Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung : 26. Fortschreibung des Datenmaterials (2020/2021) zu Frauen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen
Autor/in:
Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK)
Quelle: Bonn (Materialien der GWK, 65), 2022.
Schlagwörter:Berufung; Frauenanteil; Führungsposition; Habilitation; Hochschulleitung; Hochschulrat; Juniorprofessur; Post-doc; Promotion; Statistik
CEWS Kategorie:Außerhochschulische Forschung, Statistik und statistische Daten, Hochschulen, Wissenschaft als Beruf, Geschlechterverhältnis
Inhalt: Die durchschnittliche Vertragslaufzeit der an Hochschulen und Forschungseinrichtungen beschäftigten Promovierenden beträgt 27 Monate. 26 Prozent haben einen Arbeitsvertrag mit einer Laufzeit von bis zu 12 Monaten. Auch wenn sich somit gegenüber älteren Studien eine Entwicklung zu längeren Vertragslaufzeiten abzeichnet, bleibt dennoch eine Lücke zwischen den Vertragslaufzeiten von Promovierenden und den tatsächlichen Promotionsdauern.
Die subjektive Einschätzung der Finanzierungs- und Beschäftigungssituation fällt überwiegend positiv aus: Etwa drei Viertel der Promovierenden sind damit zufrieden.
Im Durchschnitt wenden Promovierende mit einem Arbeitsvertrag an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung 23 Stunden pro Woche für ihre Promotion auf.
Regelungen zur Promotionszeit werden im Arbeitsvertrag oder der Promotionsvereinbarung selten getroffen. Sie garantieren aber meist einen recht hohen Zeitanteil der Arbeitszeit für die Promotion bzw. gehen mit einer höheren Zahl an aufgewendeten Wochenstunden für die Promotion einher.
Im Vergleich mit Hochschulabsolvent*innen, die in anderen Bereichen erwerbstä16tig sind, zeigen Promovierende mit einer Stelle in der Wissenschaft in vielen Teilaspekten der Beschäftigung eine höhere (berufliche) Zufriedenheit. Deutlich unzufriedener sind sie jedoch mit der Arbeitsplatzsicherheit.
Gleichstellungspolitische Aspekte von Personalstrukturen auf dem Weg zur Professur sowie befristeter Beschäftigung in der Wissenschaft
Autor/in:
Löther, Andrea
Quelle: GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften; Köln (cews.publik, 26), 2022. S 1–30
Inhalt: Politische Diskussionen zu Karriere und Beschäftigungsbedingungen des wissenschaftlichen Nachwuchses fokussieren in den zurückliegenden Jahren insbesondere die Weiterentwicklung der Personalstrukturen und Maßnahmen der Personalgewinnung und -entwicklung und den hohen Anteil befristeter Beschäftigungsverhältnisse. Die Studie untersucht geschlechterpolitischne Implikationen von veränderten Personalstrukturen auf dem Weg zur Professur und befristeten Beschäftigungsverhältnisse an Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Im Ergebnis werden jeweils kleinere Geschlechterdifferenzen deutlich, wobei eine Vielzahl an kleineren Benachteiligungen in unterschiedlichen Bereichen zur strukturellen Diskriminierung von Wissenschaftlerinnen kumulieren können. Frauen sind fast paritätisch an den Juniorprofessuren beteiligt, haben allerdings etwas seltener eine Tenure-Track-Professur inne. Beim Übergang in die Lebenszeitprofessur zeigen sich Geschlechterunterschiede vor allem bei Status und Verdienst (Zugang zu W3-Professuren). Geschlechterunterschiede bei Befristungen bestehen sowohl sowohl an Hochschulen als auch an Forschungseinrichtungen nach der Promotion und in Führungspositionen
Quelle: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG); Bonn (DFG infobrief, 1), 2021.
Inhalt: Seit gut einem Jahr bestimmt das SARS-COV-2 Virus das gesellschaftliche Leben und den beruflichen Alltag. Von den damit verbundenen Einschnitten bleibt auch die akademische Welt nicht unberührt. Befürchtet wird insbesondere, dass durch die Pandemie Wissenschaftlerinnen im Vergleich zu Wissenschaftlern stärker beansprucht werden und weniger Zeit für die Forschung bleibt. Auf lange Sicht besteht die Sorge, dass sich dadurch Karrierehemmnisse für Frauen im Wissenschaftssystem ergeben. Gleichzeitig hat die Pandemie für einen beispiellosen Forschungsschub gesorgt, vor allem für Projekte im Zusammenhang mit Corona. Anlässlich dieser Diskussion werden im vorliegenden Infobrief deskriptive Statistiken aus der DFG-Antragsbearbeitung vorgestellt. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, inwieweit sich im Zeitraum der Coronavirus-Pandemie geschlechtsspezifische Unterschiede im Antrags- und Begutachtungsverhalten bei der DFG erkennen lassen.
