Kommentar zum Rezensionsaufsatz von Thorsten Berndt: "Auf den Leib gekommen". Fortschritte in der phänomenologisch-soziologisch fundierten Identitätstheorie, erschienen in FQS 4(3)
Titelübersetzung:Comment on the Thorsten Berndt's Review Essay: "To Go to the Body." Advances in Phenomenological-sociological Identity Theory, published in FQS 4(3)
Autor/in:
Gugutzer, Robert
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 5 (2004) 1
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Inhalt: Der Kommentar würdigt die profunde Rezension von Thorsten BERNDTs Rezensionssaufsatz "Auf den Leib gekommen". Zugleich "verteidigt" der Autor sein Leib-Körper-fundiertes Identitätsmodell in fünf Hinsichten: 1) Die sozialwissenschaftliche Identitätsforschung vernachlässigt leib-körperliche Aspekte der Identitätsbildung, 2) MEADs Identitätskonzept weist eine sozial-kognitive Einseitigkeit auf, 3) interaktionistische Identitätstheorien bedürfen einer leibphänomenologischen Ergänzung, da auch Interaktionen nie leib-los vonstatten gehen, 4) GOFFMAN thematisiert zwar explizit den Körper, entwickelt aber keine Identitätstheorie, 5) (Geschlechts-) Identität entwickelt sich selbstverständlich als Differenzerfahrung.
Inhalt: In this Comment I praise Thorsten BERNDT's review of "To Go to the Body." At the same time I "defend" my identity model, connecting identity and to have a body ("Körper") / being a body ("Leib"), in relation to the following five points: 1) identity research in the social sciences neglects the body as a fundamental entity of identity development; 2) MEAD's identity concept has a social cognitive bias; 3) interactionist identity theories need a phenomenological addition of "to have a body"/"being a body," because all interactions are bodily; 4) GOFFMAN talked explicitly about the body, but he never developed an identity theory; 5) gender identity development is as a matter of course seen as based on experiences of difference/diversity.
Schlagwörter:Identität; sociology of the body; body; Interaktion; Körper; identity; interaction; Körpersoziologie; Identitätsentwicklung; Leib; Mead; Erikson; Bourdieu; Goffman; identity; identity development; interaction; to have a body; being a body
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Review: Ursula Pasero & Anja Gottburgsen (Hrsg.) (2002). Wie natürlich ist Geschlecht? Gender und die Konstruktion von Natur und Technik
Titelübersetzung:Review: Ursula Pasero & Anja Gottburgsen (Eds.) (2002). Wie natürlich ist Geschlecht? Gender und die Konstruktion von Natur und Technik [How Obvious is Sex? Gender and the Construction of Nature and Technology]
Autor/in:
Hoffmann, Dagmar; Bott, Sören
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 5 (2004) 1
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Inhalt: Die Herausgeberinnen beabsichtigen mit dem vorliegenden Band, die wesentlichen Beiträge der im November 2000 in Kiel stattgefundenen Tagung "The Nature of Gender – The Gender of Nature" zu veröffentlichen. Zunächst reflektieren einige Autorinnen die aktuelle Auseinandersetzung über die Geschlechterkonstruktionen und das Herstellen von Geschlecht (auch im Sinne der sozialen Kategorie). Im Wesentlichen beziehen sie sich dabei auf die gängigen Argumentationen zur Erklärung von Geschlechterdifferenzen in den Natur- und Technikwissenschaften und hinterfragen diese kritisch. Zudem versuchen einige Wissenschaftlerinnen die Gründe herauszustellen, warum Frauen an (neuen) Technologien so wenig interessiert sind und kaum technisch-naturwissenschaftliche Fächer studieren. Der Sammelband bündelt viele interessante und außergewöhnliche Perspektiven aus verschiedenen Disziplinen. Einige Beiträge können mitunter bestehende Ansätze in den Sozialwissenschaften unterstützen und argumentativ bereichern.
