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Daten und Informationen zu Gender-Monitoring

Hochschulrankings und Gleichstellung

Hochschulrankings sind ein spezifisches, jedoch auch umstrittenes Instrument zur Qualitätssicherung an Hochschulen. Mit dem Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten stellt das CEWS seit 2003 regelmäßig ein Instrument zur Verfügung, um die Position von Hochschulen in Bezug auf Geschlechterverhältnisse national vergleichen zu können. Inzwischen wurden einige weitere Rankings mit Indikatoren zu Gleichstellung entwickelt, deren Ziele und Vorgehensweise hier vorgestellt werden. Schließlich finden Sie in diesem Abschnitt eine kurze Einführung in die allgemeine Diskussion zu Rankings.

Aktuelles Ranking: CEWS-Hochschulranking 2023 | Weitere Ausgaben unter CEWSpublik.

Eine umfassende Darlegung und Einordnung des CEWS-Hochschulrankings bietet ein Vortrag von Andrea Löther in der GESIS-Reihe „Meet the Experts“im März 2022 (Vortrag und Folien).

Zielsetzung

Das CEWS-Hochschulranking erscheint seit 2003 im zweijährlichen Rhythmus. Seit dem ersten Erscheinen hat es sich als ein Bestandteil der Qualitätssicherung für Gleichstellung an Hochschulen etabliert, das Instrumente wie Evaluationen oder hochschulinternes Monitoring ergänzt. Das Ziel des Gleichstellungsrankings ist es, quantitative Geschlechtergleichheiten und -ungleichheiten von Hochschulen in einem bundesweiten Vergleich darzustellen. Es bezieht sich auf den Gleichstellungsauftrag der Hochschulen: Diese sollen die gleichberechtigte Teilhabe von Männern und Frauen an Studium, wissenschaftlicher Weiterqualifikation und Personal der Hochschulen gewährleisten. Daher richtet sich das Ranking an Entscheidungsträger*innen in Hochschulen, wie Hochschulleitungen und Hochschulmanagement, an Gleichstellungsakteur*innen sowie an Bundes- und Landesministerien, Wissenschaftsorganisationen und die Politik.

Methodik und Indikatoren

Um die Leistungen von Universitäten, Fachhochschulen und künstlerischen Hochschulen zu bewerten, werden Indikatoren für die Bereiche Studierende, wissenschaftliche Qualifikation, Personal und Veränderungen im Zeitverlauf gebildet. Die Indikatoren folgen der Logik des Kaskadenmodells (siehe hierzu die Unterseite Gender-Monitoring in der Praxis). Bezugsgröße sind der Studentinnenanteil bzw. der Frauenanteil an den Promotionen. Berechnet werden die folgenden Indikatoren:

  • Promotion
    Frauenanteil an den Promotionen in Bezug auf den Studentinnenanteil
  • Wissenschaftliche Qualifikation nach der Promotion
    Frauenanteil an Habilitationen und Juniorprofessuren in Bezug auf den Frauenanteil an Promotionen
  • Hauptberufliches wissenschaftliches und künstlerisches Personal unterhalb der Lebenszeitprofessur
    entsprechender Frauenanteil in Bezug auf den Studentinnenanteil
  • Professuren
    Professorinnenanteil in Bezug auf den Frauenanteil an Promotionen
  • Veränderungen des Frauenanteils beim hauptberuflichen wissenschaftlichen und künstlerischen Personal unterhalb der Lebenszeitprofessur
    Differenz des Frauenanteils im Bezugsjahr zu fünf Jahren vorher
  • Veränderung des Frauenanteils bei den Professuren
    Differenz des Frauenanteils im Bezugsjahr zu fünf Jahren vorher
  • Studierende
    Studentinnenanteil in den Fächern, in denen der Studentinnenanteil bundesweit unter 40 Prozent liegt, im Verhältnis zum bundesweiten Studentinnenanteil

Das CEWS-Hochschulranking weist keine einzelnen Rangplätze aus, sondern bildet drei Ranggruppen: Spitzengruppe, Mittelgruppe und Schlussgruppe. Die Zuordnung zu den Ranggruppen erfolgt für die meisten Indikatoren über Quartile: Zur Spitzengruppe gehören die besten 25 Prozent, zur Schlussgruppe das Viertel an Hochschulen mit den schlechtesten Werten. Für die Trendindikatoren werden Schwellenwerten gesetzt.

