Soziale Ungleichheiten auf dem Weg in die wissenschaftliche Karriere : Sensible Phasen zwischen Hochschulreife und Post-Doc-Position
Autor/in:
Lörz, Markus; Schindler, Steffen
Quelle: Beiträge zur Hochschulforschung, 38 (2016) 4, S 14–39
Inhalt: Dieser Beitrag richtet den Blick auf die sozialen Ungleichheiten in der Phase vom Erwerb der Hochschulreife bis zum Zugang zu akademischen Positionen in der Wis - senschaft. Auf Basis der DZHW-Studienberechtigtenbefragung 1990 wird über einen Zeitraum von zwanzig Jahren untersucht, wie sich die Bildungsverläufe nach der sozialen Herkunft unterscheiden und auf welche Ursachen die Unterrepräsentation der weniger privilegierten Gruppen in wissenschaftlichen Positionen zurückzuführen ist. Die empirischen Ergebnisse machen deutlich, dass die größten sozialen Dispari - täten jeweils an den institutionellen Übergängen in die nächsthöhere Bildungsstufe auftreten. Diese resultieren vorwiegend aus sozialen Unterschieden in den Bildungs - entscheidungen. Es zeigen sich aber auch soziale Unterschiede im Hinblick auf den erfolgreichen Abschluss einer Bildungsstufe. Darüber hinaus tragen auch bildungsbio - graphische Pfadabhängigkeiten zu den herkunftsspezifischen Unterschieden beim Zugang zu wissenschaftlichen Karrieren bei
Quelle: Centrum für Hochschulentwicklung (CHE); Gütersloh: CHE Centrum für Hochschulentwicklung (Arbeitspapier, 186), 2015. 71 S
Inhalt: Die Zahl der Studienanfänger(innen) in Deutschland ist in den letzten Jahren nicht, wie nach der demographischen Entwicklung zu erwarten gewesen wäre, gesunken, sondern sie hat im Gegenteil deutlich zugenommen. Dabei handelt es sich nicht um einen kurzfristigen Effekt, der durch die Schulzeitverkürzungen und das Aussetzen der Wehrpflicht bedingt wurde. Vielmehr überkompensiert der Trend zu einem höheren Anteil von Studienberechtigten die demographischen Entwicklungen deutlich und nachhaltig: In nur fünf Jahren stieg die Zahl der Studienanfänger( innen) um über 40 % und sie wird nicht vor Mitte des Jahrhunderts wieder auf das Niveau von 2005 zurückfallen. Dieser Ansturm auf die Hochschulen wird vor dem Hintergrund schrumpfender Kohortenstärken zu einer umso größeren Herausforderung für das duale Ausbildungssystem werden.
Die Gesamtzahl von 650.000 zusätzlichen Studienanfänger(inne)n zwischen 2007 und 2013 wurde zu ca. 60 % allein von den Ländern Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen aufgenommen. Besonders Bayern und Baden-Württemberg, von den Stadtstaaten auch Berlin und Hamburg, haben die Chance genutzt, ihre Hochschulsysteme stark auszubauen und ihren Anteil an den Studienanfänger(inne)n deutlich zu steigern. Die ostdeutschen Länder konnten ihre Zusage aus dem Hochschulpakt, ihre Anfängerzahlen stabil zu halten, erfolgreich umsetzen, dazu haben sie vermehrt Studieninteressenten aus Westdeutschland, aber auch aus dem Ausland rekrutiert. Insgesamt ist parallel zum Ausbau des Hochschulsystems auch die Zahl der ausländischen Studierenden gestiegen.
Insgesamt ist der Zuwachs an den Fachhochschulen überproportional erfolgt, die 2013 40 % der Studienanfänger(innen) aufnehmen (2005: 30 %). Eine deutliche Nachfragesteigerung bei den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) kann als ein wichtiger Erfolg bei dem Versuch gewertet werden, die Nachfrage an die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes anzupassen. Nicht zuletzt konnten die privaten Hochschulen von dem Nachfrageanstieg profitieren, die Studierendenzahl hier wächst sogar noch weiter, obwohl an den staatlichen Hochschulen der Höhepunkt der Entwicklung überschritten ist.
Der Hochschulpakt war also in der Summe eine sehr erfolgreiche, koordinierte politische Initiative von Bund und Ländern. Dass es des Hochschulpakts bedurfte, zeigt, dass Deutschland ein Steuerungsproblem für den Ausgleich von landes- und bundesweiten Interessen im Bereich der akademischen Qualifikation hat. Dieses Koordinationsproblem wird durch die auseinanderstrebenden wirtschaftlichen und fiskalischen Entwicklungen zwischen den Ländern noch verschärft werden.