Inhalt: The purpose of the editors is to take up again the most relevant papers from the conference, "The Nature of Gender—The Gender of Nature", held in Kiel (Germany) in November 2000. Various authors reflect on the current debate about the constructions and production of gender by referring to the special debate in natural and technical sciences. The female contributors test and criticise popular explications for gender differences. Other authors try to analyse the particular reasons why women might or might not be interested in technology and why women study technology or natural science less often than men. The reader can select from many interesting and extraordinary perspectives from different disciplines. Perhaps some of the contributions could be helpful in underscoring similar approaches in social science.
Schlagwörter:Frauenforschung; Frauenförderung; women's studies; advancement of women; Geschlechtsidentität; Technikakzeptanz; Technikkompetenz; gender studies; gender identity; role taking; women support; acceptance of technology; competence
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
An die Spitze : neue Mikropolitiken der universitären Karriereplanung von Sozialwissenschaftlern/innen
Titelübersetzung:To the top : new micropolicies in the university career planning of social scientists
Autor/in:
Reichertz, Jo
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, Vol. 5 (2004) No. 2, 16 S.
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Inhalt: "Wissenschaft zu betreiben ist ein Beruf - dessen typische Tätigkeitsmerkmale begleitet und verändert werden durch wandelnde Werte und die Medien der Zeit. In der vorliegenden Arbeit werden augenblickliche Entwicklungslinien auf dem Berufsfeld "Wissenschaft" vor dem Hintergrund der veränderten Ökonomisierung und der Internationalisierung der deutschen Wissenschaftslandschaft aufgezeigt. Veränderte Faktoren, wie z.B. die Standardisierung von Studiengängen, die Einführung von Juniorprofessuren und die veränderte Ressourcenverteilungspolitik tragen zum Wertewandel in der Wissenschaft bei, was insbesondere bei Nachwuchswissenschaftlern den Einsatz von Karrierepolitiken notwendig macht und verschärft." (Autorenreferat)
Inhalt: "Science is a peculiar field of profession-with changing features depending on changing values and the role of media. The aim of this article is to demonstrate the current development in the field of German social scientists concerning the new conception of raising German higher education and science to the international standard. The introduction of associate professorship (Junior Professor), the standardization of departments at universities and the new way of distributing resources include only a few of the important factors that contribute in changing the values in science. As a result promising young scientists need to put much more scientific effort and much more micropolitics to work their way up and to get to the top." (author's abstract)
Schlagwörter:Berufsfeld; Wissenschaftsbetrieb; Ökonomisierung; Internationalisierung; Wertwandel; Karriere; Berufsverlauf; Planung; Sozialwissenschaftler; Karriereplanung
CEWS Kategorie:Berufsbiographie und Karriere
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Wissenschaftler und ihre alltägliche Praxis : ein Einblick in die Geschlechterordnung des wissenschaftlichen Feldes
Titelübersetzung:Doing science doing gender : the making and the unmaking of scientists
Autor/in:
Beaufays, Sandra
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, Vol. 5 (2004) No. 2, 9 S.