Die Berechnung der Gesamtrangliste ergibt sich aus der Summierung der Punkte für die einzelnen Indikatoren. Die Indikatoren werden nicht gewichtet. Der Studierendenindikator fließt nicht in das Gesamtranking ein, da an einer Vielzahl von Hochschulen keines der Fächer, für die er berechnet wird, vorhanden ist.

Das CEWS-Hochschulranking basiert auf Daten des Statistischen Bundesamtes. Eine gesonderte Datenerhebung findet nicht statt. In das Ranking werden alle Hochschulen einbezogen, die Mitglied der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) sind und mindestens 10 Professuren haben, sowie Hochschulen, die nicht Mitglied in der HRK sind und mindestens 30 Professuren haben. Dabei wird nach den drei Hochschultypen (Universitäten inkl. Pädagogische Hochschulen und Theologische Hochschulen; Fachhochschulen und Verwaltungsfachhochschulen; Künstlerische Hochschulen) unterschieden.

Der beschriebenen Methodik folgt das CEWS-Hochschulranking seit 2015. Nach einem Fachgespräch mit geladenen Expertinnen und Experten nahm das CEWS Änderungen gegenüber der ursprünglichen Methodik vor, ohne jedoch die grundlegende Logik (Beachtung des Fächerprofils der Hochschulen, Bildung von Ranggruppen statt exakten Rangplätzen, Gesamtindikator aus einer begrenzten Zahl von Einzelindikatoren, ausschließlich quantitative Daten des Statistischen Bundesamtes) aufzugeben. Die Änderungen betrafen:

  • Anwendung des Kaskadenmodells (Bezug auf den Frauenanteil an Promotionen)
  • Stärkere Abgrenzung zwischen Professuren und wissenschaftlichem Personal unterhalb der Professur
  • Aufnahme von Juniorprofessuren in den Indikator „Wissenschaftliche Qualifikation nach der Promotion“
  • Begrenzung des Studierendenindikators auf die Unterrepräsentanz von Studentinnen und Ausschluss aus der Berechnung des Gesamtindikators

Die Methodik des CEWS-Hochschulrankings können Hochschulen, ggf. angepasst, für einen internen Vergleich (Fachbereiche, Fakultäten oder Institute) nutzen.

Einordnung

Das CEWS nutzt das Instrument „Ranking“ für einen bundesweiten Vergleich von Hochschulen bei der Erreichung von Geschlechtergleichstellung. Das Instrument schafft Aufmerksamkeit für das Thema Geschlechtergleichstellung und erzeugt an Hochschulen und in Bundesländern Druck für gleichstellungspolitische Maßnahmen. Zugleich folgt das CEWS-Ranking damit aber auch der Logik von Rankings: Es unterwirft sich der Wettbewerbslogik und der damit verbundenen Hochschul- und Wissenschaftsgovernance. Auch bei der Bildung von Ranggruppen führt die Logik des Rankings dazu, dass es immer Hochschulen in der Schlussgruppe gibt, selbst wenn diese ebenfalls gleichstellungspolitische Anstrengungen unternommen haben. Weiter besteht die Gefahr, Geschlechtergerechtigkeit auf Frauenanteile zu reduzieren. Die Klarheit des Rankings – die ausschließliche Verwendung von quantitativen Daten des Statistischen Bundesamtes – ist zugleich seine Schwäche: die fehlende Integration von Daten zu Gleichstellungspolitiken. Zu berücksichtigen ist, dass eine Platzierung im CEWS-Hochschulranking nicht unmittelbar als Wirkung von gleichstellungspolitischen Initiativen einer Hochschule gesehen werden kann, sondern dass auch Kontextfaktoren wie die Politik eines Landes, Fluktuationen beim Personal aufgrund unterschiedlicher Faktoren oder der Wettbewerbscharakter des Rankings Einfluss auf die Platzierung haben. Bei der Nutzung des Instruments „Rankings“ sind also dessen Grenzen und das Zusammenspiel mit weiteren Instrumenten der Qualitätssicherung, wie Evaluationen und hochschulinternem Monitoring, zu beachten. Mit der Verwendung von Daten des Statistischen Bundesamtes stehen derzeit nur binär-codierte Daten zu Geschlecht zur Verfügung.