Schlagwörter:Fachhochschule; Hochschulfinanzierung; Hochschulpakt; Hochschulsteuerung; Professor; Statistik; Steuerung; Studierende; Studium; Universität
CEWS Kategorie:Hochschulen, Studium und Studierende, Wissenschaftspolitik
Soziale Arbeit - ein typisch weiblicher Studiengang? : Ausgewählte Studien zur Studienmotivation im Vergleich zur empirischen Analyse der Motivation von Masterstudierenden Sozialer Arbeit - Univ., Masterarb.--Hildesheim
Autor/in:
Lange, Maren
Quelle: Georg-Olms-Verlag; Hildesheim: Olms, 2015. 156 S
Inhalt: Die über Jahrhunderte tradierte Vorstellung einer natürlichen Geschlechterdifferenz und die damit einhergehende Arbeitsteilung der Geschlechter waren auch Grundgedanken der Begründerinnen der Berufsausbildung Sozialer Arbeit. Die weibliche Begabung einer fürsorgerischen Hinwendung zu Kindern und Hilfsbedürftigen galt als Voraussetzung für das Berufsfeld. Spätestens seit der Akademisierung bei gleichzeitig einsetzender Vermännlichung und Professionalisierung der Sozialen Arbeit ab den 1970er Jahren schienen diese Vorstellungen überholt. Ist Soziale Arbeit heute also kein typisch weiblicher Studiengang mehr? Die vorliegende Studie beschäftigt sich anhand empirischer Untersuchungen und am Beispiel des Master-studiengangs Soziale Arbeit der HAWK Hildesheim/ Holzminden/ Göttingen mit der Frage, mit welcher Motivation und welchem Selbstverständnis junge Menschen heute gerade dieses Studium aufnehmen und absolvieren. Auf dem Hintergrund eines „Genderblicks“ in die soziale Praxis und die Berufsentwicklung der Gegenwart und der Vergangenheit steht dabei vor allem die enge Verzahnung von Sozialer Arbeit, Geschlecht und Profession im Mittelpunkt des Interesses. Die vielfältigen Ergebnisse der Untersuchung sollen auch dazu anregen, weiterhin bestehende Defizite in der akademischen Ausbildung auszugleichen und das Potenzial der studentischen Sichtweisen zu nutzen. (HRK / Abstract übernommen)
Schlagwörter:Geschlecht; Master; Motivation; Sozialarbeit; Studentin; Studienfach; Studienfachwahl; Studiengang; Studium
CEWS Kategorie:Hochschulen, Studium und Studierende
Dokumenttyp:Monographie
Zwischen Zuschreibungen und Selbstinszenierung : Konstruktionen von Geschlechteridealen und -hierarchien unter Studierenden der Universität Dar es Salaam
Autor/in:
Lehmann, Annika
Quelle: Berlin: Weißensee-Verlag (Berliner Beiträge zur Ethnologie, 37), 2015, 1. Aufl. 120 S
Inhalt: In dieser Arbeit werden die komplexen Aushandlungsprozesse von Geschlechterrollen im universitären Kontext an der Universität Dar es Salaam in Tansania untersucht. Hierbei werden nicht nur geschlechtsspezifische Selbstinszenierungen von „Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“ unter Studierenden im universitären Alltagsgeschehen analysiert, sondern auch am Campus vorherrschende Diskurse über Familie, Sexualität, Religion sowie Kleidungs- und Körperstilen im Kontext existierender (Ideal ) Vorstellungen von Geschlechterrollen betrachtet. Dabei wird der Frage nachgegangen, wie diese Diskurse die alltäglichen Interaktionen zwischen Studierenden, u.a. in Lehrveranstaltungen, prägen. Im abschließenden Teil der Arbeit erfolgt eine Betrachtung der Auswirkungen der analysierten Geschlechterideale im Kontext der sensiblen Thematik von sexual harassment an der Universität. Es wird herausgearbeitet, dass Studentinnen einen stetigen Balanceakt im Universitätsalltag vollbringen müssen. Zwar erhalten sie eher soziale Anerkennung über ein attraktives Erscheinungsbild als über gute Noten, jedoch erhöhen schlechte Noten und ein „weibliches“ Auftreten das Risiko sexueller Belästigung. Inhaltlich werden die vielfältigen Aushandlungsprozesse von Geschlechterrollen unter Studierenden an der Universität Dar es Salaam in Tansania untersucht. Hierbei wird betrachtet, wie sich Studierende im Kontext existierender (Ideal-)Vorstellungen von „Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“ im universitären Alltag selbst inszenieren. (HRK / Abstract übernommen)
Neoliberalisation and ‘Lad Cultures’ in Higher Education
Autor/in:
Phipps, Alison; Young, Isabel
Quelle: Sociology, 49 (2015) 2, S 305–322
Inhalt: This article links HE neoliberalisation and ‘lad cultures’, drawing on interviews and focus groups with women students. We argue that retro-sexist ‘laddish’ forms of masculine competitiveness and misogyny have been reshaped by neoliberal rationalities to become modes of consumerist sexualised audit. We also suggest that neoliberal frameworks scaffold an individualistic and adversarial culture amongst young people that interacts with perceived threats to men’s privilege and intensifies attempts to put women in their place through misogyny and sexual harassment. Furthermore, ‘lad cultures’, sexism and sexual harassment in higher education may be rendered invisible by institutions to preserve marketability in a neoliberal context. In response, we ask if we might foster dialogue and partnership between feminist and anti-marketisation politics.