Details
Inhalt: "Inwiefern trägt die alltägliche Praxis der Wissenschaft und der in ihr gelebte Glaube der Akteurinnen und Akteure zum Ausschluss von Wissenschaftlerinnen bei? Dieser Frage geht die Autorin in ihrer Dissertation 'Wie werden Wissenschaftler gemacht?' nach, die sie im Folgenden vorstellt. Ihre These: In dem von den Akteuren geteilten Glauben, in ihrem Selbstverständnis und der alltäglichen Praxis an Universitäten und in der weiteren scientific community verbirgt sich ein selektives Moment, das Frauen ausschließt und aussondert. Denn die etablierten Akteure des Feldes haben nicht nur bestimmte Vorstellungen davon, was gute wissenschaftliche Arbeit ist, sondern auch davon, wer als Mitspieler anerkannt werden kann und wer nicht. Die Frage 'Wie werden in der wissenschaftlichen Praxis Erkenntnissubjekte als soziale Akteure des Feldes hervorgebracht?' erlaubt gleichzeitig zu erfassen, welche Selektionsmechanismen in dem Prozess des Wissenschaftlerwerdens enthalten sind und wie diese insbesondere zur Herstellung eines relativ geschlechtshomogenen professionellen Feldes beitragen." (Autorenreferat)
Inhalt: "Reasons for the marginalization of women in science cannot exclusively be found in the abstract sphere of cultural dispositions, but also in the concrete everyday practice of science itself. In her dissertation the author uses Pierre BOURDIEU's concept of the 'scientific field' and empirical constructivist methods to examine the mechanisms responsible for successive and systematic exclusion of women from science particularly at higher levels of the career ladder in universities." (author's abstract)
Schlagwörter:Wissenschaftsbetrieb; Forschungspraxis; Wissenschaftler; Selektion; Selbstverständnis; Exklusion; Scientific Community; Wissenschaftskultur
CEWS Kategorie:Geschlechterverhältnis, Wissenschaft als Beruf
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Migration Experiences and Changes of Identity. The Analysis of a Narrative
Titelübersetzung:Migrationserfahrungen und Identitätsveränderungen. Die Analyse einer Erzählung
Autor/in:
Kazmierska, Kaja
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 4 (2003) 3, 13 S
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Inhalt: Dieser Artikel basiert auf der Analyse eines autobiographisch-narrativen Interviews mit einer Türkin, die in Deutschland lebt. Ich analysiere den Prozess von Identitätsveränderungen, der von den Migrationserfahrungen der Erzählerin geprägt ist. Er hat mindestens zwei Aspekte: Der eine Aspekt betrifft die kulturellen Wurzeln der Erzählerin. Neue Erfahrungen haben ihr Selbstbild als Frau verändert. Ein zweiter Aspekt bezieht sich auf den Lebensablauf der Erzählerin. Die Erzählung zeigt, wie aus einem naiven Mädchen eine erwachsene und unabhängige Frau geworden ist. Frau zu sein wird mithilfe von Kategorien definiert, die zur westlichen Kultur gehören. Der Migrationsprozess ist daher mit dem Verlust kulturell geprägter Formen der Identitätsbeschreibung der Erzählerin verbunden. In der Folge wird sie eine Fremde in ihrem Heimatland, aber sie bleibt auch eine Fremde in dem Land, in das sie gezogen war. Ich analysiere, wie die Erzählerin an diesem Problem arbeitet.
Inhalt: This paper is based on the analysis of an autobiographical narrative interview with a Turkish woman living in Germany. I analyze the process of identity changes influenced by the narrator's migration experiences. It has at least two aspects. One aspect refers to the cultural roots of the narrator. New experiences have changed her self-image of being a woman. A second aspect is connected with the narrator's life course. The narrative shows how a naive girl has become an adult and independent woman. Being a woman is defined with the help of categories belonging to Western culture. Therefore, the process of migration is related to losing culturally influenced ways of describing the narrator's identity. As a result, she becomes a stranger in her homeland, but she also remains a stranger in the country to which she migrated. I analyze the narrator's work on this problem.