Rankings und wissenschaftspolitische Veränderungen

Derzeit gibt es über 150 nationale und spezialisierte Hochschulrankings und zwanzig globale Rankings (vgl. Hazelkorn 2017: 6). In Deutschland veröffentlichte der „Spiegel“ 1989 das erste Hochschulranking, dem 1993 und 1999 weitere folgten. Anders als der Spiegel ermitteln die seit 1998 veröffentlichten Hochschulrankings des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), die zunächst in Medienpartnerschaft mit dem „Stern“, später mit der ZEIT erschienen, nicht „die beste Uni“. Die CHE-Rankings streben „eine vergleichende und bewertende Beschreibung verschiedener Leistungsdimensionen (...) und Charakteristika des Studiengangs, des Fachbereichs, der Hochschule und des Hochschulstandortes“ an (Hornbostel 2001: 85). Von den globalen Rankings sind vor allem das Shanghai Academic Ranking of World Universities (ARWU, seit 2003), das Ranking der britischen Hochschulzeitung Times Higher Education (THE, seit 2004) und Quacquarelli Symonds World Ranking (QS, ursprünglich zusammen mit THE) relevant. In Abgrenzung zur Methodik dieser globalen Rankings entwickelte ein Konsortium von Hochschul- und Wissenschaftsforschungszentren im Auftrag der Europäischen Kommission mit U-Multirank ein multidimensionales internationales Hochschulranking, das an den Nutzenden – vorwiegend Studierenden – orientiert ist.

Rankings spiegeln hochschul- und wissenschaftspolitische Entwicklung wider. In den 1980er Jahren waren nationale Rankings in den USA wie das Ranking zu Forschungsleistungen der National Academy of Science (seit 1982) und das Ranking von under graduate-Programmen (US News and World Report College Rankings, seit 1983) eine Antwort auf die “growing massification, student mobility and the ‘glorification of markets’“ (Hazelkorn 2017: 7). Im marktorientierten Hochschulsystem der USA bedienen die Rankings ein hohes Informationsbedürfnis, das durch die große Anzahl an Organisationen, die Hochschulbildung vermitteln, sowie die Ausdifferenzierung der Angebotsprofile und der Qualität entsteht (vgl. CEWS 2003; Pechar 1997). Die globalen Rankings, die seit 2003 entwickelt wurden, sind im Zusammenhang mit der intensivierten Globalisierung und dem globalen Wettbewerb zu sehen. Rankings sind mit einer veränderten Hochschulgovernance, vor allem einer erhöhten Rechenschaftspflicht („accountability“) und Wettbewerbslogik sowie einem veränderten Verhältnis von Hochschule und Staat verbunden. Sie sind Ausdruck von (globalem) Wettbewerb zwischen Hochschulen und zugleich Medium dieses Wettbewerbs (Federkeil 2013: 36). Oder, wie Ellen Hazelkorn es formuliert: “Rankings reflect and map this changing dynamic.“ (Hazelkorn 2017: 21).

Methodik und Indikatoren

Neben der Rolle von Rankings im globalen Wettbewerb und einer veränderten Hochschulgovernance beschäftigen sich wissenschaftliche Studien mit der Methodik von Rankings. Die Mehrzahl der Rankings folgt einem gemeinsamen methodischen Grundansatz (vgl. Federkeil 2013):

  • Vergleiche auf der Ebene ganzer Hochschulen ohne Differenzierung nach einzelnen Fächern und dadurch eingeschränkter Informationsgehalt beispielsweise für Studierende.
  • Berechnung von Gesamtwerten aus gewichteten Einzelindikatoren, sodass das komplexe System Hochschule in einer einzigen Zahl gemessen wird. Die Gewichtung ist ohne theoretische Grundlage und nicht robust.
  • Zuordnung zu exakten Rangplätzen, die suggerieren, dass jeder Rangunterschied auch ein Leistungsunterschied ist.

