Neue Daten - Neue Möglichkeiten
Die stetig fortschreitende Digitalisierung verändert die Art und Weise wie wir kommunizieren, lernen, arbeiten, reisen, uns unterhalten, Information verbreiten und auch wie wir unsere Beziehungen zueinander gestalten. Online Plattformen, soziale Netzwerke und Apps schaffen dafür stetig neue Interaktionsräume, die nach ihren ganz eigenen Regeln und Prinzipien funktionieren. Sie können dazu beitragen existierende soziale Phänomene zu verstärken oder sogar neue zu schaffen, die es in dieser Form vor 20 Jahren noch nicht gab. Hierzu zählen zum Beispiel Filterblasen, politische Polarisierung, Fake News, psychologische und relationale Auswirkungen sozialer Medien, der Einfluss von Selektionsalgorithmen oder Hate Speech.
Die Verlagerung ins Digitale sorgt allerdings auch dafür, dass menschliches Verhalten in vorher unerreichtem Detail abgebildet wird. In Verbindung mit neuen methodischen Ansätzen aus den Bereichen Data Science und Machine Learning bieten diese digitalen Verhaltensdaten neuartige Potentiale zur Analyse sozialer und politischer Phänomene – von globaler Vernetzung über politische Meinungsbildung und Polarisierung, hin zur Beschreibung von Netzwerken, Gruppenverhalten und Interaktionsmustern. Sie können aber auch dazu genutzt werden die Dynamiken digitaler Plattformen selbst zu beforschen, indem Phänomene wie Kommunikationskaskaden, Suchvorschläge, Rangfolgen, die Begünstigung von Echokammern, Desinformation oder Hasskommentaren sowie die Verstärkung von existierenden Ungleichheiten dort messbar gemacht werden, wo sie entstehen.
Sondertatbestand "Digitale Verhaltensdaten"
GESIS hat mit der Gründung der Abteilung “Computational Social Science” bereits 2013 einen Grundstein für die Arbeit mit digitalen Verhaltensdaten gelegt. Aufbauend auf diesen Vorarbeiten wird GESIS ab Januar 2022 mithilfe eines großen strategischen Sondertatbestandes die sozialwissenschaftlichen Potentiale digitaler Verhaltensdaten umfassend für die Sozialwissenschaften erschließen. Durch neue Angebote wird erstmals eine grundlegende Infrastruktur zur Arbeit mit digitalen Verhaltensdaten geschaffen, die ein „europaweites Alleinstellungsmerkmal“ (Wissenschaftsrat, 2021) darstellt.
Damit baut GESIS digitale Verhaltensdaten langfristig zu einem institutsweiten zweiten Standbein aus und adressiert gemeinsam mit nationalen und internationalen Kooperationspartnern gezielt die Herausforderungen, welche Wissenschaftler*innen die Arbeit mit diesen Daten erschweren. Die Entwicklung neuer Angebote geschieht forschungsbasiert, wird durch den Aufbau einer Koordinationsgruppe aktiv die Fachcommunities mit einbeziehen und fördert im besonderen Maße die Verbindung von digitalen Verhaltensdaten und Umfragedaten. GESIS‘ Ziel ist dabei die Ermöglichung von innovativer Forschung mit neuen Daten und Methoden.
Zu Umsetzung dieses Ziels entwickelt GESIS neue Angebote in vier Kernbereichen: Datenerhebung, Datenaufbereitung, Datenanalyse und Datenbereitstellung. Ergänzt werden diese durch methodische Grundlagenforschung zur Qualität digitaler Verhaltensdaten, Erweiterung der Expertise von GESIS im Bereich Ethik und Recht sowie Trainingsangeboten zur Vermittlung neuer Methoden und Fertigkeiten in die Sozialwissenschaften.