Schlagwörter:role; Identitätsbildung; Migration; Selbstbild; self-image; Erfahrung; Marginalität; gender role; Migrant; Turk; Geschlechtsrolle; Biographie; identity formation; migrant; identity; Türke; woman; Identität; kulturelle Identität; cultural identity; Rolle; migration; gender-specific factors; biography; marginality; experience; autobiografische Erzählung; identity; marginality; biography; autobiographical narrative
SSOAR Kategorie:Kultursoziologie, Kunstsoziologie, Literatursoziologie, Frauen- und Geschlechterforschung, Migration
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Exploring the Dynamics of Subjectivity and Power Between Researcher and Researched
Titelübersetzung:Zur Dynamik von Subjektivität und Macht zwischen Forschenden und Beforschten
Autor/in:
Riley, Sarah; Schouten, Wendy; Cahill, Sharon
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 4 (2003) 2, 15 S
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Inhalt: In unserem Beitrag werden drei Studien beschrieben und unter dem Gesichtspunkt von Macht-Dynamiken beleuchtet, die durch die im Forschungsprozess wirksamen subjektiven Positionen von Forschenden und Forschungsteilnehmer(inne)n hervorgebracht werden. Der hierbei verwandte reflexive Ansatz ist durch poststrukturalistische Kritiken an einem Reflexivitätsbegriff inspiriert, der wahrheitsgemäße Repräsentationen des Forschungsprozesses und diesen gestaltende stabile und einzigartige Autor(inn)en unterstellt. Hier werden Subjektivität und Macht demgegenüber mit Hilfe der Verwendung unterschiedlicher narrativer Stile ausgelotet, um den widersprüchlichen und fragmentierten Charakter von Reflexivität als eine Neukonstruktion von (vergangener) Wirklichkeit darstellen zu können. In der ersten Studie, die sich mit der Erfahrung von Wut bei Frauen befasst, beschreibt eine Forscherin ihren Versuch, die Teilnehmerinnen der Studie in die Analyse einzubeziehen, um das eigene Verständnis der Daten zu verbessern. Ausgehend von einem Verständnis von Reflexivität als Introspektion und Kollaboration schildert eine einzelne Erzählerin die Geschichte ihre konflikthaften subjektiven Position als feministische Forscherin, d.h. als Feministin und Forscherin. In der zweiten Studie interviewte eine Forscherin berufstätige Männer zum Thema zwischengeschlechtlicher Beziehungen. Diese Forscherin entwickelt – ausgehend von einem Verständnis von Reflexivität als sozialer Kritik – eine dialogische Untersuchung in Form von "Mehrstimmigkeit". Ihre Aufmerksamkeit gilt im Besonderen eigenen subjektiven Positionen, die aus Identitätsaspekten folgen, die mit ihrer Geschlechtsrolle und ihrer Forscherinnenrolle verknüpft sind. In der dritten Studie schließlich wird Reflexivität als diskursive Dekonstruktion verstanden und ein Ansatz nicht-dialogischer "Mehrstimmigkeit" verwandt, um den multiplen und widersprüchlichen Charakter reflexiven Verstehens nachzuvollziehen, der mit aus Forschungserfahrung, Nationalität und Mutterschaft sich ergebenden subjektiven Positionen zusammenhängt. Bei der Untersuchung der Beziehungen zwischen Forscherinnen und Forschungsteilnehmer(inne)n, die dadurch ermöglicht oder verhindert wurden, dass die Forscherinnen ihre subjektive Rolle als "Forschende" einnahmen, entstanden durch die Verwendung von drei verschiedenen Auffassungsweisen von Reflexivität mit entsprechend unterschiedlichen Erzähl-Stilen neue Verstehensmöglichkeiten von Subjektivität und Macht.
Inhalt: Three studies are described and examined in terms of the power dynamics created through the subjective positions made salient for both researchers and the participants by the research process. The reflexive accounts of these studies are informed by the poststructuralist critique of reflexivity as both a truthful representation of the research process and one that can be produced by stable and unitary authors. In this paper subjectivity and power are explored through the use of different narrative styles that work to highlight the contradictory and fragmented nature of reflexivity as a new construction of (a past) reality. In the first investigation a female researcher exploring women's experiences of anger describes the process of taking analysis back to her participants to enhance the researcher's understanding of her data. Taking the approach to reflexivity as one of introspection and collaboration a single narrator tells the tale of conflict and resolution between her subjective positions of feminist-researcher, feminist and researcher. In the second study, a female researcher who interviewed men working in professional employment creates a dialogical inquiry through polyvocality to produce an account of reflexivity as social critique. In particular, she explores the subjective positions created through identities attached to her gender and her role as a researcher. The third study approaches reflexivity as discursive deconstruction and employs non-dialogical polyvocality to explore the multiple and contradictory nature of reflexive understandings created through subjective positions derived from the research experience, nationality and motherhood. In examining the participant-researcher relationships that were enabled or dis-enabled when the researchers inhabited the subjective position of "researcher", the use of three different approaches to reflexivity with correspondingly different narrative styles, produced new understandings of subjectivity and power.