Die Indikatoren des Shanghai-Ranking (ARWA) beziehen sich ausschließlich auf Forschungsleistungen (bibliometrische Daten, Nobelpreise und Fields-Medaillen). Das THE- und das QS-Ranking bewerten Forschung, Lehre, internationale Ausrichtung und Reputation. Die Indikatoren und Datengrundlagen führen zu systematischen Verzerrungen (vgl. Federkeil 2013): Die Indikatoren des Shanghai-Rankings begünstigen naturwissenschaftlich orientierte Forschungsuniversitäten. Beim THE- und QS-Ranking sind vor allem die hohe Gewichtung und die Erhebung des Indikators „Reputation“ problematisch (Stichprobe und Methode der Befragung, Messung von Renommee und nicht der tatsächlichen Qualität). In der „Konzentration auf Forschungsexzellenz im internationalen Maßstab“, die sich aus der Methodik ergibt, sieht Gero Federkeil das größte hochschulpolitische Problem der Rankings (Federkeil 2013: 44). Die Rankings verfügen über Definitionsmacht über „world class universities“ und stellen eine Gefahr für die Diversität von Hochschulen dar. In den globalen Rankings sind 500-600 Hochschulen und damit lediglich 3,5 % aller Hochschulen enthalten.

Hochschulen und insbesondere Hochschulleitungen nutzen Rankings als Informationsquelle für strategische Entscheidungen oder für eine Stärkung der Reputation. Studien zeigen jedoch auch, dass Hochschulen Rankings als ein Instrument unter anderen für strategische Planung nutzen und gerade wegen der methodischen Schwächen durchaus reflektiert mit den Rankings umgehen (vgl. Hazelkorn et al. 2014; Leiber 2017).

Quellen

Federkeil, Gero (2013): Internationale Hochschulrankings – Eine kritische Bestandsaufnahme. In: Beiträge zur Hochschulforschung 35, S. 34–48. (URL: https://www.bzh.bayern.de/fileadmin/news_import/2-2013-Federkeil.pdf).

Hazelkorn, Ellen (2017): Rankings and higher education. Reframing relationships within and between states. Hg. v. Centre for Global Higher Education: London (Centre for Global Higher Education working paper series, no. 19). (URL: https://www.researchcghe.org/perch/resources/publications/wp19.pdf).

Hazelkorn, Ellen; Loukkola, Tia; Zhang, Thérèse (2014): Rankings in institutional strategies and processes: impact or illusion? (URL: https://eua.eu/component/attachments/attachments.html?id=415).

Hornbostel, Stefan (2001): Der Studienführer des CHE: ein multidimensionales Ranking. In: Engel, Uwe (Hg.): Hochschul-Ranking. Zur Qualitätsbewertung von Studium und Lehre. Frankfurt/Main: Campus-Verlag, S. 83–120.

Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung (CEWS) (2003): Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten. Unter Mitarbeit von Andrea Löther. Bonn (cews.publik, 5). (URL: http://www.gesis.org/fileadmin/cews/www/download/cews-publik5.pdf).

Leiber, Theodor (2017): University governance and rankings. The ambivalent role of rankings for autonomy, accountability and competition. In: Beiträge zur Hochschulforschung 39 (3/4), S. 30–51. (URL: https://www.bzh.bayern.de/fileadmin/news_import/3-4-2017-Leiber.pdf).

Pechar, Hans (1997): Leistungstransparenz oder Wünschelrute? Über das Ranking von Hochschulen in den USA und im deutschsprachigen Raum. In: Altrichter, Herbert; Schratz, Michael; Pechar, Hans (Hg.): Hochschulen auf dem Prüfstand. Was bringt Evaluation für die Entwicklung von Universitäten und Fachhochschulen? Innsbruck: Studienverlag, S. 157–178.

Neben dem CEWS-Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten enthalten einige weitere Hochschulrankings Gleichstellungsindikatoren oder fokussieren auf Geschlechtergleichstellung.