Inhalt: Die Universität Jena legt eine erste Bestandsaufnahme zur Tenure-Track-Professur in Buchform vor. Der Band zieht ein Zwischenfazit zum aktuellen Stand der Tenure-Track-Professur in Deutschland und dient als Diskussionsgrundlage für die weitere Entwicklung dieses Karriereweges.
Ein Modell für die wissenschaftliche Laufbahn erfährt in den vergangenen Jahren besondere Aufmerksamkeit: die Tenure-Track-Professur. Universitäten und Hochschulen berufen vielversprechende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler nach der Promotion auf eine sechs Jahre befristete Juniorprofessur und vereinbaren mit ihnen gleichzeitig klar definierte Leistungskriterien. Werden diese erfüllt, erhalten sie am Ende des Zeitraums eine unbefristete Professur – ein Verfahren, das international bereits seit längerem bekannt und etabliert ist, sich an deutschen Universitäten aber noch bewähren muss.
Nun ist eine erste Bestandsaufnahme zum Thema in Buchform erschienen: Der Band „Die Tenure-Track-Professur – Impulsgeberin für das deutsche Wissenschaftssystem“ zieht eine Zwischenbilanz zum aktuellen Stand der Tenure-Track-Professur in Deutschland und bietet eine wichtige Diskussionsgrundlage für die weitere Ausgestaltung dieses Karriereweges. Das Buch fasst eine Tagung aus dem Herbst 2020 zusammen, während der die Universitäten Jena, Freiburg, Mainz, Frankfurt/Main und Hannover gemeinsam mit dem Universitätsverbund German U15 zu einem Erfahrungsaustausch über diesen neuen Karriereweg eingeladen hatten.
Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind für jede Universität von herausragender Bedeutung. Sie erbringen einen bedeutsamen Teil der wissenschaftlichen Leistung und sind unerlässlich für die Innovations- und Erneuerungsfähigkeit der Wissenschaft. Deutsche Universitäten richten daher bereits seit geraumer Zeit ihren Fokus auf die Identifizierung, Förderung und Entwicklung talentierter junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Sie wollen attraktive Bedingungen für die individuelle Karriereentwicklung schaffen und aussichtsreiche Perspektiven bieten.
Eine solche Perspektive stellt die Tenure-Track-Professur dar. Sie bildet einen klar strukturierteren und an verbindlichen Qualitätskriterien ausgerichteten Karriereweg, der transparenten Verfahrensschritten folgt und das Berufungsalter deutlich vorzieht. Die Tenure-Track-Professur schafft verlässliche Karriereaussichten für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und steigert auf diese Weise die internationale Attraktivität des deutschen Wissenschaftssystems. Das Ziel ist es, sie in der Breite zu etablieren und sie fest im wissenschaftlichen Karrierewegsystem zu verankern.
Family Ties, Geographic Mobility and the Gender Gap in Academic Aspirations
Autor/in:
Farré, Lídia; Ortega, Francesc
Quelle: (IZA Discussion Paper), 2021.
Inhalt: "This paper provides new evidence supporting that gender differences in post-graduate educational choices contribute to the glass ceiling in the labor market. We study the decision to pursue an advanced degree form an internationally renowned institution, which greatly facilitates access to top jobs. Relying on a unique dataset on applications to a highly selective program that provides merit-based graduate fellowships to Spanish students, we show that women apply for the fellowships at lower rates than observationally equivalent male graduates. We also implemented a large-scale survey on current college students and show that female college graduates have stronger family ties than males, which restricts their geographical mobility and has a negative effect on their educational aspirations. Importantly, the previous pattern is reversed in STEM fields: female graduates in STEM participate in the fellowship program at equal or higher rates than comparable males. In fact, we show that female STEM students originate from more educated families, have higher academic ability, and higher educational and earnings aspirations than women in other fields."
Quelle: Nordic Institute for Studies in Innovation, Research and Education (NIFU); Oslo, 2021.
Inhalt: NIFU’s analysis of the coronavirus pandemic’s effects on the university and university college sector:
The analysis is based on surveys of 22 000 students and nearly 4 000 employees, in addition to interviews with 36 informants at three selected institutions.
The surveys were conducted in autumn 2020 and focused mainly on the 2020 spring semester. The interviews took place in early 2021.
The switch to digital instruction has been highly time-consuming for research staff, with less priority given to research.
