies." (author's abstract)
Ideen, Interessen und Geschlecht : Marianne Webers kultursoziologische Fragestellung
Titelübersetzung:Ideas, interests and gender : Marianne Webers cultural sociological inquiry
Autor/in:
Wobbe, Theresa
Quelle: Berliner Journal für Soziologie, Bd. 8 (1998) H. 1, S. 105-123
Inhalt: "Um 1900 beschäftigten sich die Gründer der Soziologie ebenso wie Frauen der Frauenbewegung mit dem Verhältnis von Individualisierung, sozialer Differenzierung und Geschlechterdifferenz. Marianne Weber nimmt in dieser Konstellation eine besondere Position ein. Ihr Konzept der neuen Frau als Modus weiblicher Vergesellschaftung formuliert eine geschlechtersoziologische Dimension von Individualisierung. Hierbei knüpft sie an Max Webers Forschungsprogramm zur Verkettung von Ideen und Interessen an und greift Georg Simmels differenzierungstheoretischen Ansatz auf. Anhand ihres Hauptwerkes über die Ehe und ihrer Essays zur neuen Frau lassen sich ihre Überlegungen zur Individualisierung der Frau rekonstruieren. Ihre Schriften, so wird argumentiert, bieten eine kultursoziologische Perspektive auf den Wandel der institutionellen Ordnung von Ehe und Geschlechterverhältnis." (Autorenreferat)
Inhalt: "Around 1900, founders of sociology as well as women of the feminist movement in Germany were concerned with the interrelation between individualisation, social differentiation and gender difference. Within this constellation Marianne Weber held a prominent position. Her concept of the new woman containes an early formulation of the modes of female socialisation. While refering to Max Webers concept of ideas and interests and to Georg Simmels concept of differentiation, she developed a set of problems which are still with us. Reading her book on marital law as well as her essays on the modern woman this paper explores Marianne Weber's gendered vision of individualisation. It will be argued that her writings offer a sociological perspective on the institutional change of marriage as on gender relations as well." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Berufsbiographie und Karriere, Wissenschaft als Beruf
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
"Die Grenze ist ja, wie wir wissen, furchtbar schwer zu ziehen..." : geschlechtsspezifische Schließungsprozesse und Sexualität am Beispiel zweier Organisationen der höheren Ausbildung
Titelübersetzung:"As we know, the boundary is incredibly difficult to draw..." : gender-specific closure processes and sexuality, using two higher education organizations as an example
Autor/in:
Gisler, Priska; Emmenegger, Barbara
Quelle: Zeitschrift für Personalforschung, Jg. 12 (1998) H. 2, S. 143-166
Inhalt: "Im vorliegenden Artikel gehen wir der Frage nach, welche Rolle Sexualität und Körperlichkeit im Umgang mit Frauen und Männern in und bei Ausschlussprozessen aus Organisationen spielen. Anhand konkreter Überlegungen zum Funktionieren von Sexualität und Geschlecht in Organisationen werden die theoretischen Überlegungen Pierre Bourdieus und Michel Foucaults an der Arbeitsrealität von Universitäten und Musikhochschulen vorgeführt. Die beiden Organisationen sind gemäß einer symbolischen Geschlechterlogik unterschiedlich strukturiert. Die Universitäten sind auf einer symbolischen Ebene konnotiert mit den Attributen Ratio, Autonomie etc., während Konservatorien der Tradition, dem Kulturellen verhaftet sind. Weil Studentinnen und Studenten in dieser symbolischen Ordnung, gemäß der ihre Organisationen positioniert sind, unterschiedliche Stellungen einnehmen, hat dies aber auch Auswirkungen darauf, wie Schließungsprozesse ablaufen. Die räumliche, zeitliche und soziale Distanz des universitären Massenbetriebes generiert eine Dominanz des Blicks und des Blickens. Der Blick verweist auf Plätze und in Schranken, bestimmt Körperhaltungen, modelliert Körper. Am Konservatorium werden mittels körperlicher Techniken und sexualisierter Strategien Bewunderungen geschaffen und Abhängigkeiten produziert, damit aber auch Hierarchien und Machtverhältnisse geregelt." (Autorenreferat)
Inhalt: "The purpose of this article is to discuss the roles which sexuality and corporeality of women and men play within the process of exclusion from social organizations. Based on theoretical reflections by Pierre Bourdieu and Michel Foucault, functions of sexuality and gender within social organizations will be discussed in the context of everyday reality at universities and conservatories. Both educational systems are stratified according to a different symbolic gender logic. On a symbolic level universities are associated with the attributes ratio, autonomy etc. whereas conservatories are strongly connected with tradition, and high culture. As male and female students occupy different positions according to the symbolic order of their organizations, this affects the processes of exclusion.. Spatial, temporal and social distance at universities produce a dominant look. Looking means confining, determining posture, and modeling the body. At conservatories admiration and dependence are produced by body techniques and sexualized strategies. This also controls hierarchies and power relations." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Hochschulen
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Asymmetrische Geschlechterkultur in Organisationen und Frauenförderung als Prozeß : mit Beispielen aus Betrieben und der Universität
Titelübersetzung:Asymmetric gender culture in organizations and promotion of women as a process : with examples from firms and universities
Autor/in:
Müller, Ursula
Quelle: Zeitschrift für Personalforschung, Jg. 12 (1998) H. 2, S. 123-142