THE – Impact Rankings by SDG: gender equality

Times Higher Education erstellt seit 2019 Rankings zu den Nachhaltigen Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals, SDG) der UN. Das Ranking zu SDG 5 (Gender Equality) „measures universities’ research on the study of gender, their policies on gender equality and their commitment to recruiting and promoting women.”

Methodik und Indikatoren

Das Ranking berechnet exakte Rangplätze und einen Gesamtindikator, der sich aus sechs gewichteten Einzelindikatoren mit insgesamt 18 Unterindikatoren zusammensetzt:

  • Forschung (27 %)
  • Anteil der Studentinnen, deren Eltern keinen Hochschulabschluss haben (first-generation female students) (15,4 %)
  • Maßnahmen zur Rekrutierung von Studentinnen (15,4 %)
  • Frauenanteil an Führungspositionen (Professuren, Fakultäts- und Hochschulleitung) (15,4 %)
  • Frauenanteil an Abschlüssen (BA) (11,5 %)
  • Frauenfördermaßnahmen (15,3 %)

Die Indikatoren beinhalten bibliometrische Daten (Indikator Forschung), quantitative Daten (Studierende, Abschlüsse, Personal) und qualitative Daten (Existenz von Gleichstellungsmaßnahmen wie Mentoring, Anti-Diskriminierungsrichtlinien, Kinderbetreuung u.ä.). Mit Ausnahme der bibliometrischen Daten beruhen alle Daten auf Selbstauskünften der Hochschulen. Zu den Gleichstellungsmaßnahmen sollen die Hochschulen Belege für ihre Angaben vorlegen. Die genaue Berechnung, insbesondere die Verknüpfung von quantitativen und qualitativen Daten, bleibt unklar.

Die Aufnahme in das Ranking erfolgt, indem Hochschulen ihre Daten THE zur Verfügung stellen. Voraussetzung für die Aufnahme sind BA-Studienangebote (undergraduate level) und eine offizielle Akkreditierung. In dem Ranking für 2023 sind knapp 1100 Hochschulen weltweit bewertet. Von den zehn deutschen Hochschulen ist die Freie Universität Berlin (Rang 76) am höchsten platziert. Weiter finden sich vier Schweizer Hochschulen und eine private österreichische Hochschule in dem Ranking. In der Gruppe der zehn höchstplatzierten Hochschulen finden sich drei europäische Hochschulen (Universität Bologna, Dublin City University, National and Kapodistiran University of Athens).

Einordnung

THE legt ein ambitioniertes und differenziertes Ranking zu Gleichstellung vor, das mit „first generation students“ intersektionale Perspektiven integriert. Auch die Verknüpfung von quantitativen Output-Indikatoren und qualitativen Indikatoren zu Gleichstellungsmaßnahmen ist ein interessanter Ansatz. Allerdings trägt das Ranking die allgemeinen Schwächen der meisten globalen Rankings: Die Berechnung von exakten Rangplätzen suggeriert exakte Leistungsunterschiede. Die Vielzahl an Indikatoren erschwert eine Aussage, worauf eine Platzierung zurückzuführen ist. Die Gewichtung der Indikatoren ist theoretisch und empirisch nicht belegt. Zudem legt das Ranking die Angaben zu den einzelnen Indikatoren für die bewerteten Hochschulen nicht offen.

Das Ranking wird regelmäßig aktualisiert. Derzeit liegen Daten für 2019-2023 vor.

 

U-Multirank

U-Multirank ist ein multidimensionales internationales Hochschulranking, das sich an den Nutzenden – vorwiegend Studierenden – orientiert. U-Multirank wurde von einem Konsortium entwickelt, das vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE), dem Center for Higher Education Policy Studies (CHEPS, Universität Twente), dem Centre for Science and Technology Studies (CWTS, Universität Leiden) und Fundación CYD (Spanien) geleitet wird.

Methodik und Indikatoren

U-Multirank vergleicht die Leistungen von Hochschulen in fünf Bereichen (Lehre, Forschung, Wissenstransfer, internationale Orientierung und regionales Engagement) jeweils für einzelne Fächer. Die Nutzenden können die einzelnen Bereiche und Indikatoren nach ihren Bedürfnissen auswählen. Das Ranking weist keine exakten Rangplätze, sondern Ranggruppen aus.

