GESIS Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften: Homepage aufrufen

Suppl. 22 - Jugendforschung

Philip Jost Janssen: Jugendforschung in der frühen Bundesrepublik: Diskurse und Umfragen

  • Philip Jost Janssen: Vorwort
  • Philip Jost Janssen: Konzeptioneller Rahmen
  • Philip Jost Janssen: Diskurse der interdisziplinären Jugendforschung
  • Philip Jost Janssen: Jugend und Jugendbilder in den Umfragen
  • Philip Jost Janssen: Schlussbetrachtung: Jugendforschung als Gesamtgesellschaft
  • Appendix
HSR Supplement No. 22 (2010): Janssen: Jugendforschung

Philip Jost Janssen: Jugendforschung in der frühen Bundesrepublik: Diskurse und Umfragen.

„Jugend“ ist in eine Schlüsselkategorie für das gesellschaftliche Selbstverständnis der frühen Bundesrepublik. Die Projektionsfläche Jugend fungiert als Ideal-, Zukunfts- und Albtraumbild par excellence, als Passepartout für anderes: Man verhandelt immer auch die moderne Massen-, Konsum- und Mediengesellschaft, gerade im Kontext von Demokratisierungs- und Amerikanisierungsdebatten. Aber gleichzeitig geht es auch um wissenschaftsimmanente Selbstpositionierung innerhalb der interdisziplinären Jugendforschung und in den 50er Jahren auch um einen veritablen Methodenstreit –  hier ist eine rasches Überschreiben des tradierten Jugendideals mittels Umfrageforschung zu beobachten. Mit der neuen primären Deutungsinstanz der quantitativ-empirischen Jugendsoziologie verändert sich folgerichtig auch die bevorzugte Sicht auf Jugend in Richtung von Außenansichten und messbaren Durchschnittstypen, Metaphern einer „Pflanze Jugend“ weichen dem Bild des „Seismografen“. Aus diesem Selbstverständnis gewinnt soziologische Jugendforschung als „Wirklichkeitswissenschaft“ – trotz des traditionellen sprachlichen Habitus als innergesellschaftliche Ethnologie – den Anspruch umfassender Zeitdiagnose und Politikberatung.

Wie sich Methode, auch wie sich nicht zuletzt wegen der neuen Methoden die Tonalität in der Jugendforschung relativ schnell ändert, dass sich dabei markante Analogien von Jugendbeschreibung mit dem eigenen Forschungsprogramm und Forscherbiografie sowie mit Maximen westdeutscher Politik im Selbstverständnis einer „Nivellierte Mittelstandsgesellschaft“ ergeben, wird in dieser Studie herausgearbeitet. Als „Historische Kontextanalyse“ diskutiert  die Arbeit außerdem die Jugendprofile der frühen Bundesrepublik, so, wie sie sich über die Umfragedaten vermitteln. Sie evaluiert damit gleichzeitig das Quellenpotenzial und lotet die notwendigen Voraussetzungen für einen spezifisch zeitgeschichtlichen Zugriff auf historisch gewordene Umfragedaten aus.