Schlagwörter:scientist; constructivism; gender; Macht; research topic; reflexivity; power; Gender; Forschungsprojekt; subjectivity; Forschungsgegenstand; Subjektivität; Wissenschaftler; Feminismus; Konstruktivismus; Männlichkeit; research project; gender-specific factors; Poststrukturalismus; feminism; post-structuralism; Reflexivität; masculinity; sozialer Konstruktivismus; Wut; Kindererziehung; reflexivity; power; subjectivity; feminism; post structuralism; social constructionism; anger; childcare; masculinities
SSOAR Kategorie:Forschungsarten der Sozialforschung, Wissenschaftssoziologie, Wissenschaftsforschung, Technikforschung, Techniksoziologie
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Hülya's Migration to Germany as Self-Sacrifice Undergone and Suffered in Love for her Parents, and her Later Biographical Individualisation: Biographical Problems and Biographical Work of Marginalisation and Individualisation of a Young Turkish Woman in Germany. Part I
Titelübersetzung:Hülyas Migration nach Deutschland als Selbstopferung aus Liebe zu ihren Eltern und ihr späterer biografischer Individualisierungsprozeß: biografische Probleme und biografische Arbeit der Marginalisierung und Individualisierung einer jungen türkischen Frau in Deutschland
Autor/in:
Schütze, Fritz
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 4 (2003) 3
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Inhalt: This article is divided in two parts; the second part (consisting of Sections 3, 4 and 5) will be published in the next issue of FQS. After asking what is typical or general in the life history of Hülya as a migrant worker in Germany and what is exceptional or unique (Section 1) the biographical processes of her life history up to the most central episodes of her conventional and estranging pre-arranged marriage and her way out of it through divorce after having stayed in Germany for several years will be delineated (Section 2). Before reaching this turning point Hülya not only undergoes the "common" type trajectory of a migrant worker - the trajectory of being a cultural stranger, of being void of language, of being exploited by hardest sorts of work -, but, in addition, her personal biographical development is retarded by the exceptional, but probably not totally untypical experience of being trapped within a situation of compulsory labour (resembling slave labour). For a long time she also feels obliged to remain in her trajectory position of an isolated migrant worker, since originally she had mainly meant to go to Germany in order to support her poverty stricken family back in Turkey with her earnings. Partly based on the fear that she will get self-alienated and "petrified" like the older women with whom she dwells and works together Hülya accepts a pre-arranged marriage (probably mainly negotiated by her mother) as the only way out of her predicament. But willy-nilly Hülya must learn that she - already embarked on her way to an individualized and emancipated existence - cannot live in such a superimposed arrangement, and therefore she distances herself from her husband through the biographical escape action schemes first of returning to Germany alone and then of pushing ahead her divorce. Hülya's way of rendering her life history (which Section 3 will focus on) is quite straightforward in most parts of her narrative. But it is obvious that she is ashamed to tell about her estranging marriage and her disreputable divorce. Dealing with this emotionally difficult turning point in her life history Hülya tends to report in a quite laconic and evasive way. But in doing so she realizes that her story line would get implausible if she continued narrating like this. Therefore she inserts a number of background constructions and argumentative explanations in her laconic line of narration. Part of the article is focussed on this "disorderly" kind of rendering. Then the 4th part of the article resumes the reconstruction of the biographical processes of Hülya's life up to the "presence" of the interview situation in 1986. Here the focus is on (a) Hülya's medical problems seen as a typical transformation of the migrant worker's trajectory of exploitation and self-alienation and (b) her processes of learning and metamorphosis in reaching the present biographical and social state of a highly individualized and emancipated woman. Part of Hülya's emancipation process is her disguised self-distancing from the ways of feeling and thinking of her late beloved mother and her expectations towards the life course of her daughter Hülya. (This is biographical work hidden even to herself.) The 5th section of the interview deals with Hülya's blend of biographical work and of collective identity work in existing as a "marginal personality" according to the early Chicago Sociologists' understanding of marginality as cultural hybridity. Pursuing this line of analysis the article finally deals with Hülya's use of the communicative scheme of argumentation, which becomes linguistically dominant in the coda part of her main autobiographical account and which remains dominant during the subsequent part of questions and answers.