Das Ranking integriert folgende Indikatoren, die die Geschlechterverhältnisse einer Hochschule abbilden:

  • Studentinnenanteil
  • Frauenanteil am wissenschaftlichen Personal
  • Wahrscheinlichkeit von männlichen und weiblichen Studierenden, eine Promotion abzuschließen („Gender Balance“)
  • Anteil von Autorinnen an allen Publikationen einer Institution (seit 2022)

Datenquelle ist eine Befragung der Fachbereiche und Hochschulen.

Angaben zur „Gender Balance“ können in das Ranking einzelner Fächer und einer Hochschule als Ganzes integriert werden, indem nach Erstellung eines Rankings die Indikatoren über „Change measures“ geändert werden. Die einzelnen Werte werden durch Mouseover sichtbar.

Seit 2022 enthält das Ranking (einzelne Fächer) auf einen Indikator zur sozialen Inklusion, der den Anteil von Studienanfänger*innen (BA) aus Studierendengruppen, die im Hochschulkontext typischerweise unterrepräsentiert sind (ältere Studierende, Studierende mit Beeinträchtigungen, Studierenden mit einem nicht-akademischen Familienhintergrund).

U-Multirank fasst außerdem die Daten in einem Gender Monitor zusammen (vgl. Abschnitt Zugang zu statistischen Daten).

Einordnung

Das U-Multirank setzt sich durch seine Methodik (Bewertung von Fächern, Ranggruppen, individuelle Auswahl und Anpassung) deutlich von vielen anderen Rankings ab. Durch den Bezug auf Fächer sind auch die Gleichstellungsindikatoren aussagekräftiger und vermeiden Verzerrungen, die durch die Fächerprofile der Hochschulen entstehen. Der Indikator „Gender Balance“ ermöglicht eine differenziertere Bewertung als lediglich der Frauenanteil an den Promotionen und kann mit anderen Indikatoren verknüpft werden, ohne einen zusammengefassten Wert zu berechnen. Kritisch anzumerken ist, dass der Indikator Gender Balance erst in einem späten Schritt bei der Erstellung des Rankings integriert werden kann und daher wenig sichtbar ist.

Das Ranking wird regelmäßig aktualisiert.

 

vsvbb-Ranking: Frauenquote an deutschen Hochschulen und Universitäten

2022 und 2023 veröffentlichte der Verbraucherschutzverein Berlin/Brandenburg e.V. (vsvbb) eine Datenauswertung zur Frauenquote an 40 bzw. 50 befragten Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Die Analyse umfasst Daten zu Professor*innen, Hochschul- und Fakultätsleitungen und Studierenden.

Methodik und Indikatoren

Die Auswertung erfolgt in drei Tabellen: Professor*innen und Juniorprofessor*innen, Fakultätsleitung und Rektor*in/Präsident*in und Studierende. Die Rangplätze werden nach der Höhe des Frauenanteils an den Professor*innen, Fakultätsleitungen und Studierenden erstellt. Die Daten entstammten Selbstauskünften der Hochschulen aus einer Befragung durch den vsvbb. Ausgewählt wurden die Hochschule nach ihrer Größe.

Das Ranking 2023 enthält Daten zu 42 Hochschulen.

Einordnung

Schwächen des Rankings sind die Reduzierung von Geschlechtergleichstellung auf einen Indikator, die Bildung von Rangplätzen ohne Berücksichtigung des Fächerprofils einer Hochschule und die Begrenzung auf eine kleine Anzahl an Hochschulen.

 

Ranking der WBS-Gruppe

2019 veröffentlichte die WBS-Gruppe, ein privater Bildungsanbieter, drei Rankings zu Geschlechtergleichstellung an Hochschulen (Professorinnen, Dekaninnen, Rektorinnen). Das Ranking ist inzwischen nicht mehr online zugänglich.