Despite the extra effort on teaching, two out of three students have received less instruction.
Mid-career researchers with responsibilities for young children and lacking a suitable workplace have felt the most pressure to deprioritize research activities.
Seven in 10 research fellows expect their doctoral projects to be delayed. Among PhD candidates and post-docs, 40 per cent believe the pandemic will affect their future careers negatively.
Most interviewees said they believe the pandemic will lead to more digital instruction and less travel in future.
The survey was commissioned by the Ministry of Education and Research.
Norwegian Association of Researchers
The survey was distributed to about 10 000 members at universities and university colleges – 37 institutions in all. The survey was sent out in October 2020 in both Norwegian and English.
There were 4 883 respondents, or 49 per cent of those asked to participate.
Karriereentscheidungen und Karriereverläufe Promovierter – zur Multifunktionalität der Promotion : Studie im Rahmen des Bundesberichts Wissenschaftlicher Nachwuchs (BuWiN) 2021
Quelle: International Centre for Higher Education Research Kassel (INCHER); Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW); Kassel, 2021.
Inhalt: Die Begleitstudie mit dem Titel „Karriereentscheidungen und Karriereverläufe Promovierter – zur Multifunktionalität der Promotion“ nimmt die Karriereverläufe und die berufliche Situation nach der Promotion in den Blick und liefert zahlreiche detaillierte Befunde z. B. zur Übernahme von Leitungspositionen, zum Einkommen und zum Verbleib im Wissenschaftssystem. Eine Besonderheit der Begleitstudie ist, dass sie mit den Absolventenstudien, dem Promoviertenpanel des DZHW und dem IAB-INCHER-Projekt zu erworbenen Doktorgraden unterschiedliche Datenbasen einbezieht. Dadurch wird eine Analyse der Karriereentscheidungen und Karriereverläufe Promovierter vor, während und nach der Promotion in Deutschland möglich.
„Die Ergebnisse deuten an, dass für Promovierte häufig das Jahr ihres Abschlusses und die Zeit unmittelbar danach mit einer Vielzahl von beruflichen Veränderungen verbunden ist“, erklärt Johannes König, Wissenschaftler am INCHER-Kassel. „Zwar wechseln viele Promovierte in dieser Zeit von einer Teilzeit- auf eine Vollzeitstelle und erzielen deutliche Einkommenszuwächse, diese Änderungen sind jedoch oft auch mit einer sektoralen Neuorientierung hin zur Privatwirtschaft verbunden“, kommentiert Johannes König. Viele Promovierte sind nach der Promotion außerhalb von Hochschule und Forschung beschäftigt. Nur jeder fünfte bis sechste Promovierte arbeitet langfristig im Wissenschaftssystem. „Eine Promotion ist somit nicht nur ein Wegbereiter für eine Hochschulkarriere, sondern bietet auch gute Beschäftigungsaussichten in anderen Bereichen“, sagt Kolja Briedis, Projektleiter am DZHW. Ob Promovierte dauerhaft im Wissenschaftssystem bleiben, hängt sowohl vom Promotionsfach als auch von den Rahmenbedingungen während der Promotion ab. Für Promovierte, die eine Promotionsstelle als wissenschaftliche Mitarbeiter*innen hatten, ist es wahrscheinlicher, dass sie auch später in Hochschule und Forschungseinrichtungen arbeiten, als für solche, die mithilfe eines Stipendiums oder ohne engere Anbindung an die Hochschule – zum Beispiel nebenberuflich – promoviert haben. „Promovierte mit einer besseren Promotionsnote verbleiben ebenfalls häufiger im Wissenschaftssystem. Darüber hinaus lässt sich ein positiver Zusammenhang zwischen der Teilnahme an Konferenzen und Tagungen und dem Verbleib im Wissenschaftssystem finden. Es sind also mehrere Faktoren, die beeinflussen, ob Personen nach der Promotion eine wissenschaftliche Karriere fortführen – oder eben nicht“, erläutert Kolja Briedis.
Nur sehr wenige Promovierte sind kurz nach dem Abschluss der Promotion arbeitslos (ein bis zwei Prozent). Die Arbeitslosigkeit bleibt auch in den Folgejahren auf diesem niedrigen Niveau. Zudem verdienen Promovierte im Durchschnitt deutlich mehr als nichtpromovierte Akademikerinnen und Akademiker. „Zehn Jahre nach dem Studienabschluss liegen die Unterschiede in den Jahreseinkommen zwischen Promovierten und nichtpromovierter Akademikerinnen und Akademiker – je nach Fachrichtung und Beschäftigungssektor – zwischen 13.000 und über 20.000 Euro. Außerdem erreichen Promovierte auch häufiger Leitungspositionen als Nichtpromovierte“, erläutert Kolja Briedis.