Schlagwörter:trajectory of work migration; compulsory labour of work migrants; exploitation of work; migrants; self-alienation of work migrants; female emancipation and individualisation; pre-arranged marriage; parent child relation in work migrant trajectories; family trap connected to work migration of children; structural description in biography analysis; structural processes of biography; biographical action scheme; biographical metamorphosis; biographical trajectory of suffering; fading out of one's awareness
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Migration
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
A history of the present on the "Sportsman" and the "Sportswoman"
Titelübersetzung:"A history of the present" über den Sportler und die Sportlerin
Autor/in:
Larsson, Håkan
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 4 (2003) 1, 22 S
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Inhalt: Der vorliegende Beitrag befasst sich mit der Konstruktion von Männlichkeit und Weiblichkeit im schwedischen Sport. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Gleichstellungspolitik im Sport als einem neuen Weg zur Konstruktion von Geschlechterdifferenz. Theoretisch/methodisch greife ich hierzu auf Michel FOUCAULTs Konzept "A History of the Present" – einen genealogischen Ansatz – zurück. Als empirisches Material dienen Interviews mit jugendlichen Leichtathlet(inn)en und von dem Schwedischen Sportverband publizierte Texte. Werden männliche Jugendliche danach befragt, wie sie sich selbst und andere als Leichtathlet(inn)en wahrnehmen, dann sprechen sie – im Unterschied zu jungen weiblichen Sportlerinnen – von sich und anderen meist auf eine direkte und unkomplizierte Weise. Dies ist zunächst kein überraschender Befund, und die traditionelle Interpretation schreibt diesen Unterschied Geschlechtsunterschieden im Sport zu. Aus einer genealogischen Perspektive hingegen kann die Differenz gerade als Effekt der Gleichstellungspolitik verstanden werden: Gleichstellungspolitik ist hiernach eine Strategie, die sicherstellen soll, dass Frauen und Männer die gleichen Voraussetzungen haben/das Gleiche – Sport – tun können, was bedeutet, dass zwei verschiedene geschlechtliche Subjekte zu Gleichen gemacht werden. Insoweit kann die Gleichstellungspolitik auch als Mechanismus zur Regulation von Geschlechtsdifferenzen verstanden werden.
Inhalt: The purpose of this article is to disseminate the construction of manliness and womanliness in Swedish sport. Of particular interest is gender equity policy in sport as a new way of creating sexual/gender difference. Michel FOUCAULT's concept "a history of the present"—a genealogical approach—serves as an important tool in this work. Interviews with athletes in their teens (track & field athletics) and texts published by the Swedish Sports Confederation serve as empirical material. When asked about themselves as track & field athletes and their ways of seeing others participating in track & field, the boys often speak about themselves and other boys in a straightforward and unproblematic way. The girls on the other hand, speak about themselves and other girls in a problematic way. This is not an unexpected result, but the conventional interpretation is that it is a sign of gender inequalities in sport. From a genealogical point of view, it might rather be seen as an effect of gender equity policies. Gender equity policy can be seen as a practical strategy of guaranteeing women and men the opportunities to do the same thing—sport, simultaneously performing two distinct and clearly differentiated gendered subjects, to be equalised. As such, gender equity policies might be perceived as an apparatus that produces and regulates sexual/gender difference.
Schlagwörter:Gleichstellung; Junge; Sweden; Sportler; women's policy; Diskurs; discourse; subjectivity; Subjektivität; Jugendlicher; Frauenpolitik; equal opportunity; masculinity; Leichtathletik; gender; sports; adolescent; Schweden; Chancengleichheit; Sport; Weiblichkeit; girl; Mädchen; boy; femininity; athlete; track-and-field events; Männlichkeit; affirmative action; gender-specific factors; History of the Present; Heteronormativität; sex; subjectivity; discourse; history of the present; equal opportunities; heteronormativity
SSOAR Kategorie:Jugendsoziologie, Soziologie der Kindheit, Freizeitforschung, Freizeitsoziologie, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Gast in der eigenen Gegenwart : über die wissenschaftlichen Folgen der langjährigen Beschäftigung von WissenschaftlerInnen im Zweitland
Titelübersetzung:Visitor in its own present : the scientific consequences of long-term employmentof scientists in a foreign country
Autor/in:
Rittenhofer, Iris
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, Vol. 3 (2002) No. 3, 30 S.