Methodik und Indikatoren

Die Rankings beruhten jeweils auf einem einzigen Indikator, dem Frauenanteil an den Professuren, Dekan*innen und Rektor*innen. Die Rangplätze wurden nach der Höhe des jeweiligen Frauenanteils erstellt. Die Daten entstammten Selbstauskünften der Hochschulen auf eine Befragung durch die WBS-Gruppe.

Das Ranking enthielt Daten zu den 37 größten Hochschulen (vorwiegend Universitäten), wobei beispielsweise die Münchener Universitäten, die TU Berlin oder die Universitäten Heidelberg und Bielefeld fehlten.

Einordnung

Das Ranking erreichte durch eine Veröffentlichung im Spiegel und eine offensive Öffentlichkeitsarbeit (Gender-Debatte an Hochschulen: An diesen Unis arbeiten die meisten Professorinnen) eine große Öffentlichkeit. Schwächen sind die Reduzierung von Geschlechtergleichstellung auf einen Indikator, die Bildung von Rangplätzen ohne Berücksichtigung des Fächerprofils einer Hochschule und die unzureichende Repräsentanz von Hochschulen.

Das Ranking wird nicht aktualisiert.

 

GEW Kodex-Check

2017 veröffentlichte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft den „Kodex-Check“, mit dem ein Ranking der staatlichen Universitäten in Deutschland zu den Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen erstellt wurde. Das Ranking orientiert sich an den zehn Kriterien des Herrschinger Kodex „Gute Arbeit in der Wissenschaft“, zu denen „Familienfreundliche Gestaltung von Karrierewegen“ und „Gleiche Chancen für Frauen und Männer“ gehören. Der Check ist online nicht mehr zugänglich.

Methodik und Indikatoren

Basis des Kodex-Checks waren Daten aus der Studie „Beschäftigungsbedingungen und Personalpolitik“ der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Daten zu Familienfreundlichkeit und Chancengleichheit entstammten den Webseiten der Universitäten (Stand: Februar 2015 und März 2018) und dem Statistischen Bundesamt (2016). Der Kodex-Check gab Informationen zu 88 Universitäten (einschließlich Pädagogischer Hochschulen).

Für das Kriterium Familienfreundlichkeit wurden folgende Angaben erhoben:

  • Konzept für Familienfreundlichkeit
  • Audit familiengerechte Hochschule
  • Mitglied im Best Practice-Club

Nutzende konnten eine Rangfolge (vorhanden oder nicht) für die einzelnen Instrumente erstellen. Eine Gesamtrangfolge wurde nicht berechnet. Über „Detailwerte“ waren Informationen zur Ausgestaltung des Konzeptes für Familienfreundlichkeit abrufbar.

Für das Kriterium Chancengleichheit wurden folgende Angaben erhoben:

  • Frauenanteil am hauptberuflichen wissenschaftlichen Personal mit einer Differenzierung Befristung und Teilzeit
  • Vorhandensein eines Gleichstellungskonzeptes

Nutzende konnten eine Rangfolge für die einzelnen Angaben erstellen, die sich bei den quantitativen Daten aus der Höhe des Frauenanteils ergibt (je höher der Frauenanteil, desto höher in der Rangliste). Über „Detailwerte“ waren für die einzelnen Universitäten weitere Angaben zugänglich, u.a. zur Ausgestaltung des Gleichstellungskonzeptes, zur Positionierung im CEWS-Hochschulranking 2017 und Frauen- und Männeranteile nach Karrierestufen.

Einordnung

Der Kodex-Check verorteet Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit in einem größeren Kontext zu Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen. Positiv war auch die Integration von konzeptionellen Maßnahmen und Daten zu Teilzeit und Befristung. Aus den quantitativen und qualitativen Daten wurde kein Gesamtwert berechnet, sondern die Angaben dienten vor allem als Informationen für die Nutzenden. Eine Schwäche war, dass sich die Rangfolge bei den quantitativen Daten aus der Höhe des Frauenanteils berechnete, ohne eine horizontale Segregation zu beachten, und der Logik „je höher, desto besser“ folgte. Die höchstplatzierten Hochschulen mit Frauenanteile von über 60 % waren Pädagogische Hochschulen und die Tierärztliche Hochschule.

Der Kodex-Check ist nicht mehr zugänglich und wurde nicht aktualisiert.