Schlagwörter:culture; higher education; Marketing; neoliberal university; sexism; sexual harassment; sexuality; UK
CEWS Kategorie:Hochschulen, Studium und Studierende, Sexuelle Belästigung und Gewalt
Haben Veränderungen in der Kostenaufteilung Auswirkungen auf das Verhalten von Studierenden und Hochschulen? : Befunde aus neun Fallstudien - Zusammenfassung
Autor/in:
Orr, Dominic; Wespel, Johannes; Usher, Alex
Quelle: Europäische Kommission; Luxemburg: Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Union, 2014.
Inhalt: Im Auftrag der EU-Kommission haben Forscher des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) in neun Staaten untersucht, welche Folgen Studiengebühren auf die Zusammensetzung der Studierendenschaft hinsichtlich Geschlecht, ethnischer und sozialer Herkunft haben. Außerdem haben sie analysiert, ob zusätzliche Einnahmen aus Studiengebühren den Studierenden zugute kommen. Die Ergebnisse sind sowohl für Studiengebührengegner als auch deren Befürworter ernüchternd.
Die Forscher konnten zeigen, dass sich die Einführung von Studiengebühren nicht generell negativ auf die Einschreibungsquote an Hochschulen auswirkt. „Die Ergebnisse unsere Studie zeigen, dass für Studierende eher das Verhältnis von Studiengebühren und finanzieller Unterstützung ausschlaggebend ist“, sagt Studienleiter Dr. Dominic Orr. Denn oftmals wurde die Einführung oder Erhöhung von Studiengebühren mit zusätzlicher finanzieller Unterstützung für Studierende zum Beispiel in Form von Stipendien flankiert. Die Forscher folgern, dass bei der Untersuchung der Partizipation an Hochschulbildung und des Studierverhaltens eine Betrachtung der Höhe von Studiengebühren allein nicht ausreichend ist.
Daher schlägt das Team um Orr vor, die „Nettokosten“ eines Studiums und die Kostenaufteilung zwischen öffentlicher und privater Finanzierung in den Blick zu nehmen. Auf diese Weise haben sie die Effekte von Studiengebühren für den Zeitraum von 1995 bis 2010 in neun Ländern – Deutschland, England, Finnland, Kanada, Österreich, Polen, Portugal, Ungarn und Südkorea – analysiert.
Aus der Studie geht auch hervor, dass die erhofften positiven Effekte von Studiengebühren weitestgehend ausblieben: „Studiengebühren führen nicht automatisch zu mehr Geld in der Lehre und einer verbesserten Betreuung von Studierenden“, so Orr. Die Hochschulen setzten das zusätzliche Geld für Aufgaben in der Forschung oder zur Deckung steigender Personalkosten ein. Zudem sind Studiengebühren oftmals kein starker Anreiz für Hochschulen, sich durchweg mehr auf die Ansprüche und Bedürfnisse der Gebührenzahler einzustellen.
Schlagwörter:Hochschulbildung; Hochschulfinanzierung; Internationaler Vergleich; Studiengebühr; Studienkosten; Studium
CEWS Kategorie:Hochschulen, Studium und Studierende
Inhalt: Im Mittelpunkt dieser Untersuchung stehen die Entwicklung und die Verteilung ausländischer Hochschulakteure. Dabei werden sowohl die Gruppe der Studierenden als auch das gesamte wissenschaftliche Personal und die Gruppe der ProfessorInnen in den Blick genommen. Es wird eine differenzierte Betrachtung und Analyse der Entwicklung zwischen 2005 und 2012 durchgeführt. Zunächst wird die zunehmende Relevanz der Internationalisierung für die Hochschulen verdeutlicht. Dabei geht es neben der Definition der Internationalisierung darum, zu beschreiben, welche unterschiedlichen Komponenten die Internationalisierung der Hochschulen umfasst. Zudem geht es um die Relevanz, die ausländischen Hochschulakteuren im Kontext der Internationalisierungsbestrebungen zukommt. Darauf aufbauend wird die Verteilung der ausländischen Studierenden auf die Bundesländer, die Hochschularten und die Fächergruppen im deutschen Hochschulwesen beschrieben und über den Ausländeranteil ermittelt, welchen Grad der Internationalität einzelne Bundesländer, Hochschularten und Fächergruppen anhand des Indikators Staatsangehörigkeit aufweisen. Darüber hinaus wird beschrieben, aus welchen Weltregionen ausländische Studierende stammen. Analog zur Gruppe der Studierenden findet eine Analyse für die Gruppe des wissenschaftlichen Personals mit ausländischer Staatsangehörigkeit und die Gruppen der ausländischen ProfessorInnen statt. Dies bildet die Grundlage zur Untersuchung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Studierenden, dem wissenschaftlichen Personal und den ProfessorInnen sowohl im Hinblick auf die Entwicklung als auch durch den Vergleich der Ausländeranteile in den Bundesländern, Hochschularten und den Fächergruppen. Darüber hinaus werden Unterschiede bei der weltregionalen Herkunft der drei Gruppen analysiert. (DIPF/Autor)