Details
Inhalt: "Im Vordergrund dieses Aufsatzes steht das Nachdenken über die Frage, wie die langjährige Auslandsbeschäftigung und wissenschaftliche Tätigkeit der Autorin zusammenhängen. Zur Beantwortung dieser Frage werden auch ausgewählte Reflexionen emigrierter WissenschaftlerInnen herangezogen, die für ein laufendes Forschungsvorhaben interviewt worden sind. Erforschtes und Erfahrenes hat die Autorin zunächst als Folge ihrer langjährigen Auslandsbeschäftigung erlebt. Sie versucht, anhand zweier abgeschlossener Projekte prozessorientiert darzustellen und zu analysieren, wie Erforschtes und Erfahrenes Hand in Hand gingen und ihre Perspektive geändert haben. Das führt zur zentralen Problematik dieses Beitrages: dass nicht nach dem Charakter des Auslandsaufenthaltes und seinen Folgen gefragt werden kann, sondern danach gefragt werden muss, was als Auslandsaufenthalt erzählt wird und damit ursächlich wäre für die Projekte, die dann sozusagen durch den Auslandsaufenthalt entstanden wären. Wenn kulturell bedingte Wahrnehmung jedoch die Grundlage für Erfahrenes bildet, dann ist die entscheidende Frage, was mit dem Auslandsaufenthalt erzählt wird. Diese Denkprozesse haben zu einer geänderten Fragestellung geführt und auch Folgen für ein laufendes Forschungsvorhaben gehabt. Die Gedankenprozesse haben die Entwicklung einer Interview-Methode ermöglicht, die die Autorin mit dem Begriff des cultural interviewing bezeichnet und in der zweiten Hälfte dieses Beitrags ausführlich diskutiert. Dem Begriff der 'parallelen Kategorie', der in der ersten Hälfte dieses Beitrags entwickelt wird, kommt hierfür eine zentrale Bedeutung zu. Parallele Kategorie bedeutet, dass die Verkörperung derselben Differenzen beispielsweise in der Zeit, in der Vergeschlechtlichung, in der Subjektivierung vor sich gehen kann. In diesem Sinne sind die Kategorien Zeit, Geschlecht, Subjekt im jeweiligen Kontext vergleichbar. In der Darstellung und in der Diskussion dieser Gedankenprozesse versucht die Autorin, Entwicklungen wiederzugeben, die nicht linear verlaufen sind." (Autorenreferat)
Schlagwörter:Ethnizität; Erfahrung; Zeit; Emigration; Wissenschaftler; qualitative Methode; qualitatives Interview; Subjektivität; Auslandstätigkeit; cultural interviewing
CEWS Kategorie:Migration und Migrantinnen, Wissenschaft als Beruf
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
The Use of Video Analysis Software in Behavior Observation Research: Interaction Patterns in Task-oriented Small Groups
Titelübersetzung:Zum Einsatz von Videoanalyse-Software in den Sozialwissenschaften: Interaktionsmuster in aufgabenorientierten Kleingruppen
Autor/in:
Koch, Sabine C.; Zumbach, Jörg
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 3 (2002) 2
Details
Inhalt: In zwei Projekten an der Universität Heidelberg setzten wir exemplarisch die Videoanalysesoftware THEME (MAGNUSSON, 1997) ein, um Muster im Interaktionsverhalten von aufgabenorientierten Kleingruppen zu erfassen. Zum Einen in einem kognitionswissenschaftlich orientierten Projekt aus der Instruktionspsychologie, in dem kooperative Prozesse des Wissenserwerbs in Kleingruppen beim problembasierten Lernen (PBL) erforscht werden (z.B. ZUMBACH & REIMANN, 2000). Im Rahmen des qualitativen Teils der Analyse eines Experiments zum Lernen in Kleingruppen, zeigte sich hier eine deutliche Veränderung des Komplexitätsgrades der Interaktionsmuster einer Lerngruppe vor und nach einer individuellen Lernphase. Zum anderen führten wir eine Musteranalyse in dem interdisziplinären DFG-Projekt "Die kommunikative Konstruktion von Geschlecht in beruflichen Settings" (Schwerpunktprogramm "Professionalisierung – Organisation – Geschlecht") durch, in dem wir kommunikative Prozesse der Geschlechterkonstruktion am