Insgesamt zeichnet die Studie ein positives Bild zur Beschäftigung Promovierter, gerade auch außerhalb des Wissenschaftssystems.
Quelle: Institut für Hochschulforschung (HoF); Wittenberg, 2021.
Inhalt: Die Gestaltung attraktiver Beschäftigungsbedingungen und verlässlicher Karriereperspektiven für den wissenschaftlichen Nachwuchs steht seit mehr als einem Jahrzehnt auf der wissenschaftspolitischen Agenda. Statistische Analysen und Befunde der empirischen Forschung machen deutlich: An Hochschulen wie an außeruniversitären Forschungseinrichtungen besteht nach wie vor erheblicher Handlungsbedarf. Das betrifft insbesondere die anhaltend hohe Befristungsquote. Zu den positiven Entwicklungen zählen die Erhöhung des Frauenanteils bis hin zur Professur, die Einführung der Tenure-Track-Professur und die schrittweise Etablierung einer systematischen Personalentwicklung.
Kürzlich präsentierte das BMBF der Öffentlichkeit zum vierten Mal den „Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs“ (BuWiN). HoF Halle-Wittenberg ist seit 2006 als Mitglied des Wissenschaftlichen Konsortiums an der Erarbeitung des Bundesberichts beteiligt. Diesmal hatte HoF es zudem übernommen, statistische Daten und Forschungsbefunde zu zwei zentralen Themensträngen aufzubereiten: Personalstrukturentwicklung und Personalentwicklung, beide bedeutsam für die Gestaltung von Beschäftigungsbedingungen und Karriereperspektiven in der Wissenschaft.
Personalstrukturentwicklung: Hier geht es um die Einführung neuer Personalkategorien, die Struktur der Personalgruppen, Aufgaben- und Kompetenzverteilungen, Vertragsgestaltungen, Qualifizierungswege und Verbleibsoptionen in der Wissenschaft. Beim hauptberuflichen wissenschaftlichen und künstlerischen Personal war von 2005 bis 2018 ein deutlicher Aufwuchs zu verzeichnen. Das betraf die wissenschaftlichen und künstlerischen Mitarbeiter.innen in besonderem Maße, wodurch der Professorenanteil relativ weiter sank. Unterhalb der Professur ist Befristung weiterhin der Regelfall. Acht von zehn der Mitarbeiter.innen sind befristet beschäftigt, fast die Hälfte ist in Teilzeit tätig, zwei Fünftel werden aus Drittmitteln finanziert. Überdurchschnittliche Befristungsquoten weisen Promovierende (98 %) und Habilitierende (88 %) auf. Auch an den außeruniversitären Forschungseinrichtungen stellt Dauerbeschäftigung nach wie vor die Ausnahme dar.
Die mit Bund-Länder-Förderung eingeführte Tenure-Track-Professur liegt zahlenmäßig zwar noch deutlich unter der Juniorprofessur. Doch hat sie spürbar Einfluss auf die Ausgestaltung der Beschäftigungsbedingungen von Postdocs genommen. Wie eine Auswertung von Stellenanzeigen ergab, werden Juniorprofessuren inzwischen wesentlich häufiger mit der Aussicht auf (unbefristete) Weiterbeschäftigung offeriert, als dies noch vor wenigen Jahren der Fall war.
Unverkennbar haben die verschiedenen Bund-Länder-Programme – vor allem Exzellenzstrategie, Professorinnenprogramm sowie Pakt für Forschung und Innovation – auch in anderer Hinsicht personalrelevante Entwicklungen in Gang gesetzt oder forciert. Dazu zählt die Etablierung einer systematischen und institutionell verankerten Personalentwicklung an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Bis vor wenigen Jahren konzentrierte sich die Personalentwicklung in erster Linie auf den Verwaltungsbereich und die Herausbildung von Führungs- und Managementkompetenz. 2013 verfügte erst etwa die Hälfte der Hochschulen über ein Personalentwicklungskonzept oder entsprechende Leitlinien. Inzwischen hat sich Personalentwicklung zu einem festen Bestandteil der Hochschulgovernance mit dem Status eines strategischen Handlungsfeldes der Hochschulleitung entwickelt. Den unterschiedlichen Handlungseben und Adressaten wird durch eine differenzierte Verantwortungszuschreibung im Zusammenspiel von zentralen und dezentralen institutionellen Akteuren aus Wissenschaft und Hochschulverwaltung Rechnung getragen.