Inhalt: "Geschlechtergleichheit in Arbeits- und Bildungsorganisationen gilt weitgehend als erreicht. Dieser Beitrag vertritt demgegenüber die These, daß eine asymmetrische Geschlechterkultur noch vorherrscht. Hierzu werden einige Beispiele aus der Praxis diskutiert. Aber auch Anzeichen von Wandel können beobachtet werden, die durch Frauenbewegung und Frauenforschung hervorgerufen worden sind. Abschließend wird die Frage diskutiert, welche Hindernisse heute noch der Entwicklung von Geschlechtersymmetrie in Organisationen entgegenstehen." (Autorenreferat)
Die strukturelle Verfestigung des Geschlechterverhältnisses durch den Wohlfahrtsstaat
Titelübersetzung:Welfare state: re-enforcement of gender-differences
Autor/in:
Leitner, Sigrid
Quelle: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Jg. 26 (1997) H. 2, S. 141-147
Inhalt: "Traditionelle Arbeiten über den Wohlfahrtsstaat erweisen sich zumeist als blind gegenüber Geschlechterdifferenzen: 'A major shortcoming of mainstream analysis has been its neglect of gender. Although the mainstream project has generally been cast in gender-neutral terms, several of its analytical concepts and units analysis have men as their point of departure.' (Sainsbury 1994, 1). Die Intention des vorliegenden Artikels besteht darin, eine Metatheorie aus der feministischen Forschung, das Gendering Konzept, für die Analyse von Wohlfahrtsstaaten fruchtbar zu machen. Es soll gezeigt werden, daß der Wohlfahrtsstaat aufgrund der strukturellen Trennung zwischen öffentlicher und privater Sphäre maßgeblichen Anteil am gesellschaftlichen Vergeschlechtlichungsprozeß hat und daß die Rekonstruktion dieses inhärenten Mechanismus der sozialpolitischen Dichotomisierung von Öffentlichkeit versus Privatheit einen wesentlichen Beitrag zur Erklärung von geschlechtsspezifischen sozialen Ungleichheiten leisten kann." (Autorenreferat)
Inhalt: "Throughout the research dealing with welfare states, the analytical category of gender seems to be widely neglected. Starting from the gendering concept that defines gender as socially constructed the article tries to reconstruct the interdependence between welfare regulations and social relationships between men and women. The argument concentrates especially on the constructed dichotomy between the public (male) and the private (female) sphere which is identified to be an underlying principle and the main cause for the gendered outcome of welfare policies. Drawing from the welfare state typology by Espring-Andersen (1990), the category gender is systematically included in the analytical concept of welfare regimes. This results in a gendered perspective on welfare states and in the call for a broader approach in welfare state research." (author's abstract)
Zum Geschlechterverhältnis am Fachbereich Chemie : empirische Befunde zur Ausgrenzung von Frauen aus universitären Positionen
Titelübersetzung:Relationship between the genders in the chemistry faculty : empirical findings on the exclusion of women from university positions
Autor/in:
Nägele, Barbara
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung, Jg. 15 (1997) H. 1/2, S. 36-47
Inhalt: Der vorliegende Beitrag berichtet über die Ergebnisse einer empirischen Studie über die Marginalität von Frauen in universitären Positionen. Die Untersuchung beschränkt sich auf den Fachbereich Chemie der Universität Göttingen. Thema der Interviews mit den Professoren des Fachbereichs waren die Modi der Selbst- und Fremdrepräsentationen und deren Einschätzungen der Situation von Frauen an der Hochschule. Der Studie liegen verschiedene Konzepte zur Reproduktion sozialer Ungleichheit unter Berücksichtigung der Kategorie Geschlecht zugrunde. Zentral dabei ist die Vorstellung von Geschlecht als sozialer Konstruktion. In diesem Zusammenhang werden Überlegungen zum "Doing gender" insbesondere aus der feministischen Berufsforschung aufgegriffen sowie ein Hierarchiekonzept vorgestellt, das versucht, die Frage nach der Reproduktion sozialer Ungleichheit zwischen den Geschlechtern machttheoretisch zu erklären. Die Interpretation der Interviews zeigt eine "klar geschlechtsspezifische Konstruktion des Chemikers". (pre)
CEWS Kategorie:Naturwissenschaft und Technik, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
"Umgekehrte Welt"? Macht, Sexualität und Geschlechterhierarchie im Fastnachtsspiel des späten Mittelalters
Titelübersetzung:"Opposite world"? Power, sexuality and gender hierarchhy in Shrovetide plays during the late Middle Ages
Autor/in:
Roth, Margit
Quelle: Psychologie und Gesellschaftskritik, 21 (1997) 3/4, S 99-117
Inhalt: Die literarische Gattung "Fastnachtsspiel" war im Mittelalter eine beliebte Spielform, die in den Wochen vor Beginn der Fastenzeit insbesondere in Handwerker-Kreisen zur Aufführung kam. Inhaltlich setzt man sich im Fastnachtsspiel mit dem Herrscher-Bürger Verhältnis, der Kirche und der Sexualität auseinander. Während die gängigen Herrschaftsstrukturen im Fastnachtsspiel kritisiert und pervertiert wurden, wurde das Geschlechterverhältnis bestätigt. Anhand eines Vergleichs der Lebensrealität von Frauen im Mittelalter, ihrem sozialen und rechtlichen Status und der Darstellung der Frau im Fastnachtsspiel wird aufgezeigt, wie sich das bestehende Geschlechterverhältnis durch sexuelle Metaphern, durch Spott und Hohn fortschreibt. Eine "umgekehrte Welt", wie sie im Fastnachtsspiel entworfen werden soll, spart den Aspekt der Geschlechterhierarchie folglich aus.
Schlagwörter:Literatur; gender relations; gender; Macht; Hierarchie; middle ages; domination; power; playing; life situation; sexuality; sozialer Status; Sexualität; woman; Geschlechterverhältnis; Lebenssituation; hierarchy; literature; Herrschaft; Spiel; Mittelalter; social status
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Sozialgeschichte, historische Sozialforschung