Arbeitsplatz mit überwiegend qualitativen Methoden aus Psychologie und Linguistik untersuchen (KOCH, KRUSE, KUBAT & THIMM, 2001). Die Datenbasis bilden dabei 20 Teamsitzungen in gleichgeschlechtlichen und gemischtgeschlechtlichen Arbeitsteams, deren verbales und nonverbales Gesprächsverhalten in Hinblick auf Geschlechterkonstruktionsprozesse untersucht werden. Dabei stehen kontroll- und unterstützungsbezogene Verhaltensmuster sowie Verhaltensqualitäten im Vordergrund des Interesses. Die audiovisuellen Aufzeichnungen aus beiden Projekten werden derzeit mit der Videoanalyse-Software THEME ausgewertet. THEME, von Magnus S. MAGNUSSON an der Universität Reykjavik entwickelt, bietet als multimediale Mustererkennungs-Software die Möglichkeit, Verhaltensmuster über beliebige Zeiträume hinweg aufzufinden, die nicht leicht mit bloßem Auge entdeckt werden können. Das Programm sucht auf der Basis der Wahrscheinlichkeitstheorie codebasiert nach sich wiederholenden syntaktischen Echtzeit-Mustern, unabhängig von der Einheit des zu beobachtenden Verhaltens. In diesem Artikel möchten wir die Arbeit mit THEME an zwei exemplarischen Auswertungsprozessen vorstellen und darüber hinaus, einen Ausblick auf das Potential dieses Werkzeuges im Bereich verbaler und nonverbaler Kommunikationsforschung innerhalb der Sozial- und Verhaltenswissenschaften geben.
Inhalt: In two projects at the University of Heidelberg we tested the video analysis software THEME (MAGNUSSON, 1997) in order to identify communicative patterns in task-oriented small group interaction. In an instructional psychology project with a cognitive science background we analyzed collaborative knowledge construction processes within a Problem-Based Learning (PBL) session (ZUMBACH & REIMANN, 2000). In this study we found that before and after a training phase interaction patterns in a learning group would change in quality and quantity. Participants displayed, e.g., more complex interaction patterns in the final discussion—after an individual learning phase—than in the beginning, and this change of patterns was comprehensively visualized by the THEME output graphics. In an interdisciplinary project of psychologists and linguists we analyze observed and perceived gendered interaction and gender construction processes at the workplace in same-sex and mixed-sex team conversation (KOCH, KUBAT, KRUSE & THIMM, 2001). The focus is on power-related and support-related behavior as well as on qualities of the behavior, including verbal and nonverbal patterns. A turn- and sequence based coding scheme has been developed to analyze data from 20 teams that have been audio-visually taped during two or three of their routine team meetings at the workplace. Using THEME we were able to find two specific interaction patterns that would not have been easily detected without the help of the software. The multimedia tool THEME, developed by Magnus S. MAGNUSSON from the University of Reykjavik in Iceland, combines different multivariate methods and thus helps to detect behavioral patterns over time that cannot easily be "eyeballed". The program searches for particular types of repeated syntactical real-time patterns based on probability theory, regardless of the unit of behavior. In this article we describe the use of the THEME software and address its potential within social sciences research.
Schlagwörter:gender; communication; Kommunikation; Gender; Videoanalyse; Musteranalyse; Verhaltensbeobachtung; Soziale Interaktion; Gruppen; Problembasiertes Lernen; Ko-Konstruktion von Wissen; video analysis; pattern analyses; behavior observation; social interaction; communication; groups; Problem-Based Learning; knowledge co-construction
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz